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Das absolut Böse

P

pispezi

Guest
Ein wunderschöner Oktobernachmittag, ein Straßencafe in sehr belebter Citylage.
Ein Paar, sie Anwältin, er Arzt, sitzt unter einer Kastanie an einem Tisch des Cafes.

Sie: "Siehst Du da hinten den seltsam schlenkrig laufenden Menschen?"
Er: "Wo?"
Sie: "Na auf der anderen Straßenseite!"
Er: "Ach ja, wirklich seltsam. Nennen wir ihn Schlenki?"
Sie: "Hihihi, abgemacht!"

Nach einer Weile.

Sie: "Hey, Schlenki ist wirklich strange, der läuft rum, hin und her, Kreise, Kurven. Scheint ein bischen zu spinnen, der Typ. Au, jetzt kommt er her, guck mal, da neben dem Tisch steht er!
Er (sich umwendend): "Tatsächlich, schade dass er mit dem Rücken zu uns steht. Ja, der ist wirklich seltsam, jetzt hat ganz merkwürdig heftig drehend mit den Schultern geruckt. Das ist ja direkt medizinisch interessant, was könnte der haben? Na ja, nicht unsere Sache..."

Nach einer Weile.

Sie: "Du, da wo Schlenki eben war, da an dem Tisch, guck mal, schläft der Gast da, oder ist der betrunken? Also heute ist ja was los..."

Er wendet sich um, steht erstaunt auf und geht nach dem Gast sehen, in der Absicht, ihm eventuell zu helfen.

Er: "Ach du heiliger... Der ist ja tot! ... Genickbruch anscheinend!"

Im selben Augenblick verschwindet ein seltsam schlenkrig gehender Mensch in der Menge.

:zauberer2
 
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AW: Das absolut Böse

Hi pispezi

Eine Frage: Hast du das frei erfunden oder von irgendwo abgeschrieben?
LG - reinwiel
 
AW: Das absolut Böse

Lieber pispezi

Ich sage zu so etwas freie Intuition. Nach außen hin ein freies Gedankenspiel, von innen her von großer Aussagekraft, für dich - und andere. Ich würde das aber nicht als "Das absolut Böse" bezeichnen. Vielleicht kommt es dir nur so vor. Ich glaube, so etwas hebt vor allem in dir selbst ein wenig den Vorhang zu den geistigen Welten. Gratulation.

Liebe Grüße - reinwiel
 
AW: Das absolut Böse

Lieber pispezi

Ich sage zu so etwas freie Intuition. Nach außen hin ein freies Gedankenspiel, von innen her von großer Aussagekraft, für dich - und andere. Ich würde das aber nicht als "Das absolut Böse" bezeichnen. Vielleicht kommt es dir nur so vor. Ich glaube, so etwas hebt vor allem in dir selbst ein wenig den Vorhang zu den geistigen Welten. Gratulation.

Liebe Grüße - reinwiel

Danke schön, reinwiel.

"Das absolut Böse" ist dieser Vorgang für mich, weil er absolut unbegründet, "einfach so", mit totaler Gelichgültigkeit geschieht. So ist es jedenfalls für mich...

LG, pispezi :zauberer2
 
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AW: Das absolut Böse

hallo pispezi

interessante Geschichte - und interessante Reaktionen!

Dass der Teufel missgebildet ist - mit Bocksfuss, oder auch anders - ist klassisch traditionell. Nur die Form des Schlenkerns hab ich noch nirgends gesehen, ausser hier bei dir.

"Das absolut Böse" ist dieser Vorgang für mich, weil er absolut unbegründet, "einfach so", mit totaler Gelichgültigkeit geschieht.

das Unverständliche ist das Böse. oder vielleicht: das unsympathische Unverständliche ist das Böse. oder: Menschen, die auf unsympathische Weise unverständlich handeln sind böse.

umgekehrt: sind Menschen, die aus unverständlichen Gründen freundlich handeln, absolut gut?

Deine Geschichte wirft wirklich :teufel2: viele Fragen auf.

grüsse, barbara
 
AW: Das absolut Böse

Dass der Teufel missgebildet ist - mit Bocksfuss, oder auch anders - ist klassisch traditionell. Nur die Form des Schlenkerns hab ich noch nirgends gesehen, ausser hier bei dir.

Hallo Barbara,
überraschende Deutung des Schlenkerns! Es war eigentlich nur ein kleiner technischer Dreh, um das völlig Ungerichtete, Ziellose dieser Figur zu zeigen.
Aber nach der Art und Weise, wie diese ganze Idee überhaupt bei mir aufgetaucht ist, weiß ich wirklich nicht so recht, welche un(ter)bewussten Sachen da hochkamen...

Menschen, die auf unsympathische Weise unverständlich handeln sind böse.
umgekehrt: sind Menschen, die aus unverständlichen Gründen freundlich handeln, absolut gut?

Die letzte Frage ist überraschend, aber konsequent. Mir scheint aber die Symmetrie nicht richtig aufgebaut. Ich würde eher sagen:
Der absolut Gute müsste ausschließlich mit dem 100%igen Ziel handeln, Gutes zu tun.

Der absolut Böse zeichnet sich durch eine zweifache Negation aus: Fehlen von tatsächlicher Güte (Empathie) und Fehlen subjektiven "Richtigkeitsgefühls". Er braucht keine innere Rechtfertigung vor sich selbst.

Der absolut Gute hingegen zeichnet sich durch "maximale" Güte/Empathie und durch die totale Übezeugtheit von der Richtigkeit seines Tuns aus. D.h., er tut das Gute nicht nur, sondern will auch mit allen Fasern gut sein, damit er vor sich selbst bestehen kann.

Ehrlich gesagt: Der absolut Gute wäre wohl auch verdammt schwer zu ertragen für seine Umwelt... :)

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Das absolut Böse

Hallo pispezi

Aber nach der Art und Weise, wie diese ganze Idee überhaupt bei mir aufgetaucht ist, weiß ich wirklich nicht so recht, welche un(ter)bewussten Sachen da hochkamen...

ja, das scheint mir auch, da hat sich ein tiefer Brunnen geöffnet... mir scheint, einer, der auf archetypische, kollektive, überpersönliche Schichten zugreift.

Der absolut Böse zeichnet sich durch eine zweifache Negation aus: Fehlen von tatsächlicher Güte (Empathie) und Fehlen subjektiven "Richtigkeitsgefühls". Er braucht keine innere Rechtfertigung vor sich selbst.

Ein "Richtigkeitsgefühl" hat der Böse wohl schon - nur eben nicht dasselbe wie die meisten anderen Leute. Er definiert es als "richtig", Leute zu töten.

Doch da gibt es ja noch dieses Paar in der Geschichte, der Arzt und die Anwältin - die beide sehr bösartig und kaltherzig über den *Schlenki* lustig machen. Die auch im Rahmen ihres Handelns es an Empathie fehlen lassen und ihr eigenes "Richtigkeitsgefühl" beinhaltet offenbar der Spott über *seltsame Menschen*. Inwiefern sind sie besser, moralischer?

Der absolut Gute hingegen zeichnet sich durch "maximale" Güte/Empathie und durch die totale Übezeugtheit von der Richtigkeit seines Tuns aus. D.h., er tut das Gute nicht nur, sondern will auch mit allen Fasern gut sein, damit er vor sich selbst bestehen kann.

hm. Der Böse ist genauso überzeugt von der Richtigkeit seines Tuns. Nur der Massstab ist ein anderer. und alle wollen, bezogen auf ihren Massstab, das Richtige tun. nur wär das denn immer eine relative Gutheit und Bosheit.

bei diesen Überlegungen ist mir jetzt das Absolute durch die Lappen gerutscht.

Ehrlich gesagt: Der absolut Gute wäre wohl auch verdammt schwer zu ertragen für seine Umwelt...

da würde mich deine Begründung dafür interessieren.

Schliesslich würde der Gute den freien Willen seiner Mitmenschen respektieren, er wäre nicht emotional-dramatisch, er würde sich keine Übergriffe erlauben, er würde auch nicht ungefragt Moralpredigten halten.

grüsse, barbara
 
AW: Das absolut Böse

Ein "Richtigkeitsgefühl" hat der Böse wohl schon - nur eben nicht dasselbe wie die meisten anderen Leute. Er definiert es als "richtig", Leute zu töten.
...
hm. Der Böse ist genauso überzeugt von der Richtigkeit seines Tuns. Nur der Massstab ist ein anderer. und alle wollen, bezogen auf ihren Massstab, das Richtige tun. nur wär das denn immer eine relative Gutheit und Bosheit.

Hmm, mir schwebte eigentlich so der "amoralische" Typ vor, der nicht einmal meint, überhaupt irgendetwas "richtig machen, begründen, rechtfertigen" zu müssen, weder vor anderen noch vor sich selbst.
Und richtig böse ist er wohl erst, wenn er dann auch noch weiß, dass er anderen extremste Leiden zufügt. Denn ohne dieses Wissen wäre er unschuldig wie ein Tier.


Doch da gibt es ja noch dieses Paar in der Geschichte, der Arzt und die Anwältin - die beide sehr bösartig und kaltherzig über den *Schlenki* lustig machen. Die auch im Rahmen ihres Handelns es an Empathie fehlen lassen und ihr eigenes "Richtigkeitsgefühl" beinhaltet offenbar der Spott über *seltsame Menschen*. Inwiefern sind sie besser, moralischer?

Na ja, ein bischen von dieser Spottlust und klitzekleinen Bosheit hat ja jeder in sich. Jeder hat bestimmt schon mal so ein bischen fies gelästert, denke ich (und es evtl. später bereut - ich meine ein schlechtes Gewisen bekommen).

...da würde mich deine Begründung dafür interessieren.

Schliesslich würde der Gute den freien Willen seiner Mitmenschen respektieren, er wäre nicht emotional-dramatisch, er würde sich keine Übergriffe erlauben, er würde auch nicht ungefragt Moralpredigten halten.

Zunächst allgemein: "gut sein" muss ja nicht heißen, dass man keine Fehler macht, dass man also seiner Umgebung nicht "in der besten Absicht" tierisch auf den Zeiger gehen kann.

Genauer: Der total Gute muss ja auch für dieses Supergute eintreten, und er wird ja allüberall böse Abweichungen erkennen, gegen die man natürlich angehen muss. Nur selbst möglichst unauffällig gut zu sein, genügt da nicht.
Es wäre doch ähnlich, als wenn ich (als vielleicht "Mittelguter" :D) jemanden sehe, wie er seine Frau oder sein Kind misshandelt. Der "moralische Abstand" ist dann derselbe wie von mir zum Superguten. Für letzteren gibt es ja auch keine lässlichen Sünden.

Wenn ich dem Frauenmisshandler meine Meinung geige, wirst Du mir sicher zustimmen, dass man da was sagen muss - der Misshandler aber wird sich sehr gestört fühlen durch meine Einmischung.

Na ja, und da wir ja fast alle das gleiche Gütedefizit zum Superguten haben, wie der Misshandler zu uns, würde der Supergute uns eigentlich mit Moralpredigten eindecken müssen, denn er könnte es vor sich nicht rechtfertigen, dem niederen, schlechten Treiben um sich herum tatenlos zuzuschauen.

LG, pispezi :zauberer2
 
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AW: Das absolut Böse

Hallo pispezi

Und richtig böse ist er wohl erst, wenn er dann auch noch weiß, dass er anderen extremste Leiden zufügt. Denn ohne dieses Wissen wäre er unschuldig wie ein Tier.

ich glaube, das ist gar nicht möglich. So wie Jesus am Kreuz gerufen haben soll: "sie wissen nicht, was sie tun" - es ist ihnen nicht bewusst, dass sie einem Lebewesen Leid und Schmerz zufügen. Auch in allen Berichten von Soldaten irgend einer Front wird immer wieder erzählt, dass die Soldaten nur dann töten können, wenn sie darauf verzichten, den Gegner als menschliches Wesen wahrzunehmen, das dieselben Schmerzen und dasselbe Leid empfindet wie man selbst. Armeen hatten und haben auch immer das Problem, dass die Soldaten nicht töten, wenn sie es irgendwie vermeiden können - und lieber irgendwo in die Luft schiessen. Worauf die Armeeführungen alle möglichen und unmöglichen Programme entwerfen, um die menschliche Natur zum Töten zu überlisten, durch Konditionierung, durch Drogen, durch Propaganda, durch das Stellen der Andern auf eine untermenschliche Stufe...

ich glaube auch nicht, dass es das absolut Böse, wie du es beschreibst, überhaupt gibt. Es gibt lediglich das gedankenlose Böse, das abgespaltene Böse, das unbewusste Böse...

Na ja, ein bischen von dieser Spottlust und klitzekleinen Bosheit hat ja jeder in sich. Jeder hat bestimmt schon mal so ein bischen fies gelästert, denke ich (und es evtl. später bereut - ich meine ein schlechtes Gewisen bekommen).

richtig, das haben wir alle in uns. Was weder eine Entschuldigung noch eine Rechtfertigung dafür sein darf. Wir alle haben vermutlich auch schon mal das Umgekehrte erfahren, dass wir auf bösartige Weise verspottet oder zur Schnecke gemacht wurden - und erlebt, wie weh das tut. Da können tatsächlich Mordgelüste hochkommen! und wie Schlenki, der von dem erfolgreichen Paar verspottet wird, leben wir diese Mord- und Rachegelüste oft nicht an jenen aus, die es getan haben - die sind zu reich, zu mächtig, nicht erreichbar - sondern am nächstbesten Opfer, das sich gerade präsentiert.

Genauer: Der total Gute muss ja auch für dieses Supergute eintreten, und er wird ja allüberall böse Abweichungen erkennen, gegen die man natürlich angehen muss.

öh - wer *muss* gegen etwas angehen? Muss man doch nicht. David Hawkins schrieb: bekämpfe und fürchte das Böse nicht - meide es einfach.

Das heisst nicht, die Welt in rosa Zuckerwatte einzuwickeln, es heisst einfach, das Gute zu tun, zu loben, zu schätzen, zu verstärken.

Wenn das Böse nur dort sein kann, wo Unbewusstheit ist - wo Menschen sich nicht bewusst sind, was sie anderen antun - so ist böses Verhalten lediglich... menschliche Schwäche. Damit kann man Mitgefühl haben, doch Moralpredigten werden wohl daran nichts verändern, das macht Menschen nicht aufrechter und authentischer. Menschen funktionieren meist besser mit Lob als mit Tadel - lobe jemanden für ein gutes Verhalten, das ist eine grosse Motivation, das zu wiederholen. Und in der Zeit wird dieser Mensch nichts Böses tun.

Wenn ich dem Frauenmisshandler meine Meinung geige, wirst Du mir sicher zustimmen, dass man da was sagen muss - der Misshandler aber wird sich sehr gestört fühlen durch meine Einmischung.

wird er. und möglicherweise auch seine Frau, die schon fünf Mal blau und grün geschlagen im Frauenhaus aufkreuzte, und jedes Mal freiwillig wieder zurück ging. Was ziemlich häufig so ist, und keine Ausnahme.

In vielen Fälle - nicht in allen Fällen - ist es tatsächlich eine sinnvolle Option, die Leute einfach in ihre selbstgestellten Fallen reinlaufen zu lassen, und nichts zu sagen. Gerade wenn es sich um erwachsene Menschen handelt, die das Recht haben, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Und somit auch das Recht, sich selbst unglücklich zu machen.

würde der Supergute uns eigentlich mit Moralpredigten eindecken müssen, denn er könnte es vor sich nicht rechtfertigen, dem niederen, schlechten Treiben um sich herum tatenlos zuzuschauen.

kein Mensch kann alles tun. Es reicht, dort Gutes zu tun, wo es getan werden kann und auch willkommen ist - und wo es nicht getan werden kann und nicht willkommen ist, die Freundlichkeit zu haben, sich herauszuhalten. Und selbst ein gutes, leuchtendes Beispiel zu sein. Das ist schon sehr viel.

grüsse, barbara
 
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