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Der Mensch ist von Natur böse...?

Secundus1

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26. Februar 2013
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Ist er das?
Das sagte I. Kant:
Der Grund dieses Bösen kann nun 1) nicht, wie man ihn gemeiniglich anzugeben pflegt, in der Sinnlichkeit des Menschen, und den daraus entspringenden natürlichen Neigungen gesetzt werden. Denn nicht allein, daß diese keine gerade Beziehung aufs Böse haben (vielmehr zu dem, was die moralische Gesinnung in ihrer Kraft beweisen kann, zur Tugend die Gelegenheit geben): so dürfen wir ihr Dasein nicht verantworten (wir können es auch nicht; weil sie als anerschaffen uns nicht zu Urhebern haben), wohl aber den Hang zum Bösen, der, indem er die Moralität des Subjekts betrifft, mithin in ihm, als einem frei handelnden Wesen angetroffen wird, als selbst verschuldet ihm muß zugerechnet werden können: ungeachtet der tiefen Einwurzelung desselben in die Willkür, wegen welcher man sagen muß, er sei in dem Menschen von Natur anzutreffen. – Der Grund dieses Bösen kann auch 2) nicht in einer Verderbnis der moralisch-gesetzgebenden Vernunft gesetzt werden: gleich als ob diese das Ansehen des Gesetzes selbst in sich vertilgen, und die Verbindlichkeit aus demselben ableugnen könne; denn das ist schlechterdings unmöglich. Sich als ein frei handelndes Wesen, und doch von dem, einem solchen angemessenen, Gesetze (dem moralischen) entbunden denken, wäre so viel als eine ohne alle Gesetze wirkende Ursache denken (denn die Bestimmung nach Naturgesetzen fällt der Freiheit halber weg): welches sich widerspricht. – Um also einen Grund des Moralisch-Bösen im Menschen anzugeben, enthält die Sinnlichkeit zu wenig; denn sie macht den Menschen, indem sie die Triebfedern, die aus der Freiheit entspringen können, wegnimmt, zu einem bloß tierischen; eine vom moralischen Gesetze aber freisprechende, gleichsam boshafte Vernunft (ein schlechthin böser Wille) enthält dagegen zu viel, weil dadurch der Widerstreit gegen das Gesetz selbst zur Triebfeder (denn ohne[684] alle Triebfeder kann die Willkür nicht bestimmt werden) erhoben, und so das Subjekt zu einem teuflischen Wesen gemacht werden würde. – Keines von beiden aber ist auf den Menschen anwendbar.http://www.zeno.org/Philosophie/M/K...chen+Natur/III.+Der+Mensch+ist+von+Natur+böse
Und noch weiter unten sagte I. Kant:
[688] Ein Mitglied des englischen Parlaments stieß in der Hitze die Behauptung aus: »Ein jeder Mensch hat seinen Preis, für den er sich weggibt«. Wenn dieses wahr ist (welches dann ein jeder bei sich ausmachen mag); wenn es überall keine Tugend gibt, für die nicht ein Grad der Versuchung gefunden werden kann, der vermögend ist, sie zu stürzen; wenn, ob der böse oder der gute Geist uns für seine Partei gewinne, es nur darauf ankömmt, wer das Meiste bietet, und die prompteste Zahlung leistet: so möchte wohl vom Menschen allgemein wahr sein, was der Apostel sagt: »Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder – es ist Keiner, der Gutes tue (nach dem Geiste des Gesetzes), auch nicht einer«.12

Was glaubt ihr? Wie ist der Mensch von Natur aus beschaffen?
 
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AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

Noch paar Stimmen:

a) J.J.ROUSSEAU (1712-1778): Anthropologie: Der Mensch zwischen Gut und Böse
1. Zur Erinnerung: In der Bibel ist hierzu das über den Menschen als Sünder Gesagte relevant.
Im AT hat der Mensch die Freiheit zu wählen. In Gen 3-11 wird geschildert, dass der Mensch seine
Grenzen nicht akzeptiert, wie Gott sein will und damit sein Verhältnis zu Gott, Mitmensch und
Umwelt zerstört. Später hat man (die ätiologische und mythologische Erzählung) Gen 3 im Sinne einer
Erbsündenlehre verstanden (AUGUSTIN; CA 2: „ ... dass sie alle vom Mutterleib an voll böser Lust und
Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott haben
können...“). Das NT betont die Sünde als objektive Macht (vgl. Rö 7/8), die den Menschen beherrscht,
erst durch Christus wird diese Macht gebrochen (wobei die endgültige Durchsetzung des Reiches
Gottes noch aussteht). Spezifische Aussagen darüber, woher das Böse letztlich kommt, macht die
Bibel nicht!
LUTHER knüpft an PAULUS und AUGUSTIN an: Der Mensch ist seiner Natur nach böse (ist aber für
seine Schuld verantwortlich, vgl. CA 2), er kann von sich aus nichts zu seinem Heil tun, alles hängt
vom Glauben an Christus ab (> Rechtfertigungslehre; solus christus, sola gratia, sola fide, sola
scriptura). In dieser Welt bleibt der Mensch simul iustus et peccator. Gute Werke kann er tun, weil
Gott „in ihm wirkt“ und er tut sie, weil der Nächste sie braucht.
2. Schlaglichter aus der Philosophie
a) J.J.ROUSSEAU (1712-1778): Der Mensch ist von Natur aus gut, die Gesellschaft lässt ihn böse
werden.
„Alles ist gut, was aus den Händen des Schöpfers kommt; alles entartet unter den Händen des
Menschen.“ Rousseau vermutet einen Ur- bzw. Naturzustand des Menschen, in welchem er noch
nicht zivilisiert war, also den Tieren nahestehend, geistig unentwickelt, ohne Sprache, mit wenig Ideen
und noch nicht in Gemeinschaft lebend. Seine erstrebten Güter: Nahrung, Weibchen, Ruhe. Seine
Übel: Schmerz und Hunger. Er hat in diesem Zustand einen freien Willen, eine gewisse
Vervollkommnungsfähigkeit und vor allem die Fähigkeit zu Mitleid und Güte (moralisch gut und böse
kennt er noch nicht, das Mitleid dient der Arterhaltung und ist Ausgleich zur Selbstliebe). In einer
nächsten Entwicklungsstufe lebt der Mensch in der werdenden Gesellschaft (gekennzeichnet durch
einen sanften Familienverband und elementare Erfindungen), um schließlich in der bürgerlichen
Gesellschaft soziale Ungleichheit, Eigentum, Arbeitsteilung, den Gegensatz arm-reich und damit auch
Macht und Unterdrückung und den Kampf aller gegen aller zu erleben. Es ist schließlich die Aufgabe
des Staates, dies im Zaum zu halten (Gemeinschaftswille). Wichtiges Werk: „Emile oder Über die
Erziehung“.
Hier könnte man auch die Theorie von K.MARX anführen: Der Mensch ist eigentlich gut, böse wird er
durch die Gesellschaft, vor allem durch das Privateigentum, das habgierig macht und weil es zur
Entfremdung des Menschen durch die kapitalistischen Arbeitsverhältnisse kommt (kein
Privateigentum – kein Egoismus).
b) T.HOBBES (1588-1679): Der Mensch ist von Natur aus böse.
Zu den Denkvoraussetzungen Hobbes` gehören eine materialistische Anthropologie und ein
konsequenter Empirismus. Eigentlich fragt er nach der rechten Staatsform. Dabei geht er davon aus,
dass der Mensch in seinem natürlichen, außerstaatlichen Urzustand vom Selbsterhaltungstrieb und
seinem Verlangen nach Lebenssteigerung geprägt ist, er ist von Affekten geleitet. Die Folge davon ist,
„daß die Natur den Menschen so ungesellig macht und sogar einen zu des anderen Mörder bestimmt
habe... Homo homini lupus“. Der Zustand ohne eine einschränkende Macht ist der Krieg aller gegen
alle. Dabei gibt es kein Rechtsempfinden, es „kann nichts ungerecht genannt werden“ Um aber dem
natürlichen Lebensverlangen und dem Streben nach Sicherheit und Wohlergehen Rechnung zu tragen
ist es die „erste Regel der Vernunft“: Suche Frieden! Die zweite lautet: Jeder muss von seine Rechten
etwas abgeben und so kommt es zum Gesellschaftsvertrag bzw. zur Gründung eines Staates (die
nötige Macht wird auf einen Souverän übertragen).
c) Das Böse als Irrtum bzw. als Erkenntnisproblem (z.B. SOKRATES): Wenn der Mensch das Gute
erkennt, tut er es (intellektualistisches Problem). Das Problem wird ein voluntaristisches, wenn das
Böse eine zusätzlich Frage des Willens ist. Vgl. Buch S.122.
 
AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

Paar weitere Meinungen:

3. Modelle der Humanwissenschaften (Psychologie bzw. Verhaltensforschung;
Hirnforschung)
a) S.FREUD (1856-1939)
Die Anthropologie FREUDS erklärt das Böse aufgrund des Triebmodells. Zunächst einmal postulierte
FREUD einen sogenannten Todes- bzw. Destruktionstrieb. Darüberhinaus kann die vom Menschen
durch die Kultur geforderte Triebverdrängung (vor allem des Sexualtriebes) zu von der Gesellschaft
als „böse“ erlebten Verhaltensweisen führen.
FREUD liefert so eine den christlichen Glauben betreffende „Sondererklärung“: Unerfüllbare
Liebesgebote und die zwanghafte Aggressionsvermeidungsstrategie der christlichen Moral bedeuten
eine Gefahr, da das verdrängte Triebpotential sich auf andere Weise entladen muss (Neurosen, Ängste,
Kriege). Insbesondere aus der vom Christentum geforderten Verdrängung der Sexulität entsteht für ihn
je nach Veranlagung Angst oder Aggression Da beides aber wiederum mit der christlichen Moral nicht
zu vereinbaren ist, kommt es zur Entstehung von Neurosen (das Problem der Triebverdrängung ist
nach FREUD sowieso das Problem aber auch die Aufgabe jeder Art von Kultur; es führt beim
Menschen zum „Unbehagen an der Kultur“).
b) Einen interessanten Schwerpunkt legt F.HACKER: Aggression entsteht vor allem aus Angst (die
Wurzel dafür sind Ich- und Trennungsängste des Kindes), man muss also vor allem für angstfreie
Strukturen sorgen (aber: Krankheit, Tod?).
c) C.G.JUNG (1875-1961): Das Böse als nicht integrierter „Schatten“.
Voraussetzung für die Individuation des Menschen ist zum einen die Entfaltung seiner (latent)
angelegten Möglichkeiten und zum anderen die Anerkennung und Integration seiner „Schattenseiten“
(also negativ besetzen Anteile). Eine Nicht-Integration führt zur Ich-Dissoziation (Entzweiung von
sich selbst). Die verdrängten negativen Seiten des Menschen werden a) auf andere übertragen und man
bekämpft dann im anderen sich selbst (Sündenbock) oder b) man idealisiert sich selbst und bekämpft
den abgespaltenen Schatten durch besondere Vorschriftenbeachtung (Moralismus), oder c) der
Schatten verselbständigt sich so, dass er den Menschen beherrscht.
d) A.ADLER (1870-1937): Das Böse entsteht durch eine Fehlkompensation des Minderwertigkeitsgefühls.
e) K.LORENZ: Das sogenannte Böse (1963). Vgl. Buch S.142f.
Einige Zitate bzw. Gedanken von K.Lorenz: „Niemals haben wir gefunden, daß das Ziel der
Aggression die Vernichtung der Artgenossen sei... Im freien Meere verwirklicht sich das Prinzip
`Gleich und gleich gesellt sich nicht gern´ in unblutiger Weise, indem der Besiegte aus dem
Territorium des Siegers flieht und von diesem nicht verfolgt wird. Im Aquarium dagegen, wo es
keinen Ausweg gibt, bringt der Sieger den Besiegten kurzweg um... Das persönlich Band, die Liebe,
entstand zweifellos in vielen Fällen aus der intraspezifischen Aggression... Es gibt sehr wohl
intraspezifische Aggression, ohne ihren Gegenspieler, die Liebe, aber es gibt keine Liebe ohne
Aggression... Wenn ich den Menschen für das endgültige Ebenbild Gottes halten müßte, würde ich an
Gott irre werden... Das ist der Januskopf des Menschen: Das Wesen, das allein imstande ist, sich
begeistert dem Dienste des Höchsten zu weihen, bedarf dazu einer verhaltensphysiologischen
Organisation, deren tierische Eigenschaften die Gefahr mit sich bringen, daß es seine Brüder
totschlägt, und zwar in der Überzeugung, dies im Dienste eben dieses Höchsten tun zu müssen....“ Ein
großes Hemmnis für die menschliche Selbsterkenntnis sieht er in der Abneigung des Menschen gegen
seine eigene Naturgesetzlichkeit. Die gegenwärtig existierende Spezies Mensch ist nicht mehr als „das
langgesuchte Zwischenglied zwischen dem Tiere und dem wahrhaft humanen Menschen“.
f) Die Frustrations-Aggressions-Theorie
g) Aggression durch Lernen am Erfolg oder durch Beobachtung. Vgl. Buch S.145ff.
h) Hirnforschung
www.fkg-wuerzburg.de/.../...
 
AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

So viele Meinungen, und so viel Kontradiktionen!
Warum?
Gibt es überhaupt eine rationale Antwort auf diese Frage?

M.M. nach, die gibt es, wenn der Mensch ehrlich zu sich selbst ist. Wenn er es aber nicht ist, dann handelt er aus ideologischen Motiven, und verneint seinen freien Willen. Und das ist der Beweis, dass er eigentlich böse ist.
 
AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

...

Was glaubt ihr? Wie ist der Mensch von Natur aus beschaffen?

Ich glaube nicht daß "der Mensch" von Natur aus irgendwie beschaffen ist sondern daß jeder einzelne Mensch auf seine eigene Art so beschaffen ist, wie er/sie halt beschaffen ist. Wiederum einzelne Menschen finden diese Beschaffenheit dann böse oder auch nicht böse, wobei die Ansichten darüber, was eigentlich böse ist, auch wieder auseinander gehen.

Kurzum, die Fragestellung finde ich zu wenig differenziert, um sinnvoll beantwortet zu werden.

Da es in den zitierten Texten um die Eigenschaft Korrumpierbarkeit geht, möchte ich aus eigener Erfahrung beitragen, daß es durchaus mehr und weniger bestechliche Menschen gibt. Letztere wahrscheinlich auch deswegen, weil sie nichts zu bieten haben, weswegen sie bestochen werden könnten.

Ich bin grundsätzlich dafür, Macht und Einfluss einzelner Menschen so zu begrenzen, daß die Versuchung eines Mißbrauchs nicht zu groß wird. Ich denke, das wäre machbar, falls es gewünscht wäre.
 
AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

Re-Flux:

... Mensch! ich war von Natur aus gut - bevor ich auf die (Ein) Bildung traf ...
:weinen2:

:saugen:
 
AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

Ich werde böse mit vollem Bewusstsein wenn ich so einen unreflektierten Textwust in einem Diskussionsforum sehe.
Der eigene schöpferische Gedanke ist gefragt und ob er lieb oder böse ist spielt kaum eine Rolle, wichtig ist Kreativität und Humor.
Es gibt bösen Humor auch schwarzen oder makaberen Humor genannt, er hilft bei gewissen Blockaden z.B. Minderwertigkeitsgefühl nicht lassen können, am besten.

Was steht auf dem Grabstein der Putzfrau geschrieben ?
"Sie kehrt nie wieder "

Es gibt Menschen die halten den Tod für böse...
 
AW: Der Mensch ist von Natur böse...?

Ich werde böse mit vollem Bewusstsein wenn ich so einen unreflektierten Textwust in einem Diskussionsforum sehe.
Der eigene schöpferische Gedanke ist gefragt und ob er lieb oder böse ist spielt kaum eine Rolle, wichtig ist Kreativität und Humor.
Es gibt bösen Humor auch schwarzen oder makaberen Humor genannt, er hilft bei gewissen Blockaden z.B. Minderwertigkeitsgefühl nicht lassen können, am besten.

Was steht auf dem Grabstein der Putzfrau geschrieben ?
"Sie kehrt nie wieder "

Es gibt Menschen die halten den Tod für böse...

Ich werde auch böse, vor allem, weil von mir vorausgesetzt wird, daß ich den Wust lese.
 
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