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Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Hartmut

Well-Known Member
Registriert
15. August 2005
Beiträge
3.007
Hallo,

seit Dezember 2009 gibt es in der Schweizer Presse eine Debatte über einen angeblichen 'deutschen Filz' unter den Professoren der Uni Zürich.
Die Debatte wurde von der gleichen Partei losgetreten, die auch die unglückliche Minarettverbots-Initiative lanciert hat:

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Folgt-auf-die-Arisierung-die-Helvetisierung/story/15725297

http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Nach-den-Muslimen-die-Deutschen/story/29631029

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Deutscher-Filz-SVP-hantiert-mit-alten-Zahlen/story/16157887

Die Debatte ist längst nicht mehr nur auf deutsche Professoren beschränkt, sie hat sich unterdessen generell auf Deutsche in der Schweiz ausgeweitet:



In Zürich, wo ca. 10% der Einwohner Deutsche sind, wurden bereits einzelne deutsche Bürger brieflich mit Mord bedroht, sollten sie nicht in Kürze die Schweiz verlassen.

Sind nun nach den Muslimen die Deutschen das Ziel rechtsgerichteter Kreise, welche die latent vorhandene Abneigung vieler Schweizer gegen Fremde schüren?

fragt
Hartmut
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Hallo,

seit Dezember 2009 gibt es in der Schweizer Presse eine Debatte über einen angeblichen 'deutschen Filz' unter den Professoren der Uni Zürich.
Die Debatte wurde von der gleichen Partei losgetreten, die auch die unglückliche Minarettverbots-Initiative lanciert hat:

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Folgt-auf-die-Arisierung-die-Helvetisierung/story/15725297

http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Nach-den-Muslimen-die-Deutschen/story/29631029

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Deutscher-Filz-SVP-hantiert-mit-alten-Zahlen/story/16157887

Die Debatte ist längst nicht mehr nur auf deutsche Professoren beschränkt, sie hat sich unterdessen generell auf Deutsche in der Schweiz ausgeweitet.
In Zürich, wo ca. 10% der Einwohner Deutsche sind, wurden bereits einzelne deutsche Bürger brieflich mit Mord bedroht, sollten sie nicht in Kürze die Schweiz verlassen.

Sind nun nach den Muslimen die Deutschen das Ziel rechtsgerichteter Kreise, welche die latent vorhandene Abneigung vieler Schweizer gegen Fremde schüren?

fragt
Hartmut

es ist hier in Deutschland eigentlich bekannt, daß unsere Landsleute in der Schweiz nicht sehr beliebt sind. Nun könnte man fragen: wieso? Aber noch mehr Sinn macht es, zu fragen, was der Grund ist, wieso viele Deutsche in die Schweiz auswandern. Und die Antwort ist ganz einfach: das Geld.

Das wissen aber auch die Schweizer, daß die Deutschen nicht wegen Kultur und Landschaft kommen. Und sind zurecht sauer, weil die Deutschen, die aus einem absteigenden Polizeistaat kommen, in dem ein Drittel einer mächtigen und wohlhabenden Oberschicht den Rest der Bevölkerung ausbeutet, den naheliegenden Weg nicht erkennen: diese Oberschicht und ihre Klientel-Regierung beseitigen...

Der Rote Baron
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Aber noch mehr Sinn macht es, zu fragen, was der Grund ist, wieso viele Deutsche in die Schweiz auswandern. Und die Antwort ist ganz einfach: das Geld.

Das Geld ist sicher ein sehr wichtiger Grund.
Aber auch die Arbeitsbedingungen spielen eine Rolle. Das wissen insbesondere die Ärzte und Krankenschwestern, welche einen grossen Teil der in die Schweiz ausgewanderten Deutschen ausmachen.

Irgendwer in Deutschland hat mal gesagt: "Arbeit muss sich lohnen!"
In der Schweiz ist das offensichtlich eher erfüllt als in Deutschland.

Gruss
Hartmut
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Das Geld ist sicher ein sehr wichtiger Grund.
Aber auch die Arbeitsbedingungen spielen eine Rolle. Das wissen insbesondere die Ärzte und Krankenschwestern, welche einen grossen Teil der in die Schweiz ausgewanderten Deutschen ausmachen.

Irgendwer in Deutschland hat mal gesagt: "Arbeit muss sich lohnen!"
In der Schweiz ist das offensichtlich eher erfüllt als in Deutschland.

Gruss
Hartmut

ich finde es bemerkswert, Hartmut, daß du mir bei der Bezeichnung "Polizeistaat" für DE nicht widersprochen hast... und das hat vielleicht tatsächlich mit besseren Arbeitsbedingungen, einem allgemein besseren menschlichen Klima in der Schweiz zu tun.

Der Satz "Arbeit muss sich lohnen!" ist aber schnell irreführend, ähnlich wie der Satz "Arbeit macht frei!"... mehrdeutig eben. Tatsächlich gibt's viele Aspekte, und wenn du dir die Arbeitsbedingungen der anspruchsvollen Helferberufe herausgreifst, hast du bestimmt Recht. In Deutschland gleicht das ganze Gesundheitssystem einem gelebten Irrwitz, bei dem jeder jeden bescheisst und verarscht. Und das Bescheissen - ich habe es erst gestern wieder in einer Reportage über kriminelle Abrechnungspraktiken der Ärzte gesehen - nimmt inzwischen einen größeren Raum ein, als die eigentliche Arbeit...

Wie immer könnten wir uns auch bei diesem Thema wie gewohnt im Kreis drehen und eine "Ursache" festzumachen versuchen, aber letztendlich geht alles immer auf diesselben, breit in der Bevölkerung verwurzelten Eigenschaften der Leute zurück: dumm, egoistisch und habgierig.

Der Rote Baron
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Das wissen aber auch die Schweizer, ... Und sind zurecht sauer, weil die Deutschen, die aus einem absteigenden Polizeistaat kommen, in dem ein Drittel einer mächtigen und wohlhabenden Oberschicht den Rest der Bevölkerung ausbeutet, den naheliegenden Weg nicht erkennen: diese Oberschicht und ihre Klientel-Regierung beseitigen...

Aber in einer mächtigen, wohlhabenden und ausbeutenden Oberschicht unterscheidet sich die Schweiz doch kaum von Deutschland, lieber redbaron. Im Gegenteil - es ist es noch schlimmer:
In der Schweiz verfügen 10% der Bevölkerung über 71% des privaten Vermögens, in Deutschland verfügen 10% über 'nur' 43% ... :)
Es ist bemerkenswert, dass trotz Schweizer Basisdemokratie diese Oberschicht nicht beseitigt wird ...

ich finde es bemerkswert, Hartmut, daß du mir bei der Bezeichnung "Polizeistaat" für DE nicht widersprochen hast...

siehe oben.

Wie immer könnten wir uns auch bei diesem Thema wie gewohnt im Kreis drehen und eine "Ursache" festzumachen versuchen, ...

Ich habe das Thema eröffnet um zu diskutieren, warum in der Gesellschaft, speziell in der Schweiz, Ängste gegenüber Ausländern entstehen und weshalb sie geschürt werden.

Ich hatte eigentlich erwartet, dass auch User wie Belair, die sich enthusiastisch über das Schweizer Ja zur Minarettverbots-Initiative geäussert hatten, zum jetzigen Thema Stellung nehmen. Aber offenbar ist der Fremdenhass gewisser Schweizer gegen Deutsche zu starker Tobak ...

Zu den Ängsten der Schweizer folgender Artikel eines Schweizer Professors für Literatur- und Kulturwissenschaft:

Schweizer Filz
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Aber in einer mächtigen, wohlhabenden und ausbeutenden Oberschicht unterscheidet sich die Schweiz doch kaum von Deutschland, lieber redbaron. Im Gegenteil - es ist es noch schlimmer:
In der Schweiz verfügen 10% der Bevölkerung über 71% des privaten Vermögens, in Deutschland verfügen 10% über 'nur' 43% ... :)

ich weiß zwar nicht, woher du diese Statistik hast, aber wundern tut's mich nicht. Sind denn dabei die schweizer Nummernkonten mit deutschen Inhabern berücksichtigt...? ;-)


Es ist bemerkenswert, dass trotz Schweizer Basisdemokratie diese Oberschicht nicht beseitigt wird ...

wird wahrscheinlich am immer noch zu großen Wohlstandsbauch der vielen Schweizer liegen. Ist wie bei den Deutschen: Dicksein macht träge...


Ich habe das Thema eröffnet um zu diskutieren, warum in der Gesellschaft, speziell in der Schweiz, Ängste gegenüber Ausländern entstehen und weshalb sie geschürt werden.

ich habe dazu die allgemeine Anmerkung beizutragen, daß die durchaus legitime Bekämpfung extremistischer Ausländerfeindlichkeit leider auch ihre Schattenseiten hat. Nun wird gerne eine allumfassende Toleranz gegenüber allen Ausländern in allen Fällen gefordert, und was vorher dummer Ausländerhaß gegenüber anderen Kulturen war, nimmt nun auf der anderen Seite auch manchmal fanatische Züge in Richtung totalitärer Toleranz an. Das ist wohl ein allgemeines Phänomen, daß Extreme eben Extreme provozieren.
Aber sollen speziell zur Schweiz lieber andere was sagen, die sich dort auskennen...

Der Rote Baron
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

S.g. Hartmut.

Ich arbeitete vor c.a. 30 Jahren für die österreichische Firma Goerz Elektro, die Messgeräte und Labor/Einbauschreiber herstellte. Nach der Übernahme der Goerz Elektro durch BBC Metrawatt konnte in hautnah miterleben mit welcher Arroganz manche deutsche Techniker / Manager, vor allem wenn sie in größerer Anzahl auftraten, agierten.
Darum kann ich ein gewisses Ressentiment gegenüber den Deutschen an den Schweizer Universitäten und Hochschulen nachvollziehen.

Wie auch immer, diese Unstimmigkeiten im Schweizer Hochschul/Uni System gibt es ja sicher nicht erst seit der Minarettdiskussion und sind, meiner Meinung nach, überhaupt kein Anzeichen für einen allgemeinen Fremdenhass oder Rassismus der Schweizer.

Und nur aufgrund von Aussagen einiger Personen von irgend welchen politischen Parteien auf die Ansichten oder Stimmung eines ganzen Volkes zu schließen, ist ein wenig zu einfach.

Übrigens, heuer feiern wir der 10 Jahrestag der „EU Sanktionen“ gegenüber Österreich, weil wir waren ja auch so ein böses fremdenfeindliches rassistisches rechtsradikales Land.
Und warum, weil wir die von uns bevorzugten Parteien frei und demokratisch gewählt haben.

L.G. Belair57
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

ich weiß zwar nicht, woher du diese Statistik hast, aber wundern tut's mich nicht.

Die Statistik basiert laut 'Spiegel' auf einer UNO-Studie:

Milliardäre basteln sich ihre Schweiz zurecht

Sind denn dabei die schweizer Nummernkonten mit deutschen Inhabern berücksichtigt...? ;-)

Das Schweizer Bankgeheimnis ist auch nicht mehr das, was es mal war. ;-)

Gruss
Hartmut
 
AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?



Hallo Hartmut, ich antworte Dir mal "so aus'm Bauch" der ARD-tagesschau raus auf Deine Frage, ohne die anschließenden sieben Beiträge bereits gelesen zu haben - und übrigens auch, ohne die von Dir verlinkten Artikel gelesen zu haben.

Der "Welt am Sonntag" zufolge sind bereits 30% Prozent der in Zürich arbeitenden Akademiker Deutsche. Betont werden grundsätzlich die besseren Arbeitsbedingungen - bessere Ausstattung der Schulen und Unis, respektvollerer Umgang, und, last not least, sehr gute Bezahlung. Der Großteil der in der Schweiz arbeitenden und lebenden Akademiker kommt aus Baden-Württemberg und Bayern - also aus Regionen, wo die Umsiedelung nicht schwer fällt. Norddeutsche orientieren sich eher nach Dänemark (wo es dann manchmal entsprechende Reaktionen in der Bevölkerung und der Presse gibt. Unterschied: Dänemark gehört zur EU; aufgrund der als sinnvoll begriffenen Freizügigkeit des Arbeitsmarktes fallen die Reaktionen gegen deutsche "Arbeitsflüchtlinge" moderater aus.)

Da war es ja, das Stichwort: "Arbeitsflüchtlinge" - dieses Wort kann man schon mal als Vorschlag für jenen Verein zur "Erhaltung der deutschen Sprache" or whatever merken, der jährlich medienwirksam ein "Unwort" kürt.

Man kann fragen, ob die Schweiz es den Deutschen nicht zu bequem gemacht hat. Man kann auch fragen, ob bei EU-Mitgliedschaft der Schweiz nicht Kontrollmaßnahmen gegriffen hätten, die deutsche Arbeitseinwanderung erschwert hätten.

Feststellen kann man, daß diese Deutschen ein recht unreflektiert expansionswilliges Völkchen sind, die -als Mitglieder der europäischen Union, die sie selber mitgeschaffen haben- alles mitnehmen, was Recht und Gesetz ihnen bieten - und das wird zwangsläufig zwar nicht mit schweizer Bundes- und Kantonalgesetzen kollidieren, aber mit den Sitten und Gebräuchen nicht-deutscher Regionen schon. Wobei dann zur Debatte steht, ob nicht mindestens die deutschsprachige Schweiz doch eigentlich ein Teil Deutschlands sei. Zitat: "Ich hatte gedacht, die Schweiz wäre Deutschland viel ähnlicher". - Nun - dem ist nicht so.

Wenn schweizer partei-politische Fremdenfeindlichkeit nun die Deutschen fokussiert, hat sie doch die noch stärkere Karte gezogen; die Moslem-Kampagne war nur eine Übung. Merke: Die Deutschen nehmen uns unseren Wohlstand - besser, und mehr noch: die Eigentümlichkeit von dessen Herstellung weg, weil sie sich in die Ebene von dessen Erzeugung begeben - und zwar ungefragt, ohne Nachweis und Vorprüfung, kommen die einfach so (bzw. werden die bei uns einfach angestellt.)

Zunächst wurden all jene Deutschen ja ins Land gelassen, ich hoffe, sie tragen mehrheitlich positiv zur Weiterentwicklung der Schweiz bei (du hörst den Doppelsinn!) - die SVP kann sich - anders als heute gewohnte europäische Parteien - nach den geschaffenen Tatsachen nur innerhalb der Schweiz profilieren, und da liegt es doch nahe, alles hervorzukehren, was gegen Deutsche, bzw. den ungeliebten großen Nachbarn spricht.

Aber gegen Muslime kehren die doch noch was anderes hervor? Aber nichts Schlimmeres, hoffe ich. DER Illusion will ich mich nicht begeben, daß das größte Schreckgespenst eines SVP-Heimatpolitikers ein Deutscher ist.

Und ich sage Dir: Der SVP-Mensch hat Recht. Nichts wünscht sich der europaverbundene deutsche EU-Passträger mehr, als daß auch die Schweiz endlich!!! zu seinem Verein gehören möge. Die SVP-Positionen sind was für Asterix und Obelix - aber diese beiden Süßen sind heute in europe perdu, wo Deutschland und Frankreich sich so gut verstehen. Ich wollte, ich könnte diesen Sirenengesang noch fortsetzen - sehe aber keine Möglichkeit mehr, Dir fantasierte SVP-Positionen in eigenen Worten plausibel zu machen und breche darum ab -

Thorsten
 
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AW: Schweiz: Nach den Muslimen nun die Deutschen?

Die Statistik basiert laut 'Spiegel' auf einer UNO-Studie:

Milliardäre basteln sich ihre Schweiz zurecht

ich weiß nicht, ob ich mich einfach bloß bestätigt fühlen oder mich noch mehr gruseln soll, wenn andere, vielleicht etwas professioneller und besser recherchiert, genau zu denselben Ergebnissen kommen. Was ich zunächst als "gefühlte Erkenntnisse" aufgegriffen und dann rational gegen verschiedene Widerstände auch zu begründen versucht habe, steht hier schwarz auf weiß:

"[...]Kissling führt die zunehmende Ungleichheit in erster Linie auf fehlende steuerliche Korrekturen zurück: "Die uneingeschränkte Weitervererbung des Großvermögens ist der eigentliche Motor der Feudalisierung." Während in den USA die größten Erbschaften immerhin mit rund 50 Prozent besteuert werden, ist das Erben in der Schweiz steuerfrei: Eine nationale Erbschaftsteuer gibt es nicht, und diejenigen der Kantone sind fast überall abgeschafft worden.[...]"
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,554607,00.html

Die Erbschaftsteuer ist der entscheidende Ansatzpunkt für soziale Gerechtigkeit im 21. Jahhrhundert.

Der Rote Baron

PS @Hartmut: Danke für den Link
 
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