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Kostenüberschreitung im Rahmen...

Phelim Brady

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13. Juni 2008
Beiträge
339
...so Ingolf Deubel, Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz, in einem Zeitungsinterview zum Projekt Nürburgring 2009.

Zu einem Teil wird, ebenfalls in diesem Interview, die Verteuerung auf das strenge Winterwetter im Dezember und Januar zurückgeführt.
Eine, wie ich finde, doch etwas lächerliche Ausrede angesichts des gesamten Debakels.

Im übrigen ist Herr Deubel auch Aufsichtsratsvorsitzender der Nürburgring GmbH!

Völlig ohne Geld aus öffentlichen Kassen sollte das Projekt "Nürburgring 2009" ursprünglich auskommen. Als es im Mai 2004 vorgestellt wurde, wollte die Nürburgring GmbH 40 Mio Euro als Anschubfinanzierung übernehmen.
jetzt zeichnet sich allerdings ab, das fast 75 % der (mittlerweile) sich auf 250 Mio Euro belaufenden Kosten vom Land getragen werden (müssen)!

Sind ja auch nur mal eben lockere 525 % mehr. ;) Peanuts sozusagen.

Da frage ich mich doch, was denn in diesem Zusammenhang "im Rahmen" bedeutet? Wenn mal eben so, die geplanten Kosten von 40 Mio über 135 Mio auf mittlerweile 156 Mio Euro steigen.

Die restlichen, nunmehr, 94 Mio Euro die ein "privater" Investor zum Projekt "beisteuert" dürfen an der Stelle auch nicht vergessen werden.

Interessant daran ist die Tatsache, das eben dieser "private" Investor 43 Mio
direkt oder indirekt vom Land Rheinland-Pfalz bekommen hat! Zwar in Form von "Krediten" aber immerhin, zunächst sind das ja mal Gelder aus dem Steuertopf.

Wenn ich nun sehe, das es an anderer Stelle heißt für, zum Beispiel Lernmittelfreiheit im Land sei kein Geld da bzw. dies sei nicht finanzierbar, dann bekomme ich doch so langsam ein komisches Gefühl in der Magengegend.

www.teureschulbuecher.npage.de

Sind hier, das heißt im Land Rheinland-Pfalz, vielleicht Prioritäten falsch gesetzt? Wird hier zu Lasten der Steuerzahler womöglich ein Millionengrab geschaffen? Wer will sich hier ein Denkmal setzen?
Eine Aussage dazu, wie diese Investition wieder erwirtschaftet werden soll wird von keinem der verantwortlichen Politiker getätigt. In allen Modellen geht man von Annahmen aus die aus meiner Sicht viel zu optimistisch sind.

Allein 10 Mio Euro Verlust bei jedem Formel 1 Rennen sind ja nun mal kein Pappenstiel.

Man darf wohl gespannt sein wie das ganze nach der Eröffnung, deren ursprünglicher Termin auch nicht mehr zu halten ist, an- und weiterläuft und wer schlußendlich die Zeche zahlen wird. Und genau so darf man wohl gespannt sein auf zukünftige Aussagen der Herren Beck und Deubel zu diesem Thema.
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AW: Kostenüberschreitung im Rahmen...

Motorsportlobbyisten....
Motorsport bringt Geld (genug?)
Männer in der Politik oft in der Überzahl, haben mehr Sympathien für "wichtige, große" Dinge von "herausragendem Wert" die sichtbar sind.

Lernmittel -um bei deinem Beispiel zu bleiben- sind da einfach nicht so repräsentativ und Lernmittel bringen keine Events und somit keine Touris die ein wenig Geld im Städtchen lassen (Geld für die Abzahlung einer überdimensionalen Carrera-Bahn, wohl kaum darüber hinaus)

Und sobald von mehr wie 3 Arbeitsplätzen, die erhalten -oder erst geschaffen- werden müssen die Rede ist, ist für die Verantwortlichen die Wäsche gewaschen.


Gabs schonmal glaub ich, am Lausitzring, da sind die Betreiber einst auch in die große Pleite geschleudert. Weiß gar nicht was da heute ist, ich glaub es gab keine Investoren mehr und das Dingen liegt brach.


Ich denke mit der Summe könnte man sogar eine bundesweite Lernmittelfreiheit finanzieren, oder halt andere positive Dinge ermöglichen.

Als ich dabei war mich damals von meinen Eltern abzunabeln, da hab ich gelernt, mit dem Geld auszukommen, dass mir zur Verfügung stand. Das war anfänglich wirklich nicht viel, ich hab mir damals ein günstiges Auto auf Raten gekauft und alles andere zusammengespart und erst dann vom ersparten gekauft.
Wieso funktioniert das im Großen nicht? Gibt doch wirklich wichtigere, soziale Finanzlöcher zu stopfen, als Kohle in ein fragwürdiges Projekt zu ballern, die man momentan gar nicht hat.


Dieser Größenwahn funktioniert wahrscheinlich nur, wenn die Schulden nicht die eigenen sind. Mit dem Geld anderer lässt sich vielleicht einfacher rumsauen.
 
AW: Kostenüberschreitung im Rahmen...

Lernmittel -um bei deinem Beispiel zu bleiben- sind da einfach nicht so repräsentativ und Lernmittel bringen keine Events und somit keine Touris die ein wenig Geld im Städtchen lassen (Geld für die Abzahlung einer überdimensionalen Carrera-Bahn, wohl kaum darüber hinaus)

Es mag sein das, wie ja auch immer vollmundig verkündet, die Region was davon hat und das auch ein bisle Geld im Städtchen bleibt. Aber jetzt wird ja zu einem vorhandenen noch ein neues Hotel und ein großes Feriendorf mit Hotelanlage und Fereienhäusern gebaut. Das wird zur Folge haben, das den privaten Vermietern ebendiese Übernachtungen und somit die Umsätze fehlen werden. Es sind aber genau die, die bisher Steuern gezahlt haben. Was das angeht so ist bei einem großen und Verlustbringendem Unternehmen damit wohl erst mal nicht zu rechnen.


Und sobald von mehr wie 3 Arbeitsplätzen, die erhalten -oder erst geschaffen- werden müssen die Rede ist, ist für die Verantwortlichen die Wäsche gewaschen.

Was das Thema Arbeitsplätze angeht wird auch mit falschen Zahlen argumentiert. Zitat aus einem Zeitungsbericht...Damit sollen 500 Arbeitsplätze geschaffen sowie die 600 bestehenden und die 2500 im Umfeld gesichert werden... Die Nürburgring GmbH hat 65 festbeschäftigte Mitarbeiter und nicht, wie angegeben 600! Seitens der Politik werden aber locker die temporären Beschäftigungsverhältnisse, die während der großen Veranstaltungen bestehen, mitgezählt.

Gabs schonmal glaub ich, am Lausitzring, da sind die Betreiber einst auch in die große Pleite geschleudert. Weiß gar nicht was da heute ist, ich glaub es gab keine Investoren mehr und das Dingen liegt brach.

In Hockenheim siehts ja mittlerweile auch nicht viel besser aus.

Dieser Größenwahn funktioniert wahrscheinlich nur, wenn die Schulden nicht die eigenen sind. Mit dem Geld anderer lässt sich vielleicht einfacher rumsauen.

Eben! Und man (wer auch immer) kann sich damit die "schönsten" Denkmäler setzen.

Mir ist durchaus bewußt, das ein Unternehmen Investitionen tätigen muß um seinen Fortbestand zu sichern. Das ist richtig und gut. Aber wenn Steuermittel in ein Fass ohne Boden geschaufelt werden und das dann noch als Wohltat für die Bevölkerung verkauft wird, dann kann ich das nicht gutheißen.
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AW: Kostenüberschreitung im Rahmen...

RZ vom Mittwoch, 04.02.2009

Elsner verteidigt Hilfe für Ring
SPD Landtagsabgeordnete: Keine Mehrbelastung für Steuerzahler.

Nee? Für wen denn dann? Fällt dieses Geld etwa vom Himmel oder wächst es am Baum? Desweiteren werden in diesem Bericht alle Kritiker pauschal als unredlich hingestellt. Und zum guten Schluß wird, wie könnte es anders sein, noch auf die die Arbeitsmarktsituation hingewiesen:

..."Ich bin sicher, dass die Investitionen ihre Früchte tragen und für die gesamte Region starke positive Effekte haben wird. ...500 Vollzeitarbeitsplätze sind zu erwarten.....

Wo sollen die denn entstehen? In einem Hotel und einer Feriendorfanlage werden wohl kaum 500 Mitarbeiter beschäftigt werden.

Richtig ist, das die Region jeden Arbeitsplatz gebrauchen kann. Die Frage bleibt nur, ob in einem solchen Projekt Vollzeit auch Vollerwerb bedeutet.
Das muß doch stark angezweifelt werden.

Es wäre seitens unserer Politiker angebracht und redlich im Zusammenhang mit diesem Großprojekt auch offen über mögliche Risiken zu sprechen. Stattdessen wird aber nur vehement Zweckoptimismus verbreitet.

Das, verehrte Frau Elsner, ist unredlich.
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AW: Kostenüberschreitung im Rahmen...

Ingolf Deubel ist zurückgetreten.
Und das zwei Tage vor der Eröffnung. Er übernimmt damit, nach eigenem Bekunden, die politische Verantwortung dafür, das kein geeigneter Investor für das Projekt Nürburgring2009 gefunden werden konnte. Ach wie ehrenhaft ;-)

Oder hat man ihn gar, politisch motiviert, zum Deubel gejagt?

Kurt Beck im Interview: "Wir hätten früher die Reißleine ziehen müssen."

Hört, hört!

Die ganze Machenschaft wird immer dubioser.
Der lang beschworene private Investor entpuppt sich als Bandit und bei Pinebek ist, ersten Berichten zufolge, auch nicht alles koscher.

Aber zunächst hat man erst mal ein glanzvolles Eröffnungsfest gefeiert.
Der Reiz des neuen hat auch viel Publikum zum Nürburgring geführt.
Dies alles kann aber nicht darüber hinweg täuschen, das bei diesem Projekt so einiges im Argen liegt.

Die Opposition fordert einen Untersuchungsausschuß und die Staatsanwaltschaft ist auch schon auf den Plan getreten.

Was mich allerdings ein wenig wundert ist die Tatsache, das man einem hiesigen Journalisten ob seiner kritischen Berichterstattung gleich mit einem großen Aufgebot zur Haussuchung auf die Bude rückt, der Nürburgring GmbH aber (ohne Terminsetzung) Zeit läßt "um Unterlagen zusammenzustellen", die dann der Staatsanwaltschaft für ihre Ermittlungen zur Verfügung gestellt werden sollen!?!

Wie dem auch sei, man darf wohl gespannt sein auf das was noch kommt.
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AW: Kostenüberschreitung im Rahmen...

Ärgerlich das ganze....

Fällt mir spontan ein Zitat von Dieter Nuhr ein, nicht direkt zur Sache aber was den Umgang unserer Politik mit den Finanzen allgemein angeht:
Wenn man bei der Bank einen Kredit hat und 500 Euro nicht zurückzahlen kann, das ist unangenehm.
Wenn Sie dem da am Tresen erklären müssen: »Jaaa … mein Finanzsystem ist zusammengebrochen …«
Da gucken Sie sich mal die Fresse an, da hinter dem Tresen. Da können Sie zusehen, wie dem die Eckzähne wachsen. Da würde ich gar nicht hingehen. Wenn Sie nicht bezahlen – ist doch egal. Nee, ehrlich. Nix sagen. Post nicht mehr beantworten, Einschreiben nicht mehr unterschreiben, nicht mehr ans Telefon gehen, einfach abwarten. Bis die wachsen, die Schulden, dann wird’s einfacher.

Ja, 500.000 Schulden ist schon viel einfacher. Wenn Sie 500.000 nicht bezahlen können, dann müssen Sie in der Bank schon nicht mehr warten, bis ein Mitarbeiter frei wird. Da werden Sie gleich nach hinten durchgereicht.

Ab 500 Millionen bieten die sogar Kaffee an.

Bei 500 Milliarden kommt die Bundeskanzlerin ganz unverbindlich zum Gespräch dazu. Und sagt: »Ich zahl’ das, ist doch kein Thema.«
 
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