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Ein Ausflug in den Wald

Sunnyboy

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Registriert
10. März 2005
Beiträge
542
Ein Ausflug in den Wald

Er verließ die Hauptstrasse und fuhr auf den ungeteerten Waldweg. Er liebte den Wald. Die schöne Natur, die Ruhe, die vielen Tiere, die ihr Leben von den Menschen unbeobachtet zwischen dem Laub führten, frei und ohne Hektik.
Nicht so wie sein Leben: das Leben eines hochrangiger Mitarbeiters einer großen Telefongesellschaft, von vielen Menschen umgeben in der großen Stadt, von Terminen zugeplant, verschwendet um Geld zu verdienen.
Nein, das Leben im Wald war anders, und er wollte ein Teil dieses Lebens sein, eintauchen in die wundervolle Welt zwischen den Bäumen, gemeinsam mit seiner Frau, die neben auf dem Beifahrersitz saß. Er wusste, seine Frau , würde den Ausflug genauso genießen wie er. Vielleicht würden sie ja sogar im Wald mal wieder miteinander schlafen, so ganz ungestört, im Gebüsch. Jetzt, um ein Uhr morgens würde sowieso keiner vorbeikommen und er und seine Frau könnten ganz ungestört ihre Liebe ausleben.
Er blickte durch die Augenwinkel zum Beifahrersitz. Er sah seine Frau im Dämmerlicht des Autos:
Ihre blonden Haare waren ein wenig zerzaust, was bei ihr recht selten war, sonst achtete sie immer auf ihre Frisur. Er musterte sie weiter. Sie trug ihr seidenes, blaues Kleid, das, unter dem die Konturen ihres doch recht großen Busens gut zu erkennen waren.
Er bekam jetzt richtig Lust auf sie. Hoffentlich würde sie mit ihm schlafen.
Wenigstens heute, wo er mit ihr in den Wald fuhr. Seit einer Woche waren die beiden nicht mehr intim gewesen. Das war sonderbar, denn früher konnten sie nie genug voneinander bekommen.
Er schaute kurz ganz zu seiner Frau. Sie saß dort auf dem Beifahrersitz und blickte starr geradeaus.
„Gleich sind wir da, Schatz.“ sagte er, und schaute sie kurz liebevoll an. Doch dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße. Er wollte schließlich nicht gegen einen Baum fahren. Wenn seiner Frau durch seine Schuld etwas zustieße würde, dass würde er sich nicht verzeihen.
Seine Frau antwortete nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Doch seit drei Tagen hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Gut, sie hatten sich gestritten und er hatte sie auch geschlagen. Aber er hatte sich doch auch bei ihr entschuldigt. Doch sie saß seitdem nur da und starrte Löcher in die Luft.
Deshalb hatte er sie zu diesem Waldspaziergang mitgenommen. Er wollte ihr endlich mal wieder zeigen, dass er sie unheimlich liebte.

An einer besonders schönen Stelle, eine vom Mond beschienen Lichtung hielt er den Wagen an. „Schau mal, Schatz, wie schön der Mond ist. So hell.“ Zärtlich legte er seinen Kopf an ihre Schulter. Sie regte sich nicht. Mann, sie machte es ihm aber auch nicht leicht.
Aber er würde schon wissen, wie er ihr seine Liebe beweisen könnte.
Zärtlich küsste er ihre Wangen, immer intensiver. Seine Hände umfassten ihre Brust. Dann zog er sich zu ihr rüber und streichelte ihre Oberschenkel.
Er presste seine Lippen auf ihre, doch sie reagierte nicht. Verdammt, langsam ging sie ihm mit ihrer dämlichen Rumzickerei auf die Nerven.
Beleidigt wandte er sich ab.
„Weißt du was, mir reicht es. Wenn du schmollen willst, dann schmoll. Ich habe alles versucht es wieder gut zu machen. Es tut mir verdammt noch mal leid, dass ich dich geschlagen habe, und es tut mir auch leid, dass du mit dem Kopf auf die Tischplatte gefallen bist, aber dass ist doch kein Grund drei Tage lang nicht mit mir zu reden!“
Seine Frau sagte immer noch nichts.
„Ach, dann halt nicht!“, schrie er wütend und ging alleine in den Wald. Wenn seine Frau das so wollte, sollte sie halt alleine bleiben. Er würde einen kleinen Spaziergang durch den Wald machen und von dort direkt zu seiner Arbeitsstelle laufen. denn Schlüssel ließ er stecken, damit seine Frau alleine wieder nach Hause fahren konnte.

Um neun Uhr hörte er wie immer die Nachrichten. Eine Meldung bewegte ihn besonders:
„Heute Morgen, gegen 8:00 Uhr fanden zwei Jogger auf dem Beifahrersitz eines Autos die Leiche einer ca. 35 jährigen Frau die durch einen Schlag oder Sturz auf den Kopf gestorben ist. Die Frau war zum Zeitpunkt des Auffindens bereits etwa drei tage tot.
Von dem Fahrer des Wagens fehlt jede Spur, die Polizei geht von einem Verbrechen aus und ermittelt nun.“

„Wie schlimm diese Welt doch geworden ist, dass unschuldige Frauen einfach so ermordet werden.“, sagte der Mann, schüttelte den Kopf und arbeitete weiter. Er hoffte, dass seine Frau wieder zur Vernunft gekommen war und ihm ein leckeres Abendessen zubereiten würde, sobald er nach Hause käme.
 
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AW: Ein Ausflug in den Wald

Sunnboy, ich muss gestehen, mir lief es kalt den Rücken runter, als ich den Schluss las.

Die Geschichte ist gut aufgebaut und gibt erst am Schluss ihr Geheimnis preis.

Ich werd sie gleich nochmal lesen.
:blume1:
 
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