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Selbstversorger beim Essen

ewaldt

Well-Known Member
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1. Dezember 2016
Beiträge
2.354
Ich sehe gerade darin kein Problem, ich bin als Berliner, als Großstädter an den Arsch der Welt gezogen vor Jahrzehnten und bereue es nicht.
Ich hatte Zeit es mir zu überlegen, ich konnte es ausprobieren und ich habe festgestellt, dass nach Kindheit und Jugend in Berlin, alles erlebt, was man erleben kann bis hin zum Mauerfall in Berlin,
mir das Allgäu mit damals noch vielen Kühen und grünen Wiesen samt Wäldern und Bergen guttut. Die Gegenantwort zur Küste im Norden mit Meer und Strand. Fühlte mich immer als Norddeutscher,
als Fischkopf, meine Großeltern konnten noch platt. Ich habe mich für den Gegenentwurf entschieden zur Erweiterung meiner Lebensphilosophie, für die Berge ganz im Süden des Landes.
Ich werde immer Berliner bleiben, verleugne das auch nicht, jedoch in dem Kuhdorf wie ich es nenne, die Allgäuer Metropole wo ich lebe, ist Gegenwart geworden, Heimat, wenn man so will.
Nehme dem Münchner die Arroganz nicht über, die haben wir als Hauptstädter auch, das gehört zur Großstadt und wir wissen, in München leben die materiell reichen, die sind jedoch nicht so schlimm,
die Armen, die in München leben sind viel arroganter, sie haben sonst nichts als nur Bewohner der Stadt München zu sein ein teures Pflaster. Ich war oft in München, ist 100 km vom Allgäu entfernt,
aber ich mag die Stadt als Berliner nicht und der Spruch 'Münchner Tussi' ist ein geflügeltes Wort für in dem Fall Frauen, die sich aufbrezeln mit nur ganz wenig im Kopf. Sie sind das willige Spielzeug
für die vielen reichen Kaufleute in der Stadt. Von einfacher Münchnerin zur Millionärsbraut ist nach wie vor der Traum.
Habe eine besondere Ästhetik bei den feschen und schlichten Bäuerinnen gefunden und kann am Arsch der Welt voll auf zufrieden sein.
Erkenne daran, dass nicht der Geldpreis entscheidend ist für die Lebensqualität, sondern der eigene kreative Umgang mit den Umständen.
War so oft in Berlin in all den Jahren, aber nie hat es mich vollends zurückgezogen, einmal das Allgäu und die Menschen erlebt und es gibt nichts Besseres in Deutschland.
Wien wäre noch eine Option, mir gefällt der Umgang dort mit dem Morbiden als eigene Kultur, das muss ich hier in Bayern selber machen, denn die Landleute die vermieten
machen ganz stark auf heile Welt, das mögen die Touristen, da ist wenig Chance, jedoch ich lege viel Wert auf Vergänglichkeit in allen Bereichen.
 
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Das böse Erwachen wird kommen, wenn die Lieferketten einmal abbrechen sollten, zum Beispiel wegen zu hohen Spritkosten! Dann wird der Großstadtmensch merken, dass im Supermarkt weder Fleisch noch Gemüse wächst und dass man Beton und Stahl nicht essen kann und dann wird er vielleicht ein etwas anderes Bild vom Arsch der Welt bekommen.

Tatsächlich wohne ich in einem Stadtteil von München, in dem es noch einige Landwirte gibt.

Zufällig sah ich heute eine Doku über eine Stadt, wo genau das passiert ist: In Havanna, der Hauptstadt Kubas.
Nach dem Zusammenbruch der Sovietunion bekamen die Kubaner erst einmal kein Benzin mehr, und ihre Landwirtschaft stand still und landwirtschaftliche Erzeugnisse konnten aufgrund des Benzinmangels nicht mehr in die Städte gebracht werden.

Gefordert, gefördert und von staatlicher Seite durchgeführt begannen dann die Städter Kubas, Lebensmittel in der Stadt anzubauen: Auf Balkonen, auf Dächern, aber auch ganzen Parzellen.
Der Staat beschäftigte wissenschaftliche Experten aus der Agrarwissenschaft und gemeinsam mit der Bevölkerung entwickelte man das weiter, was man heute wohl Urban Farming nennt.
Die Ergebnisse sind ziemlich beeindruckend. Was zunächst aus einer Notsituation heraus begonnen wurde, wird in steigendem Umfang auch heute weiter betrieben. Obwohl die Mangelsituation von damals vorbei ist, wird heute 50% des Bedarf Kubas an vegetabilen Lebensmitteln auf diese Weise produziert, und zwar Bio!

Man mag dies für eine Beweihräucherung einer sozialistischen Mangelwirtschaft halten. Tatsächlich ist aber Havanna darüber hinaus zu einem beliebten Besuch- und Informationsziel vieler ausländischer Experten geworden, die sich für diese Projekte interessieren und von den Erfahrungen der Kubaner lernen wollen.
Denn neben der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln haben sich auch positive soziale Effekte dadurch ergeben, was so wohl niemand vorhergesehen hat. Es scheint auch eine Art Glücksfaktor mit sich zu bringen, wenn die Menschen in der Stadt damit beginnen, Lebensmittel anzubauen.
 
Ein schönes Beispiel, dass es Alternativen zu der per Dienstleistungen Vollversorgung gibt, auf das ein Europäer pocht, weil er ein Recht darauf hat, wozu arbeitet er schließlich.
Wir wissen inzwischen aus vielen Studien, dass dieses gemacht kriegen zwar bequem ist, aber nicht zur Zufriedenheit führt. Selbst aktiv werden ist eine bessere Lösung.
Für Essen selber sorgen ist der größte Sinn im Leben und dazu gehört eben nicht nur Einkaufen und Kochen, sondern wie Havanna zeigt auch Anbauen.
Eine Untermieterin züchtet seit langem Tomaten verschiedener Sorten, Gurken und Kräuter in ihrem Zimmer, sie hat einen grünen Daumen, finde das toll.
Das heißt wir brauchen Engpässe bei der Belieferung der Supermärkte so sehr, dass wir nichts mehr zu beißen haben und so auf die Idee kommen selber anzubauen.
Solange die Dienstleistung funktioniert und die Bequemlichkeit auch wird es keine Veränderung geben, obwohl viele Menschen ein grünes Bewusstsein haben.
Ich habe mal gegoogelt und bin auf Urban Gardening gestoßen, städtisches Gärtnern, das gibt es nicht nur in Berlin, sondern auch in München.
Ich habe eine eigene Website gefunden und es ist von 11 Projekten in der Stadt die Rede, das gibt es also schon, jedoch die Supermärkte sind zum Bersten voll,
auch die Wochenmärkte quellen mit den Angeboten über. Da fehlt die Motivation sich die Mühe zum selber Anbauen zu machen obwohl es die Lebensqualität
verbessern würde und nicht das Schlaraffenland.
 
Bisher gab es nie Engpässe. Sie meinen, in höchstens einigen Jahren wird das hier der Fall sein? Es ist so wenig Frisches zu kaufen, daß man wie in letzten Nachkriegszeiten überall gärtnert? Sollen die alle ins Allgäu kommen?
 
Bisher gab es nie Engpässe. Sie meinen, in höchstens einigen Jahren wird das hier der Fall sein? Es ist so wenig Frisches zu kaufen, daß man wie in letzten Nachkriegszeiten überall gärtnert? Sollen die alle ins Allgäu kommen?

Persönlich sehe ich als eine der größten Malaisen unserer Zeit hier bei uns die Fantasielosigkeit. Man muss doch nicht aus allem gleich immer ein Prinzip oder eine Wissenschaft machen, genauso wenig muss man aber alles abschiessen, nur weil es angeblich "nicht lohnt". Denn anderenfalls lohnt sich das Leben selbst auch irgendwann nicht mehr.
Ich kenne hier in der Stadt Leute, die müssen sogar Lebensmittel anbauen. Denn das verlangt der Schrebergartenverein, und anderenfalls verlieren sie ihre Parzelle. Bei manchen ist das dann vllt. nur Alibi, aber immerhin.

Ein Freund von mir hat damals in Berlin auf seinem Balkon Kirschtomaten gesetzt, "dann bleiben die Mücken fern", so sein Argument. Das war dann auch tatsächlich so. K.A., ob mein Kumpel nun den berühmten grünen Daumen hatte oder nicht, aber er hat da nie was anderes gemacht als gegossen und das Kraut ist gewachsen wie im Urwald. Und es hat auch ordentlich Kirschtomaten produziert, im Sommer gab es dann öfter mal einen Kirschtomatensalat, frisch geerntet.
Ich finde das Klasse.
 
Das Thema selber anbauen und Selbstversorgung hatten wir vor 30 Jahren schon, da war die Apokalypse auch aktuell, jedoch kam es nie dazu, weil es doch alles zu kaufen gibt zu moderaten Preisen. So ein Anbau macht viel Arbeit und man muss zur passenden Zeit das Richtige machen sonst gibt es keinen Ertrag. Heute in meinem Alter könnte ich mir das vorstellen, ich sähe gerne Pflanzen und beobachte wie sie keimen, das gibt ein frisches Lebensgefühl, aber damals waren wir überall auf Partys, dann ausschlafen bis Mittag, da war keine Zeit und Lust für Gartenarbeit. Essen war nur für den Stoffwechsel nötig, aber sonst nicht so wichtig. Meine Einstellung hat sich geändert, heute weiß ich, dass sich die Mühe zur Selbstversorgung lohnt, weniger finanziell, auch nicht, weil Supermarkt oder Wochenmarkt ungenießbar ist, sondern weil die Arbeit etwas für das Leben zu tun außerhalb der Lohnarbeit einen großen Sinn im Dasein stiftet. Damit kann man die vielen Stressfaktoren der globalen Welt kompensieren und ausgleichen, man bleibt offen für alle Belange auf der Erde und denkt mit und um dem Ohnmachtsgefühl zu entgehen, sorgt man selber mit Mühe für das Essen und lässt es nicht vom Dienstleister machen. Ein Schrebergarten mit Verein und ganz strengen Statuten wäre mir nicht das Richtige, da geht es weniger um Anbau nach Naturgesetzen, sondern um Gehorchen der Regeln wegen. Wer solche klaren Vorgaben braucht um Halt zu finden ist richtig, aber mir ginge es beim selber anbauen um kreative Entfaltung meiner eigenen Philosophie. Es gibt anthroposophische Anbaukriterien, es gibt Permakultur usw. alles schon gedachte Methoden von klugen Köpfen, um einen nachhaltigen Anbau zu ermöglichen, ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich hatte vor über zehn Jahren ein Haus mit viel Garten drumherum, dort ging es mir nicht gut, ich hatte abstruse Ideen, war unrealistisch, ich studierte in dieser Zeit gerade Bildhauerei an der Kunstakademie und so war Haus und Garten ein Raum zur künstlerischen Gestaltung. Damit habe ich mich völlig übernommen, die Nachbarn zeigten mir einen Vogel und was ich im Garten angebaut hatte wurde komplett von den Schnecken weggefressen, es war aus heutiger Sicht ein Reinfall auf ganzer Linie. Habe mich davon distanziert und der Psychologie zugewannt, das war gut, heute kann ich mein Verhalten erklären und das anderer Menschen auch.
Heute könnte ich mir einen neuen Versuch mit selber anbauen vorstellen, der Weg ist das Ziel, Mühe machen allein hat schon einen Sinn, die eigene Philosophie bleibt im Vordergrund aber ich bin heute viel praktischer als damals mit den Flausen als Kunststudent und bereit Gartenbau zu lernen so gut es geht. Ich hätte Unterstützung, denn einige Frauen in meinem Bekanntenkreis betreiben Gärten, warum ich seit Jahren mit Marmelade versorgt bin und sie schmeckt lecker.
Sage bloß noch einer, das Internet taugt nichts, bin hier gerade auf die Idee gekommen mich, um einen Garten in der Stadt zu kümmern und es noch einmal zu versuchen.
 
Da stimme ich dir zu, Ewaldt.
Meine Frau fragt machmal, warum ich dies oder jenes auch noch anbaue, da ich es doch eigentlich kaum esse.
Für mich ist es manchmal einfach nur die Farbe, die Größe und die Form, die mich begeistern, wenn ich sehe, wie soetwas aus einem Samen und Pflänzchen heranwächst. Ein winziges Korn materialisiert sich zu einer dicken, quietschenden Aubergine. Inzwischen weiß ich immerhin, wie man die Dinger mit Ziegenkäse und Zwiebeln essbar machen kann.

Zur Selbstversorgung oder Lustgärtnerei müsste man vielleicht einen Extrafaden eröffnen. Da prallen die Träumereien stark mit den Realitäten aufeinander, viele neue Interessenten kommen in diesen finstren Tagen mit Vorstellungen hinzu... allerdings zögere ich dabei noch, den Ungläubigen Informationen zukommen zu lassen, die ihnen wirklich helfen könnten. Denn so wichtig ist es mir da doch nicht, sie von meinem Impfstoff zu überzeugen. Seit in meinem dementsprechenden Forum die Corona-Bückerei Einzug gehalten hat (März 2020) , habe ich dort meine Erfahrungsberichte eingestellt.
 
Da prallen die Träumereien stark mit den Realitäten aufeinander, viele neue Interessenten kommen in diesen finstren Tagen mit Vorstellungen hinzu...
Noch kurz dazu, da es wohl unrealistisch ist, als Städter in den Besitz eines Gartens zu kommen, von 0 auf 100 habe ich mich mal umgeschaut, denn aktuell schießen die gemeinnützigen Gemeinschaftsgärten
wie Pilze aus dem Boden und so auch hier, das wäre für den Anfang um sich in einem Anbaugarten zu betätigen eine gute Möglichkeit.
 
Ein Kleingarten in einer Anlage eignet sich für das Sammeln erster Erfahrungen und als Rückzugsort für Pensionisten, Städter oder Mietshausbewohner. Man kann in Ruhe grillen, auf einer Decke picknicken, sich sonnen oder sein Fahrrad streichen. Wem die dort herrschenden Regeln oder alteingesessenen Nachbarn irgendwann zu nah werden, der wird sich anderweitig umsehen. Wer gute Erträge hat, wird mehr Fläche suchen. Wer direkt neben seinem Beet oder Huhn aufwachen möchte, braucht irgendwann ein eigenes Gebäude, welchen Zustand das auch immer hat und mehr Platz, möglichst keine Nachbarn. Die Beweggründe, warum jemand seinen eigenen Abenteuerspielplatz möchte, sind unterschiedlich und m.E. auch Privatsache, in Großstadtnähe fast unbezahlbar. Wer nach soetwas sucht und noch keine Gelegenheit fand, sollte seine Phantasie schweifen lassen, sich umhören und nicht von einem zu hohen Ross herunter "erwarten".
 
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Ein eigener Garten ist zurzeit nicht zu bekommen, die Nachfrage stieg hier wegen Corona so sehr, dass der zuständige Verein bis Januar geschlossen hat. Aber auch die Gemeinschaftsgärten entstehen zahlreich, am Anfang des Jahres haben am Rande der Stadt zwei eröffnet. Ein Verein von einer Stadträten initiiert und eine städtische Anlage. Ein drittes Projekt heißt Gemeinschafts-Schrebergarten. Das habe ich mir angeschaut, viele einzelne kleine Parzellen, das ist wohl das gemeinschaftliche, viele Schrebergärtner miteinander, aber jeder sein eingezäunter Bereich. Diese kleinen Gärten, jedes Stück ein privater Besitz habe ich besonders wahrgenommen, teilweise verwildert und bin zu dem Gefühl gekommen, selber anbauen schön und gut, aber mit so einer kleinen Parzelle von vielen werde ich nicht glücklich. Das schaut so zwanghaft aus, fast alle haben dasselbe kleine Gewächshaus im Garten, ein größeres würde nicht passen, es hat etwas von im Grünen ja, aber im Gleichschritt. Was nutzt da eine zwei x ein Meter große Rasenfläche, auf die ich mich legen kann, wenn mir dabei einfällt, dass die neue Schrebergarten-Verordnung im Briefkasten war, die ich lesen muss und ganz demokratisch meine Stimme abgeben sollte, obwohl schon lange entschieden ist, wer Vorstand wird. So ein Gefühl beschlich mich beim Anschauen der Schrebergärten, die absolute Spießigkeit. Das hat mit grünem Daumen und frischer Luft im Grünen nicht viel zu tun und somit habe ich das Thema Garten im Moment verworfen, ist im Winter auch keine große Kunst. Mal sehen wie es mir im Frühjahr geht, vielleicht bekommen dann die von Bernd beschriebenen Vorteile wieder Gewicht.
 
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