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Cancel Culture

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„Befürworter sprechen von einem ‚Gerichtshof der öffentlichen Vernunft’, Gegner von der Herrschaft eines selbstgerechten Mobs, der vor allem über Shitstorms auf Twitter kommuniziert. Ziel der ‚Cancel Culture‘ ist die systematische Boykottierung, Verbannung und Annullierung von Werken und Personen aus dem öffentlichen Leben. Eine Anti-Aufklärung, die Intoleranz im Namen der Toleranz pflegt, ein Volksgerichtshof der politischen Korrektheit.“

- aus dem Artikel. Gut auf den Punkt gebracht.
 
Ich kann mir nicht helfen, aber für mich war der Türöffner der Cancel Culture das Obsiegen des Genderns. Denn die Sprache ist das wichtigste menschliche Ausdrucksmittel. Durch sie werden Werte und Normen vermittelt und die soziale Realität spiegelt sich in ihr. Mehr noch, die Realität, die Werte und Normen werden auch durch sie geformt. Ludwig Wittgenstein sagte „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“

Cancel Culture gibt weniger privilegierten, marginalisierten Menschen eine Stimme, und ebenso wie das Gendern kann auch Cancel Culture emanzipatorisch sein, doch der negative Einfluss, welchen diese auf den gesellschaftlichen Diskurs hin ausübt, ist eben auch immens. Als emanzipatorisches Instrument bezeichnet man Mittel oder Maßnahmen, die auf Emanzipation, also auf die „Befreiung aus Abhängigkeit und Unmündigkeit sowie der Verwirklichung der Selbstbestimmung“ (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2020) gerichtet sind.
 
Cancel Culture gibt weniger privilegierten, marginalisierten Menschen eine Stimme, und ebenso wie das Gendern kann auch Cancel Culture emanzipatorisch sein...

Was ist denn an einem aufgehetzten Twitter-Mob, der Veranstalter so lange bedroht, bis diese einknicken, emanzipatorisch? Und was gibt es gutes über Leute zu sagen, die abweichende Meinungen bei Vorträgen mit dem Megaphon niederbrüllen?
 
Was ist denn an einem aufgehetzten Twitter-Mob, der Veranstalter so lange bedroht, bis diese einknicken, emanzipatorisch? Und was gibt es gutes über Leute zu sagen, die abweichende Meinungen bei Vorträgen mit dem Megaphon niederbrüllen?
Das sind nur arabeskenhafte Randerscheinungen. Diese in den vermeintlichen Vordergrund zu rücken und als symptomatisch für das Kernanliegen zu erklären, wäre ein großer Fehler.
 
Und was gibt es gutes über Leute zu sagen, die abweichende Meinungen bei Vorträgen mit dem Megaphon niederbrüllen?
Manche nennen die, die bei diversen fundierten Vorträgen die anwesenden Jounralisten mit dem Megaphon "LÜGENPRESSE ! LÜGENPRESSE !" niederbrüllen, "Kämpfer für Menschen, Freiheit und Grundrechte".
Die Frage müsste also lauten, FÜR WEN es was Gutes über solche zu sagen gäbe. Ich täte mir schwer, in diesen Fällen etwas Gutes zu ersinnen.
 
Das sind nur arabeskenhafte Randerscheinungen. Diese in den vermeintlichen Vordergrund zu rücken und als symptomatisch für das Kernanliegen zu erklären, wäre ein großer Fehler.

Das Kernanliegen der Cancel Culture ist es, Menschen mit unliebsamen Meinungen zum Schweigen zu bringen. Zudem kommt diese Cancel Culture eindeutig aus einem ganz bestimmten ideologischen Dunstkreis. Egal, wer eine Rede hält, man sollte ihn oder sie mit Argumenten bekämpfen, nicht mit Lärm und Einschüchterung. Sobald letztere Methoden angewendet werden, stelle ich mich schützend vor den Redner, egal was dieser sagt. Bei mir hat diese Taktik also den gegenteiligen Effekt. Also macht ruhig weiter damit von mir aus... ;)
 
Egal, wer eine Rede hält, man sollte ihn oder sie mit Argumenten bekämpfen, nicht mit Lärm und Einschüchterung. Sobald letztere Methoden angewendet werden, stelle ich mich schützend vor den Redner, egal was dieser sagt. Bei mir hat diese Taktik also den gegenteiligen Effekt. Also macht ruhig weiter damit von mir aus... ;)
Aha, was hältst du vom Verbotsgesetz ?
 
Ich kann mir nicht helfen, aber für mich war der Türöffner der Cancel Culture das Obsiegen des Genderns. Denn die Sprache ist das wichtigste menschliche Ausdrucksmittel. Durch sie werden Werte und Normen vermittelt und die soziale Realität spiegelt sich in ihr. Mehr noch, die Realität, die Werte und Normen werden auch durch sie geformt. Ludwig Wittgenstein sagte „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“

Der Versuch, aus einer theoretischen Position heraus die Sprache zu verändern: Das ist nicht neu und Versuche derart gab es auch schon zu vergangenen Zeiten (wenn auch aus anderen Gründen).
Der Blick auf die Geschichte zeigt aber, dass solche Versuche nur dann von Erfolg gekrönt sind, wenn sie auch dem Zeitgeist entsprechen. Die Sprache formt nicht den Zeitgeist; es ist der Zeitgeist, welcher die Sprache formt und zulässt, welche Begriffe sich durchsetzen und welche nicht.

Euphemismen mögen in guter Absicht gebildet werden, sie haben aber die Tendenz, dass der neue "neutrale" Begriff auf Dauer die Funktion des alten, "entwürdigenden" Synonyms übernimmt. Dann wird ein neuer Euphismus geschaffen und das Spiel beginnt von vorn.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, mit Sprache allein eine gesellschaftliche Veränderung bewirken zu können. Vielmehr wird sich die Sprache verändern, wenn eine gesellschaftliche Veränderung stattgefunden hat.
Vielmehr muss man das Bewusstsein der Menschen verändern, um die Gesellschaft zu verändern. Und das geht nicht nur mit Sprache. Im ersten Schritt muss man sich selbst verändern, und im zweiten Schritt muss man den Menschen das vorleben, was man von ihnen erwartet.
Vor allem muss man ihnen zuhören, und Cancel Culture ist so ziemlich das Gegenteil von zuhören.

Cancel Culture gibt weniger privilegierten, marginalisierten Menschen eine Stimme, und ebenso wie das Gendern kann auch Cancel Culture emanzipatorisch sein, doch der negative Einfluss, welchen diese auf den gesellschaftlichen Diskurs hin ausübt, ist eben auch immens. Als emanzipatorisches Instrument bezeichnet man Mittel oder Maßnahmen, die auf Emanzipation, also auf die „Befreiung aus Abhängigkeit und Unmündigkeit sowie der Verwirklichung der Selbstbestimmung“ (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2020) gerichtet sind.

Es sind nicht die weniger privilegierten, marginalisierten Menschen, die Cancel Culture betreiben. Sondern es sind Intellektuelle (oder Zeitgenossen, die Intellektuelle werden wollen), die sich zum selbstgewählten Sprachrohr von aus ihrer Sicht weniger privilegierten Menschen machen. Sie sind dann die Gurus, Leithammel oder Alpha-Rüden, denen eine Masse nur allzugern wie die Komparsen hinterherlaufen. Im Grunde nichts anderes, als diejenigen, die sie kritisieren, nur eben auf einer anderen Seite.

Ein emanzipatorischer Effekt kann nur aus dem eigenen Selbst erfolgen. Dazu gehört aber auch der Mumm, das zu Äußern, was man will, eigene Entscheidungen zu treffen und sich auch den Konsequenzen zu stellen, wenn die Entscheidungen real oder vermeintlich falsch waren.
Viele Menschen wollen aber genau das nicht: Sie ordnen sich lieber unter, fällen keine eigenen Entscheidungen und lassen andere für sich entscheiden. Dann müssen sie nicht nachdenken, und wenn's schief läuft, dann können sie die "Schuld" dafür auf andere abwälzen.
 
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Aha, was hältst du vom Verbotsgesetz ?

Das Verbotsgesetz bezieht sich meines Wissens nach auf das Verbot der NSDAP, also einer Partei, und nicht auf Denk- und Sprechverbote. Also gehört es hier thematisch nicht wirklich hin.

Ein emanzipatorischer Effekt kann nur aus dem eigenen Selbst erfolgen. Dazu gehört aber auch der Mumm, das zu Äußern, was man will...

Im Kontext von Cancel Culture gehört dazu vor allem der Mumm, abweichende Meinungen zu ertragen. Und genau das können diese dekadenten, wohlstandsverwahrlosten Leute von der Woke-Bewegung nicht. Die kriegen einen hysterischen Anfall, wenn sie eine abweichende Meinung ertragen müssen. Ich habe schon genug Videos von deren Aktionen gesehen, um diesen Menschenschlag zutiefst zu verachten. Das sind so ziemlich die intolerantesten und radikalsten Hardliner die es zurzeit gibt. Aber es traut sich halt niemand was zu sagen, denn sie sind ja "auf der richtigen Seite" und "meinen es nur gut".
 
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