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Komapatientin Terri ist tot

Pfiffikus

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31. März 2005
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Nach dreizehn Tagen ohne Wasser und Nahrung ist die amerikanische Komapatientin Terri Schiavo am Donnerstag gestorben. Das teilte ein Anwalt ihres Mannes Michael mit, der die Entfernung der Magensonde in einem jahrelangen Rechtsstreit durchgesetzt hatte. Schiavos Eltern hatten bis zuletzt mit Eilanträgen und Klagen um das Leben der 41-Jährigen gekämpft, die seit 15 Jahren im Wachkoma lag. Sie erlitten am Mittwochabend jedoch erneut eine Niederlage vor dem Obersten Gerichtshof.

Ein Vertreter der Eltern Bob und Mary Schindler erhob am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen ihren Ehemann. Er habe Schiavos Eltern und Geschwistern zum Zeitpunkt ihres Todes den Zugang zu der Sterbenden verweigert, sagte Bruder Paul O'Donnell den Reportern vor dem Hospiz in Pinellas Park. "Sie sind jetzt dort drinnen und beten an der Seite ihres Bettes."

"Kein schöner Anblick"

Noch am Donnerstagmorgen hatte Schiavos Bruder Bobby Schindler die Komapatientin besucht. Er zeigte sich betroffen über den Zustand seiner sterbenden Schwester. "Es ist kein schöner Anblick, das kann ich Ihnen sagen", erklärte er, als er am frühen Morgen das Krankenhaus verließ. Ein Pfarrer, der ihn begleitet hatte, berichtete, Schiavos Gesicht sei eingefallen, ihre Augen rollten ständig hin und her.

Noch am Vortag hatten die Eltern Bob und Mary Schindler berichtet, ihre Tochter habe bei ihrem Besuch noch Reaktionen gezeigt. Ärzte haben ähnliche Schilderungen allerdings wiederholt angezweifelt, nach ihrer Einschätzung handelte es sich um bloße Reflexe. Schiavos Hirnrinde war infolge einer 1990 erlittenen Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr bei einem Herzstillstand massiv geschädigt worden. In der Hirnrinde befinden sich die Zellstrukturen, die Gedanken, Empfindungen, Erinnerungen und Gefühle kontrollieren.

Rechte

Während Michael Schiavo erklärte, seine Frau hätte in einem solchen Zustand nicht weiterleben wollen, sahen die Eltern im Abbruch der künstlichen Ernährung eine schwere Verletzung ihrer Rechte. Nach ihrer jüngsten Niederlage vor dem Obersten Gerichtshof schienen ihre juristischen Möglichkeiten aber ausgeschöpft. Der Supreme Court hatte es ohne weitere Begründung abgelehnt, sich mit dem Fall zu befassen.

Sondergesetz

Die Einschaltung der Bundesgerichtsbarkeit in den Rechtsstreit, den Michael Schiavo und seine Schwiegereltern zunächst durch alle Gerichtsinstanzen des US-Staats Florida getragen hatten, hatte der Kongress durch ein Sondergesetz ermöglicht. Die darauf angerufenen Bundesrichter zeigten sich darüber zum Teil deutlich verstimmt. Richter Stanley Birch vom Bundesberufungsgericht in Atlanta bezeichnete das Eingreifen der Politik am Mittwoch als nicht verfassungsgemäß. Für die Schindlers sei nun die Zeit gekommen loszulassen.

"Todesurteil für einen Unschuldigen"

Ein Vertreter des Vatikans bezeichnete die Einstellung der künstlichen Ernährung Schiavos am Donnerstag als Mord. Jeder, der nicht dagegen einschreite, mache sich mitschuldig, sagte Kardinal Renato Martino am Donnerstag noch vor Schiavos Tod in einem Interview mit Radio Vatikan. "Die Unterbrechung der Ernährung kommt einem ungerechten Todesurteil für einen Unschuldigen gleich", sagte Martino. "Und dies auf eine der grausamsten Arten: Durch Durst und Hunger."
 
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Grundsätzlich ist es nach meinem Empfinden wirklich Mord.

Es sollten aber noch einige Fragen geklärt werden (falls sie es nicht schon sind). Wer musste die künstliche Ernährung bezahlen ? Falls der Staat dafür aufgekommen ist, ist er inkonsequent. Musste der Ehemann dafür aufkommen, seine eigene Existenz wurde dadurch gefährdet und die Ärzteschaft hatte keine Hoffnung auf Genesung der Patientin, ist (wäre) das (humane) Sterbenlassen mMn moralisch gerechtfertigt.

Gar nicht verstehe ich, dass der Präsident der USA offenbar keine Macht besitzt, einen Komapatienten am Leben zu erhalten. Darf er nur Kriege führen ? Alles in allem ein weiteres Zeichen, dass die Mehrheit der US-Amerikaner offenbar nur die Zahlen auf ihren Dollarnoten und -münzen liebt.

Zeilinger
 
Hallo Zeili!

Dein Motto: Für Frieden in Freiheit und Wohlstand, durch Liebe, Arbeit und Toleranz.

Widerspricht sich in meinen Augen mit dem Inhalt deines Postings.

Die Finanzen des Ehepartners dürfen nie ein Grund dafür sein, daß man dem Ehepartner für eine Sterbehilfe freigibt.

Ich bin gegen jegliche Euthanasie. Weil wir nicht die Möglichkeit haben sollen,
als Menschen - unsere eigene Art zu vernichten. Egal in welcher Form.

Ich habe meine Mutter und meinen Vater bis zum Tod begleitet und mir ist aufgefallen, je näher der Tod kam - desto mehr hingen sie am Leben.
Und selbst wenn Menschen im Rollstuhl sitzen und kaum Anteil am Leben anderer Menschen nehmen können (wie mein Mann), kann sie ein kleiner Moment erfreuen und deshalb ist schon das Leben lebenswert.

Ein Recht auf den Tod hat jeder erworben bereits mit der Geburt - weil der Tod ohnhin von selbst kommt.
Das Recht auf Leben - muß daher geschützt werden.

Jegliche Sterbehilfe hilft nur den Angehörigen.
Die Schnittstelle zum Mißbrauch ist einfach zu groß.

kundgeba
 
Ich bin der Meinung das ist nur eine Medienstory, wie die Feinstaubgeschichte in D., mehr nicht. Bezweifle, dass die Verwandten frei von Hass und Wut und dass die Demonstranten/Aktivisten frei vom Befolgen starrer Glaubenssätze oder Machtinteressen sind. Irgendwie scheinen sich dann die gegenseitigen symbiotischen Verbindungen der „Spieler“ so verzwirbelt zu haben, dass keiner mehr zurück kann und die Situation nurnoch in einem Desaster für alle beteiligten und zum Fressen für die Presse wird. *schulterzuck*

Sterbehilfe sehe ich auch als kritisch an. Aber ich denke, bevor wir diese Frage (endlich) beantworten müssen, hat uns unser Gott die Folgefrage schon beantwortet...man wird die Apparate aus Kostengründen abschalten. Begründet wird das mit dem Gemeinwohl werden...Kassenbeiträge zahlen wir ja alle...bei all dem Unsinn werd ich wohl aus lauter Resignation auch noch zum orthodoxen Moralprediger. So langsam verstehe ich, was Moral eigentlich ist...ist das nicht eine Art Rettungsanker nach der Resignation? :rolleyes:
Die Politik hat es ja noch nichtmal geschafft, THC für Schmerzpatienten verfügbar zu machen, um ein Gesetz zur Sterbehilfe zu entwerfen, gibt es vermutlich garnich genug Sachverständige.

Hmmm...nach wie vor denke ich, kümmert euch um die Lebenden, dann könnt ihr bei den Toten garnichts falsch gemacht haben. Ich seh die Diskussion um diese Tod-Themen unter dem Licht, dass die Menschen sich bewusst nicht um die lebenden kümmern und sich mit der „Durchsetzung“ antiquierter, wie moderner Glaubenssätze versuchen innerlich zu entschulden. (Suizid würde dann auch in einem anderen Lichte dastehn.)

Mit freundlichen Grüßen
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich würde nicht soweit gehen, es Mord zu nennen. Es erinnert eher an das, was ich unter Totschlag verstehe.

Nun heißt es hier, dass der Mensch dem Menschen nicht das Leben nehmen soll, aber soll denn der Mensch den Menschen 15 Jahre lang vor sich hinvegetieren lassen?

Ist es nicht vielleicht besser einen Menschen sterben und gehen zu lassen, damit er seinen Frieden findet?

Für mich grenzt es an Perversion eine solche Medienschlacht um einen sterbenden Menschen herum zu entwickeln und vor allem um noch viele andere Menschen, die in diesem Hospitz leben oder eher sterben.

Allerdings finde ich es auch unmöglich, dass man diese Frau 13 Tage hat liegen gelassen. Das nicht sicher ist, ob sie noch fähig war Schmerzen und ähnliches zu empfinden ist ein schwacher Trost.

In solchen Fällen würde ich mich für eine aktive Sterbehilfe aussprechen.

Und nun :autsch: mich mit meinen jugendlichen Vorurteilen
 
vielleicht liegt es an meinem jugendlichen Alter (zumindest fühle ich mich noch als solcher); ich stimme mit meinem Vorredner überein!
 
Eine typische Hollywoodinzenierung für den nächsten US-Film auf Kosten einer Seele, der man hätte es ersparen können, sie im Körper aufgrund ach so medizinischem Wissen gefangen zu halten. Geschweige, sie verhungern zu lassen. Mir geht das nicht in den Kopf!

Das ist wohl Glaubenssache und hat mit der Moral des Einzelnen zu tun, wie er/sie drüber denkt. Wäre nicht schlecht, wenn man soetwas vorher für sich al´a Organspendenpass entscheiden könnte, dass man es erwünscht, in solch einem Fall seinen Körper erlösen zu lassen. Nur wo wären wieder die Grenzen zum Mord und Moralischem? Soweit sogut sind hier auch wohl die Grenzen der Medizin erreicht, sowohl auch des religiösen Glaubens, dass alle Gelehrten und Hohe Priester am Ende nur mit Fragezeichen über den Kopf dastehen und sich keine passende Lösung finden läßt. Denn der liebe Gott, scheint ihnen die Verantwortung auch nicht abnehmen zu wollen.


Hätten sich das mal die Europäer erlaubt, so ein Spektakel aufzuziehen, möchte wissen, was das gegeben hätte...

...schönes Ablenkungsmanöver, die Welt ist entsetzt...

Holywood grüßt...und dabei gibt es so viele Menschen, die gerade im gleichen Dilemma liegen und keinen stört es, weil die Medienmacht nur um ein Ziel herumflattert

Jetzt kommt mir bitte nicht mit "wo sind die Grenzen?"
denn ich hoffe, mir wird sowas nicht passieren, sonst würde ich um die Gnade der Erlösung bitten, das ist eins, was mir sicher ist...

lG Lacu
 
lacuna777 schrieb:
Jetzt kommt mir bitte nicht mit "wo sind die Grenzen?"
denn ich hoffe, mir wird sowas nicht passieren, sonst würde ich um die Gnade der Erlösung bitten, das ist eins, was mir sicher ist... lG Lacu

Wie ich schon einmal erwähnt habe, kenne ich Leid.
Mein Mann sagte mal zu mir, wenn ich in den Rollstuhl komme, bringe ich mich um.
Und dann war es soweit....
Er weinte wie ein kleines Kind und sagte - was bin ich für ein Feigling, daß ich mich nicht umbringen kann.

Der Selbsterhaltungstrieb ist der Größte und auch wenn jemand hier sagt - er hätte gerne eine Erlösung in so einer Situation - er selbst ist nicht in der Situation und somit kann er das gar nicht von sich behaupten.
Jedes Leben ist lebenswert, egal in welcher Form.

kundgeba
 
Lukas schrieb:
Nun heißt es hier, dass der Mensch dem Menschen nicht das Leben nehmen soll, aber soll denn der Mensch den Menschen 15 Jahre lang vor sich hinvegetieren lassen?

Wir selbst kennen diese Form des Lebens nicht und deshalb wissen wir doch gar nicht ob es ein vegetieren ist. Es ist eine andere Art der Lebensform, die wir uns doch gar nichrt vorstellen können. Deshalb sie so zu beurteilen, ist das nicht ein klein wenig anmaßend?

Ist es nicht vielleicht besser einen Menschen sterben und gehen zu lassen, damit er seinen Frieden findet?

Wo sind die Grenzen? Wem lassen wir sterben und bei wem zahlt es sich aus, ihm am Lebern zu erhalten? Viele haben es geschafft aus einer aussichtslosen Situation, zu ganz neuen Lebensfreuden wieder zu finden.

Für mich grenzt es an Perversion eine solche Medienschlacht um einen sterbenden Menschen herum zu entwickeln und vor allem um noch viele andere Menschen, die in diesem Hospitz leben oder eher sterben

Allerdings finde ich es auch unmöglich, dass man diese Frau 13 Tage hat liegen gelassen. Das nicht sicher ist, ob sie noch fähig war Schmerzen und ähnliches zu empfinden ist ein schwacher Trost..

hier stimme ich voll mit dir überein.

In solchen Fällen würde ich mich für eine aktive Sterbehilfe aussprechen.

Aktive Sterbehilfe ist für mich wieder eine Form wo man viel Unheil anrichten kann.
Die Angehörigen wollen das sehr oft für ihre kranken Familienmitglieder, weil sie selbst von der Belastung befreit werden wollen.
Und manche Kranken wollen der Familie einen gefallen tun und fordern dann Sterbehilfe - weil sie die Familie von sich selbst erlösen können, obwohl sie innerlich noch gar nicht wirklich bereit dazu sind.

Dabei bin ich der Meinung, wenn jemand wirklich nicht mehr leben will, dann kann er sterben, wie es gewisse Naturvölker auch können.
Solange jedoch nur ein kleiner Funke von Lebenswillen vorhanden ist, sind sie eben noch nicht bereit dazu und dann fordert man von anderen sie sollen etwas übernehmen, was sie selbst noch gar nicht wollen.

Durch Depressionen kommt es doch immer wieder vor, daß man an einem Tag sterben will - und am nächsten Morgen sieht alles wieder anders aus.

kundgeba
 
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Die Meinung, grundsätzlich ist es Mord, ausser es kostet... finde ich auch hart, war bestimmt nicht ganz so krass gemeint.

Ich könnte ehrlich gesagt kaum darüber entscheiden und werde daher auch nicht darüber urteilen, was richtig und was falsch ist. Verstehen kann ich eigentlich den Ehemann besser, obwohl ich auch Mutter bin, aber das sagt sich leicht. Was aber in diesem Fall veranstaltet wurde, ist schlichtweg widerwärtig. Hätte sich diese arme Frau (auch, wenn sie praktisch nicht mehr am Leben war) gewünscht, dass man sie vor Gerichte und anschliessend um die Welt zerrt und herzeigt? Wo bleibt die vielgepriesene Würde?

Dass sich Vatikan einschaltet, ist klar - muss ja dagegen sein, wie sollten sie sonst jede Art Kontrazeption ablehnen können?
Mir tut auch der Mensch Papst sehr Leid, wie er aber als Würdenträger das langsame Sterben zelebriert, widersteht mir ebenfalls.

Grundsätzlich sehe ich (@ Kundgeba) extreme Unterschiede, ob jemand krank und/oder behindert ist, am Leben aber (selbst wenn nur gering) teilnehmen kann, oder wirklich seit Jahren nur noch durch Maschinen am "Leben" erhalten wird. Könnten es die Gläubigen nicht so sehen, dass Herr Gott ja auch keine Maschinen zur Verfügung hat, also schalten wir sie ab und Gott soll entscheiden, ob er den Menschen zu sich nehmen will oder nicht. Glukose-Infusion würde den Menschen nicht austrocknen und verhungern lassen.

Persönlich sehe ich nur eine Konsequenz: rechtzeitig schriftlich und beglaubigt hinterlegen, wann ich mein Leben nicht mehr lebenswert finde, was mit mir passieren soll, für den Fall der Fälle! Weit wichtiger als ein Testament...
 
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