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Tod?

Andreas 0815

New Member
Registriert
6. Juli 2007
Beiträge
95
Hi Forum,
ich möchte Euch mal mit einem Tabu behafteten Thema konfrontieren.

Wie steht Ihr zu Eurem eigenen Tod?

Habt Ihr Euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie nah Ihr ihm jeden Tag seid? Dies soll jetzt kein depressiver Thread für Lebensmüde sein, sondern ein zum nachdenken anregender. Der Tod wird gerne ignoriert. Er ist oft etwas, das anderen passiert. Was aber, wenn man plötzlich damit konfrontiert wird?
 
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AW: Tod?

Memento Mori?

Es ist weniger der eigene Tod, der mich beschäftigt. Dem sehe seit einem Selbstmordversuch vor einer halben Ewigkeit gelassen gegenüber.

Manchmal überkommt mich eher eine Angst, ich könnte wieder einen geliebten Menschen verlieren. Ich trauere nicht gerne.

fussel
 
AW: Tod?

Ich lebe sehr gerne, dennoch versuche ich, nicht zu vergessen, dass der Tod immer als Möglichkeit vorhanden ist. Das Leben ist sehr zerbrechlich. Ich hatte einige Freunde, die jung gestorben sind, vielleicht hat dies mein Bewusstsein, dass der Tod keineswegs immer erst im hohen Alter und nach einem erfüllten Leben eintreten muss geschärft.

Früher habe ich mir immer mal wieder vorzustellen versucht, was nach dem Tod sein könnte. Ich sah eigentlich immer nur zwei Möglichkeiten:
Entweder es geht in irgendeiner Form weiter und was auch immer das dann ist, denke ich, dass es ok. ist.
Oder es ist dann eben nichts mehr, das vollständige Verlöschen. Und das wäre dann auch ok., weil ich dann ja nichts mehr davon merke.

Was mich mehr beim Gedanken an den eigenen Tod beunruhigt, ist das Gefühl, meine Lieben traurig zurück zu lassen.

Ich finde es wichtig, ab und zu an den Tod zu denken, um bewusster leben zu können, sich nicht wegen Kleinigkeiten aus der Fassung bringen zu lassen und die Dinge dann in Angriff zu nehmen, wenn sie anstehen, statt sie zu verschieben.

Liebe Grüsse
Ela
 
AW: Tod?

Ich wurde vergangenes Jahr vom Gevatter gestreift. Wie nahe ich ihm dabei war, kann ich nicht sagen. Die Bedrohung wurde operativ entfernt, jedoch zurück bleibt die Angst. Nicht die Angst vor dem Tod oder dem Sterben. Seltsamer Weise, nein. Meine schlimmste Befürchtungen waren, daß ich meine Kinder nicht mehr aufwachsen sehen, ihnen nicht mehr auf den Weg ins Leben helfen könnte.

Ich dachte mir früher immer, wenn es soweit ist, dann bin ich halt Tod. Ich merke dann ja eh nichts mehr. Höchstens vor dem Sterben hatte ich Angst. Das ist ja nicht immer sehr angenehm. Heute ist der Gedanke an den Tod für mich noch immer etwas erschreckend. Die Angst habe ich zwar abgelegt, doch der Gedanke, mein Ziel unerfüllt zurückzulassen, nagt immer noch an mir.
 
AW: Tod?

Tod. Hab schon lang nicht darüber nachgedacht - über den Tod. Obwohl er doch fast täglich bei mir reinschaut und hallo sagt. Jeder Anruf meines Sohnes erinnert mich an den Tod, er geht immer wieder an die Grenze und schaut, ob es jenseits nicht doch besser für ihn ist.

Ich hab schon manchmal Angst vorm Sterben, nicht vor dem Tod. Kranksein und Schmerzen haben, das fürchte ich. Aber ich mache mir keine Sorgen, dass die Zurückbleibenden traurig sein werden. Traurig sein ist eine wichtige Lebenserfahrung, warum sollte ich mir deswegen Gedanken machen. Sterben und Tod gehören zum Leben wie Essen und Trinken und Schlafen. Es wundert mich oft, warum nicht darüber ganz locker gesprochen werden kann. Wo es doch wirklich alle betrifft.

Manchmal malt man sich ja auch aus, wie traurig die Leute sein werden, wenn man nicht mehr da ist. Als Kind hab ich das gemacht. "Die werden schon sehen, was ihnen dann fehlt, wenn ich nicht mehr da bin!" Die Trauer wird dann ein Maßstab für die Liebe, die einem entgegengebracht wurde.

Ja, es kommt mir jetzt etwas komisch vor, so über den Tod nachzudenken. Ich lebe seit früher Jugend mit dem Tod, seit mein Bruder beim Klettern tödlich verunglückte. Er war 19. Da hat keiner mit seinem Tod rechnen können, es war ein Schock. Die nachfolgenden Todesfälle in meiner Familie waren auch persönliche Katastrophen, aber nicht mehr soooo schlimm.

Im Lauf der Jahre hab ich erfahren, dass das nicht nur mich trifft, dass das DAS LEBEN ist, was ich so erlebe. Und die Gelassenheit wurde größer und größer.

Tod? Ja klar, kenn ich!
Das ist doch dieser leise und konsequente Bruder des Lebens!
:blume1:
 
AW: Tod?

Ist wisst doch was so eine KünstlerWG ist.

Man trinkt viel Bier (sehr viel Bier).
Man lacht viel und laut (sehr laut).
Es wird meistens spät (sehr spät).
Man redet kluges Zeugs (schrecklich klug).

Wenn seine Franzi kam, dann gab es Bohnen und Hackfleisch.
Dann gings ins Bett.
Nach ihr konnte man die Uhr stellen.
Sie kam sehr pünktlich.

Sie sind dann beide weg gezogen.
Nach Frankfurt.
Arbeit. Heirat. Kind.
Aus den Augen verloren.

Der ist tot. (Ich will seinen Namen nicht schreiben.)

Seit einiger Zeit begegnen mir Tote.
Sie kommen mir auf der Straße entgegen.
Manchmal grüßt man sich (manche erkennen mich gar nicht).

Neulich ist ein Fahrradfahrer zerfahren worden.
Der hat mit den Beinen gezappelt.
Wie ein Käfer, der nicht mehr rum kommt.
Die Stelle, wo er lag, macht mir seit dem Angst. Wirklich.
 
AW: Tod?

Bevor ich mir hier etwas Neues ausdenken muss, kann ich eigentlich auch meinen Blogeintrag von heute kopieren, da dieses Thema hier mich zu den Gedanken inspiriert hat:

Besonders schwierig ist es nicht, mit dem Tod konfrontiert zu werden. Er begegnet uns ohnehin beinahe täglich. Man braucht nur die Zeitung aufzuschlagen oder das Radio anzumachen. Leute, die so gut im Verdrängen sind, dass der Tod ins Unterbewusste zurücktritt und sie nur gelegentlich behelligt, werden kaum einen Gedanken mehr als nötig daran verschwenden. Aber für unsereinen, der doch zu gerne mal über allen möglichen Sinn und Unsinn nachdenkt (grübelt?), tun sich da wahre Abgründe auf.

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass der Geselle mit der Sense vor vielen Jahren schon einmal neben mir stand?
Okay, das habe ich hiermit getan.

Früher...früher machte ich mir nie Gedanken darum, aber als ich irgendwann feststellte, dass mir dieser schwarzgewandete Kerl gar nicht so unsymphatisch war, wie er es sein sollte, beschäftigte sich erst nur mein Unterbewusstsein mit den diversen Möglichkeiten des Dahinscheidens, später dann zu meinem Übel auch mein Bewusstsein.
Ich warf mich dem alten Sack quasi wissent- und willentlich in seine weitgeöffneten Arme. Offensichtlich war ihm diese Ausführung seines Jobs zu einfach oder er ist verdammt wählerisch, jedenfalls wollte er mich nicht haben, was ich ihm damals SEHR übel nahm.
Der Vorteil ist, dass ich dem Typen nun ohne Angst und Schlottern folgen werde, wenn er glaubt, er hat endlich genug um meine Seele gekämpft.

Ein tragisches Ende gibt es bei der ganzen Sache nicht, auch wenn das so manch einer vielleicht gern so hätte. Nur könnte ich dann schwerlich diesen Eintrag verfassen, es sein denn, ich würde an ein Leben nach dem Tod und an Heimsuchung glauben, was ich nicht tue.

Welche Gewohnheiten jeder für sich nun entwickelt hat, um alltäglich den Gedanken an sein Ableben zu entfliehen, hängt sicher auch davon ab, wie ängstlich er dem Gevatter gedanklich gegenübersteht. Bitten und beten wird da wohl kaum der richtige Ansatz sein. Bestechlich ist der Knabe auch eher nicht. Vielleicht könnte man ja auch einige Neurosen entwickeln. Die sollen in bestimmten Lebenssituationen ja durchaus auch mal hilfreich sein.

Wenn es früher oder später bei mir soweit sein sollte, dass ich Besuch von diesem Herrn bekomme, wird mir sicher niemand ein gigantisches Grabmal bauen. Auch wird mein Todestag kein nationaler Gedenktag werden. Was also bleibt eigentlich zurück, wenn ich gehe? Nichts...absolut NICHTS! Zumindest nach Abschluss der Autolyse nicht mehr.

Heute geistert die dunkle Gestalt hin und wieder noch in meinem Kopf herum, obwohl ich ihn schon längst in irgendwelche unweltlichen Tiefen verdammt zu haben glaubte.
 
AW: Tod?

Der Tod wird uns nur am Tode des Nächsten bewußt, der eigene Tod ist für uns nichtig. Nicht der Tod selbst begegnet uns am eigenen Leibe, sondern das Sterben. Während wir am Nächsten den Tod vernehmen, zeigt sich am Selbst nur das Sterben. Frei nach Epikur: "Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht."

Die Angst vor dem Tode ist unvereinbar mit dem menschlichen Denken. Jedes Weltbild tröstet sich mit einem jenseitigen Etwas, welches der Sinnlosigkeit des Daseins eines auswischen möchte. Was den Monotheismen das Paradies ist, erklärt sich der Pantheist mit dem Eingehen in die Natur oder dem Weltgeist. Selbst jener, der versuchsweise der Ratio folgt, könnte sich am epikureischen Ausspruch orientieren. Trotz allem scheint es dem Menschen wenig Trost zu sein und so ängstigt er sich vorm Tode, obwohl menschliches Denken Konstrukte konzipierte, welche den Tod als Angstfaktor ausschlossen, das Sterben zum eigentlichen Ängstigungsgrund erheben.

Man ängstigt sich vorm Tod zu Tode.

So sorgt sich der Mensch um einen Zustand, der ihm nie selbst widerfahren wird. Seine Sinnlosigkeit, seine Vergänglichkeit, das Vergessen seiner Person wird zur menschlichen Angst erhoben, obwohl er dann entweder in Paradiesen weilt, dem Weltgeist angehört oder einfach nicht mehr ist und daher keine Trauer mehr empfinden kann. Täglich offenbart sich dem Menschen nicht alleine der Tod, sondern das Vergehen. Selbst die Natur scheint, aus antrophozentrischer Sicht, eine Ansammlung von Metaphern menschlichen Sterbens zu sein. Er weiß, wie man seinen Nächsten nach dessen Ableben vergißt, wie sein Hund ferne Vergangenheit wurde, wie ganze Wälder in Vergessenheit gerieten, wie eine Blume einfach vergeht und niemand erinnert sich ihrer. Das Vergänglichsein bereitet ihm Ängste, selbst wenn es widersprüchlich wirkt.

Der Tod ist dem modernen Menschen nicht entfremdet, sondern er hat ihn ermüdet. Seinem Wesen gemäß flüchtet er sich ins pure Leben, um dem globalen Massensterben zu entkommen. Einst war der Tod wahrhaft Gevatter, der sich innerhalb der Familie ausbreitete und der Alte inmitten der Jungen sterben ließ. Zwar erscheint der Tod nur noch in seltenen Fällen als Familienzusammenkunft besonderer Güte, doch der Tod zeigt sich inflationär. Im 20. Jahrhundert starben Millionen Menschen, selbst die Natur setzt zum Massensterben an. Den Lebenden scheint dieses millionenfache Vergessenwerden unfaßbar, abstrakt in seiner Zahl. Die Besonderheit des Todes schwindet, denn gestorben wird am Fließband.

Die Flucht vor dem Tod nötigt den Menschen in Sklavenschaft, die Akzeptanz des Todes erlaubt die nötige Ruhe. Das Flüchten in diverse Lebensspäße, das sogenannte Tanken des puren Lebens, ist das memento mori dieser Zeit.
 
AW: Tod?

War die Frage nicht:

Wie steht Ihr zu Eurem eigenen Tod?

Abhandlungen über die Vergänglichkeit des Menschen und dessen Umgang mit dieser Erkenntnis, gehen m.E. an der Fragestellung vorbei, und bekommen deshalb auch nur als Haltungsnote eine schlappe 5.3 von mir.

Aber um diese Frage zu beantworten:

Ich kann gut damit leben, dass ich irgendwann " das Zeitliche segne". Alles hat seine Zeit - auch ich.
Roberto gebe ich Recht, wenn es um die Angst geht, wie wir sterben werden. Aber so groß unsere Angst auch sein mag, wir kommen nicht dran vorbei. Den eigenen Tod kann man nicht schwänzen.

Wenn's denn so ist, dass die Zeit oder die Situation meinen Tod fordert, dann wird mir dieser Abgang bestimmt nicht leicht fallen, aber letztendlich bleibt mir doch nichts anderes übrig, als mich dieser Situation zu stellen, die so oder so mit einer/meiner Kapitulation endet.
"Gehofft, gekämpft und doch verloren", steht gerne in Todesanzeigen.

Hoffen - ja!! Kämpfen auch - bis zu einem gewissen Punk!!
Verlieren - erstmal ja!
Ob man durch den eigenen Tod am Ende doch noch etwas gewinnt, das bleibt einfach offen...
 
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AW: Tod?

Ich wurde hierher geschleppt.

Ich habe das Thema bewusst vermieden. Warum?
Ich LEBE.

Wenns dann heißt: jaaa, aber Kiiind...du musst dich doch damit beschäääftigen...
WARUM?
Warum kann ich nicht einfach leben, bis es mich umhaut?

Ich mag den Tod nicht. Nein, rein GAR nicht. Noch weniger mag ich das STERBEN und NOCH weniger das Siechtum. Alles schon gesehen, alles schon miterlebt, wenn man drei Großelternteile selbst in der Familie pflegte. Tod und Sterben zerpflücken. Familien, Lieben....

Aber ich LEBE zu gerne und ich LEBE jetzt. Ich mache mir jedesmal Gedanken, wenn es soweit ist und nicht vorher. Ich denke nicht: aaaber, wenn der/die dann stirbt!!! Oder: neee, bestimmt ist das nicht von langer Dauer...etcpp. Ich hasse Friedhöfe, ich hake das gestorbene Leben ab und trage die schönen Gedanken an andere weiter in mir. Ich habe keine Angst vor dem Tod, ich habe Angst, dass das Sterben qualvoll sein könnte.

Aber WARUM soll ich mir das Leben vermiesen, wenn ich doch gar nicht weiß, was mich erwartet? Warum soll ich Angst vor einem grausamen Sterben haben, wenn es vielleicht fluchs geht und in einem angenehmen Alter ist? Also wird schultergezuckt und GELEBT.

Ich arbeite neben meinen sonstigen musikalischen Sachen auch als Organistin bei einem Bestattungsinstitut. Da sehe ich jede Woche Särge, weinende Menschen, ich weiß schon, welches Sargmuster ICH will und welche Blumen...aber das ist alles völlig "cool" und mit Abstand. Mich berührt das nicht mehr komisch...ich bins gewöhnt. Die Bestatter und die Arbeiter sind eins der derbsten Völkchen auf Erden, man bekommt einen ganz anderen Eindruck...anfangs schluckt man ein paar Mal und dann ist es gut.

Wenn der Tod kommt, hoffe ich, dass er dann kommt, wenn ich meine Chancen nutzen konnte und dass ihm kein schlimmes Sterben voraus geht. Ansonsten ist der Tod nichts, woran ich einen Gedanken verschwende, auch wenn ich weiß, er KÖNNTE mich ja jederzeit holen und es KÖNNTE ja schlimm sein und MIST, ich glaube auch nicht mehr ans ewige Leben...haaach...

Ich weiß, gerade du, Andreas, hast natürlich Gedanken, weil du ihm nahe warst. Und vielleicht klinge ich hart, wenn ich ihn einfach ausklinke und arrogant. Aber für mich ist der Tod eben das ENDE des Lebens...der Schluss eines Lebensweges. Und nicht der Weg selbst. Daher LEBE ich und lasse den Tod Tod sein.

Liebe Grüße,

Dana
 
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