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Der Sinn des Sterbens...

PhilippP

Well-Known Member
Registriert
8. April 2003
Beiträge
930
Hallo zusammen,

oft, ja eigentlich ständig, gerade wenn sich Menschen erstmals mit den sog. Lebensfragen beschäftigen, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens anzutreffen. In jedem Philosophieforum wiederholt sich jene Frage in regelmäßigen Abständen fortwährend.

Ich möchte diese Frage einmal herumdrehen und von der anderen Seite aus beäugen. Als Lebende suchen wir stetig nach etwas, dass diesem Sein einen Halt, Stabilität, Identifizierung, Erfüllung - kurzum: einen Sinn zu geben vermag.

Wir suchen diesen Sinn mit Vorliebe im Leben, zwar ist das einerseits verständlich, welche Rolle aber bekleidet der Umstand und absolute Fakt des nicht Lebens hierbei, das Sterben? Meist ist das Sterben lediglich als gefürchtetes Schreckensbild, als negativ dargestelltes Unding, das mit Katastrophen, Verbrechen, Unglücken etc. in Verbindung steht, überhaupt im Leben erfahr- und diskutierbar.

Der Tod scheint sinnverloren, allein das Leben hat Anrecht auf Sinnerfüllung - diesem Denken folgend. Aber warum? Weshalb nicht alle Möglichkeiten gleichberechtigt und offen miteinbeziehen, auch jene, dass man selbst irgendwann zwangsläufig nicht mehr ist. Ist es nicht gar vermessen die beinharte Tatsache, dass man die längste Zeit nicht war und lediglich einige wenige Jahre tatsächlich ist, offensichtlich zu ignorieren und heuchelnd so zu tun, als sei man am Ende noch unsterblich, als sei man immer schon dagewesen?

Ich habe sie noch in Erinnerung, verschwommene Bilder aus meiner Kleinkinderzeit, kurz nachdem ich mein Leben begann. Die Welt war ein einziges Faszinosum, so unwirklich, so überwältigend-erdrückend und doch irgendwie auch freundlich-lächelnd. Vor dieser Zeit aber war schlicht nichts, keine Erinnerung, keine Bilder.

Allein diese frühkindliche Erinnerung empfinde ich als ungemein beruhigend, denn sie zeigt mir, dass das, was auf mich zukommt, nichts anderes sein kann als das, was vorher war.

Es ist eine stumm-umfassende Antwort, welche jeglicher Sinnfrage entbehrlich bleibt.

Über andere Sichtweisen und Empfindungen würde ich mich freuen.

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ja, eine tolle Sinnfrage.
Natürlich gibt es einen Sinn des Sterbens.
Er liegt in den biologischen Prozess der Evolution, Platz machen für die neuesten Programme, die neuesten "Computer".
Die Sexualität ist die mächtige biologische treibende Kraft, um die Populationen auszuweiten und zu sichern, und die Auslese ist die Kraft der Progression. Darum muss auch der Tod sein. Der gar nicht so schlimm sein kann, wie du schon geschrieben hast, PhillippP. Das schlimmste (im Verhältnis zum Tod) scheint mir das Leben selbst. Und wir hängen aber so sehr an ihm.
Soweit das biologische Prinzip.
Wir Menschen setzen ihm, seit wir sind, die technische Arbeit hinzu. Dazu zähle ich jetzt auch die Medizin. Mit Technik unterstützen wir das biologische System, womit wir etwas für unsere Belange tun: Verlängerung des Lebens, Verbesserung der Lebensqualität. Wir hängen am Leben, auch wenn die Natur es abstößt. Wir konkurrieren mit der Natur mit unserem System der Technik!
Wir sind z.B. schon so weit, nicht nur (biologische) Herzen zu transplantieren, sondern auch künstliche Herzen einzupflanzen - und die ganze Chose funktioniert zudem!
Wir verstehen immer mehr die Funktionen unserer Körper, und weil die technologischen Revolutionen deutlich schneller die Technik nach vorne bringen, als die biologische Evolution ihre Lebewesen, werden wir irgendwann - sehr bald - die Biologie überflügeln, insoweit, dass wir technische Körper schaffen können, die den biologischen überlegen sind. Das Gehirn, das Zentrum unserer Erinnerung und unserers Bewusstseins, werden wir auf selbst geschaffene Festplatten transportieren - und beliebig oft kopieren - können. Geht irgendwas kaputt: wir werden es problemlos ersetzen können. Reichen unsere Körperwerkzeuge, wie heute noch Arme und Beine, nicht aus, um unsere - neu gesteckten, Ziele zu erreichen - wir schaffen uns einfach neue, bessere, funktionskompatiblere - und stecken die an unserem "Rechner" an.
Selbstredend, dass diese Lebensweise den Tod abgeschafft haben wird! Dann haben wir unseren Geist, unser Bewusstsein von unseren biologischen Körpern in technologische Körper transportiert. Möglichkeiten, die wir heute noch nicht mal denken können, tun sch dann auf! Dann wird der Tod keinen Sinn mehr haben.

Gysi
 
Hallo PhilippP !

Ich werde versuchen, auf Deinen Beitrag (1) zu antworten, ohne dass ich ihn zerpflücke. Sollte ich den einen oder anderen Satz dabei vergessen, bitte ich Dich, mir das nachzusehen.

Um als Individuum wirklich einen Sinn im Sterben zu sehen, ist es mMn Voraussetzung, dass man an ein ewiges Leben glaubt. Falls man es in einem größerem Zusammenhang sieht (sehen kann), könnte man sagen, es ist natürlich notwendig, dass alles Leben auf dieser Erde einmal stirbt, schon deshalb, um eben für neues Leben wieder Platz zu machen. Das soll mMn aber nicht heißen, dass der Mensch das Recht hat, diesem Sterben nachzuhelfen. Auch - oder schon gar nicht - in dem man sich selbst das Leben nimmt.

Zu Deinen schönen Erinnerungen an Deine Kindheit: ich gönne sie Dir; du solltest aber nicht vergessen, dass es auch Menschen gibt (immer mehr), die kein, kein solides oder nur kurze Zeit ein Elternhaus hatten. Sie bauen auf keinem festen Fundament, sie sind gezwungen, (emotionelle) Dinge zu erfinden, weil sie ja nichts haben, worauf sie verlässlich bauen können, bzw. nur das, dass sich ihre Eltern nur bei ihrer (der Kinder) Zeugung einig waren.

Diese Menschen leben oft so ungerne, dass ihnen nur die Vorstellung Halt gibt, dass es nachher einmal schöner sein wird.

Liebe Grüße

Zeili
 
Nicht ganz so ernst..

.. gemeint ist dieser Beitrag:

Die philosophischste aller Fragen lautet:
"Gibt es ein Leben vor dem Tod?"
 
Typisch menschliche Vorstellung, alles müsste irgendeinen Sinn haben. Die meisten Dinge geschehen ohne Sinn, einfach nach dem Chaosprinzip. Genauso wenig, wie sich ein Sinn daraus ergibt, dass gerade wir auf die Welt gekommen sind und nicht andere, ist am Ende der Tod.
 
Daraus, Mavaho, ergibt sich die Frage: Was ist "Sinn", "Sinnhaftigkeit"?
Der Sinn ist die in dem Wesen angelegte Zukunftsbestimmung. Der Sinn des hungrigen Magens ist es, zu essen und satt zu werden.

Gysi

PS.: Machste nicht mehr im Bin-Laden-Bush-Thread weiter? :weinen1: (Is' verschoben worden. In die Weltpolitik.)
 
Eigentlich wollte ich dieses Thema nicht anschauen – ab einem gewissen Alter geht man/frau gewissen Fragen ganz gern aus dem Weg. Also ist mein Beitrag auch Selbstüberwindung.


Zunächst gebe ich Dir, PhilippP Recht, dass eine Kindheit, die Geborgenheit bereits in dem Alter, in dem ein Kind noch nicht* Ich* ist, also in einer vorreflexiven Phase eine sichere Basis für Vertrauen ist.
Dieses Vertrauen, lässt uns auch „ im Leben vor dem Tode“ ( JÜJÜ1 - alias Biermann) in vielem so handeln, dass wir keine Reue oder Scham empfinden müssen. Diese Gefühle – so empfinde ich es – beängstigen das Ich und bereiten so auch Angst vor dem vor, was letztlich das Letzte ist, was wir ( gerade noch) erleben – dem Tod.
Nicht umsonst geben viele Religionen vielen Gläubigen Schutz vor den „ Todesängsten“.

Die streng empirische Antwort auf den Sinn des Todes hat Gysi gegeben: Der Tod macht für sich gesehen gar keinen Sinn, er ist Teil der Evolution.

Das Substantiv *Sinn* hängt sprachgeschichtlich mit dem Verb* sein* zusammen, und so ergibt sich für mich die Antwort auf Deine Frage, PhilippP: Der Tod ist. Er ist ein Teil des Lebens.
Wer ihn in Frage stellt, wer sich eine Weltanschauung der Überwindung des Todes ( Wiedergeburt z.B - auch der christliche Erlösungsgedanke) erarbeitet hat, verdient Respekt, denn ich denke mal, dass alles, was hilft, sich mit dem Gedanken anzufreunden, sich zu versöhnen, dass das Ich als lebendes Individuum aufhört zu existieren, eine zutiefst beruhigende Wirkung auf den Menschen hat.


Ich denke, dass der Sinn des Todes den meisten Menschen nicht sehr zu schaffen macht, sondern die Angst vor dem eigenen Ableben – denn nur das ist ganz gewiss.


Marianne
 
meinen respekt verdient sich eher der, der den tod zu akzeptieren versucht als der, der versucht, ihn zu negieren

lg,
Muzmuz
 
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Ist es eigentlich nicht so, dass wir unseren Tod ganz einfach nicht denken können? Ich kann es akzeptieren, dass ich einmal sterben werde, doch ich akzeptiere hier etwas, das ich nicht begreifen kann. All die Begriffe, all die Kategorien in denen ich denke, sind Begriffe und Kategorien des Lebens. Etwas provokant gesagt, könnte man auch sagen, dass der Mensch durch sein Unvermögen seinen eigenen Tod zu denken, zu erleben, er für sich selbst in seinem Denken eigentlich unsterlich ist. Er ist in seinem lebenden Denken unsterblich. Ich will damit nicht sagen, dass der Mensch unsterblich ist, nur ich denke, dass man den Begriff "Sinn" nicht für etwas verwenden kann, das wir nicht denken können. In meinem Augen ist nur das Konkrete, das Erlebte, die Entscheidung Sinnfähig. Der Tod ist etwas, ähnlich wie Gott, dem wir nicht unsere Begriffe audrücken können, da diese immer unzureichend sind.

Ein gewisser Heinz v. Förster hat selbst den Tod als unwiderrufliches Schicksal des Menschen verneint. Er hat argumentiert, dass, ich weiß nicht mehr genau wieviel, ungefähr 25% aller Menschen jetzt leben und dass es daher für ihn keineswegs bewiesen ist, dass wir alle sterben werden.

schöne Grüsse
Gregor
 
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