Im deutschsprachigen Westen ist eine absehbare Trendumkehr von oben oder aus dem Bewußtsein der Masse heraus wohl nahezu ausgeschlossen. Die Leute folgen im Moment wieder allerlei nachhaltig und vielfältig klingenden Irrlichtern, die da im Moor und am Horizont angeschaltet werden. Dazu braucht man m.E. kaum noch mehr sagen, als dass man sich mit der flachen Hand gegen die Stirn klatscht und den Kopf schüttelt.
Wie bringt man also Qualität in sein eigenes Leben.
Es gibt kleine Hinweise im Leben, die einem zeigen können, wann und wie man einerseits hart und fordernd mit anderen umgeht und andererseits eher weich und entspannt, eher gewährend ist. Wie gefällt man sich besser? Wann ist das so. Wenn man selber zufrieden mit sich ist, wenn man für all seine Dinge Zeit hat, wenn man sich weniger bedürftig fühlt, wenn man sich selbst eher als frei und mit Handlungsspielraum empfindet, wenn man sich als wirksam empfindet, wenn Ideen verwirklicht werden und sich nicht stauen, Euphorie zugelassen wird, wenn man sich eben nicht zu immer 3/4-guten Gefühlen bringen muss, sondern eben mal die negativen Gefühle ausgehalten hat?
Ich müsste Hinweise suchen, was für mich im Moment Lebensqualität ist und denen nachgehen. Wo ist es wirklich meins und wo hab ich einfach etwas fremdes übernommen. Was kann ich über Bord werfen, was mache ich nicht mehr selbst, was möchte ich unbedingt noch lernen, um nicht auf andere angewiesen zu sein. Was bin ich nicht, welche Identifikationen sind eigentlich Humbuck, in meinem Leben. Gibt es Tätigkeiten, die ich nur immer wieder wiederhole, weil es damals so schön war oder ist es heute wirklich noch schön. Betrifft das auch meinen Urlaubsort? Gibt es Dinge, die ich wirklich inzwischen erlebt habe oder weiß oder hab ich sie nur übernommen. Bin ich manchmal mutig genug, jemandem eine Kleinigkeit zu helfen, auch wenn ich mich dabei lächerlich machen könnte?
Die Ablenkungen, die Irrlichter, die Lautstärke und die künstlich erzeugten, lauten Gefühle sind heute so groß, dass man auch mal suchen kann, wann man diesen Krach mit noch mehr Krach zu übertönen sucht. Funktioniert das? Funktioniert es, wenn ich mich "spät dran" fühle, mein Tempo und meine Schlagzahl immer weiter zu erhöhen? Das Gehirn hat so manche Eigenart, die der Erkenntnis und Veränderung im Wege stehen, wir als Menschen jedoch nicht einfach ignorieren können. So stellt sich grundlose Freude beispielsweise nicht ein, wenn man immerzu sucht, in eine Art berechenbare 3/4-Freude zu kommen. Ohne negative Gefühle, wie Langeweile, Sinnlosigkeit, Angst, Trauer, Wut oder auch nur Nervosität auszuhalten, kommt sie nicht. Hingegen erzeugt die Vermeidungsabsicht eine ganze Reihe merkwürdiger Angewohnheiten, die dann auch in Quantität und Hässlichkeit münden können. Das nur als Anregung, kein Anspruch auf Systematik.
Mein Ansatz ist nicht ein besonders gutes Bild von mir und dem möglichst nahe zu kommen. Solange mir eine Speise schmeckt, esse ich sie, wenn sie mir nicht mehr schmeckt oder ich nicht mehr ran kann, lasse ich es. Auf seine eigenen Eigenarten zu hören, kann wiedererlernt werden. Wenn man sich und dem Leben dabei dann vielleicht noch ein wenig vertraut...wird das ganze Problem schon lösbarer. Warum auf seine Eigenarten hören? Weil es einen Grund haben könnte, gerade diese Spielfigur hier in ihrer Umwelt und in den Inszenierungen zu erleben.