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Einsamkeit

M

majanna

Guest
Lasst uns über die Einsamkeit sprechen- ja?


Dazu sind mir folgende Worte eingefallen:


Widersprüche, wohin ich blicke?!


Ich bin selten allein – nie einsam
- immer einsam?
Ich bin immer allein – nie einsam
- immer einsam?

Ich bin selten einsam – nie allein
immer allein?
Ich bin immer einsam – nie allein
immer allein?

Das Ich ist ein fiktives, also ein lyrisches Ich, nicht meine ungeschätzte Person.

Marianne
 
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Wer ist schon nie allein? Wer nie einsam?
Insofern hast du recht, aber ganz begriffen habe ich diese Widersprüche noch nicht.
 
majanna schrieb:
Lasst uns über die Einsamkeit sprechen- ja?
Es ist m.M. gerade für die Einsamen sehr wichtig, dass sie darüber sprechen können.

Dazu sind mir folgende Worte eingefallen:
Eigentlich wieder nur eines: Einsamkeit.


Widersprüche, wohin ich blicke?!
Momentan eigentlich nicht.

Ich bin selten allein – nie einsam
- immer einsam?
Ich bin immer allein – nie einsam
- immer einsam?

Ich bin selten einsam – nie allein
immer allein?
Ich bin immer einsam – nie allein
immer allein?
Wenn es eine semantische Problematik (auch) gibt, fängt sie hier an.

Ich will versuchen, etwas Ordnung hinein zu bringen. Spontan fällt mir ein Zitat ein: "Einsam bin ich, nicht alleine". Zufällig habe ich das Stück auch gesehen (Name und Autor derzeit nicht gewärtig - mutet ein bisschen nach Shakespeare an). Der Satz wurde von einer Frau gesprochen - als Antwort auf die Frage, ob sie denn alleine sei. Was ist also der Unterschied zwischen "einsam" und "alleine" ? Ich lege es einmal so aus, dass man auch unter tausenden Menschen einsam sein kann. Einsam in seinen Vorlieben, einsam in seiner politischen Überzeugung, einsam in seinem bisher Erlebten. Unter tausenden Menschen. Unter denen man aber nichtalleine ist. 999 sind ebenfalls noch da. Beides ist wohl negativ besetzt; das ärgste ist sicher, wenn man sich einsam UND alleine fühlt. Das zweitärgste einsam, das drittärgste alleine.
Bei mir - und ich glaube auch bei den meisten anderen Menschen - ist es so, dass ich hin und wieder ganz gerne alleine bin (wenn ich quasi mit mir selbst zerstritten bin oder wenn ich mich nach einer Niederlage eben zurückziehen will, um nicht den Spott auch noch ertragen zu müssen). Die Einsamkeit ist immer nur dann erträglich, wenn man - wie man so schön sagt - auf irgendeinem Gebiet "einsame Spitze" ist.

Einen Bezug zwischen Einsamkeit und Freiheit möchte ich auch noch herstellen (gelesen, nicht erdacht): Freiheit ist nur dann gut, wenn sie nicht durch Einsamkeit erkauft werden muss.

Das Ich ist ein fiktives, also ein lyrisches Ich, nicht meine ungeschätzte Person.
Du stapelst schon wieder tief !
 
[
Hallo, Zeilinger:
genau dieser Dreiheit in der Bewertung
PHP:
das ärgste ist sicher, wenn man sich einsam UND alleine fühlt. Das zweitärgste einsam, das drittärgste alleine
sehe ich auch, wenn man die Frage der Einsamkeit von der persönlichen Befindlichkeit aus bewertet und diese Einsamkeit an sich negativ erlebt.
Mir geht es aber auch um die positive Besetzung des begriffes Einsamkeit.

Einsam und allein kann sich das Individuum auf sich selbst besinnen: Du kennst aus der katholischen Seelsorge sicher die Exerzitien: Meditation im klassischen Sinne setzt auch voraus, dass sich ein Mensch " einsam machen kann". Überhaupt, so glaube ich, hat fernöstlicher Wissensdurst viel mehr als wir ahnen auf dieses RücKbesinnung auf sich selbst zu tun.

Ich sehe mich - eher im Gegensatz zu Dir

PHP:
Die Einsamkeit ist immer nur dann erträglich, wenn man ..... auf irgendeinem Gebiet " einsame Spitze" ist

eher immer einsam. Aber dieses Einsamkeitsgefühl ist mir durchaus positiv: Eine gewisse Distanz des Alleinseins ermöglicht mir,mich ständig zu hinterfragen. Das mag krankhaft sein - aber nur so kann ich überleben: inmitten vieler Menschen mich auf mich selbst besinnen zu können.



Und wenn Du sagst:
.

PHP:
Freiheit ist nur dann gut,wenn sie nicht durch Einsamkeit erkauft werden muss.


sage ich ( gilt natürlich nur für mich)

Freiheit kann ich mir nur durch Einsamkeit erkaufen. Im Gewühle der Taten, im zwischenmenschlichen Interagieren bin ich nicht allein - aber auch nicht einsam. Da fühle ich mich irgendwie gestresst.


@ Man at arms

Natürlich ist mein Gedicht ein sprachliches Paradoxon.Einsamkeit kann man nur erleben, wenn man Gemeinschaft erleben kann. Alleinsein nur empfinden, wenn man Menge empfinden kann.

Diesen diaklektischen Schritt - dass das eine ohne das andere nicht denkbar ist und dass die Wahl der Wörter gleichzeitg auch Bewertung ist, wollte ich mit meinem Gedichterl ausdrücken.
PS:
Was sagt Ihr zu dem Begriff Langeweile im obigen Zusammenhang?


Marianne
 
Die *Marianne* meint: Was sagt Ihr zu dem Begriff Langeweile?

Eine weile lang tat ich mich langeweilen,
und keine Zeile bang, keine Worte eilen
mir aus dem Kopf, dem knöchernen Gefängnis,
wo zeitweilig kommen die Gedanken in Bedrängnis,
wenn sie sich fühlen wie eingekerkert,
weil der Dichter mal zu wenig "werkert". :) :zunge 5:

Aber zurück zum Thema: "Einsamkeit"
Menschen sind wie Inseln ... jeder für sich alleine,
nur unter Wasser, im Urgrund, miteinander verbunden.

Auch wenn wir mit anderen Menschen zusammenleben,
sei es innerhalb der Familie oder im erweiterten Freundeskreis:
Wir sind dennoch alleine! -niemand kann für uns atmen, essen od. trinken,
auch all unsere anderen Entscheidungen müssen wir alleine treffen,
mögliche Hilfestellung: wir suchen Rat und Hilfe bei unseren Mitmenschen.

Tu ich der Zweisamkeit bedürfen,
darf niemals einsam ich mein Bier schlürfen. :) :bier:
 
spitzeFeder schrieb:
Aber zurück zum Thema: "Einsamkeit"
Menschen sind wie Inseln ... jeder für sich alleine,
nur unter Wasser, im Urgrund, miteinander verbunden.

QUOTE]



Genau, liebe " spitze Feder"!


Belebte Inseln, die Näher der anderen Inseln ahnend, doch sehr sehr selten dort hin gelangend.




Bei Dir mache ich mal eine Denkausnahme: wenn dort drüben ein kühles Bierchen winkte, tatertest Du doch rübertfinden :kuss3:
 
*majanna*: ... ... rübertfinden ...
Erst muß man wohl im Trüben schinden,
dann wird man auch die Rüben finden. :)
Und zur Belohnung gibts a koids Bier
auf der Inselwohnung, wonach ich gier. :)
LG, "Federl"
 
majanna schrieb:
Mir geht es aber auch um die positive Besetzung des begriffes Einsamkeit.... dieses Einsamkeitsgefühl ist mir durchaus positiv: Eine gewisse Distanz des Alleinseins ermöglicht mir,mich ständig zu hinterfragen. ... Freiheit kann ich mir nur durch Einsamkeit erkaufen. Im Gewühle der Taten, im zwischenmenschlichen Interagieren bin ich nicht allein - aber auch nicht einsam. Da fühle ich mich irgendwie gestresst.

Liebe Marianne,

was du da beschreibst, möchte ich doch lieber mit dem Wort „Allein-Sein“ verknüpfen...

Ganz im Gegensatz zum Alleinsein hat Einsamkeit für mich einen beängstigenden Klang. Einsamkeit kann ein Schicksal sein...

Für mich
BEGINNT Einsamkeit
mit dem Verlust von Brücken, mit dem Verlust von Alltäglichkeit, mit dem Verlust von Kommunikation...

Für mich
ist Einsamkeit
Isolation der Seele...

Für mich
ist das, was vor Einsamkeit bewahrt,
die Liebe;
das Wissen, dass es jemanden gibt, dem man tief verbunden ist...

Für mich
wäre wirkliche Einsamkeit
der Verlust dieses Gefühls, dass es jemanden gibt... (verbunden mit der eigenen Eingeschränktheit...)



Die „einsame Insel“ ist keine „Insel der Einsamkeit“, solange du die Möglichkeit hast,
sie jederzeit zu verlassen (!)..., und weißt, wohin du dann gehen kannst...

Einsame Menschen, fürchte ich, haben diese Möglichkeit nicht (mehr)....

Lieber Gruß,
Mia
 
Geschätzte *MiaSG*, du schriebst:
.. Die ?einsame Insel? ist keine ?Insel der Einsamkeit?,
solange du die Möglichkeit hast, sie jederzeit zu verlassen ...

-Da fühle ich mich angesprochen, weil ich möglicherweise von dir missverstanden wurde.
Mein Vergleich Mensch-Insel ist so gemeint, dass wir die Insel NICHT verlassen können,
weil WIR SELBST diese Insel(n) sind!
Und erst tief am Grunde (wo kein trennendes Wasser stört)
sind wir wieder alle miteinander verbunden.
Brücken bauen, diese aber nicht wieder abreissen:
Das ist der Weg weg von der Einsamkeit.
:kuss3:
 
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Nein, liebe „spitze Feder“,
dein Bild hatte ich wohl verstanden, glaube ich... Und DIESES Bild gefällt mir gut; diese Vorstellung teile ich....

Ich bezog mich eher auf das vorher Entworfene, dass man in der Einsamkeit zu sich selber komme...
Die Wendung von der „einsamen Insel“ habe ich in diesem Zusammenhang „neu“ eingeführt, sozusagen, weil doch die Sehnsucht nach der „einsamen Insel“ oft für den Wunsch nach Zur-Ruhe-Kommen, Abstand-Gewinnen steht...

Kein Missverständnis also, nur eine Ergänzung... :winken1:

Liebe Grüße,
Mia
 
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