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Schicksalsschlag

Complicated

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2. September 2006
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48
Gut einmal wegzukommen. Einfach ein Tapetenwechsel im sonst so grauen und ziemlich trostlosen Alltag. Eigentlich will ich gar nicht weg, es ist noch zu früh, aber Mama hat mich inständig darum gebeten, doch das Angebot meines alten Freundes anzunehmen und ein paar Tage bei ihm zu verweilen. Alter Freund war gut, dachte Elena. Sie kannte ihn gerade einmal 5Jahre. Ich selbst bin ja noch blutjung, aber im Moment fühle ich mich als hätte ich mein ganzes Leben schon hinter mir. Dabei fängt es mit 17, fast 18 doch erst an, aber davon möchte Elena gar nichts hören. Würde sie halt Arno, ihre erste große Liebe mit 13,5, besuchen. Lange hatte sie nicht gedauert – ein Jahr. Damals hatte sie zum ersten Mal den Schmerz gespürt. Den Schmerz einer verlorenen Liebe – damals, wo sie so etwas als kleinen Weltuntergang gesehen hatte. Man lernt eben dazu. Das Leben lehrt einen mit der Zeit mehr, als man überhaupt erfahren möchte, aber Rücksicht nimmt es keine.

Langsam und träge packte sie die notwendigsten Sachen in ihren handlichen Reisekoffer um am morgendlichen Abreisetermin keine Hektik zu haben. Was redete sie dann da. Es waren nur sieben Stunden mit dem Zug zu ihm, wenn ich den ersten verpasse, dann nehme ich einfach einen späteren auf einige Stunden mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht mehr an. Trotzdem beendigte Elena ihre Vorbereitungsvorkehrungen noch am selben Abend. Danach holte sie ihr Fotoalbum vom Regal und blätterte darin. Ihre Gedanken kreisten wirr und ohne es wirklich zu registrieren kullerten Elena Tränen übers Gesicht. Verdammt, warum tue ich mir das jedes Mal an. Ich sollte es doch schön langsam akzeptieren, dass das nun ein Teil meiner Vergangenheit ist – ein endgültig abgeschlossener und nicht änderbarer Part. Dennoch versiegte der Tränenerguss nicht. Irgendwann schlief Elena vor Erschöpfung über dem Album ein – wie in so vielen Nächten. Gott sei Dank hatten gerade die langen Sommerferien begonnen, sonst würde sie diese erst in den Morgenstunden den Schlaf findenden Nächte nicht länger durchhalten. An Herbst und den Schulbeginn mochte Elena gar nicht denken. Es würde alles seinen gewohnten Lauf nehmen, die Welt würde sich weiterdrehen. Es war ja schon zum Schulschluss so gewesen obwohl es dort erst 2 Wochen her war. Alle schienen es aus ihrem Gedächtnis verbannt zu haben, sogar diejenigen, die davon betroffen waren, jene denen es genau so ergehen müsste wie ihr, aber diesen Anschein erweckte es nicht. Entweder es ist ihnen egal oder sie kommen damit wirklich gut zurecht und haben die Trauerarbeit schon längst hinter sich gelassen und blicken nach vorne auf ihr Leben, das vor jedem einzelnen lag. Leider hat nicht jeder die Perspektive dazu, am wenigsten die, die sie am meisten verdient haben, aber so ist nun mal - das Leben.

Pünktlich weckte Elenas Mutter sie. Ihre Mutter machte sich wirklich Sorgen, sowie alle in der Familie, doch niemand konnte ihr helfen. Das musste sie allein durchstehen, bewältigen, schaffen, welches Wort man auch immer für das geeignete hielt. Das Frühstück war schon angerichtet, aber Elena trank bloß ihren Kaffee. Seit dem Ereignisse hatte Elena einiges abgenommen, was auch nicht gerade das beste war. Früher hatte Elena eine schöne Figur gehabt, nicht dünn, genau richtige Proportionen mit hübschen weiblichen Kurven, die so manche Blicke auf sich zogen, doch allmählich verblasste dies. Sie sollte schleunigst wieder etwas essen und ein bisschen zunehmen, wenn sie ihre alte Figur einigermaßen wieder haben wollte. Außerdem war es ungesund für sie, noch immer im Wachstum, abzunehmen, predigte Elenas Mutter auch diesen Tag. Ich habe keinen Hunger, Mama. Versteh das doch bitte, sagte sie jedes Mal. Verübeln konnte Gerti es ihr nicht, aber ihr Kind sollte schön langsam wieder an sich denken. Vielleicht kam sie bei Arno auf andere Gedanken, hoffte ihre Mutter. Dass Elena jeden Tag seit etwa 1 Monat Übelkeit plagte, verschwieg sie ihrer Mutter. Diese Übelkeit war kurz vor der schmerzprägenden Nacht aufgetreten. Vor allem früh morgens hatte Elena, dass Gefühl sich gleich übergeben zu müssen, beachtet es aber nicht weiter. Manchmal übergab sie sich sogar, aber auch das sollte keiner mitbekommen. Es würde sich schon legen, beruhigte Elena sich selbst.

Fortsetzung folgt...
ps: tiöppfehler mit nicht beachten
 
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AW: Schicksalsschlag

Fortsetzung

Gerti brachte Elena zum Zug und rang ihr das Versprechen ab, sich wenigstens ein bisschen zu amüsieren. Er hätte es so gewollt, flüsterte sie ihrer Tochter zu und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Elena winkte und stieg in den Zug. Sie war hundsmüde, erschöpft, doch innere Ruhe fand sie keine. Die Zugfahrt verbrachte Elena mit Musik hören und dem Versuch des Lesens, was ihr aufgrund mangelnder Konzentration jedoch missglückte. Ihre Gefühle waren gespalten über diese kleine Exkursion. Auf einer Seite fühlte sie sich innerlich noch nicht reif, wo anders zu sein als in ihrem wohlbehütenden Zimmer, aber auf der anderen Seite hatte sie es satt, die leidigen Blicke ihrer Freunde und Familie zu sehen. Zu Hause wurde sich doch bloß von ihren Freunden und Verwandten, wie Porzellan behandelt, mit Samthandschuhen angefasst, ihr nichts zugetraut, was Elena nicht mochte. Deswegen war sie im Grunde doch irgendwie dankbar dem für eine Weile zu entfliehen. Arno meinte, sie könne so lang bleiben, wie es ihr genehm war, wenn es ihr half, was sie von ihm als äußert fürsorglich und aufopferungsvoll empfand. Aber andererseits hatte sie Angst jemand könnte danach fragen und darüber zu reden, war sie einfach noch nicht imstande. Dieses Risiko war daheim natürlich nicht vorhanden. Warum mache ich mir darüber überhaupt Gedanken? Ich komme bald an und jetzt ist sowieso nichts mehr zu ändern. Den Rest der Fahrt starrte Elena aus dem Fenster. Die Landschaft zog an ihr vorbei, aber sie nahm nicht wirklich etwas davon wahr. Das konstante langsamer Werden des Zugs riss sie aus ihren Gedanken. Es war Zeit zum Aussteigen. Zeit, fuhr es ihr durch den Kopf, jeder denkt er hat so viel, aber im entdefekt bleibt uns so gut wie keine und die meiste verplempern wir damit für große Träume zu arbeiten, die sich meistens gar nicht erfüllen, nach Sehnsüchten streben, die uns ja doch nur verwehrt bleiben und sehen dabei gar nicht die kleinen, wunderbaren Momente, die das Leben erst richtig lebenswert machen. Diesen Momenten schenkt man am wenigsten Bedeutung und sind zugleich das größte Glück. Noch einmal holte Elena tief Luft und begab sich dann in die drängelnde Masse, die sich zum Ausgang vorkämpfte. Mit dem Gepäck war das gar nicht so leicht, doch schließlich stand sie am Bahnsteig.......


vll Fortsetzung
 
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AW: Schicksalsschlag

Fortsetzung....

Arno wollte sie am Bahnsteig abholen, aber er war nirgendwo auszumachen, was sie bei der hektischen Gesellschaft auch wieder nicht verwunderte. Warte ich einfach einmal ab bis sich das wieder gelegt hat, vielleicht entdecke ich ihn ja dann, dachte Elena bei sich. Sie behielt Recht. Nach dem sich das größte Gedrängel aufgelöst hatte, sah sie Arno nach ihr Ausschau haltend, ein bisschen entfernt von ihr, stehen. Zögernd schritt sie zum ihm voran. Sie hatten sich 3 Jahre lang nicht gesehen. Den Kontakt erhielten sie über das Telefon und Internet aufrecht. Arno hatte sich eigentlich kaum verändert. Er war noch immer derselbe ziemlich dünne, unscheinbare, schüchterne, junge Mann. Schließlich trafen sich ihre Blicke und Elena hatte für einen Moment das Gefühl so etwas wie Freude in seinen Augen aufblitzen zu sehen, was sofort durch eine besorgte Miene abgelöst wurde. Schnellen Schrittes eilte er auf Elena zu. Er begrüßte sie freundlich, nahm ihr den Koffer ab, erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden, tat Kund, dass er sich über ihr kommen wirklich freue und ob sie nicht Lust hätte ein paar Ausflüge in den nächsten Tagen mit ihm zu machen. Arno war auch auf emotionaler Ebene gleich geblieben, bloß nicht über Gefühle sprechen, aber im Moment empfand sie das als äußerst angenehm, früher immer als störend, was auch einer der Haupttrennungsgründe war, doch damit hatten sie beide abgeschlossen. Mit dem Auto fuhren sie zu seiner kleinen, aber fein säuberlichen Wohnung, wo er schon sein Bett für Elena hergerichtet und sich selbst auf der Couch einquartiert hatte. Auf Ordnung sowie Genauigkeit hielt Arno noch immer gleich viel, was bei ihr eher Mangelware war, aber sie fand sich in ihrem Chaos ganz gut zurecht. Er hatte ihr Chaos auch immer gemocht, vor allem weil er selbst nicht viel besser war. „Der Dumme hält Ordnung, das Genie beherrscht das Chaos“ – das war ihrer beider Lieblingsspruch gewesen, denn dann mussten sie immer schmunzeln, wenn sie ihre ziemlich nachlässig aufgeräumten Zimmer betrachteten.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es erst früher Nachmittag war. Das hieß sie musste sich noch ein paar Stunden mit allem möglichen auseinander setzten, obwohl ihr im Moment nur nach verkriechen zumute war. Beim Klang seiner Stimme zuckte Elena zusammen, denn sie wurde wieder in die Realität geholt. Er schaute sie besorgt an, sie lächelte verlegen und sagte: „ Entschuldige bitte, ich war mit meinen Gedanken wieder einmal abgedriftet, was hast du noch mal schnell gesagt?“. Er lächelte milde zurück und meinte nur - nicht so wichtig.
 
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