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Haltbarkeit (Eine satirische Betrachtung)

W

Windreiter

Guest
Welche Haltbarkeit besitzt ein menschlicher Geist? Ist man wirklich länger tot, wenn man früher stirbt? Ich bin tot, schon vor Jahren gestorben, und seit dieser Zeit bin ich ein Geist. Nur noch virtuell unterwegs in den Weiten des Internet. Man könnte, wenn man mich so sieht, auf den Gedanken kommen, ich würde mich nicht von der Stelle bewegen. Dabei ist es eigentlich umgekehrt, ich bin nämlich kaum noch anwesend, ständig irgendwo zwischen den Zeilen und Bildern unterwegs. Die Nachrichten über die Welt der Anderen sind mein Zuhause geworden. Die Worte der mir unbekannten aber irgendwie vertrauten Welt sind die Stäbe meines goldenen Käfigs. Ich bin unhaltbar, auf der Suche nach Haltbarkeit.

Ist jene Nachricht endlich haltbar, oder wird sie vielleicht durch die nächste abgelöst, wie alle anderen Nachrichten auch? Ob diese Meinung haltbar ist? Nein, sicher auch nicht, da steht schon ihr Widerspruch und er schwingt sich auf, den Thron der Haltlosigkeit zu besteigen. Dabei ist das alles doch irgendwie absurd: Kaum einer kann an sich halten. Man ist bar jeder Haltsamkeit, doch niemand erzeugt Haltbarkeit. Dabei suchen fast alle einen Halt. Wer lebt heute schon noch enthaltsam?

Statt dessen ist die Unterhaltung die Unterschicht des Haltes geworden. Hat halt den Halt im Wort und suggeriert subtil Haltbarkeit. Besser stupide Haltbarkeit. Durch Wiederholungen, so wie es aus der Schule eben wieder geholt wurde. Wieder und wieder und wieder und Trance ist neuer Musikstil geworden, irgendwann mal, nach genügend zuwi der geholtem. Oh, ich glaube, da habe ich ein e gegessen. Manchmal esse ich nämlich Buchstaben. Ich komme als Geist so selten zum Essen. Die Ernährung hat sich seit damals schon etwas verändert. Das Fettgedruckte meide ich wenn’s geht. Soll auf den Verstand schlagen. Andere meinen, das wäre nicht so. Die meinen, das Kleingedruckte würde Einen um den Verstand bringen. Ich persönlich steh ja auf den Geschmack, der beim Lesen zwischen den Zeilen entsteht. Manche behaupten, da gäbe es nichts zu schmecken. Aber die haben keine Ahnung. Da kann man einem Geist schon vertrauen, der zwischen den Zeilen zuhause ist. Früher habe ich versucht zwischen den Stühlen zu sitzen. Aber das war, bevor ich Geist wurde. Eigentlich bin ich ja deswegen Geist geworden. Wer es noch nicht weiß, man verliert dabei den Halt. Aber so ist es halt, wenn man haltlos ist. Naja, in meinem Fall, war.

Als Geist kommt man ja herum. Da habe ich neulich einen anderen Geist getroffen. Genau zwischen die Augen. War bei einem Shooter. Nennt sich auch War, hat aber mit dem Wort davor, das zufällig genauso heißt, nichts zu tun. Bei so Shootern suchen sie auch Halt. Halt nur anders. Neuer halt. Da wird die Waffe vorgehalten. Das Spiel hält einen auch an, das zu tun. Mir hat einer erzählt, daß was die da tun hätte mit Spielen zu tun. Wollt ich erst nicht glauben. Aber an Fasching habe ich dann einen fünfjährigen mit gehaltener Waffe gesehen. War wohl auch nur eine virtuelle. Da war ich mir sicher, daß das kein Killer war. War viel zu jung. Wäre er zehn gewesen hätte ich es geglaubt. Sieht man ja auch im Fernsehen. Kindersoldaten. Die sind aber glaub ich nicht fünf, eher zehn. Die suchen wie ich nach Haltbarkeit. Sind auch Geister. Doch viele können gar nicht lesen. Schon gar nicht zwischen den Zeilen. Ich kann mich davon ernähren. Mir reichen die Buchstaben. Was essen die eigentlich, wenn die keine Buchstaben haben? Ein paar werden die aber auch haben. Kalaschnikow oder Coca Cola. Halt ein paar Worte. Aber eher Anhaltspunkte als Worte. Halt wieder was, wo Halt drin vorkommt. Mit der einen kann man vorhalten. Die andere steht an Haltestellen während man wartet daß was hält.

Ich halte mich in der Regel nirgendwo lange auf. Suche ja nach Haltbarkeit. Habe auch schon Kollegen in Flaschen getroffen. Die wollten da gar nicht mehr raus. Haben sich an den Flaschen regelrecht festgehalten. Die meinten dort Haltbarkeit gefunden zu haben. Ich mag aber keine Katzen. Das Wort Katzenklo mag ich. Das saug ich regelrecht in mich rein, wenn ich es mal irgendwo geschrieben sehe. Einige Geister saugen auch ständig irgendwas. Ich glaube das man das Blowjob nennt. Bin mir da aber nicht ganz sicher. Ist Englisch. Das kenn ich nicht gut. Manchmal ist es auch amerikanisch. Aber vielleicht ist das auch indisch, wenn ich da jetzt nichts verwechsle. Ist mir aber auch egal, weil mir das alles spanisch vorkommt. Vor allem das Deutsche. Einer sagte mal das wäre Denglisch. Klingt indisch. Ein anderer meinte das käme aus Italien und hat dabei nur schief geguckt.

In der Welt eines Geistes ist es irgendwie seltsam. Mußte ich mich erst dran gewöhnen. Das mit dem Buchstaben essen habe ich ja schon erwähnt. Die halten einfach länger. Bratwurst geht z.B. nur noch in geschriebener Form. Den Senf kann ich mir wenn ich will dazugoogeln. Das geht auch mit anderen Dingen. Bei Geflügel bin ich aber vorsichtig. Das Wort Vogelgrippe z.B. rühr ich nicht an. Will mir schließlich keinen Vogel holen. Mit einer Grippe käme ich als Geist ja noch klar, aber einen Vogel will ich mir nicht zuziehen. Wer weiß wie lange der Haltbar ist.
 
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Windreiter ..:danke:


Reiter des Windes brauchen keinen Halt zu suchen ....

oder

nur in der Haltlosigkeit hält sich das Sein lebendig.....


Marianne, all zu oft eine Windsbraut
 
halt! in the name of love, before you break my heart ...

Spekulatius von WIKIPEDIA

Spekulatius ist ein aus Belgien, den Niederlanden, dem Rheinland und Westfalen stammendes Gebäck aus Mürbeteig, in den Niederlanden heißt es Speculaas. Die Abbildungen auf dem Gebäck stellen meist die Nikolausgeschichte dar. Während der Gewürzspekulatius in Deutschland ein typisches Weihnachtsgebäck ist, wird er in den Niederlanden ganzjährig gerne gegessen. Spekulatius gibt es ebenfalls ganzjährig in Indonesien, einer ehemals niederländischen Kolonie.

Spekulatius werden aus Mürbeteig hergestellt und vor dem Backen durch eine Form (Model) aus Holz oder Metall mit einem Motiv versehen. Der häufigste Spekulatius ist der Gewürzspekulatius, der durch die Gewürze Kardamom, Gewürznelke und Zimt seinen typischen Geschmack erhält. Neben ihm gibt es noch den Mandelspekulatius, welcher an der Unterseite vor dem Backen mit Mandeln beschichtet wurde, und den Butterspekulatius, der einen erheblichen Anteil Butter enthält.

Der Name Spekulatius leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Bischof = speculator (Aufseher, Beobachter) her. Eine andere Ableitung bezieht sich auf lat. speculum = Spiegel, wegen der spiegelbildlichen Bilder, die in den Backformen eingeschnitten sind.
 
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Doch viele können gar nicht lesen. Schon gar nicht zwischen den Zeilen. Ich kann mich davon ernähren. Mir reichen die Buchstaben. Was essen die eigentlich, wenn die keine Buchstaben haben? Ein paar werden die aber auch haben. Kalaschnikow oder Coca Cola. Halt ein paar Worte ....

Ja auch auf Buchstaben kann man Appetit bekommen! Und auch auf Texte wie diese! :)
 
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