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Nachdenkliches über das Lachen

M

majanna

Guest
Wer lacht wann warum und was sagt das Lachen über den Lachenden aus?


Es gibt ein Lachen von mir, über das ich mich meistens geniere. Ich fahr völlig auf Situationskomik ab. Wenn zum Beispiel in einem feinen Restaurant einem fein gekleideten Herren ein Nahrungsteil von der Gabel ins Weinglas fällt und der Herr dann noch ganz cool danach fischt, muss ich lachen. Na, ja, vielleicht kann ich mich ja beherrschen, aber es lächert mich.

Dieses Lachen will ich nicht, es überfällt mich. Ich sehe oft komische Sachen. Neulich suchte ein Bekannter wie ein Irrer seine Uhr. Alle waren schon ganz nervös. Es ist eine teure Uhr. Als ich schon zu einem Trostsprüchlein ausholen wollte, .... sah ich die Uhr am Handgelenk des Besitzers.
Es ist komisch, wenn ich das jetzt so schreibe, ist es gar nicht mehr komisch. Wahrscheinlich gibt es in der Situation so viel Nonverbales: aufgeblasen Lippen – verzerrte Gesichtszüge- unharmonische Bewegungen usw, die die Lachmuskulatur mehr anregen als die „nackte“ nacherzählbare Tatsache.

Was sagt dieser unbezähmbare Lachdrang über mich aus? Ich weiß es nicht?
 
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Nachdenkliches über das Lachen

Original geschrieben von majanna
Was sagt dieser unbezähmbare Lachdrang über mich aus? Ich weiß es nicht?
Tja. Ich auch nicht. Was denkst und fühlst du beim Lachen?

Lachen tut man aus verschiedenen Gründen. Anlachen, auslachen.
Aber man bremst auch das Lachen aus verschiedenen Gründen: Respektbezeugug: Nicht so zu scheinen, als lachte man jemanden aus.
Manche lachen und wirken respektlos.
Manche lachen und wirken immer sympathisch.
Es kommt darauf an, wann und WIE man lacht, was für ABSICHTEN oder EINSTELLUNGEN dahinter stehen...

Gysi
 
@ Gisbert

"Tja. Ich auch nicht. Was denkst und fühlst du beim Lachen? "


Na, ich sagte doch- gar nichts, ich muss lachen, weil die Situation für mich so komisch ist. Und wenn ich aus Günden, die Du anführst ( um nicht den Anschein der Respektlosigkeit zu erwecken), mir das Lachen verkneife, denke ich nur an das Verkneifen.


Ich denke, man muss sich dieser Frage andersrum nähern: Was empfindet der Einzelne als komisch an Situationen.

Und das weiß ich schon bei den beiden angeführten Beispielen.
Der Gegensatz zwischen Schein und nacktem realistischen Sein beim ersten Beispiel; beim zweiten die Auflösung der Situation, die das angespannte und verzweifelte Suchen ins Nichts verwies.



Worüber kannst Du denn lachen, Gisbert? - ich meine nicht schadenfrohes usw Lachen, sondern für Dich zwanghaft Lächerliches?


majanna
 
Original geschrieben von majanna
Worüber kannst Du denn lachen, Gisbert? - ich meine nicht schadenfrohes usw Lachen, sondern für Dich zwanghaft Lächerliches?
Tja. Eigentlich über das, worüber du auch lachst: Über komische Situationen, blöde Witze, überraschende Komik - etwas, was man nicht erwartet. Aber ich merke schon, du bist mit deinen Gedanken schon tiefer drin: WARUM lachen wir? Über Komik und was weiß ich?
Muss ich mal drüber nachdenken...:confused: Gar nicht lächerlich...:p (Naja...:D )

Gysi
 
das Lachen ist Gegenstand der biologischen Verhaltensforschung
und dient der Kommunikation

das Lächerliche ist Gegenstand der Philosophie
und ist dualistisch = Parodie, Ironie
oder nicht dualistisch = Humor, Komödie, Satire (Witz kommt von Wissen)
 
q Scilla:

Danke, Herr Professor!


Warum . glaubst Du, habe ich dieses Thema in Philosophie gestellt?


Lachen zu können, bleibt nur den höchst entwickelten Lebewesen vorbehalten. Also scheint es ein Kennzeichen des Menschseins zu sein.

Nicht alles, worüber wir lachen, ist lächerlich!
Nicht jedes Lachen dient der Kommunikation. - Ich kann mich beim Lesen mancher Bücher "kaputtlachen".


Parodie ist eine literarische Form
Ironie ist eine sprachliche Verfahrensweise.

Von Dualismus keine Spur, denn ein bedeutsames Mittel vieler Parodien ist eben der Gebrauch der Ironie.



Satire (ganz über den Daumen gepeilt) ist ins inhumane gesteigerte Parodie.die satirische Verfahrensweise ist ebenfalls gesteigerte Ironie.

Ironie zweifelt an - Satire will verletzen.



Genau so geht es mit dem letzten Deiner beiden Begriffspaare.

Kömödie ist die sprachliche (Dramen)form.

Ein wichtiges sprachliches Mittel ist die Haltung des Humors, die der Autor vermitteln will.

Wenn Du schon unbedingt Dein Lieblingskonstrukt Dualismus hier anwenden willst, geht das am besten mit dem Begriffspaar: Satire (als Textform) und Komödie (als Textform).

Die Autoren beider Textformen sind Moralisten. Der Satiriker zeigt verletzend auf, der Komödienautor (Autor humoristischer Texte) zeigt ebenfalls den Widerspruch zwischen Sein und Schein auf, löst das ganze Problemfeld aber in befreiendem Lachen ohne zu verletzen.


Soviel in Kürze.
 
Lachen ist gesund. Das weiß jeder. Und wer nichts zu lachen hat, ist arm dran.

Aber ich will den Thread nicht ins Lächerliche ziehen, sondern eine Lanze für Scilla brechen, daß Lachen oder besser Lächeln eine Form der Kommunikation ist. Was nicht ausschließt, daß man beim Lesen eines Buches, von Forenbeiträgen usw. still vor sich hinlachen kann. Oder man setzt bei einer Antwort ein lachendes smiley :) Oder lieber dies :D ?

Hier ist noch ein Link zum Lachen aus psychotherapeitischer Sicht.

BTW, ich kann immer nur auf einer Seite lachen, weil Reste einer Augenparese und Facialislähmung mir nur dies erlauben. Sieht dann ziemlich verkniffen aus, wenn ich in eine Kamera lächeln soll :(
 
Also: ich habe ja Scilla nicht abgesprochen, dass Lachen/Lächeln ein - sogar wichtiges -Kommunikationsmittel ist.
Aber eben nicht nur - wie wir ja aus zahlreichen Beispielen wissen - nicht nur Du lächelst mitunter über einige Forenbeiträge/ wobei ich sicher bin, dass wir beide dieses Lächeln in Anwesenheit des/der Schreibers/berin in den meisten Fällen lassen würden-.

Mich hat mehr die apodiktische Form seines Beitrages geärgert.


Der Link ist sehr interessant - bin schon durch!

Mein "Lieblingsphilosoph, Erich Fromm, der gleichzeitig auch Psychoterapeut war - weist in seinem Buch über die menschliche Destruktivität, das ich gerade wieder mal lese, ebenfalls aud die starre Mimik stark destruktiver Menschen hin. Hitler konnte z. B. kaum spontan lachen. Fromm ist der Meinung, dass nekrophile Typen sich sehr häufig durch Automatismen "outen".

Jedenfalls bin ich der Meinung, dass Lachen nicht nur gesund ist, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Menschseins ist.


Aus Deinem Link geht ja auch glatt hervor, dass es eben die eine Art des Lächelns ist, die dem Kleinkind das Urvertrauen gibt und die, wenn sie entzogen wird, zu Sanktion werden kann.
 
Parodie: Dick und Doof
Ironie: es ist andersrum gemeint
Satire: den Witz versteht nicht jeder
Komödie: Verwechslung, dabei entsteht etwas Neues, sonst nur Parodie
 
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moin

Lachen zu können, bleibt nur den höchst entwickelten Lebewesen vorbehalten. Also scheint es ein Kennzeichen des Menschseins zu sein.
(von Majanna)

Denkst du wirklich, dass der Mensch das höchstentwickeltste Lebewesen ist; weil er lachen kann?



Zum Unterdrücken des Lachens: Wenn jemand etwas irrsinnig komisch findet und derjenige sich aus Respektgründen etc. das Lachen verkneifen kann, dann ist das für mich sehr starke Körperbeherrschung.

Eine schlechte menschliche Eigenschaft: Lachen zu müssen, obwohl man es hasst. Nicht viele Menschen besitzen die von mir angesprochene starke Körperbeherrschung. Wenn ich lachen muss (z.B. über einen Freund) obwohl ich nicht möchte, hasse ich mich selbst dafür (Auslachen).
 
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