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Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

K

Klugbeisserin

Guest
Kindererziehung war nie so schwierig wie heute.
Am Wissen alleine liegt es nicht, die Umsetzung ist das Schwierige.
Eltern können den Kindern heute kaum mehr vorleben, wie es gehen könnte.
Dafür ein paar vereinfachte und verallgemeinerte Beispiele:

Eltern arbeiten heute – mit wenigen Ausnahmen wie z.B. in der Landwirtschaft – außer Haus. Kaum ein Kind wächst durch das Vorbild der Eltern in die Arbeit hinein oder erlebt zumindest hautnah mit, wie das tägliche Brot erworben wird.

Eltern haben keine im Familienverband mitlebenden Verwandten, wie z.B. Großeltern und unverheiratete Geschwister, mehr. Für Kinder sind keine dazugehörenden Bezugspersonen da, wenn die Eltern keine Zeit oder Nerven für das Kind haben.

Eltern können ihre Kinder nicht mehr unbefangen auf die Wiese zum Spielen mit anderen Kindern schicken. Alles ist verbaut oder eingezäunt. Den Kick, dass einen der Bauer beim Diebstahl von (gesundem) Baumobst erwischt, ist von anderer Qualität als der der Kick beim Diebstahl im Supermarkt.

Eltern haben zwar quantitativ mehr Freizeit, aber nicht qualitativ und sind daher abends oft psychisch ausgelaugt. Kinder erleben mit, dass Eltern ihre (Frei)Zeit passiv vertreiben, anstatt sie mit Gemeinschaftsaktivitäten zu nutzen. Wo sollen sie sinnvolle Feizeitbeschäftigung und ein Miteinander lernen?

Eltern produzieren nichts mehr. Sie kaufen Dinge und werfen sie oft schon lange vor Ende ihrer möglichen Nutzungsdauer weg, um neue Dinge zu kaufen. Wie sollen Kinder den Wert der Dinge lernen? Und den Wert fremden Eigentums, wo sie doch miterleben müssen, wie Eltern auch mit ihren Sachen sorglos umgehen?


Kinder in Kleinfamilien haben erst relativ spät – manchmal zu spät – die Möglichkeit, in stabilen Gruppen mit anderen Kindern adäquates Sozialverhalten zu lernen. Durch mangelnden Bewegungs- und Ausweichmöglichkeiten sind sie u.U. stark von Geschwisterrivalitäten belastet – wenn sie Geschwister haben.

Kinder lernen in der Schule relativ wenig soziale und handwerkliche Fertigkeiten. Vor allem, wenn das Kind in eher tristen Verhältnissen lebt, kann sich ein Verständnis, warum Orthografie und Mathematik zu lernen sei, statt praktischer Dinge fürs Leben, nicht entwickeln. Was dazu führen kann, dass ein Erwachsener z.B. nach acht Jahren Deutschunterricht keinen halbwegs korrekten Satz schreiben kann.

Kinder lernen schon sehr früh in Zeichentrickfilmen, dass ein geprügelter, gehäuteter, zerquetschter, überfahrener, etc. Kater unversehrt wieder aufsteht, um wiederum von der Maus geprügelt, gehäutet, zerquetscht, überfahren, etc. zu werden und wieder aufzustehen…. Bosheit ist schlau und macht sympathisch, das Opfer ist ein Looser, über das gelacht werden darf.

Kinder müssen nicht mehr direkt miterleben, wie sich Zerstörung und Gewalt tatsächlich auswirkt. Das ist auch gut so. Doch wenn jede Verletzung einfach zu "heilen" ist, jeder zerstörte Gegenstand einfach nachzukaufen, wird nicht nachvollziehbar, warum man so ein "Theater" wegen ein paar mit Geld oder Sich-vor-der Verantwortung-drücken wieder gut zu machende "Lappalien" macht. Es ist die Fortsetzung der Zeichentrickfilme.

Kinder bekommen das halbfertig oder fertig gekaufte Essen vorgesetzt. Oft mehr als es braucht. Nahrung, Bekleidung, Wärme haben keinen Wert mehr. Geld hat Wert. Ein Handy hat Wert. Markennamen haben Wert. Rauschmittel geben Wärme…. Die Produkte des Lebens selber machen ist uncool, körperliche, produktive Anstrengung ist uncool.

Kinder bekommen Konsumartikel. Kinder bekommen Markennamen. Kinder bekommen Ersatzwerte, aber nicht immer Wertschätzung. Nicht selten sind sie einzelne Schmuckstücke für beruflich Erfolgreiche – oder eine Belastung für Präkarier und deren Rechtfertigung für materielle Zuwendungen, die sie ohne Kinder nicht bekämen.
 
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AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Mein Fazit:
Kinder in nicht reichen Familien brauchten früher nicht erzogen werden, sie erzogen sich gegenseitig.
Die Schwierigkeit war, dafür zu sorgen, dass sie nicht vorzeitig starben.
Was früher das Durchbringen der Kinder war, ist heute deren Erziehung.

Eltern haben es heute nicht viel leichter. War es früher hauptsächlich der körperliche Tod der Kinder, so ist es heute der seelische.

Ein Spruch, der heute noch genauso gilt, wie früher:
Eltern werden ist nicht schwer. Eltern sein, dagegen sehr.
 
AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Ich wohne auch in Ostösterreich.

Aber das muss ein anderer Planet sein.

Wenn jemand die Welt so schwarz sieht wie du, dann sollte er vielleicht einfach keine Kinder haben.

Hm?

lg Frankie
 
AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Ich schrieb doch, dass ich die Beispiele vereinfacht und verallgemeinert habe.

Hätte ich alle Gedanken dazu aufgeschrieben, wäre das Posting
1.) zu lang geworden.
2.) nicht als Diskussionsgrundlage geeignet gewesen.

Ich wollte ein Loblied den Eltern schreiben, die es trotz der erwähnten Schwierigkeiten schaffen, gute Eltern zu sein. Und das sind viele.

Im Supermarkt mit Kleinkindern einkaufen zu gehen ist schon eine Herausforderung, der ich nicht gewachsen wäre.

Würde ich völlig unrecht haben, würden die Frauen nicht immer weniger Kinder bekommen.
Ich habe die größte Hochachtung vor Paaren, die nicht nur das Wagnis einer Großfamilie eingehen, sondern dies auch noch schaffen, ohne dass einzelne Kinder verhaltensauffällig werden.
Eine Leistung, die m.E. weit über jedem kaufmännischen Erfolg steht.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich schon zu viele Eltern scheitern habe sehen, und dass mir das für das Kind sehr leid tat.
Und auch für die Eltern, weil sie nicht ohne Grund scheiterten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Ich habe keine Kinder.

Manchmal sehe ich im Supermarkt Eltern, die mit besonderer innerer Ruhe mit den Kindern einkaufen gehen. Die Kinder quengeln nicht am Süsswarenregal. Mir kommt es so vor, als übertrage sich die Ruhe, mit der die Eltern ihren Kindern begegnen, sich auf die Kinder überträgt. Sie streichen ihnen einfach über den Kopf und dann schmiegt sich das Kind an die Mutter an, das Süssregal wird ganz uninteressant.

Meine das schon häufiger beobachtet zu haben. Ist vermutlich aber auch abhängig von den Kindern, vielleicht waren es eher ruhige Kinder. Weiß nicht. Ist aber schön, so etwas zu beobachten. Wirkt so innig... die Beziehung Eltern/Kind.

Es ist schwierig als Erwachsener (als Elternteil), wenn das Außen einen verstresst, innerlich kraftbesehen auch die Ruhe überhaupt erstmal für sich selbst zu fühlen - so daß man sie weitergeben kann. Und es ist auch schwierig im Außen der Schnelligkeit, sich hier und da zu "verlangsamen" bzw. zumindest sich von der Hektik sich nicht die Seele und das Herz ergreifen zu lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Hallo Leser!

Wichtig ist, dass Eltern Charakter haben. Das heißt, dass sie wissen was sie wollen, dass sie bestimmte Werte bejahen und andere verneinen. Solche Eltern ruhen in sich selbst.

Kinder brauchen feste Strukturen und orientieren sich an ihren Eltern. Das Aufwachsen in einer stabilen Umgebung mit stabilen, weil charakterlich gefestigten Eltern ist ein wichtiger positiver Faktor in der Entwicklung des Kindes.
 
eltern werden ist nicht schwer - eltern sein dagegen sehr

hallo klara, EU frank, frankie und knopf,

die stabilität der eltern ist sicher ein schlüssel bei der erziehung - oder wie ich lieber sage BEGLEITUNG - von kindern.
doch gerade das ist ja auch das schwierigste. wie viele eltern sind eben nicht stabil...in einer zeit, die auch sehr viel veränderliches potenzial in sich trägt.

wie viele eltern haben schon ihre eigene reife und ruhe gefunden.
in einer welt, die rasant und unüberschaubar weiterwächst.

wo wird den eltern geholfen, ihre eigene stabilität und ruhe zu finden?
wo wird ihnen geholfen, wenn dem nicht so ist?
wo wird dann den kindern geholfen, die solches nicht erleben dürfen?

ich finde, dass klara die schwierigen umstände, mit denen viele eltern und kinder in unserer gesellschaft zu kämpfen haben, sehr gut geschildert hat.
und wenn die umstände der eltern schon schwierig sind, so werden diese durch das da-sein von kindern in vielen fällen noch viel schwieriger.
kinder zu haben und diese zur reife zu begleiten ist eine große aufgabe.
daran lässt sich zwar auch selbst wunderbar reifen....aber auch bestens scheitern.


ich kann durchaus bestätigen, dass mir alles, was im eingangspost geschildert wurde, auch schon längst aufgefallen ist....obwohl ich mit meiner familie ja glücklicherweise im gläsernen glassturz sitze.

lg kathi
 
AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Was heißt "Eltern" sein überhaupt?
Wird man automatisch ein anderer Mensch, nur weil man ein Kind in die Welt setzt?

Ich bin immer verwundert, dass "Eltern" als etwas betrachtet werden, das es neben dem Menschen gibt. Als eigenständige Spezies.

Wie werden denn heutzutage die Menschen zu Eltern?

Oftmals sehr ungeplant und zufällig, wenn sie noch sehr jung sind.

Oft aber auch gewollt und erwünscht, mit allen Mitteln angestrebt und gut durchgeplant. Was die bessere Ausgangslage für das Kind ist, sei dahingestellt. Aber keiner weiß vorher, was es bedeutet, Eltern zu sein. Jeder muss dann mit dem vorhandenen Potential, das er in sich findet, zurechtkommen.

Am schwersten haben es jene, die nicht aus ihrer Liebe zu ihrem Kind schöpfen können, weil sie selbst aus irgendeinem Grund keinen Zugang zu ihrem Herzen finden können. Sie sind drauf angewiesen, sich aus Ratgebern und von Ratschlägen anderer Hinweise zu holen, wie sie mit ihrem Kind umgehen sollen. Das kann gut sein, aber auch daneben gehn, weil Kinder nicht wie die Rüben alle gleichbehandelt werden wollen. Wenn das Kind stark ist und sich gegen eine Behandlung, die ihm nicht passt, wehrt, dann leiden die Eltern. Umgekehrt leidet das Kind.

Eltern sind nicht nur "die Verantwortlichen" (aus der Sicht ihrer Kinder betrachtet), sie sind auch Arbeiter und Chefs, Konsumenten und Produzenten, Soldaten und Generäle, einfache Bürger und Regierungsbeteiligte, Psychologen und sogar Lehrer, und sie sind Geliebte und Kinder und Geschwister und Verwandte. Sie haben außerhalb ihres "Eltern"-Seins eine Stellung im sozialen Gefüge der Gemeinschaft in der sie leben.
Das heißt auch, Eltern sind manchmal eingebunden in die Gemeinschaft, aber manche leben auch am Rand des Abgrunds bzw. am untersten Rand der Gesellschaft.

Kinder kriegen nun ganz direkt mit, wie ihre Eltern in dieser Welt zurechtkommen. Es ist keine bewusste Entscheidung der Eltern, welches Leben sie ihren Kindern bieten wollen. Es ist einfach das, was sie selbst zu bieten haben, das die Kinder kriegen können. Und meistens erkennen die Eltern selbst erst, wie wenig oder wie viel sie zu bieten haben, wenn das Kind schon da ist und das von seinen Eltern fordert, was es zum Leben braucht.

Das mag schmerzhaft sein, für alle oder nur für einen Teil, aber so ist das Leben. Man kann darüber traurig sein oder wütend, man wird mit seinen Erfahrungen und den Umständen leben lernen müssen und auch daran reifen. Die Eltern wie die heranwachsenden Kinder. Es gibt keine Alternative. Außer die eine, das Leben nicht zu leben.

Wenn der Wunsch auftaucht, dass auch Eltern gern Hilfe und Unterstützung hätten, so ist das zwar verständlich, aber die Frage ist, wer könnte denn da helfen? Alle anderen, die ach so erwachsen und so gebildet sind, sind doch in der selben Situation, sind genauso mit dem Erwachsen-Sein-Müssen überfordert und wurschteln sich halt so durchs Leben. Warum sollten sich die anderen Erwachsenen sicherer fühlen als ich? Weil sie sich so darstellen? Ja, für diese eine Rolle, die sie in ihrem Beruf spielen, haben sie das Drehbuch gut gelernt. Aber kaum kommt das falsche Stichwort, wissen sie genauso nicht weiter wie wir alle. Ob das ein Psychologe oder ein Bankdirektor ist, ist dabei völlig egal.

Jeder lernt durch seine Erfahrungen, am meisten durch die schmerzhaften. Und so gehts allen, nur die Schmerzen spüren wir halt nur, wenn es uns selbst erwischt!

:blume1:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Im Supermarkt mit Kleinkindern einkaufen zu gehen ist schon eine Herausforderung, der ich nicht gewachsen wäre.

Ich habe einen Vorschlag: du kommst einfach mit, wenn ich morgen mit meinen Kindern einkaufen gehe.

Danach kannst du es auch.

lg Frankie
 
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AW: Eltern - der schwierigste und verantwortungsvollste Beruf, den es gibt.

Eine wirklich schöner "Roter Faden" mit interessanten Antworten.

Der Beitrag von lilith51 hat mich besonders berührt. Er spricht mir aus der Seele.

Eine Feststellung, die mich – aus sehr persönlichen Gründen – besonders betroffen machte, war:
Das mag schmerzhaft sein, für alle oder nur für einen Teil, aber so ist das Leben. Man kann darüber traurig sein oder wütend, man wird mit seinen Erfahrungen und den Umständen leben lernen müssen und auch daran reifen. Die Eltern wie die heranwachsenden Kinder. Es gibt keine Alternative. Außer die eine, das Leben nicht zu leben.

Zur folgenden Feststellung habe ich etwas anzumerken, da ich diesen Satz vielleicht nicht richtig verstehe:
Ich bin immer verwundert, dass "Eltern" als etwas betrachtet werden, das es neben dem Menschen gibt. Als eigenständige Spezies.
(und ich bin verwundert, dass ich mich mit 50 für Elternschaft interessiere, obwohl ich keine Kinder habe …)

Ich habe erst sehr selten und nur bei (Präkarier)Müttern die Beobachtung gemacht, dass sie sich durch ihre Mutterschaft als "eigene Spezies" betrachten.
Ansonsten, denke ich, ist Vater, Mutter ein Beruf, im besten Fall sogar eine Berufung. Mit dem Unterschied, dass man diesen Beruf kaum wechseln kann, wenn sich die Mutterliebe so gar nicht einstellen will. Wie bei Brigitte Bardot z.B., die den Mut hatte, öffentlich dazu zu stehen, dass sie zu ihrem Kind nicht die geringsten positiven Gefühle entwickeln konnte.
 
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