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Lesen, Wissen, Bücher, Internet, Mensch und der Sinn des Leben

deadlydude

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27. November 2007
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118
Ein Eichenmaß der Zivilisation: Das Lesen.

Was sind Bücher? Neben der Definition, bei einem Buch handle es sich um ein 49-seitiges Schlagwerk mit bedruckten Seitenblättern, darf nicht verkannt werden, welchen Stellenwert Bücher einnehmen:

Quell des Wissens, Entwicklungsförderer, Bildungsmechanismus, Unterhaltungsmedium, Vertrauter all unserer Geheimnisse (Tagebuch), Historiestein, Zeitzeuge, Briefbeschwerer, Last und Kraft zugleich, und so weiter.

Das Lesen scheint heutzutags verdrängt worden zu sein vom Fernsehen, ...
Videostreams, Radio, Radiostreams, dem Computer oder etwa Spielekonsolen, wie Nintendo Wii, doch das stimmt nicht. Im Gegenteil, denn die Menschheit liest mehr, als je zuvor. Zumal setzen der Computer, Spielekonsolen, das Fernsehen oder etwaige visuelle Medien das Lesen voraus. E-Book, blog, paperback, Taschenbuch, Hörbuch, Kodex, Loseblattsammlung, Schulbuch, Sachbuch, Lexikon, Duden, geografische Karten, technische Pläne, Verkehrszeichen, und so weiter. Hier wiederspiegelt sich der Kommunikationsgeist der Menschheit: Das Umsetzen auditiver und visueller Reize in Gedanken- oder Sprachlaute. Ursprünglich bedeutete lesen nicht mehr, als "einzeln einsammeln", was auch das Prinzip ist. Vom aA bis zum zZ, vom Wort bis zum Satz, vom einfachen Artikel bis zum Buch, vom Roman bis zum Epos, von der Bibel bis zum Koran, vom Blogartikel bis zum gesamten Blog. Von Frage zu Antwort.

Lesen ist Wissen. Wissen wird bedauerlicherweise immer mehr unterschätzt, denn die Relevanz von trockener Lektüre über Politik oder Religion spricht einen Großteil in unserer dekadenten, beschäftigungstherapierten Welt nicht mehr an. Spaß und Belustigung ist angesagt. Die kulturelle Bedeutung des Lesen unterlag einem starken Wandel durch die Industrialisierung und Globalisierung. Vom damaligen Privileg reicher Adliger, über Poesie, als Geist der Vergangenheit, bis hin zum heutigen Ortstafelschild oder dem Caféautomaten. Lesen ist eine Grundvoraussetzung, ohne der ein Leben nicht zu bewältigen scheint, denn selbst im Haushalt ist Lesen obligat: Vom Kochrezept, über die Anleitungen zu gekauften Artikeln, den Gradmarkerln von Shirts oder Pullovern, dem Teletext, der Anzeige des Ofendisplays, und so weiter.

Und nirgends wird so viel gelesen, wie im World Wide Web. Nicht nur, dass ein großer Teil der Inhalte des Internet fehlerhafte Orthographie und Syntax vorweisen, so ist auch die Relevanz der Inhalte relativ dürftig. Der prozentuelle Anteil seriöser Seiten mag (nicht bestätigt) in etwa auf 10% hochkommen. Das Wort zählt und was gelesen wird ist neu. Und eben das, was zählt, das Wort, wird hier nicht geprüft, im virtuellen Cyberspace. In den Jahren meiner Internetnutzung bin ich der Meinung verfallen, dass das Internet ein zu immaterielles und flüchtiges Medium ist, als dass der gesamte Inhalt sich klar kristallisieren könnte und so eine allgemeine Seriösität erreichen könnte. Einer Bibliothek hingegen schreibe ich meine Verachtung dafür hinzu, dass ihr Platz mir veranschaulicht, wie gering doch das innewohnende Wissen eines Menschen ist und, dass die Aufgabe, dies auszugleichen, eine unzubewältigende scheint - oder gar ist. WWW hingegen läuft in einem kleinen Fenster mit einigen Tabs oder in einigen Fenstern ab...wie überschaubar es doch wirkt und uns in eine Farce von Größe wiegt.

Vorteile von elektronischen Büchern sind natürlich die Platzsparsamkeit, die Instandhaltung, das einfache Suchen von Zitaten, doch Nachteile sind, dass Texte oft überflogen und Fehler eingesammelt werden, die wir in uns aufnehmen, der Stromverbrauch, die Schädlichkeit für die Augen, das Nicht-Im-Freien-Lesen können (selbst die besten Akkus überdauern nicht mal Hamlet) oder die Eigenschaft, recht untransportabel zu sein, und so weiter.

Vor allem die Reflexion von Gelesenem ist bedeutsam für die geistige Entwicklung des Menschen. Das ledigliche Aufnehmen von Informationen erfüllt keine Funktion, die relevant für uns wäre. Durch eben jene Informationsreflexion erschließt sich die Möglichkeit, zwischen mehreren Lösungswegen auswählen zu können. Das nennt sich auch Freiheit. Wissen selbst, ist also noch lange keine Macht, es ist die Art, wie wir mit dem Wissen umgehen, was wiederum auf vorhergehendem Wissen basiert.

Hier wohnt eine Kontroverse inne, die es zu beantworten gilt. Bekanntlich ist das Kleinste der Stamm eines Systems. Vom Kern zum Baum, von der Zelle zum Mensch, vom Quark zum Atom, vom a zum z, vom Wort zum Satz. So hören wir von Beginn an unsere Muttersprache, sehen aber erst später jeweilige Buchstaben, die wir nach dem Alphabet einem System zuordnen, weshalb wir zu einem späteren Zeitpunkt fähig sind, ein Buchstabengefüge lautsprachlich wiederzugeben. Es ist also nur ein Speicherprozess, der uns das Lesen ermöglicht (wie offensichtlich). Laut dieser These, ist der Stamm des Lesens nicht das Sehen, sondern das Hören. Zu dieser Meinung tendiert auch die Wissenschaft, obwohl die Frage nach der Integration des Lesens (=wie werden wahrgenommene Informationen über Saccaden [=Augenbewegungen] hinweg zusammengesetzt) noch nicht genau beantwortet werden konnte. Dies ist sozial-, kultur- und erziehungsbedingt. In anderen Zivilisationen oder Kulturen ist es durchaus möglich, dass Sehen der Stamm des Lesen ist (zB in der Gehörlosenkultur).

Das wir so viele, unterschiedliche Schriftarten lesen können, zählt noch immer zu einem Rätsel der Forschung. Es ist wohl einer der wenigen Beweise dafür, dass die Menschheit doch intelligent ist. Beinahe alle englischen Wörter können von englischsprachigen Menschen - sofern das nötige Vokabular vorhanden ist - erkannt und identifiziert werden, sofern erster und letzter Buchstabe auch diese sind und sich die Buchstaben der "rechten" und der "linken" Hälfte in der "richtigen" Hälfte befinden. Daher kann man ausschließen, dass es sich um ein rein visuelles Gestaltwahrnehmen handelt, sondern eher um einige Teilprozesse, die miteinander wirken.

Alles in Allem ist das Lesen nicht mehr, als das Aufsammeln von Informationen, das anschließende Zuordnen zu gespeichertem Wissen und die kognitive Schlussfolgerung oder das Konstruieren neuer Zusammenhänge. So auch das Prinzip des Lebens: Wahrnehmen und Reflektieren. Demnach könnte gelten: Leben ist Lesen. Und Lesen ist das Aufsammeln von Informationen, wie es ursprünglich erklärt wurde. Gehen wir noch ein Stück weiter, können wir Lesen als Kommunikationsform einkategorisieren, weshalb schlussendlich die Kommunikation der einzig relevante Aspekt des Lebens sein dürfte.


In der Chemie heißt es, verschiedene Stoff bzw Atome reagieren unterschiedlich aufeinander. Je nach Zustand und Umstand. Prinzipiell ist dieses "Reagieren" bedeutungsgleich mit "Kommunizieren". Kritisch ist natürlich zu betrachten, dass Atome und Menschen nicht nur reagieren, sondern auch agieren. Aber tun wir das? Agiert der Mensch wirklich? Oder reagiert er lediglich auf Zustände und Umstände? Zustände finden seinen Ursprung immer in Umständen.

Handelt es sich um reine Zufälle, dass aufgrund mangelnder oder inkompetenter Kommunikation, Menschen ihr Leben verbüßen? Vor einigen Jahrhunderten war es die Kommunikation zwischen Unterhändlern, die zu Kriegen führte, heutzutage sind es fehlerhafte Informationen, die über den Tower an ein Flugzeug geleitet werden, die Menschen das Leben kostet...und was kann es in Zukunft sein?

Mein Wunsch an euch alle: Eine den Buchstaben und Zeichen des Lebens gegenüber metakommunikative Kompetenz.

Rege Diskussion erwünscht. :)
 
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