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Definition: Denken

Ike Van Dayk

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26. Dezember 2005
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Definition Denken - Eine Denkschrift von Ike Van Dayk

Denken (Definition laut Lexikon):
"Die den Menschen vor allen Lebewesen auszeichnende Fähigkeit
Augenblicks- und Einzelwahrnehmungen zu einer geistigen Vergegenwärtigung
des Wesens der Wirklichkeit und ihrer Zusammenhänge zu verbinden.
Damit überschreitet das Denken qualitativ die bloße Sinneserfassung und konstitutiert die Ebene des Geistes mit den Mitteln der Abstraktion und Verallgemeinerung."


Stellen wir uns einmal kurz vor wir würden diese Definition auf ein Blatt Papier schreiben und sie einer Katze vorlegen. Die Katze würde wahrscheinlich verdutzt schauen und sich dann wieder anderen Beschäftigungen widmen oder sie würde das Blatt Papier mit ihren Krallen zerkratzen oder es mitnehmen und irgendwo verstecken. Diese seltsame blaue getrocknete Flüssigkeit auf dem Papier würde sie wohl kaum interessieren. Und was da steht erst recht nicht. Aber warum ist das eigentlich so. Nun wahrscheinlich, weil die Katze nicht lesen kann. Aber warum kann die Katze nicht lesen? Weil ihr Gehirn dazu nicht in der Lage ist. Und warum ist dann unser menschliches Gehirn in der Lage zu lesen? Weil wir von der Evolution dazu auserwählt wurden, zu denken; und unsere Gedanken anderen mitzuteilen indem wir sie aufschreiben.

Was aber unterscheidet unser höheres Denken vom Denken einer Katze? Vielleicht sollte man dies anhand eines Beispiels erörtern: Eine Katze sieht einen Menschen, der über die Straße geht. Punkt. Wir sehen zunächst auch einen Menschen, der über die Straße geht. Dann aber geht der Prozeß weiter. Der Mann geht über den Zebrastreifen, weil dies die gekennzeichnete Fläche zum Überqueren der Straße ist. Autofahrer müssen warten, wenn jemand dort über die Straße geht, so wie sie es in der Fahrschule gelernt haben. Der Mann trägt einen feinen Anzug, vermutlich ist er ein Geschäftsmann, auf der anderen Straßenseite ist ein Restaurant, vielleicht geht er dort Mittagessen. Er trägt eine Aktentasche, was sich wohl darin befindet? Geschäftliche Dokumente oder eine zerstückelte Leiche - nein, wie kann ich sowas nur denken? Ich seh einfach zuviele Horrorfilme... So könnte man noch lange weitermachen.

Wir Menschen sind also in der Lage, Augenblicks- und Einzelwahrnehmungen zu einer geistigen Vergegenwärtigung des Wesens der Wirklichkeit und ihrer Zusammenhänge zu verbinden. So wie es die Definition sagt. Während Tiere größtenteils auf den Moment fixiert sind und Eindrücke lediglich soweit verarbeiten, wie es für ihr momentanes Überleben nötig ist, ordnen wir Gedanken und Eindrücke sofort automatisch in eine höhere Ebene ein. So entsteht Wissen, über welches wir widerum nachdenken können um es zu verfeinern und zu vergrössern. Nur so waren wir in der Lage uns aus unseren steinzeitlichen Höhlen hinaus zu begeben und uns die Welt Untertan zu machen. Alles was wir heute als Zivilisation bezeichnen begründet sich in jahrtausendealtem Wissen. Das Filmgenie Stanley Kubrick stellt diese Entwicklung der Menschheit in seinem Meisterwerk "2001" in einer bildhaften Sprache dar, wie nur er es vermochte: Am Anfang des Films sieht man eine Gruppe von primitiven Urzeitmenschen, die noch keinerlei handwerkliche Fähigkeiten besitzen. Dann greift einer dieser Urzeitmenschen zu einem herumliegenden Knochen. Er nimmt den Knochen in die Hand und wirft ihn schließlich hoch in die Luft. Die Kamera folgt dem Knochen, der durch die Luft fliegt in Zeitlupe. Dann folgt ein Schnitt - und man sieht eine Raumstation, die im Orbit der Erde kreist, das erste Werkzeug, das je ein Mensch benutzte wird zum wohl komplexesten Werkzeug, was die Menschheit bis dato entwickelte - ein Werkzeug konstruiert aus Millionen von Einzelwerkzeugen und Einzelteilen - einer Raumstation.

Die dazwischen liegenden Jahrtausende, also die Entstehung der Landwirtschaft, der Kultur, der Industrie, der Religionen, der modernen Gesellschaft und schließlich des digitalen Zeitalters werden übersprungen, man springt vom Anfang bis zum heutigen Stand. Zu solchen komplexen Denkvorgängen, die ja schon eine Unmenge an Wissen voraussetzen, sind nur wir Menschen fähig. Bei aller Kritik, die wir (absolut berechtigt) an uns selbst üben, dürfen wir nicht vergessen, das wir tatsächlich ein Spezialfall der Evolution sind. Wir haben nicht nur das Geschenk des Lebens erhalten - sondern auch das Geschenk des Denkens - wir sind in der Lage unsere Erde, unser Sonnensystem, unsere Galaxie, ja sogar unser Universum zu erforschen, Rückschlüsse daraus zu ziehen und weiter zu forschen. Unser Gehirn ist ein Meisterwerk der Evolution, ein Geniestreich der Natur, es ist so komplex, dass wir es niemals ganz verstehen werden. Was ja schon alleine deshalb unmöglich ist, weil man sich selbst niemals zu hundert Prozent neutral beurteilen kann.

Das Denken ist die Geheimwaffe des Menschen - und seine Achillesverse zugleich. Denn bei all den positiven Auswirkungen, die das Denken auf unser Leben hat, hat es auch unzählige negative: Kriege, Faschismus, Terrorismus - alles Resultate von komplexen Denkvorgängen. Allerdings stehen die poisitiven und negativen Folgen des Denkens in direkter Wechselwirkung miteinander, womit es ausgeschlossen ist, dass wir uns irgendwann nur noch auf die positiven Seiten besinnen werden. Bestes Beispiel ist hier Einsteins Relativitätstheorie. Zum einen wurden durch Einsteins Erkenntnisse Forschungen im naturwissenschaftlichen Bereich ermöglicht, die zuvor undenkbar waren. Andererseits basiert auch die Atombombe auf genau demselben Wissen. Die Atombombe selbst widerum ist ebenfalls ein solches Beispiel. Zum einen ist dies die grässlichste Waffe, die je das Licht der Welt erblickt hat, zum anderen gab es seit Erfindung dieser Waffe keinen globalen Konflikt mehr - aus gutem Grund: Die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki zeigten auf brutalste Weise den Effekt dieser Waffen. Die Amerikaner warfen die Bomben ganz bewußt auf Städte, die noch keine Schäden vom bisherigen Krieg erlitten hatten - um die volle Kraft der Bombe zu demonstrieren. Und um zu verhindern, dass die japanische Regierung die Auswirkungen herunterspielen kann. Bis heute erleiden Frauen aufgrund von Spätfolgen der Strahlung Fehlgeburten - eine Waffe, die über ein halbes Jahrhundert hinweg Menschen tötet. Eine bessere Abschreckung zur Verhinderung eines dritten Weltkrieges gibt es gar nicht.

Denken - das ist also der Segen und der Fluch des Menschen zugleich. Denken sichert unser Überleben - und unser Sterben. Denken hilft uns, die Erde zu unseren Zwecken umzugestalten - gleichzeitig beuten wir sie dadurch aus und schädigen sie. Unser Denken kann unsere Rettung sein - oder unser Untergang.


Denker dieser Welt! Falls ihr interessiert seid an weiteren Denkschriften, besucht doch mal meine Homepage:

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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jo, definition von denken ist ein hund, so wie definition von zeit, raum, etc....

jeder denkende mensch weiss aus eigener erfahrung was denken ist, aber eine definition zu finden, die jemandem, der selbst das denken nicht kennt, erklärbar zu machen, was denken ist, wird wohl kaum zu finden sein
(ja, ja....irgendwie paradox, denn einem nicht denkenden wesen kann man schon mal überhaupt nichts erklären, aber das lassen wir mal beiseite)

so wie man jemandem, der keine liebe empfinden kann, nicht erklären kann was liebe ist, oder einem seit lebzeiten blinden, was blau ist

so kann man zwar herumbeschreiben, aber einen definitionsstatus würde ich keiner beschreibung zugestehen

lg,
Muzmuz
 
>Ike van Dayk: Eine recht objektive und ausführliche Beschreibung des Denkens, wobei schon zu erwähnen ist, dass auch das Fühlen weitreichende Folgen hat, wenn nicht noch weitreichendere. In diesem Zusammenhang wäre interessant, inwieweit es Ähnlichkeiten oder Zusammenhänge zwischen Denken und Fühlen gibt, respektive ob eines vom anderen abhängt.

Amüsiert hat mich das Wort "Achillesverse". Ich will gleich einmal einen (kleinen) "Achillesvers" versuchen:

In grauer Vorzeit sagte der Achill',
vom Denken halt' ich gar nicht viel.

Liebe Grüße und Willkommen im Forum.

Auf fruchtbaren Gedankenaustausch.

Zeili
 
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„Die Hälfte aller Fehler entstehen dadurch, dass wir denken sollten, wo wir fühlen, und dass wir fühlen sollten, wo wir denken,“ (vgl. John Churton Collins, 1848 bis 1908, britische Literaturkritiker).

Dementsprechend verfügt das menschliche Gehirn gleich über zwei Möglichkeiten der Situationserfassung; nämlich 1.) über die Kognition und 2.) über den Affekt. Die Kognition umfasst reflexive Gedankengänge, der Affekt spiegelt intuitiv die Gefühlslage wider.
 
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