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Kollektives, entpersonifiziertes Musikschaffen

deadlydude

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27. November 2007
Beiträge
118
Das ist die philosophische Version des About der Internetplattform, an die wir (drei Freunde) arbeiten. Ich bin mir weder sicher, ob diese Ansicht genügend ausgebaut ist, noch, ob sie genügend begründet wird. Daher bitte ich um Diskussion, Kritik und Feedback.

Vielen Dank im Voraus!

Die Antwort vor der Frage

Die schier unbegrenzte Existenz beschränkt sich in unserem menschlichen Sein auf die wahrgenommenen Reize. Formen wir die uns dargebotenen Mittel zu Reizen in Form von Musik, visueller Kunst oder etwa literarischen Inhalten, so erweitern wir die Beschränkung des Wahrnehmens um den Schaffungsprozess – der Schöpfung. Kommerzielle Kunst wird betrachtet, jedoch rückt die Umformung (Urwaldbaum > Lifestylemagazin-Titelblatt [Mädchen > Watte > Bulimie]) aus der Betrachtung.
Unser Bestreben liegt darin, die Umformung und den Zustand in einer Verbindung gleichermaßen hervorzuheben. Prozess & Zustand gleichzusetzen bedeutet ebenso, das Spektrum der Assoziationen quantitativ zu verstärken, denn durch das Erweitern der Betrachtungsweise (ein gemaltes Bild und das Malen dieses Bildes als Einheit zu betrachten) erkennt man mehr als inaktiven Stillstand. Dies führt zur verstärkten Wahrnehmung der Dynamik des Geschaffenen. Den Gesamtzusammenhang aller Sinneskanäle gilt es zu ergründen und zu erproben durch unsere Erformungen. Nehmen wir als Beispiel einen audiovisuell dargestellten Film und erweitern ihn um kinästhetische Reize, wirkt der Film weitaus füllender. Im übertragenen Sinne soll dies bedeuten, wir wollen Kunstkreationen erschaffen, die sich nicht auf einen Sinneskanal beschränken. Ebenso läuft das Schallsystem darauf hinaus, den Menschen zu Bisoziationen anzuregen mithilfe der Darstellung grundverschiedener Ideen. Wir orientieren uns an folgendem Prinzip: (Zustand = Prozess = Zustand = Prozess) = Kunst.

Die Selbstdarstellung im künstlerischen Pseudonym innerhalb des Schallsystemkollektivs wirkt dem Erkennen unseres Prinzips destruktiv entgegen und deshalb muss auf die Selbstdarstellung im Künstler-Ich weitestgehend verzichtet werden. Somit mag die Fähigkeit eines Künstlers geschwächt wirken und die eines anderen Künstlers gestärkt, jedoch relativiert sich dies, sofern man das Kollektiv ganzheitlich betrachtet – und das ist das Ziel. Laut physikalischem Gesetz kann Energie weder zerstört, noch geschöpft, sondern nur umgewandelt werden. So erschaffen wir keine Kunst, wir erschöpfen sie aus unseren Ressourcen und passen sie eben jenen in neuer Form wieder an. Der Wind, der die Windräder an den Hügelweiden antreibt, wird zu elektrischem Strom transformiert, der sich dem Widerstand widersetzt und durch Leitung & Kabel bis hin zur Steckdose fließt, wo er dem Bildschirm die Kraft gibt, grafische Darstellungen zu erzeugen und somit meinen Fingern die Möglichkeit erschließt, ein Artwork in einem Grafikprogramm zu erformen. Das über die Grundbedürfnisse hinausgehende Potenzial – die Kultur – begünstigt uns im Schaffungsprozess, deshalb bindet sich Kultur als Themenbereich in unser System, das Schallsystemkollektiv, ein. Wie der verstorbene Paul Watzlawick bereits erkannte, gibt es keine Nichtkommunikation in unserem Sein, da Reize bewusst oder unbewusst ständig aufgenommen werden, selbst, wenn es lediglich ein passives Registrieren darstellt. Das Unterbewusstsein erschließt, hingegen zum Bewusstsein, einen der größten Teile unseres Seins. Dies soll nicht an Prozentzahlen oder Statistiken gebunden sein, deshalb das Beispiel des Träumens: Tagsüber werden Reize unbewusst oder bewusst wahrgenommen, des Nachts verarbeitet das Unterbewusste das ‚bewusst Erlebte’. Im Unterbewussten sind die Zeichen und Buchstaben gespeichert, die von meinen Fingern über die Tastaturtasten hierher gelangen. Wer denkt schon ständig an das Alphabet, wenn er mit jemandem spricht? Eben deshalb ist passives Registrieren, das sich vor allem auf das Unterbewusstsein auswirkt, ebenso bedeutsam, wie das aktive Erkennen und Gedankenmachen von und zu Reizen.

Den Kunstbetrachter fördert die weitergehende Betrachtung des Menschen hinter dem Künstler-Ich kaum. Es wird kaum zur Identitätsfindung/dem Suchen nach dem eigenen Ich in einem musikalischen Stück beitragen, zu wissen, welchen Namen Künstler X trägt, wenn dessen Musik gehört wird. Jedoch kann eine Reflexion im musikalischen Stück ermöglicht werden, die der Identitätsfindung dienlich sein kann. Kurz gesagt: Entpersonifizierung in der Musik; die Musik in den Vordergrund stellen und eine auditive Sphäre kreieren, die dem Hörer in seiner Identitätssuche, seinem geistigen Reifeprozess oder der intellektuellen Fortbildung förderlich ist – sofern sich der Hörer darauf einlässt. Lösen wir also das eigene Ich im Pseudonym in einem Musikstück als Rhythmus & Klang auf (= entpersonifiziertes Musikschaffen), schöpfen wir Musik, die nicht an etwas anderes, wie die Frisur des Superstars, der das Lied singt, sondern nur an die Musik selbst, den Schaffungsprozess (und somit den damals verknüpften Gefühlen), gebunden ist. Wir entfernen uns also vom Weltlichen und betrachten lediglich den geschaffenen Reiz, die Musik. Dies lässt uns uneingeschränkter Registrieren. Natürlich wird nicht ausgeschlossen, dass gesellschaftsstereotypische Musik (Pop, Kommerz, etc), dessen Schöpfer weltberühmt, dessen Boxershorts auf Ebay für Tausende von Euros verkauft werden, diese Möglichkeit anbieten…es erscheint jedoch unwahrscheinlicher.
 
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AW: Kollektives, entpersonifiziertes Musikschaffen

Schade, dass ich noch immer keine Beiträge in dem Thread finde, denn das Thema finde ich persönlich sehr interessant.

Also ein Wiederbelebungsversuch:
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