Der britische Biologe Richard Dawkins hat die recht umstrittene Theorie der "Memetik" entwickelt, nach der sogenannte "Meme" evolutionären Prozessen unterliegen, vergleichbar mit Genen, die den gleichen Prozessen unterliegen. Ein Mem wird dabei als ein Gedanke oder eine Idee verstanden, der sich über Generationen erhalten kann, dabei aber mutiert, sich anpasst und weiterentwickelt. Dawkins liefert als Hauptbeispiel für die Memtheorie die Religionen an, bei denen es sich nach der Memetik um sogenannte "Memplexe" handelt, also Gruppen von Memen, die aneinandergekoppelt die Zeiten und Generationen überdauern können, sich aber im Verlauf der Mem-Generationen verändern können.
Details hierzu finden sich bei Wikipedia: Memetik, Meme, Memplex.
Ich finde diese Theorie recht einleuchtend, allerdings soll es in diesem Thread eigentlich nicht darum gehen, ich habe das nur ausgeführt um zu zeigen, dass ich kein einsamer Irrer bin angesichts der noch folgenden Abschnitte
Aber leider muss ich noch weiter ausholen, um zum Punkt zu kommen. Ich fürchte, das wird kein einfacher Thread, sorry!
Vor vielen Jahren hatte ich ein Buch von einem Mann gelesen, den ich damals als Wissenschaftler betrachtete und heute eher in die Esotherik-Ecke stellen würde. Leider kann ich mich an seinen Namen nicht mehr erinnern und das Buch ist natürlich auch weg. Wie auch immer, der Mann hatte eine recht abenteuerliche Theorie, nach der es vor vielen Tausend Jahren schon einmal eine technisch hochentwickelte Zivilisation gab, unter Umständen sogar schon mehrere. Diese Anschauung hatten übrigens auch die Maya, die glaubten, die Menschheit würde in sogenannten Erdzeitaltern leben, von denen jedes ca fünftausend Jahre dauert. Am Ende jedes Zeitalters würde die Menschheit ein fortschrittliches, hohes Niveau erreichen, dieses aber nur für kurze Zeit halten können, um am Ende unterzugehen. Die Überlebenden müssten dann wieder von vorn anfangen, also in der Steinzeit.
Nach dieser Theorie - um die es hier aber eigentlich auch nicht geht - befinden wir uns momentan genau am Ende eines solchen Zeitalters. Betrachtet man die weltweiten Kriege und die allgegenwärtie Umweltzerstörung, dann ist der Gadanke gar nicht mal so abwegig.
Der Mann aus den unbekannten Buch hatte nun aber einen faszinierenden Gedanken. Er hat sich überlegt, was eine Gruppe von Menschen tun würde, wenn sie erkennen würde, dass sie die Vertreter einer untergehenden oder bereits untergegangenen Zivilisation sind, und dass es die nächsten paar tausend Jahre keine solche Zivilisation mehr geben wird. Er kommt zu dem Schluss, dass es wohl ein recht dringlicher Wunsch dieser Menschen sein wird, irgendwelche Spuren zu hinterlassen, irgendwie eine Nachricht in die Zukunft zu schicken, vielleicht einfach nur, dass sie da waren oder eine Warnung.
Wenn man versucht sich in so eine Lage zu versetzen, dann steht man vor erheblichen Problemen. Wie sollte man so eine Botschaft übermitteln? Sollte man sie aufschreiben? Das wäre ganz schlecht, da es wahrscheinlich ist, dass einige tausend Jahre später niemand mehr die Botschaft lesen können würde, abgesehen von dem Problem, dass der Schriftträger, seien es Steinplatten oder sonst was, einfach verloren gehen könnte. Das wäre ungefähr so, als ob man heute eine wichtige Nachricht an seinen Vermieter in die Erde vor dem Haus ritzen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass so eine Nachricht den Vermieter je erreichen würde, beträgt gleich Null.
Er kommt dann auf den Gedanken, dass die Botschaft nur durch mündliche Überlieferung erhalten bleiben könne. Der Vorteil wäre, dass diese Methode sprach- und schriftunabhängig wäre, sie wäre ausserdem geeignet über Generationen zu funktionieren. Aber z.b. eine einfache Geschichte ohne tiefere Bedeutung würde trotzdem verloren gehen. Sie könnte langweilig werden oder sich so sehr verändern, dass die Geschichte zwar weiterlebt, die eigentliche Botschaft aber nicht. Man sieht hier schon den Zusammenhang mit den oben erwähnten Memen
Das geeignete Vehikel für so eine Botschaft könne daher nur etwas sein, dass eine grosse Bedeutung hat, das von allen respektiert würde. Es müsste irgendwie "heilig" sein, und zwar so heilig, dass es kaum jemand wagen würde, einzelne Details daran mutwillig zu verändern. Eine Religion wäre daher das ideale Mittel um so eine Botschaft in die Zukunft zu schicken. Man kann die Religion mit verschiedenen Geschichten verknüpfen. Diese Geschichten würden, da sie in religiösem Zusammenhang stehen, ebenso heilig wie die eigentliche Religion behandelt werden, sich daher auf Dauer als stabil erweisen und wenig bis keinen Veränderungen unterliegen.
Als Beispiel für eine solche Botschaft nennt er die Sintflut. Die Geschichte ist ziemlich simpel, einfach zu merken und gerade weil sie so simpel ist, auch kaum veränderlich. Eine Sintflutgeschichte gibt es heute tatsächlich in praktisch allen Religionen, sie hat sich bis heute erhalten. Welchen Sinn es haben sollte, eine Botschaft über eine Sintflut zu erzeugen, könnte man zwar diskutieren aber hier geht es eher um die grundsätzliche Frage der Übermittlung von Informationen über Zeitalter hinweg.
Die Frage in die Runde ist nun: wie findet Ihr diese Theorie, insbesondere in Zusammenhang mit Dawkins' Memtheorie?
lg, xcrypto
Details hierzu finden sich bei Wikipedia: Memetik, Meme, Memplex.
Ich finde diese Theorie recht einleuchtend, allerdings soll es in diesem Thread eigentlich nicht darum gehen, ich habe das nur ausgeführt um zu zeigen, dass ich kein einsamer Irrer bin angesichts der noch folgenden Abschnitte
Aber leider muss ich noch weiter ausholen, um zum Punkt zu kommen. Ich fürchte, das wird kein einfacher Thread, sorry!
Vor vielen Jahren hatte ich ein Buch von einem Mann gelesen, den ich damals als Wissenschaftler betrachtete und heute eher in die Esotherik-Ecke stellen würde. Leider kann ich mich an seinen Namen nicht mehr erinnern und das Buch ist natürlich auch weg. Wie auch immer, der Mann hatte eine recht abenteuerliche Theorie, nach der es vor vielen Tausend Jahren schon einmal eine technisch hochentwickelte Zivilisation gab, unter Umständen sogar schon mehrere. Diese Anschauung hatten übrigens auch die Maya, die glaubten, die Menschheit würde in sogenannten Erdzeitaltern leben, von denen jedes ca fünftausend Jahre dauert. Am Ende jedes Zeitalters würde die Menschheit ein fortschrittliches, hohes Niveau erreichen, dieses aber nur für kurze Zeit halten können, um am Ende unterzugehen. Die Überlebenden müssten dann wieder von vorn anfangen, also in der Steinzeit.
Nach dieser Theorie - um die es hier aber eigentlich auch nicht geht - befinden wir uns momentan genau am Ende eines solchen Zeitalters. Betrachtet man die weltweiten Kriege und die allgegenwärtie Umweltzerstörung, dann ist der Gadanke gar nicht mal so abwegig.
Der Mann aus den unbekannten Buch hatte nun aber einen faszinierenden Gedanken. Er hat sich überlegt, was eine Gruppe von Menschen tun würde, wenn sie erkennen würde, dass sie die Vertreter einer untergehenden oder bereits untergegangenen Zivilisation sind, und dass es die nächsten paar tausend Jahre keine solche Zivilisation mehr geben wird. Er kommt zu dem Schluss, dass es wohl ein recht dringlicher Wunsch dieser Menschen sein wird, irgendwelche Spuren zu hinterlassen, irgendwie eine Nachricht in die Zukunft zu schicken, vielleicht einfach nur, dass sie da waren oder eine Warnung.
Wenn man versucht sich in so eine Lage zu versetzen, dann steht man vor erheblichen Problemen. Wie sollte man so eine Botschaft übermitteln? Sollte man sie aufschreiben? Das wäre ganz schlecht, da es wahrscheinlich ist, dass einige tausend Jahre später niemand mehr die Botschaft lesen können würde, abgesehen von dem Problem, dass der Schriftträger, seien es Steinplatten oder sonst was, einfach verloren gehen könnte. Das wäre ungefähr so, als ob man heute eine wichtige Nachricht an seinen Vermieter in die Erde vor dem Haus ritzen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass so eine Nachricht den Vermieter je erreichen würde, beträgt gleich Null.
Er kommt dann auf den Gedanken, dass die Botschaft nur durch mündliche Überlieferung erhalten bleiben könne. Der Vorteil wäre, dass diese Methode sprach- und schriftunabhängig wäre, sie wäre ausserdem geeignet über Generationen zu funktionieren. Aber z.b. eine einfache Geschichte ohne tiefere Bedeutung würde trotzdem verloren gehen. Sie könnte langweilig werden oder sich so sehr verändern, dass die Geschichte zwar weiterlebt, die eigentliche Botschaft aber nicht. Man sieht hier schon den Zusammenhang mit den oben erwähnten Memen
Das geeignete Vehikel für so eine Botschaft könne daher nur etwas sein, dass eine grosse Bedeutung hat, das von allen respektiert würde. Es müsste irgendwie "heilig" sein, und zwar so heilig, dass es kaum jemand wagen würde, einzelne Details daran mutwillig zu verändern. Eine Religion wäre daher das ideale Mittel um so eine Botschaft in die Zukunft zu schicken. Man kann die Religion mit verschiedenen Geschichten verknüpfen. Diese Geschichten würden, da sie in religiösem Zusammenhang stehen, ebenso heilig wie die eigentliche Religion behandelt werden, sich daher auf Dauer als stabil erweisen und wenig bis keinen Veränderungen unterliegen.
Als Beispiel für eine solche Botschaft nennt er die Sintflut. Die Geschichte ist ziemlich simpel, einfach zu merken und gerade weil sie so simpel ist, auch kaum veränderlich. Eine Sintflutgeschichte gibt es heute tatsächlich in praktisch allen Religionen, sie hat sich bis heute erhalten. Welchen Sinn es haben sollte, eine Botschaft über eine Sintflut zu erzeugen, könnte man zwar diskutieren aber hier geht es eher um die grundsätzliche Frage der Übermittlung von Informationen über Zeitalter hinweg.
Die Frage in die Runde ist nun: wie findet Ihr diese Theorie, insbesondere in Zusammenhang mit Dawkins' Memtheorie?
lg, xcrypto