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Sexuelle Gewaltverbrechen

Gysi

New Member
Registriert
9. Oktober 2002
Beiträge
8.420
Warum gibt es so viele sexuelle Gewaltverbrechen?
Ist der Straftäter pervers? Wenn ja, trägt er schuld an dieser Perversität?

Ich meine, folgende Aspekte sind nicht zu unterschätzen:
1. Unsere Gesellschaft verachtet sexuelle Andersartigkeiten schnell. Noch vor 30 Jahren mussten Homosexuelle quasi ein Untergrundleben führen. Viele mussten Scheinehen führen, um sich vor psychischer Vernichtung zu schützen. Wenn jemand perverse, aggressiv-sexuelle oder pädophile Neigungen an sich entdeckt: Wem könnte er sich anvertrauen, ohne das Risiko der psychichen Vernichtung einzugehen? Reflex: Er flüchtet in die Verdrängung. Und irgendwann bricht der Trieb trotzdem aus. Meine Schlussfolgerung: Das gesellschaftliche DIKTAT der sexuellen „Normalität“ trägt Mitschuld an vielen sexuellen Verbrechen!

2. Viele Sexualverbrecher sind biedere, unauffällige Familienväter. Unterdrückt die Ehebande, die Pflicht zur Treue die Sexualität? Sind unsere Vorstellungen von an Monogamie gebundener Liebe nicht sexuell repressiv – in der Form, dass sie Liebe tötet? Zwingen wir uns nicht – im Namen der Liebe – uns permanent anzulügen? Ist es nicht zu gefährlich, unser Seelenheil an den so genannten sexuellen Treueschwur zu binden? Sind dies nicht kulturelle, der Natur widersprechende, Fehlbindungen, die die Sexualität unterdrücken, verdrängen, aber natürlich nicht erfolgreich verdrängen können. Ergebnis können schlimme Verbrechen sein.

3. Fazit: Wir müssen unsere Beziehungen toleranter, ehrlicher und offener machen! Die sexuell motivierten Verbrechen haben ihre Ursachen in der Angst vor Andersartigkeit, in den repressiven bürgerlichen Strukturen, an die fast alle glauben und in der Intoleranz. Dagegen müssen WIR ALLE etwas tun!


Gysi
 
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Sexuell motivierte Verbrechen sind reine Machtausübung.

Gisbert du schreibst… Ich meine, folgende Aspekte sind nicht zu unterschätzen:
1. Unsere Gesellschaft verachtet sexuelle Andersartigkeiten schnell. Noch vor 30 Jahren mussten Homosexuelle quasi ein Untergrundleben führen. Viele mussten Scheinehen führen, um sich vor psychischer Vernichtung zu schützen. Wenn jemand perverse, aggressiv-sexuelle oder pädophile Neigungen an sich entdeckt: Wem könnte er sich anvertrauen, ohne das Risiko der psychichen Vernichtung einzugehen? Reflex: Er flüchtet in die Verdrängung. Und irgendwann bricht der Trieb trotzdem aus. Meine Schlussfolgerung: Das gesellschaftliche DIKTAT der sexuellen „Normalität“ trägt Mitschuld an vielen sexuellen Verbrechen!

Die Zeiten haben sich geändert heute hat jeder die Möglichkeit sich Gleichgesinnte zu suchen.
Bei Pädophilie endet die Toleranz.
Der Täter tauscht, wenn ich es richtig gelesen habe, das Risiko seiner Vernichtung in dem er andere Vernichtet. Na Bravo!!!
Du schreibst: Das gesellschaftliche DIKTAT der sexuellen „Normalität“ trägt Mitschuld an vielen sexuellen Verbrechen!
Er soll sich einen runterholen und nicht andere Menschen ins Unglück reißen. Das Opfer ist nicht der Täter.

Erwarte nicht diese Diskussion emotionslos oder abstrakt führen zu können. Am besten du bestellst einen Mediator.
 
Original geschrieben von -Akelei-
Bei Pädophilie endet die Toleranz.
Der Täter tauscht, wenn ich es richtig gelesen habe, das Risiko seiner Vernichtung in dem er andere Vernichtet. Na Bravo!!!
Der Pädophile darf seine Sexualität natürlich nicht ausleben! Aber es schadet, wenn er sie verdrängt. Und Tabuisierung und Intoleranz treibt ihn in Islolation uns Verdrängung! Es ist besser, er darf, ohne Repressalien zu befürchten, über alles reden. Das befreit und macht die Speerspitzen stumpf!
Du schreibst: Das gesellschaftliche DIKTAT der sexuellen „Normalität“ trägt Mitschuld an vielen sexuellen Verbrechen!
Er soll sich einen runterholen
Wenn das so einfach wäre...
und nicht andere Menschen ins Unglück reißen. Das Opfer ist nicht der Täter.
Jetzt werde nicht unsachlich Akelei, ich habe das auch nicht behauptet. Ich bringe dieses Thema in die Diskussion, weil ich nicht WILL, dass es irgendwelche Opfer gibt!!

Erwarte nicht diese Diskussion emotionslos oder abstrakt führen zu können. Am besten du bestellst einen Mediator.
Na, die Wogen können nicht immer so hoch peitschen. Und wenn, dann haben wir verloren.

Gysi
 
Warum man „sexuelle“ (hä?- ah, sexuell motivierte) Gewalt hier besonders behandelt begreife ich, ehrlich gesagt nicht ganz.

Gewalt ist für mich ein geistiger und/oder körperlicher Übergriff auf einen anderen Menschen, gegen dessen Willen.

Unsere Gesellschaft hat dabei eine total perverse Einstellung zur Gewalt.
Der Stärkere darf in der Praxis ungestört Gewalt ausüben, nur in den seltensten Fällen wird Gewalt (und dann natürlich mit Gewalt) geahndet.
Kriege – Beruf - Mißhandlung - Kinder“erziehung“ - Sex - (Noten)Terror der Lehrer - gesellschaftliche „Zwänge“ - Mobbing – Kirche - ...

Wer Gewalt ausübt, der zeigt damit seine Menschenverachtung.
Das gilt natürlich auch bei der Sexualität.
 
Original geschrieben von Alzii
Warum man „sexuelle“ (hä?- ah, sexuell motivierte) Gewalt hier besonders behandelt begreife ich, ehrlich gesagt nicht ganz.

Ist die Gewalt wirklich sexuell motiviert? Ich glaube nicht dass die meisten Vergewaltiger aus sexuellem Notstand heraus gehandelt haben, ich denke dass es da tiefere Gründe gibt.
 
@ Gisbert

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Das gesellschaftliche DIKTAT der sexuellen „Normalität“ trägt Mitschuld an vielen sexuellen Verbrechen! (Gisbert)
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Dem stimme ich voll bei. Diese angeblich „normalen“ Verhaltensweisen, die Sex definieren, bestimmen ja auch den „Wert“ einer Frau oder eines Mannes. Und auch, wer nicht kann oder will wird geächtet und kann so zu deformiertem Verhalten kommen und in der Folge in irgendeiner Form kriminell werden.


. Unterdrückt die Ehebande, die Pflicht zur Treue die Sexualität? Sind unsere Vorstellungen von an Monogamie gebundener Liebe nicht sexuell repressiv – in der Form, dass sie Liebe tötet? Zwingen wir uns nicht – im Namen der Liebe – uns permanent anzulügen? (Gisbert)
Da magst Du im Normalfall Recht haben. Aber ich sehe bei vielen jüngeren Menschen die Bereitschaft, auch darüber zu reden: Stichwort offene Ehe. Eigentlich setzte dieser Trend schon in den späten 6ozigern ein. Vielen reflektierteren Menschen ist die soziale Treue und die freundschaftliche Verbundenheit mehr wert als der Rausch einer sexuellen Beziehung, den sie sich bei verständnisvollen Partnern ja durchaus holen können.

Gerade die Liebe unterscheidet sich ja das Geben und das Nehmen, so wie Du es bereits anderswo gesagt hast.

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3. Fazit: Wir müssen unsere Beziehungen toleranter, ehrlicher und offener machen! (Gisbert)


Genau! Zumindest gibt es dann weniger Eifersuchtstaten.



@ Akelei

--------------------------------------------------------------------------------------------------- Sexuell motivierte Verbrechen sind reine Machtausübung. (Akelei)

So wie Du immer generalisierst, fällt es mir schwer, auf Dich einzugehen. Aber selbst, wenn es so stimmt, wie Du thesenhaft behauptest, wage ich eine Gegenbehauptung: Meist unterlagen die Täter/innen selbst massiver Gewaltausübung. (prügelnde Ehemänner sind sehr oft geprügelte Kinder gewesen). Wer Gewalt als einziges Konfliktlöseverhalten kennen gelernt hat, wird seine Konflikte nicht anders lösen können.

Es ist selbstverständlich, dass Gewalttäter so dicht wie möglich aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden müssen. Da teile ich durchaus Deine Bedenken, dass Täter und Opfer nicht verwechselt werden müssen. Aber die Täter sollten auch im Strafvollzug die Möglichkeit der Resozialisation haben. Die Gewaltspirale sollte unterbrochen werden.

---------------------------------------------------------------------------------------------------- Der Täter tauscht, wenn ich es richtig gelesen habe, das Risiko seiner Vernichtung in dem er andere Vernichtet. Na Bravo!!! Akelei)

Siehst Du, auch diese Worte zeigen mir, dass Du Dein Mitgefühl vor allem auf die Opfer fokussierst. Opferschutz kommt auch bei mir an erster Stelle, aber ich kann mich in den meisten Fällen dem Mitleid mit dem Täter nicht verschließen.

Und sage mir, ob Du auch nicht schon nach dem Prinzip: Angriff ist die beste Verteidigung gehandelt hast? Ich könnte diese Frage nur mit ja beantworten und bin deshalb vorsichtig in der moralischen Verurteilung anderer.
Das schließt nicht aus, dass ich für angemessene Bestrafung bin bei Tätern, die anderen Schaden zufügen. Die Einsicht, dass sich Gewalttäter und hier vor allem sexuelle Gewalttäter selbtst am meisten mit ihren Tatan schaden, kann man wohl von Triebtätern nicht verlangen. Sie sollte im Strafvollzug ermöglicht werden.

@ Alzii

Deiner Definition von Gewalt,
--------------------------------------------------------------------------------------------------- Gewalt ist für mich ein geistiger und/oder körperlicher Übergriff auf einen anderen Menschen, gegen dessen Willen (Alzii)

kann ich zustimmen. Sie gilt so aber nur für die direkte Gewalt. Und die ist ja Gisberts Thema.
Und ich denke wie er, dass wir am ehesten etwas gegen die direkte Gewalt tun können.


Auch ich bin der Meinung, dass Gewalt wieder Gewalt sät, im Gegensatz zu Dir vertraue ich aber menschlichen Organisationen (z,B, amnesty international, der Internationale Gerichtdhof für Menschenrechte ) zu, diese Spirale im Strafvollzug langsam aufzudröseln.
majanna
 
Original geschrieben von walter
Ist die Gewalt wirklich sexuell motiviert? Ich glaube nicht dass die meisten Vergewaltiger aus sexuellem Notstand heraus gehandelt haben, ich denke dass es da tiefere Gründe gibt.
Eben. Und die haben etwas mit der repressiven Struktur unseres Sexuallebens zu tun! Die haben was damit zu tun, dass der "Abartige" nicht mit offenen Karten spielen kann. Er hätte gleich verloren. Wer z.B. seinen Trieb auf Kinder ausrichtet, darf der darüber reden, kann er sich jemandem anvertrauen, ohne mit der psychischen Vernichtung rechnen zu müssen? Der flüchtet in die Verdrängung, wir leben in unserer Gutwelt weiter, bis die Bombe platzt.
Es gibt allerdings nichtsexuelle Motive für Sexualstraftaten, das ist richtig. Aber auch hier gilt, dass wir Mitmenschen mit einer problematischen Entwicklung zu schnell mit ihren Problemen isolieren, wir interessieren uns zu wenig für sie und machen ihnen mit einer repressiven Einstellung Angst.
Bemerkung: Mir geht es in erster Linie um den Opferschutz. Und um den Schutz möglicher künftiger Opfer.

Gysi
 
Bemerkung: Mir geht es in erster Linie um den Opferschutz. Und um den Schutz möglicher künftiger Opfer.
(Text von Nina)

Gysi, Dein Thread macht mir Angst:(:rolleyes:.
 
Original geschrieben von Nina
Bemerkung: Mir geht es in erster Linie um den Opferschutz. Und um den Schutz möglicher künftiger Opfer.
(Text von Nina)

Gysi, Dein Thread macht mir Angst:(:rolleyes:.
Ich, wie ich an die Probleme rangehe, zu analysieren versuche, oder die Realität der gesellschaftlichen Schuld - dass so mal wieder der Täter "entlastet" wird?
 
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Was ist PERVERS?

Pervers = abartig, widernatürlich, verderbt (Duden)

Ich glaube nicht, daß die Sexualität eines Menschen losgelöst von dessen Biografie gesehen werden kann. Ein Homosexueller entdeckt für sich diese Neigung, weil er seine Sexualität anders ausleben will. Das ist noch nicht "pervers": die Grenze zur "Perversität" würde ich nicht an den Gegensätzen
"normal-unnormal" festmachen. Zärtlichkeit und Vertrauen, ein positives Selbstbild und Offenheit sich selbst und anderen gegenüber... das sind Grundlagen, um nicht im Teufelskreis von Gewalt, Aggression und Selbstvernichtung/ -bestafung zu enden.

Die Sexualität ist EIN Bereich, wo ich Schuldgefühle und
Minderwertigkeitskomplexe (ein besseres Wort fiel mir gerade nicht ein) ausleben kann. Was geht in einem vor, der sich Gewaltpornos anschaut? Ihm fehlt die positive Phantasie, daß Sexualität für ihn ein zärtlicher Rausch sein könnte; er braucht immer stärkere Bilder und Phantasien! Weil er kein
Miteinander empfindet, sondern im Gefängnis der Ich-Bezogenheit feststeckt.

Trotz aller Abscheu gehe ich davon aus, daß der Täter tiefe Verletzungen mit sich rumschleppt, die seine Seele vergiftet haben. Das "schlechte Gewissen", die Befangenheit, Unaufrichtigkeit. Gerade bei Schwulen hört man, daß viel ihre Sexualiät aggressiv ausleben. Wir kennen deren Leben
aber zu wenig, um daraus Schlüsse zu ziehen. Ich stimme Gisbert NICHT zu, die Gesellschaftsstruktur für den Täter verantwortlich zu machen. Dazu ist die Gesellschaft nicht homogen genug. Ich glaube ebenfalls nicht, daß eine vermeintliche eigene Sexualität vom Gewalttäter unterdrückt wurde ("Der Pädophile darf seine Sexualität natürlich nicht ausleben! Aber es schadet, wenn er sie verdrängt", Gysi), sondern seine eigenen Gefühle, die dahinter
stecken! Damit muß er sich befassen!

Dennoch ist Gysis Fazit: "Wir müssen unsere Beziehungen toleranter, ehrlicher und offener machen!" m.E. ein richtiger Ansatz. Zu einer Beziehung gehört aber auch ein entsprechendes Selbstbild. Die Machtausübung eines Gewalttätigen (dazu zähle ich auch jeden Soldaten!) beruht auf erfahrenem Ohnmachtsgefühl. Darum wird ein Soldat zuerst grundlos
zusammengeschissen und klein gemacht...


War das jetzt zu "emotionslos oder abstrakt", Akelei? Ich fand Alziis Zitat ganz treffend: "Wer Gewalt ausübt, der zeigt damit seine Menschenverachtung." Gegenüber anderen und gegenüber sich selber!

Rudhi

P.S.: Die Beiträge nach dem von Walter heute morgen habe ich nicht gelesen, ich hoffe es ist nichts doppelt...
 
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