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Gibt es eine Ethik ohne Religiosität?

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Natürlich gibt es eine Ethik jensweits der Religiosität.
Oder sollte man sonst schlussfolgern dass Atheisten wie ich über keine Ethik verfügen? :)
Danke für den hochinteressanten Link!
 
Danke, eb für den tollen Fromm-link.
Erich Fromm ist einer meiner schriftlichen Lebensbegleiter- aber dass es etwas so Gutes wie die Erich Fromm hp gibt, wusste ich nicht. Habe erst kurze Zeit Internet.


Jetzt habe ich mir den Link abkopiert und bin froh, wieder etwas Interssantes zum Lesen zu haben.



Ganz spontan und unreflektiert ( und ohne die Lektüre des Auerschen Referats und der Fommschen Stegreifantwort, möchte ich antworten.


Heute gibt es ganz so, wie Walter sagt - Ethik, ethisches Handeln, das nicht an Religion aufgemacht ist.Ekliger Beweis: Der Kommunismus kam durchaus nicht ohne Ethik aus.


Historisch betrachtet - und nicht nur in unserer europäischen Kultur - kann man beobachten, , dass nicht theistische Ethik / Ethik als immanente Handlungsvorschriften- aus der Auseinandersetzung des Menschen mit religiösen Inhalten erfolgte.


Ich weiß zu wenig über den Konfuzianismus, der ja ebenfalls ohne Gottesbild auskommt denke aber, dass auch Konfuzius sein innerweltliches Handlungsprogramm im Angesicht religiösen "Aberglaubens" in China entwickelte.
 
Moral und Gesetz

Moral und Gesetze sind Verhaltensgebote und -verbote, die aus menschlicher Erfahrung gewonnen wurden. Sind sind keine Gottesdirektiven. Sie sind zu einer solchen gemacht worden, um Moral und Gesetz eine besondere Autorität zu verleihen. Aber in einer demokratisierten Gesellschaft hat das Volk die Verantwortung für das Gesetz. Und in einer säkularisierten Gesellschaft muss der Mensch auch die Verantwortung für die Moral haben. Und ich denke, dass es uns nur gut tun kann, den Boden unserer Kultur der Irrealität zu entziehen. Wenn wir die Realquelle und die gesellschaftliche NOTWENDIGKEIT der Moral erkennen, kann uns das nur dazu bringen, auch moralischer - REALmoralischer - zu sein. Es ist so wie mit aufmüpfigen Teenagern: Wenn sie in EIGENVERANTWORTUNG ihr Leben gestalten, sehen sie gewisse Regeln ein und können viel besser nach ihnen leben.

Gysi
 
Gegenwärtige Interpretation versteht Religiosität mit Paul Tillich als Erschlossenheit für die Tiefendimension menschlicher Existenz, als Ergriffensein von dem, "was uns unbedingt angeht". Damit tritt offensichtlich die integrierende Funktion von Religiosität in den Vordergrund: In der Religiosität erscheint das menschliche Urbedürfnis nach einem ganzen und heilen Leben. Von hier aus liegt es nahe, daß Soziologen und Psychologen Religiosität überall dort wirksam sehen, wo diese integrierende Funktion tatsächlich eingelöst wird - ganz gleich, ob dies durch herkömmliche kirchlich institutionalisierte Religionen, durch Mystizismen oder durch säkulare Ideologien geschieht. In Abhebung von der historischen Religion des Christentums spricht man von der "sozialen Grundform der Religion", die - etwa nach der Auslegung von Thomas Luckmann - "alle sinnspendenden Weltansichten (umfaßt), die als solche eine religiöse Funktion erfüllen". - aus dem Auer-Referat

Nun, da sieht man eben, wie man aus allem eine Definitionsfrage machen kann.
Du brauchst nur Grundbedürfnisse des Menschen als das, was uns unmittelbar angeht , zu definieren und dann das Urbedürfnis des Menschen nach einer heilen Welt als ein religiöses zu definieren und flugs hat man das, was jeder weiß, dass jede Ideologie ( sei es der Kommunismus, die Freikörperkultur usw) "
eigentlich Religion ist.

Ich bin der Meinung, Auer gebraucht mit dieser soziologischen Definition des Begriffes Religiösität einen Von - Links - Überholertrick -, um der Institution Kirche die alte Wertigkeit zu geben.




(Ich eile zur weiteren Lektüre!]
 
Klar gibt es eine Ethik ohne Religiosität. Meine eigene Ethik weicht zwar in sehr vielem von der christlichen ab, es gibt aber auch Berührungspunkte.

Problem ist doch nur, daß Gruppierungen / Religionsgemeinschaften / Einzelpersonen zu oft einen Menschen, der seiner eigenen Ethik folgt, als "unethisch" abqualifizieren.

LG, wirrlicht
 
@ Wirrlicht


Schlau, wie ich mich mit Hilfe des obigen Links gemacht ; kann ich Dir sogar mit dem kath. Theologen Auer Recht geben.

B ihm heißt es - sinngemäß/ genau im Link nachzulesen - dass jede Ethik Sinnbezüge herstellt. Diese umfassen die tiefsten - ich nehme mal an - religiös/philosophischen Sinnfragen. Deren Beantwortung erlaubt dann dem handelnden Individuum sein Leben nach seinen ganz persönlichen Glücksvorstellungen zu gestalten.Siese Suche nach Sinnbezügen


Auer bringt m.Es. es fertig, mit einer soziologischen Definition - nämlich dass dieses Streben bereits Religiosität ist - den landläufigen Begriff Religiösität so darzubieten, dass die Kirche ja nur ein Grundbedürfnis des Menschen stillt.


Ich glaube abert so wie Du, dass heute jeder Mensch sich die Sinnfragen zwar stellt, diese heute aber sehr häufig nicht mehr mehrheitlich entschieden werden können.


Ich bin noch nicht bei den Frommschen Antworten - bin aber schon neugierig, was er dazu sagt.




Wichtig und als neuen Denkansatz empfinde ich diese Worte von Dir"Problem ist doch nur, daß Gruppierungen / Religionsgemeinschaften / Einzelpersonen zu oft einen Menschen, der seiner eigenen Ethik folgt, als "unethisch" abqualifizieren. " (Wirrlicht)


Das ist es ja eben, was ich als unethisch empfinde.Und erst, wenn z.B. kath. Kirche alle anderen Religionen als gleichwertig für die Sinnsuche und als Antwort auf diese zulässt, kann ich Religion in dem Gedankengebäude zulassen, in dem ich aufwuchs.
 
>majanna

Leider kann ich nach mehrmaligen Versuchen auf diese url nicht (mehr) zugreifen.

Meine letzte Information (60er Jahre, berufsbildende Mittelschule):

Ethik = göttliche Sittenlehre.
Moral = menschliche Sittenlehre.​

Nach dieser Definition ist Deine Frage mit Nein zu beantworten, d.h. Ethik hat immer etwas mit Religion zu tun. Ob das inzwischen widerlegt wurde, kann ich ad hoc nicht sagen.

Nach meinem persönlichen Geschmack wäre die Trennung nicht unbedingt nötig, da wir ja (als Christen) die heilige Dreifaltigkeit haben und Gott durch Jesus auch Mensch ist.
 
Hallo, Zeilinger. Ich bin keine Fachphilosophoin, kann Dir aber mit ffolgendem Link ein wenig helfen.
http://www.phillex.de/


Ethik
Die Ethik oder Moralphilosophie befasst sich mit Aussagen über moralische Werte und moralische Handlungsnormen.
Es lassen sich drei Richtungen innerhalb der Ethik unterscheiden:
1. Die normative oder präskriptive Ethik untersucht die Richtigkeit und Korrektheit der Aussagen über moralischer Werte und Handlungsnormen.
2. Die deskriptive Ethik untersucht die psychologischen, biologischen, sozialen und historischen Grundlagen derartiger Urteile.
3. Die Metaethik befasst sich mit der normativen oder deskriptiven Ethik und fragt nach der Abgrenzung der moralischen von den nicht-moralischen Werten und Handlungsnormen sowie nach den erkenntnistheoretischen, sprachphilosophischen und ontologischen Grundlagen der Aussagen über Werte und Handlungsnormen.
Hare unterschied zwei Ebenen des moralischen Denkens: die intuitive und die kritische Ebene.
Wer theoretisch die möglichen Umstände betrachtet, unter denen man moralisch handelt und auch hypothetische Fälle betrachtet, befindet sich auf der kritischen Ebene.
Wer alltägliche Entscheidungen trifft, kann bei seinen moralischen Überlegungen nicht alle Alternativen und Folgen berücksichtigen. Das alltägliche moralische Denken muss daher vorwiegend intuitiv sein. Hare spricht von moralischem Denken auf intuititiver Ebene. Aus diesen Gründen schlägt Hare vor, wir sollten für unser alltägliches Moralleben einige weitgefaßte moralische Prinzipien übernehmen und nicht von ihnen abweichen. Zu solchen Prinzipien gehören etablierte Moralprinzipien (nicht lügen, Versprechen halten, nicht töten usw.). Es ist sinnvoll sich an solche Prinzipien zu halten, auch wenn man auf kritischer Ebene bisweilen bessere Lösungen finden wird.
Konsequentialisten sehen die Handlungsfolgen, Deontologen die befolgten Regeln als grundlegend für die Betrachtung moralischer Urteile an. Absichtstheoretiker zählen nur die Absichten.
Die angewandte oder praktische Ethik diskutiert die praktischen Fragen, die sich einzelnen Menschen oder Gruppen (Institutionen, Organisationen) in alltäglichen Entscheidungssituationen stellen, unter moralischem Aspekt.
Die Fragestellungen der angewandten Ethik betreffen bevorzugt solche Entscheidungen, in denen öffentliche und politische Handlungsoptionen eine Rolle spielen.
Zur angewandten Ethik gehören u. a. die Bioethik, Wirtschaftsethik, Wissenschaftsethik, Computerethik, Medienethik, Friedensethik, und Sportethik.
In der ethischen Diskussion sind moralische Einstellungen, wie Neid, Schadenfreude usw. weitgehend unberücksichtigt geblieben.
In den verschiedensten ethischen Gebieten (z. B. in der Tierethik, Genethik, und der Umweltethik) werden anthropozentrische, pathozentrische, biozentrische, physiozentrische und holistische Ansätze unterschieden.
Die Biozentrik (A. Schweitzer, G. M. Teutsch, T. Regan) fordert eine Gesinnung der Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Position kommt allerdings selten als philosophische Theorie, sondern eher als Glaubensbekenntnis daher.
Physiozentrische Ethiken beziehen alle Entitäten ein.
Die Analyse pathozentrischer, biozentrischer, physiozentrischer und holistischer Ansätze ist sehr undifferenziert und sollte analog zu den anthropozentrischen Ansätzen ausdifferenziert werden.
Wichtige ethische Positionen sind die subjektive Wertethik, die Tugendethik, die deontologische Ethiken, die Mitleidsethik, der egoistische Subjektivismus, die Diskursethik, die Ethik des realen Vertrages, der Präferenzutilitarismus, die Interessenethik, die Kantische Ethik, die teleologische Ethik, die existentialistische Ethik, die Glücksethik, die Verantwortungsethik, die Liebesethik, die Wohlwollensethik, die Ethik des fiktionalen Vertrags, die kommunitaristische Ethik, der Intuitionismus und die Güterethik.
powered by Uwe Wiedemann



Du siehst also, Zeilinger, dass Ethik der Oberbegriff ist, der Begriff, unter dem das Handeln des Menschen gebunden gesehen wird.
Unter Moral versteht man dann eher die einzelnen praktischen Handlungsnormen, die der Mensch befolgt, befolgen will, wenn er „ seiner“ Ethik folgt.
Im Wortsinne kommt der Begriff Gott noch gar nicht bei der Erklärung dessen, was Ethik oder Moral ist, vor.

Gott ist eine Kategorie der Weltanschauung. Damit der handelnde Mensch seine WEltanschauungen auch praktisch umsetzen kann, braucht er Moralvorschriften.
Ein glübiger mensch kann nun genau so handeln wie ein ungläubiger; beide werden aber ihren Moralkodex anders begründen.

Freundliche Grüße

Marianne
 
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>majanna

majanna schrieb:
Hallo, Zeilinger. Ich bin keine Fachphilosophoin, kann Dir aber mit ffolgendem Link ein wenig helfen.
http://www.phillex.de/


Ethik
Erstmals ein großes DANKESCHÖN für den Link. Um ihn zur Gänze zu verarbeiten, werde ich wohl noch ein Weilchen brauchen. Durch zuviel "praktisches Arbeiten" und wohl auch altersbedingt verlernt man ein bisschen das abstrakte Denken.
Allemal glaube ich entdeckt zu haben, dass das Fühlen noch nicht ganz verboten ist, bzw. verboten werden soll.
Bei einem Pschotest (Reader's Digest), den ich in den 1980-ern 3(!) Mal machte, wurde nämlich unterschieden zwischen
Verstandesmenschen
Tatmenschen
Gefühlsmenschen und
intuitiven Menschen​
und ich war, 1. Tatmensch, 2. Verstandesmensch, 3. intuitiver, 4. Gefühlsmensch, es lag aber alles eng beeinander (d.h. es gab keinen überragenden "Sieger"); außerdem bin ich zur Auffassung gekommen, dass der Mensch auch so "gut" ist, so sehr er zu (positiven) Gefühlen fähig ist.
Meine Signatur entstand aus so einem Gefühl. Goethe mit seinem Wort "Gefühl ist alles" bestärkt mich in dieser Lebensauffassung.

Nochmals danke, vielleicht kann ich auch für Dich einmal etwas tun.

Übrigens bin ich mit unserem (katholischen) Klerus auch durchaus unzufrieden.

Ebenfalls freundliche Grüße
 
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