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aus reiner Menschenliebe?

P

Paul Roland V.

Guest
Handelt jemand der einem Anderen in selbstloser Art und Weise
„Gutes tut“, wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, selbstlos?

Oder ist es nicht vielmehr so, dass der, der so etwas tut, durchs Bewusst-Werden
der selbstlosen Handlung, seiner Seele Bereicherung zuführt und damit letztendlich
fürs eigene Lebensgefühl einen Gewinn einfährt?

Handelt von daher jeder von uns - vermeintlich Selbstlosen – aus puren Eigennutz?

Oder gibt es tatsächlich so etwas wie reine Selbstlosigkeit im Umgang Miteinander?

gespannt auf Eure Gedanken hierzu
grüsst PRV
 
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Handelt jemand der einem Anderen in selbstloser Art und Weise
„Gutes tut“, wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, selbstlos?

Oder ist es nicht vielmehr so, dass der, der so etwas tut, durchs Bewusst-Werden
der selbstlosen Handlung, seiner Seele Bereicherung zuführt und damit letztendlich
fürs eigene Lebensgefühl einen Gewinn einfährt?

Handelt von daher jeder von uns - vermeintlich Selbstlosen – aus puren Eigennutz?

Oder gibt es tatsächlich so etwas wie reine Selbstlosigkeit im Umgang Miteinander?

gespannt auf Eure Gedanken hierzu
grüsst PRV

Ich vermute, dass man nicht sehr weit kommt, wenn man Eigennutz und Altruismus gegeneinander ausspielt, da es sich meiner Ansicht nach um jeweils zwei Verhaltensextreme handelt, die je nach Situation und gesellschaftlichem Kontext auch noch verschieden wahrgenommen/definiert werden.

Den idealisierten Altruismus oder Eigennutz wird es wohl (fast) nicht geben, das lehrt uns spätestens die Geschichte. Zur Zeit des Nationalsozialismus verhielten sich schätzungsweise um die 100 Wehrmachtssoldaten den Opfern von Massenmorden gegenüber altruistisch; sprich: Sie nahmen z.T. gravierende Nachteile für das eigene (Über)Leben in Kauf, um den Wehrlosen zu helfen. Demgegenüber standen ca. 90% der zum Massenmord abgestellten Soldaten, die sich aktiv beteiligt haben (normale Menschen also, die durch Befehlsgehorsam zum Massenmörder wurden) und ca. 10%, die sich nicht beteiligten (und dafür als Feiglinge galten).

Echter Altruismus im Sinne dessen, dass man bewusst z.T. gravierende Nachteile in Kauf nimmt, um erlebter Unmenschlichkeit/Ungerechtigkeit aktiv zu begegnen, dürfte die absolute Ausnahme sein. Das scheitert allein schon am Umstand, dass hierfür ein enorm autonomes Wertegefüge aus dem Individuum heraus erwachsen muss, damit sich dieses nicht situativ den von der Mehrheit vorgegebenen/vorgelebten Werten/Normen unterordnet. Und selbst wenn dies nicht der Fall ist, müsste außerdem der innere Drang bzw. das Mitleid entsprechend die Rücksichtnahme gegenüber den Angehörigen überstrahlen. Insbesondere, wenn es nicht lediglich ein situatives Handeln aus dem Affekt heraus ist.

Abseits von solchen Zuspitzungen (die eher pessimistisch stimmen) ist das Phänomen meines Erachtens leichter greifbar. Im gewöhnlichen Alltag gilt als Selbstlosigkeit schon eine sehr simple Hilfestellung, die keine direkte/sichtbare Gegenleistung zum Ziel hat. Beispiel: Unser Auto war zu klein, um ein Möbelstück vom Händler nach Hause zu transportieren. Ein Mann bekam das mit und bot uns an, das Möbel mit seinem Kombi zu transportieren. Wir nahmen das Angebot dankend an und er lehnte jegliche von unserer Seite angebotene Form der Gegenleistung ab. Seine Motive kennen wir bis heute nicht, aber fest steht: Er wird einen Grund für sein Verhalten (gehabt) haben. Vielleicht wurde ihm selbst kürzlich auf ähnliche Art geholfen, womöglich war er einfach besonders gut drauf (er wirkte aber ganz normal und nicht euphorisch) oder er tat dies aus weltanschaulicher (religiöser) Überzeugung. Es könnte freilich auch sein, dass er sich dabei und hinterher einfach gut fühlte oder solch ein Verhalten seiner Kinderstube entspricht. Wahrscheinlich dürften mehrere der genannten Gründe irgendwie zutreffen.

Solch pure Ausprägungen von altruistischem Verhalten sind jedoch auch im Alltag eher die Ausnahme und daher bleiben sie in besonderer Erinnerung. Das kleine Helfen zeigt sich weitaus häufiger. Das ist eine Hilfe, die nicht viel kostet: Man möchte auf eine stark befahrene Straße abbiegen und kommt nicht auf die Fahrbahn, bis ein freundlicher Wink einem signalisiert: "Fahr ruhig zu, ich lass dich rein!" Hier darf das Gegenüber damit rechnen, dass ihm selbst die Einfahrt gewährt wird, sollte er der Wartende sein. Ob das somit noch echter Altruismus ist, muss zumindest in Frage gestellt werden. Vielmehr handelt es sich um ein logisches/rationales Verhalten und wer sich (dauerhaft) nicht entsprechend rücksichtsvoll verhält, ist das, was man mit egoistisch oder eben eigennützig bezeichnet. Doch aus Erfahrung weiß ich: Selbst die schlimmsten Verkehrsrowdies verhalten sich zumindest ab und zu rücksichtsvoll.

Ich habe genug geschrieben, ihr seid wieder an der Reihe!
 
Und Zuneigung ist niemals
berechnend!
Berechnend sicher nicht... jedoch könnte sie für den der
sie gibt und zwar für seine Seele, so etwas wie bereichernd sein...

ch vermute, dass man nicht sehr weit kommt, wenn man Eigennutz und Altruismus gegeneinander ausspielt, da es sich meiner Ansicht nach um jeweils zwei Verhaltensextreme handelt, die je nach Situation und gesellschaftlichem Kontext auch noch verschieden wahrgenommen/definiert werden.
Danke Philipp für Ihre ausfürliche Reaktion! Genau Dieses war es, was mich hier zu den oben gestellten Fragen veranlasst hat... von daher bin ich gespannt auf weitere 'Wahrnehmungen'!
 
Das Schwierige an dem Thema ist die jeweilige Kausalität, die wichtig ist damit Begriffe wie Altruismus oder Eigennutz den entsprechenden Wert bekommen denn das wandelt sich je nach Situation und Persönlichkeit.
Was ist 'gutes Tun'? Das Wasser aus dem Brunnen schöpfen damit das reingefallene Kind nicht ertrinkt oder den Brunnen voll laufen lassen damit die Dorfbewohner nicht verdursten. Zwei Handlungen die das gute bewirken sollen, wenn man sie verwechselt bringen sie Tod. So ist es mit Selbstlosigkeit und Eigennutz auch, es kann beides Leben retten und es kann beides den Tod bringen.
 
Das Schwierige an dem Thema ist die jeweilige Kausalität, die wichtig ist damit Begriffe wie Altruismus oder Eigennutz den entsprechenden Wert bekommen denn das wandelt sich je nach Situation und Persönlichkeit.
Was ist 'gutes Tun'? Das Wasser aus dem Brunnen schöpfen damit das reingefallene Kind nicht ertrinkt oder den Brunnen voll laufen lassen damit die Dorfbewohner nicht verdursten. Zwei Handlungen die das gute bewirken sollen, wenn man sie verwechselt bringen sie Tod. So ist es mit Selbstlosigkeit und Eigennutz auch, es kann beides Leben retten und es kann beides den Tod bringen.

Deine Einwände sind nicht von der Hand zu weisen, aber zugleich auch mehr einer theoretischen Erwägung entspringend und nicht unbedingt empirisch stichfest. Das Beispiel (besser: Gedankenexperiment) mit dem Brunnen konstruiert ein moralisches Dilemma. Folgendes Beispiel halte ich - obgleich einer (historischen) Ausnahmesituation entstammend - für treffender:

Ein Wehrmachtssoldat begründete seine Teilnahme an Massenerschießungen von jüdischen Frauen und Kindern sinngemäß folgendermaßen: "Ich habe nur die Kinder der Mütter erschossen, weil diese ohne die Mütter ohnehin nicht mehr lebensfähig gewesen wären." Auch wenn es uns heute absurd, pervers und tiefgreifend amoralisch erscheint, so war dies eine aus der situativen Sicht dieses Wehrmachtssoldaten moralisch stringente Rechtfertigung seines Tuns. Man kann also alles moralisch begründen, sofern es dem gerade gängigen Wertekanon einer Gesellschaft entspricht und da sich der Mensch gerne moralisch in einem einwandfreien Licht sehen möchte, wird er durch Verdrängung und Wahrnehmungsverzerrung in der Regel das eigene moralisch höchst fragwürdige Tun gar nicht als solches nachvollziehen/annehmen.

Man muss diesem Beispiel aber auch entgegensetzen, dass einige wenige Wehrmachtssoldaten selbst unter dieser Situation keine Rechtfertigungsstrategie suchten oder wegschauten, sondern echte Hilfe leisteten und damit ihrem vorher zweifelsohne bereits bestehenden Wertegefüge entsprechend handelten. Ein Glück, dass diese Werte im Kern heute noch bei uns bestand haben und sei es auch für die meisten rein ideeller Natur, da sie gar nicht in der Lage wären, im Fall der Fälle konsequent selbstlos zu handeln. Zumindest das Ideal eines (humanen) Altruismus scheint sich erfolgreich über die Zeiten hinweg bewährt zu haben.
 
So ist es mit Selbstlosigkeit und Eigennutz auch, es kann beides Leben retten und es kann beides den Tod bringen.
Bei Ihrem Beispiel, welches m. E. nicht als in diesem Kontext guter Vergleich zu sehen ist, geht es um zwei höchst unterschiedliche, angenommene Situationen! Bei der ersten, die mit dem Kind, handelt es
sich um einen direkten Notfall, bei dem es, was die Rettung des Kindes (mit welchen Mitteln auch immer) angeht, ersteinmal nichts mit 'gutes Tun', im Sinne von Selbstlosigkeit, gemein hat. Einmal davon abgesehen, dass man ein in den Brunnen gefallenes Kind, da ein Notfall herrscht, nicht mit dem Abschöpfen von Wasser retten kann... im Weiteren, es sich nicht gleichzeitig um ein und den selben Brunnen handelt, ist das Volllaufen lassen des Brunnen, je nachdem aus welcher Quelle ausgelöst, sicher als selbstlose Handlung zu sehen, ja zu werten...
 
Die Geschichte ist nebensächlich, die dient nur als Design zur Illustration, wichtig ist die Wahrheit, dass sowohl Selbstlosigkeit als auch Eigensinn Handlungen sind die das menschliche Leben fördern oder vernichten können. 'Gutes Tun' gibt es zwar aber man kann mit demselben auch töten, das ist die entscheidende Erkenntnis. (deshalb widerlege ich Kants Pflichtethik)
 
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Die ursprüngliche Frage
Handelt jemand der einem Anderen in selbstloser Art und Weise
„Gutes tut“, wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, selbstlos?
hab ich so verstanden, daß es nicht auf die Folgen "guten Handelns" ankommt, sondern offen ist, ob ich allein selbstlos handeln wolle und keine "Vorteile" für mich ein Rolle spielen.
Ich kann mir vorstellen, daß das Motiv Selbstlosigkeit war. Wenn ich aber dafür gelobt werde, spielt das keine Rolle für mein Handeln.
Anders, wenn ich schon beim Handeln auf ein Lob schiele.
 
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