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Die Folgen der Kurzsichtigkeit

Chris M

Well-Known Member
Registriert
2. November 2014
Beiträge
3.728
Ich behaupte jetzt einfach mal folgendes (ohne mir 100% sicher zu sein, dazu unten mehr) :

Wir hätten das, was jetzt auf gesellschaftlicher Ebene passiert, verhindern können. Die eigentliche Seuche, die jetzt global grassiert, ist die Seuche der Kurzsichtigkeit. In einer globalen Gesellschaft, die nachhaltig und näher an der Natur leben würde, hätte ein Mini-Auslöser wie Corona kaum spürbare Folgen. Wenn sich jeder, oder die meisten, autonom versorgen würden, gäbe es keinen Anlass für Hamsterkäufe. Außerdem gäbe es das Problem der globalen Verbreitung einer Krankheit schon mal gar nicht, weil die Welt nicht in diesem völlig übertriebenen Ausmaß globalisiert wäre.

Wir sind immer wieder gewarnt worden, durch Bücher wie 1984 und Brave New World, Filme wie Gattaca usw., dass wir uns durch unsere Kurzsichtigkeit in dystopische Zeiten bewegen. Aber diese Warnungen sind alle ignoriert worden und haben uns zur Unterhaltung gedient. Hätten wir in Jahrzehnten, statt in Wochen oder Monaten oder maximal Jahren voraus geplant, dann hätten wir uns darauf vorbereitet, dass irgendwann der Stock kommen wird, den uns das Universum in die Speichen schleudert und dieser Stock ist nun da. Stattdessen wurden diejenigen, die sich darauf vorbereiteten, die Prepper und "Verschwörungstheoretiker" im besten Falle nicht ernst genommen und im schlimmsten Falle noch ausgelacht.

Wahrscheinlich war es schon länger so, aber spätestens seit 20 Jahren quietscht und ächzt das globale System vor sich hin und wird nur noch durch Klebeband und lose Schrauben zusammengehalten. Und im Grunde spürt das doch jeder schon lange. Dennoch - hier wieder die Kurzsichtigkeit - haben wir immer gedacht: Irgendwann wird es schon irgendjemand richten. Hier und da sind dann ein paar oppositionelle Bewegungen entstanden, ein kurzer Hype lebte auf, der dann wieder von der großen Maschine verschluckt wurde.

Wieso fühlen sich die Ereignisse jetzt so surreal an? Weil wir immer wussten, dass es passieren wird, aber nicht wie. Jetzt haben wir einen ganz konkreten Ablauf der Dinge und wir fühlen uns wie im falschen Film, aber hey, irgendwie musste es ja passieren. Jetzt ist es eben diese seltsame Virus/Lockdown/Verschwörungs - Mischung, die uns überrollt. Hätten wir uns einfach auf Szenario X vorbereitet, anstatt kurzsichtigerweise zu denken: "Auf sowas kann man sich nicht vorbereiten", dann würden wir jetzt ein planvolles, rationales und nachvollziehbares Reagieren und Regieren erleben. Stattdessen wird auf Biegen und Brechen eine Brechstangen-Reaktion, die am Anfang noch nachvollziehbar war, aufrechterhalten und alles gegen die Wand gefahren. Es ist eigentlich eine Krise der Kurzsichtigkeit und Irrationalität.

ODER: Ganz banal: Ist das einfach der Lauf der Dinge? Hätten wir es nicht verhindern können, weil über kurz oder lang eben irgendwann eine Krise dieser Art kommen muss?

Ich tendiere dazu, zu denken, dass wir es verhindern hätten können, was meint ihr?
 
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ChrisM: "Hätten wir uns einfach auf Szenario X vorbereitet, anstatt kurzsichtigerweise zu denken: "Auf sowas kann man sich nicht vorbereiten", dann würden wir jetzt ein planvolles, rationales und nachvollziehbares Reagieren und Regieren erleben..."

Wir sind sehr wohl auf dieses Szenario vorbereitet. Es wurde in verschiedenen Planspielen ganz genau so geübt. Und nun ist es eben so eingetreten. Paul Schreyer schrieb ein Buch dazu. Es heißt "Chronik einer angekündigten Krise", kostet 15 Euro. Er nennt im folgenden 90 minütigen Gespräch einige verblüffende Zusammenhänge, die es lohnt, nachzuprüfen.

https://kenfm.de/im-gespraech-paul-schreyer-corona/
 
ChrisM: "Hätten wir uns einfach auf Szenario X vorbereitet, anstatt kurzsichtigerweise zu denken: "Auf sowas kann man sich nicht vorbereiten", dann würden wir jetzt ein planvolles, rationales und nachvollziehbares Reagieren und Regieren erleben..."

Wir sind sehr wohl auf dieses Szenario vorbereitet. Es wurde in verschiedenen Planspielen ganz genau so geübt. Und nun ist es eben so eingetreten. Paul Schreyer schrieb ein Buch dazu. Es heißt "Chronik einer angekündigten Krise", kostet 15 Euro. Er nennt im folgenden 90 minütigen Gespräch einige verblüffende Zusammenhänge, die es lohnt, nachzuprüfen.

https://kenfm.de/im-gespraech-paul-schreyer-corona/

Danke für den Link, hört sich interessant an.

Ich habe auch davon gehört, dass im Jahr 2012 ein Szenario im Bundestag besprochen wurde, das dem heutigen Szenario sehr ähnlich ist. Aber dann ist eben die Frage: Wieso hat man sich nicht Gedanken gemacht, wie man auf so eine Situation reagieren kann, ohne dabei die komplette Wirtschaft in die Tonne zu schmeißen. Ich meine mit dem zweiten Lockdown ist es jetzt sicher, dass da nichts mehr zu retten ist. Endlos Gelddrucken wird nicht funktionieren. Auch hier sieht man wieder die von mir angesprochene Kurzsichtigkeit der Machthabenden. Die selbe Kurzsichtigkeit, die die Krise langfristig gesehen möglich gemacht hat, wird jetzt in der Krise wieder eingesetzt, um die Krise zu bekämpfen. Was bringt es denn, wenn dieses Jahr weniger Menschen krank werden, dafür aber dann nächstes Jahr eine Wirtschaftskrise kommen wird, die alles in den Schatten stellen wird. Ich meine so kurzsichtig kann man doch gar nicht sein. Da muss ja fast was anderes dahinter stecken.

Idioten & Arschlöcher - kannst du nicht verhindern. Da nutzt die beste Vorbereitung nichts.

Die Frage, die sich stellt: Sind es wirklich Idioten an der Macht oder steckt sogar eine böse Absicht dahinter. Es kann ja fast nur diese beiden Möglichkeiten geben. Denn wenn man Maßnahmen anwendet, die mehr Schaden als Nutzen bringen, ist man entweder dumm oder böse. Ich betone noch mal: Ganz am Anfang konnte ich diese Reaktion verstehen. Die Sache mit dem exponentiellen Wachstum ist wirklich etwas, das der menschliche Verstand nicht erfassen kann. Ganz lange passiert nichts und dann bricht der Damm. Okay, aber spätestens nachdem klar wurde, dass in Schweden ohne Lockdown auch kein exponentielles Wachstum einsetzt, hätte man einsehen müssen, dass der Lockdown mehr schadet als nützt. Dann hätte man sich halt hinstellen müssen und sagen: Wir haben uns geirrt! Das haben sie sich aber nicht getraut, denn dann könnte es ja sein, dass man nächstes Jahr nicht wieder gewählt wird. Auch hier wird wieder das Verhindern des kurzfristigen Prestigeverlusts über langfristige Folgen gesetzt. Es ist immer da selbe Schema.
 
Aber diese Warnungen sind alle ignoriert worden und haben uns zur Unterhaltung gedient. Hätten wir in Jahrzehnten, statt in Wochen oder Monaten oder maximal Jahren voraus geplant, dann hätten wir uns darauf vorbereitet, dass irgendwann der Stock kommen wird, den uns das Universum in die Speichen schleudert und dieser Stock ist nun da. Stattdessen wurden diejenigen, die sich darauf vorbereiteten, die Prepper und "Verschwörungstheoretiker" im besten Falle nicht ernst genommen und im schlimmsten Falle noch ausgelacht.

Die Vorbereitungen existieren, schon immer, jedenfalls, was Lebensmittel betrifft. Gott sei dank haben wir die Reserven für Notfall jedoch noch nicht gebraucht. Es existieren mehrere Dutzend Großlager der Bundesregierung mit lagerbaren Lebensmitteln, genug, um die komplette Bevölkerung 3 Monate mit Lebensmitteln zu versorgen. Wo die allerdings sind, das ist aus guten Gründen geheim. In regelmäßigen Abständen wird die Ware umgewälzt und durch neue Ware ersetzt, wobei die Ware sehr gern im großen Stil von der Lebensmittelindustrie aufgekauft wird, denn es handelt sich um Lebensmittel allererster Qualität.

Prepper können sich jetzt im Aufwind wähnen ("wir haben es Euch doch immer gesagt"), aber nach wie vor finde ich diese Leute irgendwie daneben. Einen Vorrat von Lebensmittel u.a. für 1-2 Wochen zu haben, das mag angemessen sein. Wer aber meint, Vorräte für Monate haben zu müssen: Bitte sehr, dann friss dieses Zeug. Denn auch wenn der Notfall nicht eintritt, dann wirst du die Konserven regelmäßig essen dürfen, denn auch Konserven wollen regelmäßig ausgetauscht werden.

Zumal das Prepper-Wesen auch an der Realität vieler Menschen vorbei geht. Jemand, der in seinem Einfamilienhaus auf dem Land lebt, der kann seinen Keller vollstopfen, Trinkwasser und einen Notstromgenerator aufstellen. Jemand, der aber in Stadt lebt und ohnehin schon mit jedem Quadratmeter Wohnraum kämpft, der kann das nicht. Wenn er überhaupt das Geld dafür hat, denn Menschen, die sowieso schon von der Hand in den Mund leben, die können nicht auch noch totes Kapital in Reserven anlegen.
 
Denn wenn man Maßnahmen anwendet, die mehr Schaden als Nutzen bringen, ist man entweder dumm oder böse.
Wenn ein Aidskranker, der auch ein Krebskranker ist, durch einen Verkehrsunfall stirbt, ist es dann ein Aidstoter, ein Krebstoter oder ein Verkehrstoter?

Diese Frage gilt es sinngemäß zu beantworten. (Idioten fehlt der Sinn - Arschlöchern fehlt das Herz -> "Das kalte Herz" - Wilhelm Hauff)
 
Die Vorbereitungen existieren, schon immer, jedenfalls, was Lebensmittel betrifft. Gott sei dank haben wir die Reserven für Notfall jedoch noch nicht gebraucht. Es existieren mehrere Dutzend Großlager der Bundesregierung mit lagerbaren Lebensmitteln, genug, um die komplette Bevölkerung 3 Monate mit Lebensmitteln zu versorgen.

Dass die Regierungen die größten Prepper sind, ist mir bekannt, aber die eigentliche Frage lautet doch: Würde die Regierung in einem echten SHTF Szenario diese Vorräte auch wirklich mit dem gemeinen Fußvolk teilen oder würde sie sich (spätestens nach ein paar Wochen) auf Regierung/Militär/Polizei und deren Familien beschränken? Und die noch viel schwierigere Frage lautet: Wenn absehbar wäre, dass die Situation über Jahre hinweg nicht besser werden würde, hätte die Regierung dann sogar recht damit, die Vorräte auf eine bestimmte Gruppe zu beschränken, damit überhaupt jemand überlebt? In diesem moralischen Dilemma möchte ich nicht stecken!

Prepper können sich jetzt im Aufwind wähnen ("wir haben es Euch doch immer gesagt"), aber nach wie vor finde ich diese Leute irgendwie daneben. Einen Vorrat von Lebensmittel u.a. für 1-2 Wochen zu haben, das mag angemessen sein. Wer aber meint, Vorräte für Monate haben zu müssen: Bitte sehr, dann friss dieses Zeug. Denn auch wenn der Notfall nicht eintritt, dann wirst du die Konserven regelmäßig essen dürfen, denn auch Konserven wollen regelmäßig ausgetauscht werden.

Ich bin selber kein Prepper (und wenn ich einer wäre, würde ich es keinem sagen, denn das ist schon der erste Fehler ;) ) aber man sollte sich schon mal etwas tiefer mit der Prepper-Philosophie befassen, bevor man vorschnelle Urteile fällt. Zum ersten wäre da mal festzuhalten, dass bis etwa zum Anfang des 20. Jahrhunderts praktisch jeder ein Prepper war, deshalb gab es damals auch noch kein Wort dafür. Jeder hatte noch eine Speisekammer und Obst und Gemüse im Keller gelagert. Für den Winter musste man Brennholz horten etc. Erst in unserer modernen Welt können wir es uns leisten Prepping als Hobby zu betrachten. Des weiteren ist festzuhalten, dass wir uns seit dem Ende des zweiten Weltkrieges zum ersten Mal in der Geschichte in einer jahrzehntelangen Phase des Friedens und des Wachstums befinden. Für alle Generationen vor uns war das Leben deutlich härter, kürzer und unbequemer. Soll heißen: Historisch betrachtet ist das Über-Leben die Norm, nicht das bequeme Leben, das wir haben. Wieso sollten wir also davon ausgehen, dass das Leben auf Dauer so bequem bleibt, wie es jetzt gerade ist?

Zumal das Prepper-Wesen auch an der Realität vieler Menschen vorbei geht. Jemand, der in seinem Einfamilienhaus auf dem Land lebt, der kann seinen Keller vollstopfen, Trinkwasser und einen Notstromgenerator aufstellen. Jemand, der aber in Stadt lebt und ohnehin schon mit jedem Quadratmeter Wohnraum kämpft, der kann das nicht.

Der Hauptgrund, warum ich niemals in einer Großstadt leben will (neben dem Lärm und den zu vielen Menschen) ist der, dass in einem ernsthaften landesweiten oder gar globalen Katastrophenfall die Großstadt der mit Abstand schlechteste Ort ist, um sich aufzuhalten. Sehr viele hungrige Mäuler und sehr wenig Vorräte in den Läden. Wenn in einer Großstadt alle gleichzeitig einkaufen gehen würden, wären die Läden an einem Tag leergefegt. Durch das Just in Time Delivery System haben die Supermärkte ihr Lager auf die Straße verlegt, also in die LKWs. Aber die werden im Katastrophenfall nicht mehr kommen. Die Straßen werden verstopft sein wegen Unfällen und liegen gebliebenen Fahrzeugen, also auch da kein Entkommen. Ich will keine Angst verbreiten, aber man sollte sich dieser Dinge bewusst sein.

Wenn er überhaupt das Geld dafür hat, denn Menschen, die sowieso schon von der Hand in den Mund leben, die können nicht auch noch totes Kapital in Reserven anlegen.

... und wer eh schon von der Hand in den Mund lebt, der ist schon im Über-Lebensmodus. Da gibts nichts mehr, für das man preppen müsste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, seit Oktober 2008 blieb genügend Zeit, die Großstadt zu verlassen und sich einzurichten. Ich denke, es ist klar, dass die Regierungen mit ihren Auftraggebern der ist, vor dem man Angst haben "sollte", nicht Torroristen, Nazis, CO2 und Carola. Und ich denke, es wird schwierig, sich mit 10 Jahre alten Überlegungen gegen einen Smartfaschismus zu wappnen. Es ist unerlässlich, den Gedanken deiner Mitmenschen vorweg zu eilen und das dann auch gegen innere Bedenken umzusetzen.
 
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Ich denke, es ist klar, dass die Regierungen mit ihren Auftraggebern der ist, vor dem man Angst haben "sollte", nicht Torroristen, Nazis, CO2 und Carola.

Ich kann mir schwer vorstellen, was einem in seinem Leben passieren muss, damit man bei so einem Gedankengut landet. Drogen, ja. Aber die "passieren" ja einem in der Regel nicht.
 
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