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faschistische Schwärmer

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
da der thread viel zu umfangreich werden könnte,
habe ich diesen vom Faschismus-Referat-thread getrennt

im Referat steht

1) es ist sehr schwierig,
sich dem Phänomen Faschismus zu nähern,
da vor dem eigentlichen Faschismus
dessen ästhetische Fassade steht

diese Fassade ist ein Sammelsurium verschiedenster Strömungen,
die im Vorfeld der Nationalsozialisten
von einem neuen Reich, einer besseren Welt, geträumt haben

da es diesen Strömungen während des Dritten Reiches nicht gelungen ist,
Gegenposition zu beziehen,
sehen wir diese heute als festen Bestandteil der faschistischen Ideologie an

daß eben diese Strömungen sehr wohl Gegenposition bezogen hätten,
wenn das Dritte Reich nicht so kurz und heftig gewesen wäre,
ist eine Vermutung meinerseits

...

8) ich bin davon überzeugt,
daß die faschistische Raum- und Städteplanung,
das heißt die geplanten Infrastrukturanalagen und Gebäudekomplexe,
aufgrund ihrer Dimensionen
früher oder später zu Kopfschütteln in der Bevölkerung geführt hätten

auch der Bauernstand,
immerhin das Rückgrat für eine gesunde arische Rasse,
hätte seine liebe Not gehabt,
wenn die Industrialisierung mit voller Wucht
die ländlichen Räume ergriffen hätte

ich kann mir gut vorstellen,
daß dieses Unbehagen von eben denselben Schwärmern
in Worte gefasst worden wäre,
die im Vorfeld der Nationalsozialisten
die deutsche Kultur und Landschaft verherrlicht haben


die faschistischen Schwärmer erinnern mich an die Romantiker der 19. Jahrhunderts

SCHWARZ-HACKER 1959 Geschichte der deutschen Dichtung

Die Frühromantik beginnt mit dem Werk Wilhelm Heinrich WACKENRODER. Nur 25 Jahre währte sein Leben, und dennoch erklingt bei ihm, dem jungen Studenten zu Erlangen und Göttingen, der reinste und innigste Ton der deutschen Romantik ...
In diesem Buch ist gleich alles das enthalten, was das Wesen der neuen Geisteshaltung und Kunstrichtung ausmacht: die Liebe zur Natur, die träumende Versunkenheit in die Schönheit deutschen Landes, die stolze Bewunderung der mittelalterlichen Burgen und Kunstwerke Deutschlands und die kindlich-innige Hingabe an den Schöpfer aller Welten

wenn man ein paar Änderungen im Text vornimmt,
landet man direkt im Faschismus

es fällt ein junger Soldat für Deutschland,
(reinster und innigster Ton)
das Wesen der faschistischen Geisteshaltung und Kunstrichtung ist
die Liebe zur deutschen Natur (arische Rasse),
der Stolz, ein Deutscher zu sein,
die Hingabe zum Führer (Krieg)


der Unterschied des manipulierten Textes
zu den von mir gemeinten Schwärmern ist aber,
daß sich diese im Vorfeld tatsächlich für Kunst, Landschaft, Menschen interessiert haben

in den mir bekannten Büchern
werden zwar in den späteren Auflagen 'der Führer' oder 'die Bewegung' lobend erwähnt
in den älteren Auflagen ist das aber nicht so
(es ist nicht einmal faschistisches Gedankengut erahnbar)

3sat Peter Voß im Gespräch mit Rüdiger Safranski

Während die Frühromantik eher den revolutionären Tendenzen der 68er ähnelte, kam es in der Spätromantik zu einer - auch von Safranski attestierten - unheilvollen Verquickung: Anstelle der Freiheit des Individuums trat die Freiheit der Nation. Die Romantik schlug in einen extremen Patriotismus um der von Nationalismus, Franzosen und Judenhass gefolgt wurde. All dieses hatte schon der Begründer des "Sonderwegs", Georg Lukács, der 1954 in seinem Buch "Die Zerstörung der Vernunft" beschrieben. Der "romantische Irrationalismus" sei die Keimzelle der faschistischen Mentalität. Es ergebe sich eine Traditionslinie "von Schelling zu Hitler".

Hier begibt sich Safranski zu Recht in die Rolle eines Anwalts für die Romantik: Es sei kein monokausaler Zusammenhang herzustellen. Der Nationalsozialismus habe sich durchaus romantische Elemente zu eigen gemacht: Man denke nur an die Jugendbewegung, die Fackelumzüge, die Betonung der Natur und des Natürlichen - doch Hitler sei schlicht die Perversion eines Romantikers. Ausschlaggebend für die NS-Ideologie waren Pseudo-Naturwissenschaften wie Biologismus, Rassismus und Sozialdarwinismus - ergänzt durch einen ganz und gar unromantischen Technikkult.
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: faschistische Schwärmer

Safranskis Ausführungen zum "Romantischen" in der NS-Zeit halte ich für sehr fragwürdig und ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Nur weil das eine oder andere Thema von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde (das Typische ist ja am Faschismus gerade, dass er nichts Originäres kennt, sondern ein Konglomerat aus übernommenen Versatzstücken ist), ist das Thema deswegen noch nicht nationalsozialistisch oder faschistisch (NS ist ja nur die deutsche Spielart des Faschismus).
 
AW: faschistische Schwärmer

Hallo Politiker und politisch Interessierte !

Duden:
Fa|schis|mus, der; - <ital.> (antidemokratische, nationalistische Staatsauffassung od. Herrschaftsform)

Wikipedia:
Faschismus (italienisch fascismo) bezeichnete zuerst die von Benito Mussolini 1922 zur Macht geführte politische Bewegung in Italien. Von dort aus wurde der Begriff für ähnliche politische Strömungen und Systeme anderer Staaten, besonders in den Jahren 1920 bis 1945, verwendet.
Unter diesem Sammelbegriff werden verschiedene historische und ideologisch-politische Richtungen, darunter der Nationalsozialismus, sowie weitere, meist rechtsgerichtete Diktaturen nach 1945, eingeordnet.
------------------------------------------------------
Sonstiges von mir Ergoogeltes:

Was ist Faschismus?
Oder: Wenn das Kapital nicht weiter weiß
Am Beginn jeder ernsthaften Auseinandersetzung über den Kampf gegen Faschismus steht die Frage, was Faschismus eigentlich ist. Denn um den Faschismus zu bekämpfen, ist es notwendig, ihn zu verstehen.

Oft erfahren wir, dass der Faschismus etwas rein Historisches sei, längst vorüber und ohne aktuelle Bedeutung. Wir hören, dass er etwas sei, dass nur in der speziellen Situation der 20er Jahre möglich gewesen sei und uns heute nicht mehr betreffen würde. Manchmal ist auch zu erfahren, dass Faschismus eigentlich ausschließlich in Deutschland und Österreich möglich gewesen wäre. Beginnen wir also, diese Argumente zu überprüfen!

Der Faschismus ist in den 20er und 30er Jahren in den meisten entwickelteren Staaten auf diesem Planeten aktiv geworden. Vornehmlich handelte es sich hierbei um die Industriestaaten Europas und um die USA, aber auch in Südamerika oder unter der weißen Bevölkerung Südafrikas gab es Sympathien für faschistische Ideen. Das erste Land, in dem der Faschismus an die Macht kam, war 1922 Italien. Es folgten unter anderem 1923 Bulgarien, 1926 Polen und Portugal, 1933 Deutschland, 1934 Österreich und 1939 Spanien. Auch in den Ländern, in denen der Faschismus nicht die Macht ergriff, gab es durchaus Sympathien für seine Ideen. So war der US-amerikanische KKK (Ku-Klux-Klan) zweifellos eine der größten faschistischen Organisationen weltweit und hatte an seinem Höhepunkt 1925 fünf Millionen Mitglieder.

mehr ....
http://www.sozialismus.net/zeitung/mr28/faschismus.html
------------------------------------------------------------
Mein persönliches Resümee:

Faschismus hat bis jetzt nur Leid und Verderben gebracht; er gehört vielleicht zur Entwicklung des politischen Denkens eines Menschen, ist aber nie mehr als eine Entwicklungserscheinung. Faschismus gibt es nicht nur rechts sondern auch links, das Wesen des Faschismus ist, keine andere Ideologie neben sich gelten zu lassen, also war das kommunistische System zwischen 1917 und 1990 in der Sowjetunion und den Warschauer-Pakt-Staaten auch faschistisch. Auch Religionen, die gegen die Ökumene (im weiteren Sinne) sind und daher keine andere Religion neben sich dulden, sind faschistisch.

Die (mMn einzige) Antwort darauf: Demokratie in Rechtsstaaten.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: faschistische Schwärmer

Hallo Politiker und politisch Interessierte !

Duden:
Fa|schis|mus, der; - <ital.> (antidemokratische, nationalistische Staatsauffassung od. Herrschaftsform)

Wikipedia:
Faschismus (italienisch fascismo) bezeichnete zuerst die von Benito Mussolini 1922 zur Macht geführte politische Bewegung in Italien. Von dort aus wurde der Begriff für ähnliche politische Strömungen und Systeme anderer Staaten, besonders in den Jahren 1920 bis 1945, verwendet.
Unter diesem Sammelbegriff werden verschiedene historische und ideologisch-politische Richtungen, darunter der Nationalsozialismus, sowie weitere, meist rechtsgerichtete Diktaturen nach 1945, eingeordnet.
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Sonstiges von mir Ergoogeltes:

Was ist Faschismus?
Oder: Wenn das Kapital nicht weiter weiß
Am Beginn jeder ernsthaften Auseinandersetzung über den Kampf gegen Faschismus steht die Frage, was Faschismus eigentlich ist. Denn um den Faschismus zu bekämpfen, ist es notwendig, ihn zu verstehen.

Oft erfahren wir, dass der Faschismus etwas rein Historisches sei, längst vorüber und ohne aktuelle Bedeutung. Wir hören, dass er etwas sei, dass nur in der speziellen Situation der 20er Jahre möglich gewesen sei und uns heute nicht mehr betreffen würde. Manchmal ist auch zu erfahren, dass Faschismus eigentlich ausschließlich in Deutschland und Österreich möglich gewesen wäre. Beginnen wir also, diese Argumente zu überprüfen!

Der Faschismus ist in den 20er und 30er Jahren in den meisten entwickelteren Staaten auf diesem Planeten aktiv geworden. Vornehmlich handelte es sich hierbei um die Industriestaaten Europas und um die USA, aber auch in Südamerika oder unter der weißen Bevölkerung Südafrikas gab es Sympathien für faschistische Ideen. Das erste Land, in dem der Faschismus an die Macht kam, war 1922 Italien. Es folgten unter anderem 1923 Bulgarien, 1926 Polen und Portugal, 1933 Deutschland, 1934 Österreich und 1939 Spanien. Auch in den Ländern, in denen der Faschismus nicht die Macht ergriff, gab es durchaus Sympathien für seine Ideen. So war der US-amerikanische KKK (Ku-Klux-Klan) zweifellos eine der größten faschistischen Organisationen weltweit und hatte an seinem Höhepunkt 1925 fünf Millionen Mitglieder.

mehr ....
http://www.sozialismus.net/zeitung/mr28/faschismus.html
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Mein persönliches Resümee:

Faschismus hat bis jetzt nur Leid und Verderben gebracht; er gehört vielleicht zur Entwicklung des politischen Denkens eines Menschen, ist aber nie mehr als eine Entwicklungserscheinung. Faschismus gibt es nicht nur rechts sondern auch links, das Wesen des Faschismus ist, keine andere Ideologie neben sich gelten zu lassen, also war das kommunistische System zwischen 1917 und 1990 in der Sowjetunion und den Warschauer-Pakt-Staaten auch faschistisch. Auch Religionen, die gegen die Ökumene (im weiteren Sinne) sind und daher keine andere Religion neben sich dulden, sind faschistisch.

Die (mMn einzige) Antwort darauf: Demokratie in Rechtsstaaten.

Liebe Grüße

Zeili

Danke Zeillinger.
Jetzt bin ich informiert, was Faschismus ist und danke.
Eine Mentalität also, welche das Grausen, in mir spüren lässt.
Es riecht noch immer nach dem Tod und der Verwesung.
Der faschistische Mob.
Mobbing im Sozialgefüge.
Auch, im stillen und im kleinen persönlichen Bereich, noch heute bis in die Familien. :haare:

Horst Gutekunst :geist:
 
AW: faschistische Schwärmer

Danke Zeillinger.
Jetzt bin ich informiert, was Faschismus ist und danke.
Eine Mentalität also, welche das Grausen, in mir spüren lässt.
Es riecht noch immer nach dem Tod und der Verwesung.
Der faschistische Mob.
Mobbing im Sozialgefüge.
Auch, im stillen und im kleinen persönlichen Bereich, noch heute bis in die Familien.

Horst Gutekunst

und was ist mit den Schwärmern?
 
AW: faschistische Schwärmer

Hallo Zeilinger

Danke für den Link

ich finde es bemerkenswert,
daß Du und der sozialismus.net-Text
den Faschismus auch außerhalb Deutschlands
und sogar zeitlich später sehen

das deutet darauf hin,
daß es auch heute noch Faschisten gibt
(nur unter einem ganz anderen Deckmantel)
 
wenn man ein paar Änderungen im Text vornimmt,
landet man direkt im Faschismus

es fällt ein junger Soldat für Deutschland,
(reinster und innigster Ton)
das Wesen der faschistischen Geisteshaltung und Kunstrichtung ist
die Liebe zur deutschen Natur (arische Rasse),
der Stolz, ein Deutscher zu sein,
die Hingabe zum Führer (Krieg)

Für mich ein wenig weit hergeholt. Also, ich konnte aus diesem Text nichts Faschistisches herauslesen.
Ich würde mich auch als Schwärmer für die Natur (sicher nicht die arische Rasse gemeint!) bezeichnen, habe aber trotzdem nichts mit dem Faschismus am Hut.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: faschistische Schwärmer

Hallo Benjamin

Du bist empfänglich für romantisches Gedankengut
wärst Du deshalb damals empfänglich für den Faschismus gewesen?

warum sind stinknormale Menschen in den Krieg gezogen?
warum sind stinknormale Menschen mit erhobenem Arm Spalier gestanden,
wenn der Mercedes mit Hitler vorbeifuhr?
warum haben stinknormale Menschen geschwiegen,
wenn die Nachbarn abtransportiert wurden?
was war an Hitler, daß die Leute ihn vergöttert haben?

stell Dir vor, es ist Krieg
und keiner geht hin
 
Zuletzt bearbeitet:
Du bist empfänglich für romantisches Gedankengut
wärst Du deshalb damals empfänglich für den Faschismus gewesen?

Das bezweifle ich sehr.
Liebe zur Natur führt dich nicht in den Krieg, sondern davon weg. Die - ich will einmal sagen - bösen Seiten des Nationalsozialismus wurden meines Erachtens von den Menschen nicht so breitwillig aufgrund romantischen Schwärmens aufgenommen, sondern mehr wegen sozialer Missstände und verletzen Stolzes. Die Leute waren ja gewillt Demokratie aufzugeben, um wieder eine große, starke Nation zu werden.
So etwas kommt nicht vom Schwärmen über die Natur. Schwärmen über die Natur, so wie es empfinde, drängt nach Freiheit, Frieden und Gleichheit unter allen Menschen. Also nach einem Leben in Harmonie, und Freude an den vermeintlich kleinen Dingen, und nicht nach einem Riesenreich, das super stark und anderen Völkern überlegen ist.
Solche Wünsch haben andere Wurzeln und können durch soziale Missstände zusätzlich genährt werden.

Ich sehe darin die Basis, auf der sich das nationalsozialistische Gedankengut so rasant vermehren konnte.

mfg
Ben
 
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