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Begegnungen

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722
In einem anderen Forum hatte mal eine von mir sehr geschätzte Userin ein Thema vorgeschlagen, im Laufe dessen manche sehr lesenswerte und auch unerwartete Beiträge entstanden.

Es ging um "Begegnungen" - und dabei fielen den Schreibern alte, manchmal auch zufällige Treffs ein, die uns alle einerseits viel Spaß bereiteten – aber auch nachdenklich stimmten.

Sollten wir es nicht auch versuchen in unseren Erinnerungen ein wenig herumzukramen um zu sehen was wir da bezüglich des Themas noch finden?

Ich fange mal an mit meinem damaligen Thema – wenn es auch etwas skurril klingt, berührt es mich bis heute noch wegen seiner sehr menschlichen Note.

Diese Begegnung ereignetet sich in der Stadt in der ich schon seit fast 35 Jahren lebe – und führt trotzdem auch ins Ausland. Wie dies geschah, macht diese Geschichte erwähnenswert – und auch der Ort dieser Begegnung, der alles andere als romantisch oder abenteuerlich bezeichnet werden kann.

Denn es ist der große Lebensmittelmarkt eines "edlen" Warenhauses, den ich eher selten besuche.
Beim betreten des Supermarktes an dem Tag, stelle ich zweierlei fest :
ich bin sehr hungrig und zweitens - es findet eine Schweizer Woche mit Spezialitäten statt. Wenn man diese beiden Fakten zusammenführt, gibt es eine praktische Schlussfolgerung: mach dich auf die Suche der Käsespezialitäten - da kann man viel "probieren" und es schmeckt auch gut.

Die Käsespezialitäten übertreffen meine künsten Vorstellungen und werden von einem älteren Mann in Appenzeller Tracht präsentiert. Er macht seine Sache sehr gut und ist wirklich nett! Deswegen erzähle ich ihm auch zwischen zwei Probier-Käsestücke, dass ich einige Jahre in der Schweiz gelebt habe, erst in Lausanne und dann nicht weit von Zürich.

Durch die freundliche Präsenz des Mannes und durch den guten Schweizer Käse, fallen mir einige schöne Erlebnisse ein, die ich ihm mitteile.
Anscheinend berühren ihn meine Erinnerungen - denn auf einmal sagt er: "warten Sie, gehen Sie bitte noch nicht, ich hab noch etwas für Sie..." - und er geht sehr schnell weg.
Ich denke mir, der schenkt dir nun ein großes Stück Käse, vielleicht sogar ein ganzes Rad oder wenigstens ein Rädchen...

Was aber dann folgte, war mehr als verblüffend: der Mann aus dem Appenzell kam zurück, nein nicht mit einem Käserad, sondern mit einem Alpenhorn! Acht Meter lang! Er rief mir zu, ich solle da bleiben wo ich bin, er würde sich nun genau gegenüber stellen und in seinem schönen Schweizer Hochdeutsch : "das spiele ich nun nur für Sie, als Erinnerung an die Zeit die Sie in der Schweiz verbracht haben!"

Es wurde eine seltsame und unendlich lange Serenade, mitten der duftenden Käsespezialitäten - und einem immer größeren Kreis von Neugierigen, die mal Käse kosteten, mal mich sehr neugierig musterten.

Liebe Grüße

Miriam
 
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AW: Begegnungen

Hallo Miriam,

vor vielen vielen Jahren bin ich einmal der
Ärztin und Schauspielerin Marianne Koch
an einer Garderobe der Freien Universität
begegnet. Ganz zufällig. Kein Menschenauflauf.
Kein Gespräch (zwischen uns). Aber ich war
sehr beeindruckt, wie freundlich sie mit den
Damen dort (an der Garderobe) umgegangen
ist. So bleibt man jung - wie diese erstaunliche
Frau.

Gruß
von
Reinhard70
 
AW: Begegnungen

Na - ich erschrecke immer, wenn ich mir begegne ....


a) im Spiegel : o weh, wie sint varswunden alliu mìne jahr ....
b) in meiner Lyrik :haare:


Bin ich so ein Ekel ? Ja ja ja


Ist die schwarze Köchin da ?
Ja, ja, ja !


Ich koche hier aus meiner Wut
ein Lyriksüppchen gar nicht gut.
Hau Pfeffer rein und Tränenkraut.
Das hat mich stets sehr aufgebaut.
Und ganz zuletzt als Würzensende
klatsch ich in meine Butterhände
und stecke die Finger in den Pott.

Die Suppe schmeckt! Oh Gott - Oh Spott !
Und ganz am Ende sag ich barsch:
" Leckt`s mich alle doch am A...h."

 
AW: Begegnungen

Aber aber Blimchen, ich muss schon sehr staunen...

Als du mit Hüte und mit Firlefanz
Hier wagtest manch verrückten Tanz,
Du dir begegnetest sehr gern
Genau wie ich – ohne ein Zögern …

Setze dir also auf nen Hut,
Denn ein Spaziergang tut nun gut -
Eine Begegnung folgt dann gleich,
Die wird sogar sehr farbenreich …

Du siehst: hier trafst du auf ner Hexe
(Auf ihrer Schulter hockt ne Kragenechse)
Die las soeben dir aus Kaffeesatz,
Für ne Begegnung schuf sie einen Neuansatz.

Wenn du zum Manne gehst, vergiss den Hut nicht.


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AW: Begegnungen

Na gut, Miri, Blimele

Deine Worte waren mir wie die dieses Psalms

Psalm 80,20:
"HERR, Gott Zebaot, tröste uns wieder; lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir."



So`n flottes Luder wie die Hübsche auf dem Foto bin ich nie gewesen *grins*



Werde mal mitlesen und bei Gelegenheit auch ne heitere Begegnung bringen ...

Grüßchen

Marianne
 
AW: Begegnungen

Lang, lang ist's her...

Mir kommt eine italienische Mammina in den Sinn. Ich war als etwa 17jährige mit meinen Eltern in der Toscana am Meer. Da wurde ich sehr krank – auf der Heimreise lag ich hinten im Auto, wir fuhren nachts. Kurz vor Mitternacht, hielten wir unterwegs irgendwo vor einer Albergo.

Nun erinnere ich mich nur noch, dass man mich in die Küche führte, dort war ein Feldbett hingestellt worden und eine ältere, wohlbeleibte Frau mit gütigen Augen beugte sich besorgt über mich und hielt mich an, doch ihre Minestrone zu kosten.
Bis anhin widerten mich alle Speisen an. Es ging mir wirklich schlecht. Doch diese aussergewöhnliche Ausstrahlung und Liebe von der Signora, diese Güte, dieses Besorgtsein um mein Wohl hatte mein Herz berührt. Ich kostete und ass den ganzen Teller leer.

Wie sie strahlte übers ganze Gesicht, werde ich nie vergessen! Die Suppe hat mich auch wunderbar gestärkt und die Heimreise ging dann gut voran. Bald war ich dann auch wieder gesund.

Diese Begegnung hat mich geprägt. Liebe geht wirklich durch den Magen!

Und ich selber durfte es schon erleben, dass ich einem Kranken mit einer ganz speziell mit Liebe zubereiteten Suppe wieder auf die Beine helfen konnte. Es ist nicht die Suppe die hilft, aber die Liebe mit der sie zubereitet wurde und die gütige Zuwendung zu dem Kranken.

Simcha:blume1:
 
AW: Begegnungen

Da will ich doch auch gleich mit einer italienischen Begegnung anknüpfen. :)

Ist auch schon länger her, ungefähr zwanzig Jahre oder so (uff, da merkt man doch, dass man älter wird, wenn man das so schreibt ;)) und zwar im Zug von Italien, wo ich zu Besuch bei einer Freundin gewesen war, zurück in die Schweiz.

Es war einer dieser italienischen Züge mit Sechser-Abteilen und ich setzte mich in eines, in dem nur ein Mann sass und schlief. Ich hatte nämlich ein ziemlich spannendes Buch dabei und deshalb eigentlich keine grosse Lust auf ein Gespräch.
Aber natürlich erwachte der Mann sofort und als er an meinem grottenschlechten Italienisch merkte, dass ich Schweizerin war, war er nicht mehr zu halten und erzählte mir seine Lebens- bzw. Leidensgeschichte.

Er war nämlich auch Schweizer und kam gerade von Süditalien, wo er versucht hatte, sich eine Existenz als Gastwirt aufzubauen - und gescheitert war. Jetzt muste er zurück in die Schweiz, weil er kein Geld mehr hatte. Weil er überhaupt nichts mehr hatte!
Es folgte eine wirklich lange und einigermassen bittere Schilderung seines Scheiterns, in der die Unzuverlässigkeit der Italienischen Mentalität im Allgemeinen und die Mafia im Besonderen eine prominente Rolle spielten.
Blumige Schilderungen über massenhaft geklaute Aschenbecher und Löffel, Schutzgeldforderungen (alle von ihm abgelehnt) einen Brandanschlag auf sein Motorboot, Angestellte, die lieber in die eigene Tasche wirtschafteten, über die Italienische Schlitzohrigkeit und, und, und...
Dieser Mann schien die Italiener WIRKLICH zu hassen.

In Milano enterte dann eine Italienische Familie das Abteil. Oder besser gesagt: Unser Abteil und mindestens zwei weitere, es gelang mir nicht so ganz, die Übersicht zu behalten.
Auch diese Familie reiste zurück in die Schweiz, wo der Vater als Maurer arbeitete.
Plötzlich sah ich mich umringt von lebhaft schwatzenden Menschen, die ungefähr eine Viertelstunde brauchten um all ihre Gepäckstücke irgendwo zu verstauen, für jedes Familienmitglied eine Sitzplatz zu finden, um dann das Gepäck sofort wieder hervorzuholen und Salami, Käse, Brot und Wein an alle, auch an den bitteren Mann und mich zu verteilen.

Jemand setzte ein kleines Kind auf meinen Schoss, jemand anderer drückte mir ein Salamibrot in die eine und einen Plastikbecher Wein in die andere Hand und all das unter unablässigem Geplauder auf deutsch und italienisch.

Ich warf einen Blick zum bitteren Schweizer und sah erstaunt, dass er lächelte.
Es war eine wirklich vergnügliche Fahrt. Voller Geschichten - auch der Mann erzählte die seine nochmal, aber irgendwie klang sie nun ein wenig anders.
Und plötzlich fand man heraus, dass man gemeinsame Bekannte hatte, denn die Familie hatte auch Verwandte in der Stadt, in der il Svizzero seine Gaststätte betrieben hatte.

In Basel stiegen alle aus, es gab eine herzliche Verabschiedung und il Svizzero sagt mir beim Abschied: "Ich werde jetzt etwas Geld verdienen und dann versuche ich es noch einmal." Und als ich ihn nur erstaunt ansah fügte er noch hinzu: "Ich mag einfach diese Menschen dort!"
 
AW: Begegnungen

In Bonn gab es ein Nachtlokal – „Die Kerze“ -, das vorwiegend von Studenten besucht wurde, und in dem wir in den fünfziger Jahren häufig bis in die frühen Morgenstunden bei einer Flasche Cola – mehr erlaubte der Monatswechsel des Vaters nicht – bis in die frühen Morgenstunden diskutierten.

Eines Nachts tauchte dort nach einer seiner Vorstellungenn Vico Torriani mit Gefolge auf. Natürlich im Schlepptau ein Pressefotograf („Paparazzo“ nannte man die damals noch nicht). Und Vico ließ sich willig einzeln tête-à-tête mit uns jungen Studentinnen ablichten. Mein Typ war er nicht -, auch seine Lieder entsprachen nicht meinem Geschmack. Aber mit einem berühmten Mann zusammen fotografiert zu werden, ließ ich mir dann doch nicht entgehen.

Man konnte die großformatigen Fotos später erwerben. Und was sah man? Niemand hatte darauf geachtet, daß der Fotograf über den Köpfen der jeweils beiden Personen einen an der Wand hängenden Zettel zu einem Teil mit auf das Foto gebracht hatte. Und so stand nun über Vicos und meinem Portrait zu lesen: „Die letzte Chance“. Wofür ..., habe ich nie erfahren : -))
 
AW: Begegnungen

Diese Begegnung hat mich geprägt. Liebe geht wirklich durch den Magen!

Ja, Simcha!

Nun stell' Dir vor, wir erzählen jetzt noch unsere
Begegnungen mit TV-Köchinnen und -köchen. Oder
alle fantastischen Begegnungen bei Fressfesten etc.

EIN RIESIGES THEMA - allein das schon!

Ich fürchte, der Server ist irgendwann total überfordert.
ODER?

Heute mindestens eine gute Begegnung
- z.B. mit Musik
wünscht
Reinhard70
:):):)
 
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AW: Begegnungen

DIE BEGEGNUNG

Auf, im Wald, mit langem Schritt, da hör ich eine Stimme.
Komm her, lockt Sie, komm her und suche mich! Ich schau mich um und se’h Ihn liegen, just am Hang und eingerahmt in lauter Kleinem seinesgleichen.
Gras, der Duft von Holz und Harz. Der Boden blüht, trotz kaltem Zugwind und des Reifens.
Gleich ungebrauchten Armen, Beinen, Händen, ist ausgebreitet gestorb’ner Baum. Drunter, drüber, scheinbar ohne Ordnung, jedoch in tiefem Ernst und Sinne.
Da ist Er! Bin nah bei Ihm, Er senkte seine Stimme lei’s herab.
Sagt: Beug Dich nah zu mir, mein Freund, lass Dich küssen. Ja sag ich und frag, bist´s Du?
Ja, sagt Er; ich bin’s fürwahr, ich bin’s...
Solang hab ich nun hier gewartet, dann kommt ein Mensch, sich meiner zu erinnern. Es braucht so viele Sonnenwenden um zu erwachen, jetzt bist gekommen, mich zu sehen. -
Auch Steine haben Tränen ... -
Es ist bald Zeit, sag ich zu Ihm, um Ihn zu trösten. Drück mein Gesicht nun fest in seinen grünen Mantel, und rieche den Duft von seinem Wesen.
Ich sprech; Schau! Lieb hab ich Dich und werde Dein Gedenken, auch wenn ich abseits bin und fort aus Deiner Nähe.
Nun spricht er, seine Liebe aus, nah, ganz nah, an meinem Herzen, dies öffnet sich und sieht...

Sein Schicksal ist der Wandel, der Wandel aller Zeiten, sich zu verbinden mit dem, was sich mit Ihm verbindet, zu trinken, sich zu nähren, mit All dem, was da lebendig ist ... -
Das sag ich Ihm, dem Freunde meines Weges. - Jetzt ist auch Seine Freude gross!

Oh’n Wort, nur Kraft der eignen Schwingung, ruft Er mich auf; Da nimm ein Stückchen meines Kleides. Nimm’s fort mit Dir, zu Deinem Heim. –

Mein Dank ist rein, das sag ich Ihm und neh’m ein Stückchen (Moos) gleich der Formung eines Herzens.
Bevor ich geh, drück` innig ich den grossen Bruder Stein, der liegt, zu meinem Gegenüber.

Geh! ruft Er zum Abschied noch und lass mein Kleid nun helle leuchten, Du sagtest: Zeit ist´s, so ist dies jetzt mein Ge – Schenk, für Euer Haus und auch die Stille, die hier mich fest geborgen hält, nimm mit, von der ich Dir berichtete.
Ja, sag ich’s zu Ihm, ich habe Dich verstanden, wir seh’n uns wieder in der Zeit, denn alles ist am gleichen Ort.
Unwandelbar in aller Wandlung. Wir schenkten Zeit einander wenig, die Nähe ist.


Horst Gutekunst :reden::blume1:
 
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