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Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise ?

teonanacatl

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19. März 2010
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380
Guten Tag,

Aufgrund der (für mich) hohen Brisanz dieses Themas, bitte ich um eine konstruktive Teilnahme am Thread !

Bis Juni sollen die EU Staaten einen einheitlichen Kurs festgelegt haben, den sie beim G20 Gipfel in Toronto vertreten wollen.

Wie das letzte Wochende zeigte, herrscht alles andere als ein Konsens:

http://www.google.at/search?q=eu+bankenabgabe&ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de&client=safari

kurzum: die EZB meint es gäbe sowohl Handlungsbedarf als auch Potential:
Trichet sagt sinngemäß: Bald kommt Basel III, und man müssen aufpassen, nicht den Weg aus der Krise zu "verbauen"

Hierzu werde ich im Posting 2 meine Auffassung kundtun:



Vorher möchte ich als Diskussionsbasis jedoch noch Wiki kopieren/zitieren,
um was es bei der Finanztransaktionssteuer/Bankensteuer- eigentlich geht:


Als Tobin-Steuer oder Finanztransaktionssteuer wird eine 1972 von dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler James Tobin vorgeschlagene, aber bisher nicht eingeführte Steuer auf internationale Devisengeschäfte bezeichnet. Tobin wollte durch eine sehr niedrige Steuer auf sämtliche internationale Devisentransaktionen die kurzfristige Spekulation auf Währungsschwankungen eindämmen. Er hoffte dadurch zu erreichen, dass die Wechselkurse von Währungen stärker die langfristigen realwirtschaftlichen Phänomene als die kurzfristigen spekulativen Erwartungen widerspiegeln. Eine solche Steuer senkt die Liquidität der Märkte. Wird die Liquidität zu niedrig, könnte die Volatilität der Finanzmärkte jedoch sogar steigen, wie theoretische Annahmen und empirische Studien nahelegen.

Die frühere Forderung Tobins nach der Besteuerung des Devisenhandels wurde 1997 von Ignacio Ramonet in einem Artikel in der Zeitung Le Monde diplomatique aufgegriffen, der zur Gründung der globalisierungskritischen Organisation attac führte.[1] Bis heute wird die Tobin-Steuer als eine der zentralen Forderungen der Globalisierungskritiker gesehen.

Ausblenden Funktionsweise der Tobin-Steuer

Der von Tobin vorgeschlagene Steuersatz würde auf alle grenzüberschreitenden Geldtransfers weltweit einheitlich erhoben und läge zwischen 0,05 Prozent und 1,0 Prozent. Für konventionelle Transfers wie Direktinvestitionen oder die im Warenhandel anfallenden Transaktionen wäre diese Steuer vernachlässigbar gering, da die anfallenden Kosten im Verhältnis zu den pro Transaktion anfallenden Gewinnen nicht relevant sind. Bei spekulativen Transfers, die zur Gewinnerzielung auf geringe und kurzfristige Schwankungen von Kursen setzen (Daytrading), würden bereits Abgaben in der geringen Höhe einer Tobin-Steuer die je Transaktion nur sehr niedrigen Gewinne eliminieren.

Zur Illustration der besonderen Belastung kurzfristiger Transaktionen kann folgendes Rechenbeispiel dienen: Bei einer Tobin-Steuer in Höhe von 0,2*% pro Transaktion würde für einen Kapitalbetrag, der ein Jahr lang jeden Monat einmal international wandert, eine Belastung von ca. 12·0,2 = 2,4*% (genau: 1-(1-0,002)12 = 2,37*%) anfallen. Wenn der Betrag einmal wöchentlich transferiert wird, würde die Belastung auf ca. 52·0,2 = 10,4*% (genau: 1-(1-0,002)52 = 9,89*%) wachsen. Bei einer Transaktion pro Arbeitstag würde der Betrag mit ca. 52·5·0,2 = 52*% (genau: 1-(1-0,002)52·5 = 40,58*%) besteuert. Im Jahr 1996 waren über 80*% der weltweiten Devisentransaktionen „round-trips“, die längstens innerhalb einer Woche zwischen zwei Währungen hin und her pendelten.[2]

↑ Ein Abschnitt zurück springen
Ausblenden Bewertung

Befürworter

Die Tobin-Steuer soll, so die Befürworter, den kurzfristigen Handel mit Devisen unterbinden, da dieser ihrer Meinung nach negative Auswirkungen auf Volkswirtschaften hat, nicht aber den für diese unbedenklichen längerfristigen Devisenhandel. Paul Krugman hält eine derartige Steuer für wirksam genug, um ultra-kurze Spekulationsfristen, die unerwünschte Wirkungen ausüben, zu begrenzen.[3]

Seit den 90er Jahren kam es vor allem in Schwellenländern immer häufiger zu Währungskrisen, die nach Interpretation vieler Beobachter ihre Ursache nicht in realwirtschaftlichen Problemen oder wirtschaftspolitischen Fehlern, sondern in spekulativen Transaktionen hatten (z.*B. Asienkrise, Tequila-Krise, Krisen in Russland, der Türkei, Brasilien, Venezuela). Die plötzlichen Abwertungen der betroffenen Währungen führten in den Ländern zu Kapitalknappheit, was negative Folgen für ihre Wirtschaftsentwicklung hatte. Durch eine Besteuerung der Kapitalströme sollte die Spekulation mit Devisen eingedämmt werden, um so die Volatilität der Märkte einzuschränken und den Einfluss der von Tobin so genannten Beauty-Contest-Spekulanten zu verringern. Mit relativ kleinen Gewinnen für die Kapitaleigner würden den Volkswirtschaften spürbare Verluste zugemutet, was Tobin als unverhältnismäßig bezeichnet.

Ein weiterer von Tobin eingebrachter Aspekt ist die Unterstützung nationaler Autonomie in der Fiskal- und Geldpolitik[4]. Beide Bereiche werden durch Finanzmärkte massiv beeinflusst, die zum Beispiel eine Zentralbank durch Aufbau eines Abwertungsdrucks für eine Währung zwingen können, ihre Zinsen zu erhöhen.

Ein besonders in den Debatten unter Globalisierungskritikern wichtiger Aspekt ist der Einnahmeeffekt. Die Einnahmen aus einer EU-weiten Einführung würden bei einem Steuersatz von 0,01*% bei 38 Mrd. US-$ liegen, eine weltweite Einführung würde Erträge von etwa 125 Mrd. US-$ bringen[5]. Erhoben werden könnten diese Steuern von einer internationalen Organisation wie der UNO, die sie auch gleichzeitig für sich selbst zur Finanzierung nutzen könnte. Häufig wird auch diskutiert, die Steuer beispielsweise über die Weltbank zur Entwicklungshilfe oder für Maßnahmen zum Umweltschutz zu verwenden.

Bei Tobin spielt die Verwendung der Steuer in seinem Konzept keine nennenswerte Rolle. Nur in Hinblick auf die Durchsetzung nennt er die Einnahmen als hilfreich, wenn die einzelnen sie eintreibenden Staaten sie als Anreiz zur Einführung selbst behalten dürften [6].

1995 war Tobin Mitautor einer Studie, derzufolge die Steuer von einer begrenzten Zahl Länder auch ohne einen weltweiten Konsens einzuführen ist. Kontrolliert und besteuert werden müsste hier der Verleih der betreffenden Währung an Banken und Bankfilialen außerhalb des betreffenden Wirtschaftsraums (etwa der EU).[7]

Tobin selbst hat sich in den letzten Jahren seines Lebens von der Mehrheit der Befürworter der Tobin-Steuer distanziert, unter anderem, weil er seinen Namen von den globalisierungskritischen Bewegungen vereinnahmt sah und weil die Diskussion in wesentlichen Punkten und Zielsetzungen von seinem ursprünglichen Konzept abweicht, das die Steuerung von Devisenströmen im Blick hat und nicht die Finanzierung von Entwicklungshilfe. Die Wirkung der Tobinsteuer soll nach Tobin unabhängig von der Verwendung der gewonnenen Steuerbeträge vor allem der Wechselkursstabilität dienen. Umweltpolitik oder Wirtschaftsförderung ist nach Tobin allenfalls ein Nebeneffekt der Steuer.[8]

Mitte November 2009 hat eine Gruppe von sieben demokratischen Kongressabgeordneten einen Gesetzesvorschlag eingebracht, mit der Bezeichnung "Let Wall Street Pay for the Restoration of Main Street Act.", der eine Besteuerung von Börsentransaktionen vorsieht.[9]

Spahn-Steuer

Paul Bernd Spahn, Inhaber des Lehrstuhls für öffentliche Finanzen an der Universität Frankfurt, veröffentlichte 2002 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Machbarkeitsstudie in Bezug auf die Tobin-Steuer[10]. Die von ihm vorgeschlagene Steuer hat sich inzwischen unter den Befürwortern einer Devisenbesteuerung weitgehend durchgesetzt.

Seine Empfehlung war die Einführung einer politically feasible Tobin Tax (deutsch politisch machbare Tobin-Steuer, kurz PFTT), die hauptsächlich der Einnahmeerzielung und dem allgemeinen Eindämmen spekulativer Transaktionen dienen sollte, die in Schwellenländern mit einer zweiten Steuer zur Verhinderung der Entstehung von Währungskrisen (der exchange rate normalization duty, deutsch Abgabe zur Normalisierung des Wechselkurses, kurz ERND) kombiniert wird. Mit der ERND reagiert Spahn auf das Problem, dass eine Tobin-Steuer wegen ihres geringen Steuersatzes bei Eintreten einer Währungskrise die sehr starken Schwankungen des Wechselkurses nicht verhindern kann. Sein Konzept ist auch unter dem Namen Tobin cum circuit breaker bekannt.

Bei der Einführung einer ERND würde für die Währung des betreffenden Landes ein Korridor definiert (siehe auch: Wechselkursbandbreite), in dem sie im Verhältnis zu einer durch die Zentralbank festgelegten Ankerwährung schwanken darf. Dieser Korridor würde, um eine Anpassung des Wechselkurses an realwirtschaftliche Verhältnisse zu ermöglichen, einen gleitenden Durchschnitt beispielsweise des Kurses der letzten zwanzig Tage darstellen. Weicht der Wechselkurs von diesem Korridor ab, wird die Differenz zwischen dem Wechselkurs und dem Zielkorridor mit einer bis zu 100%igen Steuer belegt. Hierdurch würde nach Spahn eine Abweichung des Wechselkurses aus dem Zielkorridor und die Entstehung von Währungskrisen zumindest in Abwesenheit ernster struktureller Fehler im Finanzsystem des betreffenden Landes verhindert. [11]

Der wissenschaftliche Beirat beim BMZ bewertete die Studie kritisch und schloss negative Auswirkungen auf entwicklungspolitische Ziele nicht aus[12]. Auch für Spahn stellte die Tobin-Steuer kein geeignetes Instrument der Entwicklungspolitik dar. Wie auch Tobin kritisiert er die ideologischen Elemente in der Diskussion. Für ihn ist die politische Verwirklichung von Menschenrechten, Demokratie und Bildung hilfreicher als der unkontrollierte Zufluss von Kapital. [Quelle?]

Empirische Wirtschaftsforschung zur Wirksamkeit der Tobin-Steuer

In der internationalen Wirtschaftsforschung gibt es mittlerweile eine Reihe von Fallstudien, in denen der Zusammenhang zwischen Transaktionskosten und Volatilität der Finanzkurse empirisch untersucht wird. Diese Fallstudien basieren auf regulativen Veränderungen des elektronischen Marktprozesses, die in den 90er Jahren an zahlreichen Börsen zur Verringerung der Transaktionskosten vorgenommen wurden. Einige Resultate zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen Transaktionskosten und der Volatilität (Instabilität) des Marktpreises (z.*B. [13][14][15]).

Es ist daher fraglich, ob höhere Transaktionskosten tatsächlich eine Stabilisierung der Finanzmärkte mit sich bringen können. Beispielhaft ist die Untersuchung von Hau (2006). Das Ergebnis der Studie besagt, dass eine Erhöhung der tick size (Transaktionskosten) zu einer Verstärkung der Volatilität an der Pariser Börse führte, ein Ergebnis, das sich nach Meinung des Autors auch auf andere Märkte übertragen lässt.[15] Andere Forschungen ergaben, dass Veränderungen der Volatilität je nach Marktgröße und Ausweichmöglichkeiten (Steuerparadiesen) unterschiedlich ausfallen.[16]

Kritik

Das größte Problem der als idealtypische Theorie konzipierten Tobin-Steuer liegt für viele Kritiker in der schwierigen weltweiten Umsetzbarkeit, da die Steuer nur in vollständigem internationalen Einklang sinnvoll einzuführen sei. Selbst wenn die wichtigsten Wirtschaftsnationen in dieser Frage einen Konsens erreichen sollten, bestehe bei einem einzelnen Land, das sich der Umsetzung verschließt, die Gefahr der Abwanderung des Devisenhandels in Offshore-Finanzplätze, womit er einer sinnvollen Regulierung vollkommen entzogen wäre.

Kritisiert wird häufig auch, dass ein großer Teil der kurzfristigen Geschäfte mit kleinen Gewinnspannen Ungleichgewichte an den Devisenmärkten behebt (vgl. Arbitragehandel) und somit auch positive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben kann. Die Tobin-Steuer würde diese Geschäfte stören und damit Wechselkursschwankungen sogar verstärken. Empirisch wird diese Kritik durch Forschungen zum Zusammenhang zwischen der Höhe der Transaktionskosten und der Volatilität der Kurse gestützt. [15]

Grundsätzlich schaffen Spekulanten durch ihren Handel zusätzliche Liquidität und sorgen so dafür, dass z.*B. normale Käufer oder Verkäufer von Währungen nahezu immer auf einen Handelspartner treffen. Eine Tobin-Steuer würde die Zahl der Spekulanten und damit die Liquidität senken und somit (neben der Tobin-Steuer selbst) für höhere Kosten beim Handel sorgen.[17]

Auch würde die Steuer in ihrer nicht-modifizierten Form (diese Kritik trifft nicht auf die Spahn-Steuer zu, s.*o.) tatsächliche Währungskrisen, wie sie beispielsweise 1998 in Südostasien auftraten, kaum beeinflussen können, da bei sehr starken Schwankungen im relativen Wert der verschiedenen Währungen die möglichen Gewinne oder Verluste von Währungsspekulanten so stark ansteigen, dass eine niedrige Steuer wie die von Tobin vorgeschlagene kaum einen mäßigenden Effekt hätte.

Teilweise wird aber auch allgemein die Vermeidung von Währungskrisen durch Kapitalverkehrskontrollen als nicht sinnvoll angesehen. Währungskrisen sind nach dieser Lesart allein die Folgen einer verfehlten Wirtschaftspolitik, die in jedem Fall irgendwann eintreten würden und in den relativ labilen Finanzmärkten zuerst deutlich würden [18] Dies war auch die Meinung des IWF während der verschiedenen Finanzkrisen der letzten Jahre. Hierzu muss allerdings angemerkt werden, dass diese Position auch von liberalen Wirtschaftswissenschaftlern wie Jagdish Bhagwati oder Paul Volcker und Zeitschriften wie beispielsweise dem Economist abgelehnt wird.[19] [20].

Zusätzlich besteht die Kritik, das Ziel der Steuer sei lediglich eine Erhöhung der Steuereinnahmen. Der Aufwand zur Erhebung der Steuer sei unter diesem Gesichtspunkt zu hoch, da die Erschließung anderer Einnahmequellen (etwa durch Erhöhung bereits bestehender Steuern) effizienter wäre.[12]

↑ Ein Abschnitt zurück springen
Ausblenden Umsetzung

Sowohl die Parlamente von Frankreich als auch Belgien haben die Einführung der Tobin-Steuer beschlossen, allerdings nur, wenn alle EU-Mitgliedsländer diese einführen. Ende Januar 2005 haben sich zuerst Frankreichs damaliger Staatspräsident Jacques Chirac und anschließend auch der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder erstmals für eine Besteuerung internationaler Devisengeschäfte zugunsten von Entwicklungsländern ausgesprochen. Kritiker meinen, dies sei vor dem Hintergrund zu sehen, dass eine solche Steuer international nicht konsensfähig sei, da sie vor allem von der amerikanischen Regierung abgelehnt werde und somit keine Aussicht auf Realisierung solcher Vorschläge bestehe. Mittlerweile hat auch ein Umdenken bei den konservativen deutschen Parteien eingesetzt, so forderte der Europaparlamentarier Manfred Weber (CSU, Innenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion) die Einführung der Spahn-Steuer. [21]

Der österreichische Bundeskanzler Schüssel hat im Juli 2005 vorgeschlagen, die EU möge die Tobin-Steuer einführen (s. Weblink). Damit solle sich die EU eigene Mittel verschaffen können. Und*– das war das eigentliche Ziel Schüssels*– damit wäre die Budgetplanung der EU wesentlich konfliktfreier. Im Januar 2008 wurde die Idee einer EU-weiten Devisen-Transaktionssteuer im Rahmen des „Ökosozialen Forums Europa“ erneut von Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) aufgegriffen. Gusenbauer bekräftigte dazu in einem Interview, dass sich die österreichische Bundesregierung im Rahmen der europäischen Institutionen für die Durchführbarkeit und einheitliche Umsetzung einer solchen EU-weiten Steuer einsetzen werde.[22] Die EU-Kommission sprach sich trotzdem bisher gegen die Einführung einer Tobin-Steuer aus.

Auch der Präsident Brasiliens Luiz Inácio Lula da Silva und der Präsident Venezuelas Hugo Chávez haben sich für eine Einführung ausgesprochen. In Kanada hat das House of Commons 1999 eine Resolution verabschiedet, in der die Regierung aufgefordert wird, die Steuer „in Abstimmung mit der internationalen Gemeinschaft“ einzuführen.

Am 17. Oktober 2009 startete die Kampagne "Steuer gegen Armut" [23] mit einem Offenen Brief an die Koalitionsparteien der Bundesregierung mit der Forderung, sich für eine Finanztransaktionssteuer einzusetzen. Diese Kampagne lancierte am 6. November 2009 eine Online-Petition mit folgender Aufforderung: „Der Deutsche Bundestag möge beschließen: Bundesregierung und Bundestag werden aufgefordert, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen und dafür einzutreten, dass sie auch von anderen Ländern umgesetzt wird. Diese Steuer bezieht alle spekulationsrelevanten Finanztransaktionen ein. Bis diese Steuer EU- oder weltweit umgesetzt ist, sollen auf nationaler Ebene vorbereitende Schritte unternommen werden, z.B. unterstützende parlamentarische Entschließungen oder die Einführung einer Börsenumsatzsteuer.[24] Die Online-Petition war erfolgreich, so dass sich der Bundestag damit beschäftigen muss.[25]

Während der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 entschied die EU, sich für die Steuer auszusprechen und forderte den Internationalen Währungsfonds auf, die Einführung der Steuer in Angriff zu nehmen. Laut der Europäischen Union könne so Geld für den Klimaschutz bereitgestellt werden.[26]

Anfang 2010 spricht sich auch die CSU für eine Einführung einer Spekulationssteuer aus, [27], am 15. Januar 2010, durch die Verabschiedung der "Berliner Erklärung", der Bundesvorstand der CDU. Am 8. Februar 2010 hat sich Bundesfinanzminister Schäuble jedoch von der Einführung einer Tobinsteuer distanziert[28]

↑ Ein Abschnitt zurück springen
Zeige Anderweitige Erwähnung der Tobin-Steuer

Ausblenden Literatur

Catón, Matthias (2002) Tobin-Steuer. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Lexikon Dritte Welt. 12. Auflage, Rowohlt, Reinbek, S. 792–793, ISBN 3-499-61468-5
Hau, Harald (2006), "The Role of Transaction Costs for Financial Volatility: Evidence from the Paris Bourse, Journal of the European Economic Association, Vol. 4(4). pp. 862-890, frei erhaeltlich vom Author
Kaiser, Johannes, Thorsten Chmura und Thomas Pitz (2006): The Tobin Tax - A Game-Theoretical and an Experimental Approach
Thiemer, Andreas (1998) Tobin Tax. In: Das Wirtschaftsstudium (WISU), 27. Jg., Heft 3 (März 1998), S. 235
Deutsche Bundesbank (2001), Monatsbericht 53 (7)
Zsolt Darvas, Jakob von Weizsäcker: Financial Transaction Tax: Small is Beautiful. BRUEGEL 11. Januar 2010.
↑ Ein Abschnitt zurück springen
Ausblenden Weblinks

Schlussbericht der Enquete-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft des Deutschen Bundestages
Minderheitsvoten der CDU/CSU aus o.*g. Schlussbericht der Enquete-Kommission zur Tobin-Steuer
Seite zu James Tobin der Universität Yale (englisch)
Tobin Tax: Sand im Getriebe der Finanzmärkte - Artikel auf perspektive:blau
Petition zur Finanztransaktionssteuer, einer Erweiterung der Tobin-Steuer
↑ Ein Abschnitt zurück springen
Ausblenden Siehe auch

Bankenabgabe



die Diskussion ist eröffnet!
 
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AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

kurzum: die EZB meint es gäbe sowohl Handlungsbedarf als auch Potential:
Trichet sagt sinngemäß: Bald kommt Basel III, und man müsse aufpassen, nicht den Weg aus der Krise zu "verbauen"

genannt wurde von den Medien in diesem Zusammenhang die Furcht/Angst der EZB Granden, eine solche Steuer könne, zum jetzigen Zeitpunkt eingeführt, den Kreditvergaben für die Wirtschaft "schaden", und somit den Weg aus der "Krise" verbauen...

So habe ich es verstanden.

Da Stelle ich mir die Frage:
welche Krise ist gemeint- und wenn der Weg "aus dieser Krise heraus" geschafft wurde - wer sind dann die Gewinner ?

Wir Bürger ? - oder doch wieder nur die "Markt-Treibende-Elite" / der Finanzsektor, Investorenpack und Fonds-Manager ???
Der reiche "Westen" - aus der Krise emporgestiegen - nach wie vor auf Kosten der ärmsten (Länder)



Oder wollen wir als viel größere Krise - "die Krise des Planeten und der Menschheit" ins Auge fassen, und eine solche Finanztransaktionssteuer als:

Erstes Zeichen - ersten Schritt - einer neu definierten GESELLSCHAFT -
zu einem NEUEN WELT-HANDELS-SYSTEM - setzen ?

Falls ja; wie ließe sich dieses kolportieren ?
Wie erreicht/erzeugt man eine kritische Masse,
wie könnte man die Medien - bis hin zu den Volksvertretern -
zu so einem "Ansinnen" bewegen ?

Wie eingangs erwähnt, müsse bis Juni 2010 ein Konsens gefunden werden.


Ich wünsche mir, die EU würde die Weltwirtschaft und somit die Weltpolitik beim G20 Treffen in Toronto maßgeblich in eine NEUE RICHTUNG lenken !
teo
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

Derzeit stehen folgende Nationen für - bzw - gegen eine Finanztransaktionssteuer:

zitiert aus:
http://mobil.handelsblatt.com/top/2563885

Intern sind sich die Europäer in der Frage auch nicht einig. "Es gibt keinen Konsens über das richtige Instrument", musste die spanische Ecofin-Ratsvorsitzende Salgado in Madrid zugeben. Nur Deutschland, Schweden und Österreich kündigten bislang offiziell an, dass sie eine Bankenabgabe einführen wollen. Großbritannien, die Niederlande und Belgien ziehen eine solche Abgabe ebenfalls in Erwägung, während in Süd- und Osteuropa davon überhaupt keine Rede ist.



__________
Natürlich bliebe die große Frage, was mit den Einnahmen aus der Steuer alles gemacht werden könnte...

Ein Beispiel wäre: die Tausend Löcher der heutigen Wirtschaft und Ökonomie (erneut) -bestmöglich- zu stopfen.

Ein anderes B. wäre, es für soziales und Umweltschutz zu verwenden.

Mein Favorit wäre, einen Dialog "pro BGE" einzuleiten!

Teo
 
AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

Es scheint, der Apparat ist sehr groß und langsam,
viele Für und Wider - keine Einigung in Sicht:

http://mobil.handelsblatt.com/top/2563885
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier will dazu im Juni Vorschläge vorlegen. Der Kommissar ermahnte die EU, bei der Finanzmarktregulierung mehr Tempo zu machen. Sowohl die geplante EU-Finanzaufsicht als auch die EU-Richtlinie zu Hedge-Fonds stecken seit Monaten fest, weil sich die EU-Finanzminister und das Europaparlament darüber nicht einigen können.


________
Könnte man nicht eine solche Besteuerung im kleineren Rahmen umsetzen - mit kleineren Risiken ?
Das Schwedische Modell der Bankenabgabe rechnet mit 0,036 % - was EU weit 11Mrd an Einnahmen wären.
--> http://www.oe24.at/money/geld/EU-Kommission-sieht-Bankenabgabe-positiv-0681465.ece
Warum nicht mit 0,01 starten ? - oder 0,018 / 5Mrd ?

Und warum könnten die befürwortenden Staaten nicht den Feldversuch im Verbund starten?

OK- eigentlich will ich die Richtung des Threads weniger zur Finanzwirtschaftlichen Theorie führen - dafür mehr auf die Chance verweisen, in unserer "Zeit der Umbrüche und großen Veränderungen" - die Richtung mitzugestalten !


teo
 
AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

Hallo teo,

ich würde gerne mit Dir darüber diskutieren, aber ich muß gestehen, daß ich nicht einmal die Hälfte davon verstehe, was ich bisher darüber gehört und gelesen habe.
Und was ich am allerwenigsten verstehe ist, warum auf Kapitalhandel nicht auch wie beim Warenhandel die Mehrwertsteuer eingehoben wird.
Es wird doch auch auf "Mehrwert" spekuliert. Oder sehe ich das falsch?

Irgendwie erinnert mich die ganze Entwicklung an den Film "Planet der Affen". Im Film waren's unsere nächsten Verwandten, die die Weltherrschaft übernahmen, in der Realität ist es bedrucktes Papier.

Ehrlich gesagt, mir wären die Affen lieber......

lg.eule
 
AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

Und wenn Euch beiden wirklich nichts anderes einfällt, als immer wieder diesselbe Leier, dann werde ich in Zukunft alle Beiträge, die nichts mit dem jeweiligen Thema zu tun haben, löschen.
lg.eule


Liebe Eule, werter Walter:
Wärt ihr so lieb und würdet wirklich zusammenräumen?
Ich stell mir dies so vor:

Posting 3 von RG löschen.
Dann sind meine 4 Postings hintereinander - und Eules Antwort drauf.
Alle folgenden Postings samt deiner Reaktion löschen.

Dann entstünde:*
4 Eingangspostings von mir,*
deine Reaktion
Und folgendes NEUE Posting von mir:*





Hallo!

Danke für den Hinweis der "Unverständlichkeit/nicht vorhandener Sachkenntnis beim Leser"
Auch ich habe keinen finanz-wirtschaftlichen Hintergrund und kenne mich offen gesagt mit diesen Steuern nicht aus.
Nichts desto trotz möchte ich über das Thema sprechen.
Es ist momentan Tagespolitik - bloß kenne ich niemanden in meinem Umfeld der sich ebenfalls für das Thema interessiert.
Mir scheint fast, daß diese Entscheidungen lediglich in Polit- und Finanz-Kreisen zur Diskussion stehen - und die 90% der übrigen Bevölkerung gar keine Meinung dazu haben... - ihnen gar keine Meinung zugemutet wird.


Aber hier sehe ich Diskussionsbedarf.
Ich finde, "Staaten" sollten die "Bürger" stärker in den Prozeß einbinden !*

Natürlich würden die zur Diskussion stehenden Besteuerungen der Banken vornehmlich --> die Finanzbranche-*
das Fondswesen/Finanzdienstleister -*
den Handel/Export/Import -*
und die "Großen der Wirtschaft" -
treffen, welche wiederum Kosten auf den einzelnen EU-Bürger "ableiten" werden...*
Es würde eine Teuerung von Artikeln des täglichen Lebens nach sich ziehen - vermutlich stärker im Bereich des Importes... oder wo diese Steuern sonst greifen...

Aber dies sind Details für die Profis - aus F-Branche, Wirtschaftskammer, Politik,... - nicht das primäre Thema welches ich diskutieren wollte...*

Mir scheint jedoch, dass eine Besteuerung der "Bürger" - im täglichen Leben - bei Energien - bei Lebensmitteln - bei Dienstleistungen - bei Sozialem - bei Selbstbehalten - quasi überall und in jedem Lebensbereich - sogar bei Rauchern -->*"selbstverständlich" <-- sind...
Sie sind einfach "hinzunehmen" -
Ohne großes Diskussions-Reservoir / Knautschzone...
Wir sollen - nein: wir WERDEN noch mehr sparen -*
Nicht etwa um dann ein tolles Bildungswesen als Ergebnis zu erhalten.
Nicht etwa um ein besseres Gesundheitswesen umzusetzen.
Nicht etwa damit alle Arbeit erhalten.
Nicht etwa damit alle gewiß ihre Pensionsansprüche erhalten - in ausreichender Höhe.
Nicht etwa damit wir im Ausland Hilfe leisten können.
Eigentlich gar nicht um etwas "Neues" zu schaffen.
Nicht um eine "Innovation" für dir Gesellschaft umzusetzen.
Nicht um den "Frieden" zu realisieren.
Nicht um ein "EU-Gemeinschafts-Empfinden" zu fördern.

mMn geht es ausschließlich um den "Erhalt" des jetzigen Gefüges.
Um eine Reparatur der Löcher im System *-
Um ein aufrechterhalten einer -mehr als hinderlichen - "Bürokratie ungeheuren Ausmaßes"
Um den Erhalt des derzeitigen (globalen) "Mißstandes" !

Aber eben nur "meiner Meinung nach" ...


Aber ich denke halt zu global.

Sehe keinen nennenswerten Unterschied *bezüglich "Kultur/Gesellschaft/Erfolg" der heutigen Länder/Gebiete/Volksgruppen - gemessen an der Zerstörung und den Schaden auf denen sie errichtet - und den sie zum Erhalt des Systems nach wie vor benötigen...*
(20Mrd Öl-Deal China-Venezuela/Tar-Oil Canada... PlasticPlanet... Nano-Gift in Lebensmitteln... Pioneer/Monsantosatooderso-- oder übersetzt: Money-Oil-Banking-Globalism)*

Die einzigen "Systeme" die für mich "Sinn" ergeben sind "nachhaltige" Systeme -
Lebensformen/gemeinschaften wie bei den Anuta, bei indogenen Völkern, bei Bauern, bei Dorfwirtschaft (Ghandi)- bei "Nachhaltigkeit"
Wenn sich bei solch einem Lebensstil dann noch ein (umweltfreundlich und fair-Trade-erzeugtes) Iphone integrieren lässt, bin ich gern bereit dafür zu "arbeiten".

---------
Was ich also gern diskutieren möchte - in einem Satz - vermischt mit dem Titel des Threads:

Einen Weg aus der Krise finden, den Aspekt Steuerwirtschaft und Schuldenabbau einem "alternativen Denkprozeß" unterziehen - und ein Ziel definieren -->*
ZU WELCH EINER GESELLSCHAFT "SPAREN" WIR UNS HIN ?*
In den nächsten Jahren - (2015)

(Zu welcher Gesellschaft möchten wir uns entwickeln - futuristisch betrachtet - bis 2020 (/2030/ 2060.
Wenn wir (=beinahe alle Wirtschaftsstaaten) - bis 2025 den Schuldenberg erst halbieren können...
Und noch Hilfe für Entwicklungsländer und Katastrophenschutz leisten wollen... - in unserer Lebensspanne werden wir Schuldenfreiheit wohl nicht mehr erleben... Ich könnte auch keine Kinder in diese Welt setzen - momentan nicht-*
Aber ich würde gern dabei sein, wenn eine "NEUE GESELLSCHAFT" entsteht -*
Wenn sich Grundlegendes ändert:



_____________
mich haben zwei bestimmte Dokumentationen im Denken stark beeinflußt: We Feed the World & Let's make Money.
Deshalb finde ich besonders interessant, was Jean Ziegler*
[Wiki:Von 2000 bis 2008 war er UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung –*
zuerst im Auftrag der Menschenrechtskommission, dann des Menschenrechtsrats – sowie Mitglied der UN-Task-Force für humanitäre Hilfe im Irak. 2008 wurde Ziegler in den Beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrats gewählt. Er ist ausserdem im Beirat der Bürger- und Menschenrechtsorganisation Business Crime Control.)]....
Also was Ziegler zu We Feed the World in folgendem Interview anmerkte:** * *
https://www.denkforum.at/threads/3445&highlight=Jean+Ziegler

Gert Scobel: Wenn ich es richtig weiss, stammt der Begriff „Imperium der Schande“ von Benjamin Franklin – was meinen Sie damit?

Jean Ziegler: Benjamin Franklin war einer der Hauptakteure der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4.7.1776 und schon damals, Ende de 18. Jahrhunderts - heute ist es viel schlimmer – redete er von einem Imperium der Schande, nämlich von einer Welt in der einige wenige unglaublich viel verdienen und wo die Mehrheit der Menschen im Elend, in der permanenten Unterernährung, in Verzweiflung und Erniedrigung lebt – und er hat gesagt, dass dieses Imperium eines der Schande ist.*
Franklin war Zeitgenosse von Kant – und dieser sagte, dass die Unmenschlichkeit die einem anderen angetan wird, die Menschlichkeit in mir zerstört. In dieser Situation befinden wir uns heute.

G.S.: Sie sagen ja – und sind dabei nicht der einzige – wir hätten genug um wirklich 12 Milliarden Menschen zu ernähren. Erstens: wieso ist das so und zweitens: warum machen wir es dann nicht?

J.Z.: Sie haben absolut Recht. 100.000 Menschen sterben täglich an Hunger oder an seinem unmittelbaren Folgen, alle 5 Sekunden ist ein Kind unter 10 Jahren im letztem Jahr verhungert . 856 Millionen Menschen auf diesem Planeten, also jeder sechste ist permanent schwerstens unterernährt und der selbe Food Report, der die Hungerzahlen, die Opferzahlen nennt, sagt, dass die Weltlandwirtschaft so wie sie heute ist, ohne Probleme 12 Milliarden Menschen, das bedeutet praktisch das Doppelte der heutigen Weltbevölkerung, ernähren könnte.*
Das heißt, dass ein Kind welches vor Hunger stirbt, heute, jetzt, in diesem Moment wo wir reden. ermordet wird. Es gibt keine Fatalität.*

Warum das so ist, haben Sie mich gefragt. So eindeutig der Hungertod ist - und leider sehe ich den ständig auf meinen UNO-Missionen, vor ein paar Wochen im Süden von Somalia, vorher in Bangladesch, auf den Hochplateaus von Guatemala – also so eindeutig die physiologische, unglaublich schmerzhafte Zerstörung eines Menschenkörpers durch Hunger ist, so vieldeutig und komplex sind die Kausalitäten .*
Ich kann nur einige davon nennen. Zum Beispiel: die EU-Agrarpolitik – letztes Jahr (2005 ?) haben die Industrienationen dieser Welt, vor allem die EU, 349 Milliarden Dollar, das bedeutet fast eine Milliarde Dollar pro Tag, für den Export und die Produktionssubventionen bezahlt. Das heißt: wenn Sie heute auf einem Markt sind, z.B. auf einen südafrikanischen, nehmen wir mal den größten westafrikanischen Markt Sandakan in Dakar, da können Sie französisches, portugiesisches, italienisches Gemüse oder Früchte zur Hälfte des Preises der Inlandsprodukte kaufen. Das bedeutet, dass ein afrikanischer Bauer (37 der 53 afrikanischen Staaten sind reine Agrarstaaten), das heißt also, dass ein afrikanischer Bauer der sich zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern 15 Stunden am Tag unter brennender Sonne abrackert, nicht die geringste Chance hat an einen menschwürdigen Existenzminimum zu kommen. Doch es gibt auch noch andere Gründe.

G.S.: Klar, es gibt noch eine Menge anderer Gründe – doch es erklärt schon was wir machen könnten. Wenn die Moral offensichtlich nicht hilft, denn wir alle wissen wie es ist, Sie haben es erklärt und auch andere haben es getan, wenn moralische Appelle nicht helfen, was hilft denn dann? Sind es am Ende nur die Bilanzen, also das man sagt: „Leute, wenn Ihr so weitermacht, dann wird es sehr teuer für Euch". Ist das das einzige was noch hilft?

J.Z.: Also der Film ist ganz großartig, den muss man sehen, weil er Kausalitäten herstellt und auch mein Buch kann vielleicht ein wenig helfen in der analytischen Erfassung der Situation des Imperiums der Schande welches wir erleben.*
Aber sicher ist, dass wir alles tun können in einer Demokratie. Es ist absolut falsch was ich so höre nach einer Lesung in Deutschland z.B. Deutschland ist die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, eine unglaublich lebendige Demokratie mit allen Freiheitsrechten - da kann man vieles tun. Man kann z.B. den deutschen Finanzminister beauftragen oder zwingen durch demokratische Mittel, dem Schulden-Moratorium für Brasilien oder andere Drittweltländer, zuzustimmen. Weil die Auslandsverschuldung der 122 Drittweltländer letztes Jahr 2100 Milliarden betrug. Da haben diese Länder überhaupt keine Möglichkeiten – z.B. Brasilien – Investitionen zu machen., als Beispiel im Agrarsektor für die Irrigation, oder Schülerspeisungen zu organisieren. Denn alles geht zu den Gläubigerbanken im Norden und da wird alles aus dieser Schuldenknechtschaft aufgefressen.*
Da aber können wir Deutsche, Franzosen, Schweizer verlangen, dass unsere Finanzminister im Weltwährungsfond dafür stimmen, dass diese Schulden wenigstens zum Teil gestrichen werden. Nur so können die Kinder in Brasilien – und das sind 44 Millionen der 186 Brasilianer, die nach Regierungsangaben schwerst permanent unterernährt sind, und wir in Europa wollen, dass diese Kinder eine Chance zum leben haben. In einer Demokratie kann man alles tun um die Welt zu verändern.

G.S.: Kurz zum Schluss noch: auf der einen Seite sagen wir, dass wir den freien Markt wollen. Auf der anderen Seite sagen wir, wir möchten es gerechter verteilen. Freier Markt bedeutet aber nicht es gibt Regeln. Können wir beides haben, auf der einen Seite den freien Markt, auf der anderen Seite die Regulierung?

J.Z.: Das sind schwierige, komplexe Fragen – aber ich kann es einfach, schematisch beantworten. Letztes Jahr haben die 500 größten transkontinentalen Privatkonzerne der Welt 52% des Bruttoweltproduktes kontrolliert. Im Moment wo die Menschheit die Möglichkeit hätte das materielle Glück (denn es bleibt genug Unglück in der Welt: die Lieblosigkeit, der Tod, usw.) also dieses materielle Glück für alle Menschen dieser Welt zu schaffen, genau da findet eine Refeudalisierung des Planeten statt, durch die multinationale Konzerne.*
Freien Markt muss es natürlich geben, Banken braucht es, denn das sind wirtschaftliche Instrumente, aber die müssen einer demokratisch formulierten Normativität unterworfen werden, den Menschenrechtsgedanken, dem Solidaritätsgedanken, dem Gedanken der sozialen Gerechtigkeit innerhalb der Länder und zwischen den Völkern.*
*Das fehlt heute, es herrscht der Djungelkapitalismus, der Raubtierkapitalismus, die reine Willkür der Kosmokraten, der Konzernherren. Hier braucht es einen Aufstand des Gewissens.

G.S.: Herzlichen Dank für das Gespräch, Jean Ziegler, und viel Erfolg für Ihre Mission.



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Und wer "partei"finanziert unsere momentanen Entscheidungsträger ?
Und woher bezieht der Finanzsektor momentan seine Millionengagen und Umsätze ? (Wirtschaft - (Börse? -so wie diese uns bislang global bekannt - mit ihren bizarren Auswüchsen wie: "High Frequency trading"
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http://www.rolotec.ch/blog/archives/2009/07/highfrequencytr.html
Daraus zitiert: Keinesfalls eine Randerscheinung übrigens. Laut Welt Online werden rund 46 Prozent des täglich an den Börsen der USA gehandelten Wertpapiervolumens durch Hochgeschwindigkeitstechnik umgesetzt. Details, Funktionsgrundlagen, Kritikerargumente und Repliken dazu finden sich in besagtem Artikel. )))



Ich bin kein Experte aber ich vermute, eine Finanztransaktionssteuer* setzt -genau da* an...


Zur Berichtigung meiner Frage im letzten Post - warum nicht die Befürworter-Staaten -im Verbund- mit einer Einführung der "Bankenabgabe/Finanztransaktionssteuer" beginnen, möchte ich noch folgendes anmerken:

In meiner heutigen Zeitungsausgabe steht:*
SPÖ und ÖVP hätten sich auf eine Einführung einer Bankensteuer geeinigt, welche etwa 500 Mio einbringt.

Die SPÖ wäre weiters für eine Börsenumsatzsteuer*, und stärkerer Besteuerung bei Vermögenszuwächsen.
(ÖVP für neue Ökosteuern bei Energie/Co2...)

Die Grünen allerdings bezweifeln einen "echten Willen zur Ökologisierung des Steuersystems"

Die "Opposition" hat keine eigene Meinung - kritisiert aber die Koalition in dieser Frage aufs Schärfste- "keine neuen Steuern" wurde von der Koalition versprochen - und speziell FPÖ ist total gegen (Energiesteuern - als Beispiel, obwohl der Satz auch ohne auskommen würde...)

Also - Fakt ist: wir sollten mehr über das Finanzwesen - und etwaiige Zielsetzungen - nachdenken und entscheiden ...


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Ich möchte mit einem Zitat aus Zeitgeist addendum enden:

"what we are trying, in all these discussions and talks here, is to see if we can(not) radically bring about, a transformation of the mind.
Not "acceptings" as there are..."
 
Zuletzt bearbeitet:

In dem Kurzel liegt die Wurzel ... der Verwirrung.


teonanacatl schrieb:
... Mein Favorit wäre, einen Dialog "pro BGE" einzuleiten!

Warum denn schon wieder eine Bankgebührenerhöhung ???

Das löst doch nicht das Problem.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

Die Finanztransaktions- und Bankensteuer geht meines Achtens nicht weit genug. Generell sollte zur Wahrung realwirtschaftlicher Interessen das Wetten auf Staatspleiten oder Kurssteigerung und -fall verboten werden, so wie grundsätzlich jegliche Art von Spekulation die keinen realwirtschaftlichen Hintergrund vorweisen kann...
 
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AW: Bankensteuer 2010 - EU vs EZB - Finanztransaktionssteuer - der Weg aus der Krise

wirkvolle "einfache" aktion nr. 1 sollte abschaffung des zinseszins sein....
 
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