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Über den Umgang mit Diktatoren

Hartmut

Well-Known Member
Registriert
15. August 2005
Beiträge
3.007
Hallo,

im Juli letzten Jahres wurde in Genf ein Sohn des libyschen Diktators M. Ghaddafi zusammen mit seiner schwangeren Ehefrau verhaftet. Grund: Misshandlung von Angestellten.

Vier Tage später wurden in Libyen zwei Schweizer unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet. Sie sind noch heute in libyscher Gewalt. Seitdem sind die Beziehungen zwischen der Schweiz und Libyen eingefroren.

Vergangene Woche versuchte der gegenwärtige Schweizer Bundespräsident R. Merz einen beherzten Vorstoss, um die beiden Schweizer Geiseln frei zu bekommen und das Verhältnis zu Libyen zu normalisieren. Er entschuldigte sich für das (rechtmässige!) Vorgehen der Schweizer Polizei gegen Ghadaffis Sohn.

Die Frage ist, wer sich eigentlich entschuldigen müsste. Es sollte eigentlich Ghadaffi selbst sein! Aber dank seiner auf dem Öl begründeten Macht glaubt dieser Diktator, er könne sich über das Recht anderer Staaten hinwegsetzen.

Was meint ihr zu dem Vorfall und die adäquate Reaktion darauf?
Was wäre etwa passiert, wenn es sich statt um Ghadaffis Sohn um den Sohn eines prominenten westlichen Regierungschefs gehandelt hätte?

Gruss
Hartmut
 
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AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Was meint ihr zu dem Vorfall und die adäquate Reaktion darauf?
Was wäre etwa passiert, wenn es sich statt um Ghadaffis Sohn um den Sohn eines prominenten westlichen Regierungschefs gehandelt hätte?


zumindest tragen westliche Regierungschefs schon mal aus Prinzip keinen Titel wie "Diktator"...


Der Rote Baron
 
AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Vergangene Woche versuchte der gegenwärtige Schweizer Bundespräsident R. Merz einen beherzten Vorstoss, um die beiden Schweizer Geiseln frei zu bekommen und das Verhältnis zu Libyen zu normalisieren. Er entschuldigte sich für das (rechtmässige!) Vorgehen der Schweizer Polizei gegen Ghadaffis Sohn.

Die Frage ist, wer sich eigentlich entschuldigen müsste. Es sollte eigentlich Ghadaffi selbst sein! Aber dank seiner auf dem Öl begründeten Macht glaubt dieser Diktator, er könne sich über das Recht anderer Staaten hinwegsetzen.

Was meint ihr zu dem Vorfall und die adäquate Reaktion darauf?
Was wäre etwa passiert, wenn es sich statt um Ghadaffis Sohn um den Sohn eines prominenten westlichen Regierungschefs gehandelt hätte?

Gruss
Hartmut
Die Entschuldigung Eures Bundespräsidenten war sicher ein generöser Akt; es ist Euch zu wünschen, dass sie dem Ghadaffi ins Gemüt gegangen ist, sofern eines vorhanden ist.

Es ist mE ein Qualitätskriterium für einen Politiker, wenn er mit allen Charakteren reden kann; Dr. Bruno Kreisky, ein österreichischer Bundeskanzler, war auch so ein Politiker. Er sprach damals mit dem vielseits geächteten Arafat, wenn auch nicht in einer Österreich direkt betreffenden Causa.

Soweit ein Was-wäre-wenn-Szenario in die Politik passt: ein westlicher Regierungschef wäre sicher auch erbost gewesen - hätte mMn aber nicht derat überreagiert.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Hallo,
im Juli letzten Jahres wurde in Genf ein Sohn des libyschen Diktators M. Ghaddafi zusammen mit seiner schwangeren Ehefrau verhaftet. Grund: Misshandlung von Angestellten.
Wenn alle anderen Möglichkeiten zur Verhinderung weiterer Misshandlungen von abhänigigen Personen nichts gefruchtet haben, dann war es eine richtige Entscheidung.
Vier Tage später wurden in Libyen zwei Schweizer unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet. Sie sind noch heute in libyscher Gewalt. Seitdem sind die Beziehungen zwischen der Schweiz und Libyen eingefroren.
Mit ein bisschen Vordenken hätten die schweizer Behörden, eine solche Reaktion mit einkalkulieren können. In einem solchen Land gilt doch noch das Gesetz: Auge um Auge und Zahn um Zahn.

Vergangene Woche versuchte der gegenwärtige Schweizer Bundespräsident R. Merz einen beherzten Vorstoss, um die beiden Schweizer Geiseln frei zu bekommen und das Verhältnis zu Libyen zu normalisieren. Er entschuldigte sich für das (rechtmässige!) Vorgehen der Schweizer Polizei gegen Ghadaffis Sohn.
Eine ganz ganz schwache Leistung. Es gibt in diesem Fall keine Schuld, für die sich jemand entschuldigen müsste. Es gibt unterschiedliche Rechtsauffassungen und wenn der Sohn von Ghaddafi nebst seiner Frau die irrige Annahme aus ihrem Land mit gebracht haben Angestellte misshandeln zu dürfen, scheint es mir ein Versäumnis der schweizer Behörden zu sein, schon vorher auf die Menschenrechte in der Schweiz aufmerksam gemacht zu haben.
Die Frage ist, wer sich eigentlich entschuldigen müsste. Es sollte eigentlich Ghadaffi selbst sein! Aber dank seiner auf dem Öl begründeten Macht glaubt dieser Diktator, er könne sich über das Recht anderer Staaten hinwegsetzen.
Klar Ghaddaffi weiß selber vermutlich nicht was Menschenrechte sind und hat es versäumt dies seinem Sohn beizubringen. Vermutlich haben sein Sohn und seine Schwiegertochter selber jede Menge Misshandlungen als Kinder erlebt und für sie ist ein solches Verhalten "normal"
Was meint ihr zu dem Vorfall und die adäquate Reaktion darauf?
Was wäre etwa passiert, wenn es sich statt um Ghadaffis Sohn um den Sohn eines prominenten westlichen Regierungschefs gehandelt hätte?
Gruss Hartmut

Spätestens seit dem Fall Jesus von Nazareth sollte jeder Mensch mit halbwegs gesundem Menschenverstand begriffen haben, dass es in der Welt leider nicht um Gerechtigkeit sondern um Macht und Machtmissbrauch geht. Wer diesen Missstand beheben setzt auf die Wahrheit und die Liebe als die mächtigste Macht der Welt.
Es geht also darum im Vorfeld zu schauen, wie lässt sich der Machtmissbrauch verhindern und wie kann es besser gemacht werden, jetzt noch ein Urteil darüber abzugeben was wäre wenn halte ich für vergeudete Zeit und Liebesmühe.

meint :waesche1: :schaf: rg
 
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AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Die Entschuldigung Eures Bundespräsidenten war sicher ein generöser Akt; es ist Euch zu wünschen, dass sie dem Ghadaffi ins Gemüt gegangen ist, sofern eines vorhanden ist.

Hallo Zeili,

der Ghadaffi scheint ein ganz anderes (auf jeden Fall europafremdes) Gemüt zu haben.

Heute wurde bekannt, dass er anlässlich der kommenden UNO-Vollversammlung (wo Libyen den Vorsitz hat) die Liquidierung der Schweiz auf die Tagesordnung setzen will.

Die über 700-jährige Eidgenossenschaft zerschlagen und auf die Nachbarländer aufteilen?
Genauso gut könnte man fordern, die Libyer (ehemals Karthager) an Italien ( das in den Punischen Kriegen siegreiche Römische Reich) anzugliedern!

Entweder ist Ghadaffi extrem rachsüchtig oder er wird allmählich senil.

meint
Hartmut
 
AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Mit ein bisschen Vordenken hätten die schweizer Behörden eine solche Reaktion mit einkalkulieren können. In einem solchen Land gilt doch noch das Gesetz: Auge um Auge und Zahn um Zahn.

Das ist m. E. die eigentliche Schwachstelle bei der schweizerischen Reaktion auf den Vorfall. Besonders in Genf als Zweitsitz der UNO hätte man eigentlich genügend Fingerspitzengefühl haben müssen.

Spätestens seit dem Fall Jesus von Nazareth sollte jeder Mensch mit halbwegs gesundem Menschenverstand begriffen haben, dass es in der Welt leider nicht um Gerechtigkeit sondern um Macht und Machtmissbrauch geht.

Einverstanden.

Wer diesen Missstand beheben [will] setzt auf die Wahrheit und die Liebe als die mächtigste Macht der Welt.

Wahrheit und Liebe sind ziemlich stumpfe Waffen gegen die Mächtigen der Welt!

Gruss
Hartmut
 
AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Entweder ist Ghadaffi extrem rachsüchtig oder er wird allmählich senil.

Beobachte ich im Alltag die Bürger und Bürgerinnen so würde ich sagen: Ghadaffi ist normal!

Wahrheit und Liebe sind ziemlich stumpfe Waffen gegen die Mächtigen der Welt!

Aber nicht bei Dir. Du bist voller Wahrheit und Liebe!

Vier Tage später wurden in Libyen zwei Schweizer unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet.

Hast Du auch Fotos gemacht?

Was meint ihr zu dem Vorfall und die adäquate Reaktion darauf?

Leider kann ich dazu nicht viel sagen, denn ich war nicht dabei. Wie bist Du an diese ganzen Kontakte bis hin zum Schweizer Bundespräsidenten R. Merz gekommen? Toll!
 
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AW: Über den Umgang mit Diktatoren

Hallo Zeili,

der Ghadaffi scheint ein ganz anderes (auf jeden Fall europafremdes) Gemüt zu haben.

Heute wurde bekannt, dass er anlässlich der kommenden UNO-Vollversammlung (wo Libyen den Vorsitz hat) die Liquidierung der Schweiz auf die Tagesordnung setzen will.
Höchste Zeit, dass endlich ein Ersatz für das Erdöl gefunden wird; die Erdölbesitzer werden immer dreister.

Liebe Grüße

Zeili
 
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