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Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Perivisor

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16. Oktober 2010
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3.536
Im Vorfeld von Wahlkämpfen wird jeweils von Politikern das Paradies der Vollbeschäftigung oder wenigstens der "geringsten Arbeitslosigkeit seit...."
beschworen und werbetechnisch zelebriert.
Ich frage mich seit dem Ende des sogenannten Wirtschaftwunders, woher bei unseren wirtschaftlichen Prioritäten eigentlich Arbeit noch für qualifizierte junge Menschen kommen soll.-
Man erlebt sehr oft, dass unentwegt Praktika, Ausbildungen aller Art, zusätzliche Qualifikationen und Billig-Jobs angeboten werden. Aber Dauerarbeitsplätze im erlernten Beruf ? Fehlanzeige.
Das scheint auch nicht verwunderlich, zumal a) aufgrund der Rationalisierungen seit den 60`ern insgesamt viel weniger Arbeitskräfte gebraucht werden, b) durch Auslagerung von Produktion in Billiglohnländer weitere Kräfte hierzulande eingespart werden, c) durch Überschwemmung mit billigen Auslandsprodukten die eigene Wirtschaft in ständiger Krise vor sich hindümpelt. Bislang war lediglich die Autoindustrie mit ihren vielen Zulieferbetrieben ein gewisser Garant für stabile Wirtschaft. Die angeblich vielen "neuen" Arbeitsplätze im Bereich der computerisierten produzierenden und nicht-produzierenden Wirtschaft erfordern entsprechende Ausbildungen und die gnadenlose ganztätige Arbeit am Computer, welche nachhaltige Schäden an Körper und Geist mit sich bringt, auch wenn das derzeit noch nicht thematisiert wird. Der Ruf nach immer mehr Technik ist mit angeblichen Chancen in dieem Bereich verbunden. In Wirklichkeit geht es dort immer weiter um Automatisierung und Einsparung von Arbeitsplätzen. Wenn man das Buch eines Rüdiger Proske von 1968 " Auf der Suche nach der Welt von morgen"
liest, wird darin die paradiesische Zukunft einer Menschheit prognostiziert, die - ohne berufliche Tätigkeit - vom bequemen sozialen Supernetz aufgefangen, ihr Dasein genießen kann.
Im gleichen Buch war auch davon die Rede, dass es heutzutage Kriege längst nicht mehr geben werde.
Die Chance auf berufliche Existenzsicherung wird - abgesehen von den armen Ländern der Welt, wo nichts dergleichen zu erhoffen ist - auch bei uns asymptotisch gegen Null streben. Deshalb schon allein sollten wir unsere Politiker, die Förderer und Verursacher dieser Dekadenz - per Steckbrief an den Pranger stellen.
Perivisor
 
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AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Ich frage mich seit dem Ende des sogenannten Wirtschaftwunders, woher bei unseren wirtschaftlichen Prioritäten eigentlich Arbeit noch für qualifizierte junge Menschen kommen soll.

Von der Zerstörung der Güter. Durch Krieg, Abwrackprämie, Mode, psychologische Beeinflussung der Heerde, Wegwerfen, gewollte Obsoliszenz...künstlich erzeugte Singularhaushalte, haarptechnischerzeugte Naturkatastrophen (Verschwörungstheorie wie das allgegenwärtige Abhören vor 20 Jahren) , die man dem Etikett Klimawandel zum Opfer legt... usw.


Es braucht einfach bei steigender Produktivität und Effektivität der Maschinenarbeitsplätze und Prozesse immer weniger Arbeitskräfte. Es ist eine Errungenschaft, dass wir nicht mehr 100 Hafenarbeiter Säcke schleppen lassen, wenn das heute ein Kran kann. Es ist Fortschritt, wenn ein Mähdrescher heute tut, was früher 50 Erntehelfer taten. Die logische Folge ist, dass wir die benötigte Arbeitszeit senken und auch nicht durch schwachsinnig erzeugte "Arbeit" ersetzen...irgendwas, was allein durch Bezahlung zur "Arbeit" wird. Heute genügen vielleicht 2-4 Stunden für jeden, vielleicht bald 2-3 am Tage...wir sollten 3 Stunden Tagesarbeitszeit anstreben, für jeden der kann und will. Allein das Denken der Menschen ist noch nicht so weit, das zu verstehen...lieber sind sie traurig, wenn sie keinen 8 Stunden Job haben, gehetzt und von Ärzten gut "zurückintergriert" wenn sie ihn haben, ängstlich und krank, wenn sie ihn in Gefahr sehen und hässlich, wenn sie ihn verteidigen... und springen aus dem Fenster, wenn sie ihn wieder verlieren.

In einer Welt, die Sklaven erzeugt, die solche Zusammenhänge nicht verstehen können (und sich für frei halten), werden wir wohl wieder Politiker bekommen, die den 8-Stunden-Tag für jeden versprechen, ob links, rechts oder alternativ für Deutschland.

Die Lösung ist...es ist keine Vollbeschäftigung mehr notwendig, um uns allen saubere und sinnvolle Produkte und Dienstleistungen zukommen zu lassen. Aber das sollten wir als Staatsgeheimnis gut hüten. Denn die restlichen 5 Stunden arbeiten sie für mich und meine Freunde vom Club. Ohne es zu wissen.

In unserer irrsinnigen
Gesellschaft
 
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AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

ja, die Verlogenheit des Erwerbsarbeitsfetischismus unserer Tage ist kaum zu ertragen. Dabei ist längst klar, dass das Industriezeitalter bei uns vorbei ist, und der Umbau zu einer Dienstleistungsgesellschaft so arrangiert wurde, dass eben kein echter Arbeitsmarkt entstand, sondern ein gnadenloser Wettbewerb der Massen um viel zu wenige "echte" Arbeitsplätze. Für den großen Rest geht die Rechnung grundsätzlich nicht mehr auf, was aber nicht auffallen soll.

Diese Woche gab es einen neuen Aldi-Check im Ersten, der belegte, dass dieses Flaggschiff der Handelsbranche übelste Methoden praktiziert. Galt doch bisher noch der Anschein, die Angestellten und Kassiererinnen dort seien die bestbezahltesten der Branche, so wurde auch dies relativiert. Was ich nicht ahnte: Sie werden systematisch unter Druck gesetzt, es werden Fallen gestellt, vorsorglich EInträge in Personalakten angelegt, um im Falle der Missliebigkeit schnell handeln zu können. Alle stehen unter einem mörderischen Wettbewerb und nach längerer Betriebszugehörigkeit werden die Leute deshalb aus dem Unternehmen gedrängt, weil sie aufgrund der eigenen Regeln zuviel verdienen. So scheiden nach Aldi-Angaben jährlich rund 75 Mitarbeiter wegen Erreichen des Rentenalters aus - bei einer Belegschaft von 28 000. Das sagt wohl alles. Gleichwohl fordern fast alle Politiker und Wissenschaftler unisono die weitere Heraufsetzung des Rentenalters auf 70 Jahre. Dass wohl nur wenige Prozent 50 Jahre unter mörderischem Druck und ohne soziale Absicherung ein Arbeitsleben im Haifischbecken überleben werden ist klar - und ganz sicher beabsichtigt oder zumindest inkaufgenommen.
 
AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Einer von Euch ist von der Maßnahme direkt betroffen?
Oder geht's hier eher um sattsam entferntes Jammern auf hohem Niveau?
 
AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

ja, ich. Selbst durch permanante Überforderung verbraucht und umgeben von Leuten, die ihr Leben berufsbedingt erleiden, von überforderten Kindern und rennenden Rentnern, sofern sie noch dazu in der Lage sind.
 
AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Der Diplomberuf des Ingenieurs wurde irgendwann abgeschafft, um mehr Arbeitsplätze im Doktorandenbereich zu schaffen. Aber wohin soll der promovierte "Master" nun führen? Was sind das für Arbeiter, die dem "Master" wirklich folgen können? Wenn die Steuersenkungen für Millionäre und das Auslagern der Steuerfahnder in Offshore-Rechtsstaaten keine neuen Arbeitsplätze gebracht haben, dann muß jetzt das Freihandelsabkommen her. Zeit für den Bau einer transatlantischen Autobahn...
 
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AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Im Vorfeld von Wahlkämpfen wird jeweils von Politikern das Paradies der Vollbeschäftigung oder wenigstens der "geringsten Arbeitslosigkeit seit...."
beschworen und werbetechnisch zelebriert.
Ich frage mich seit dem Ende des sogenannten Wirtschaftwunders, woher bei unseren wirtschaftlichen Prioritäten eigentlich Arbeit noch für qualifizierte junge Menschen kommen soll.-
Ein möglicher Grund für die hohe Arbeitslosigkeit ist mMn nach auch die Überstundengier von Arbeitnehmern, um nur ja im Alter von 35 Jahren ein eigenes Haus zu haben.

Betriebe, die für ein- und diesselbe Tätigkeit 5 Arbeitnehmer beschäftigen, die alle regelmäßig 10 Überstunden pro Woche machen, könnten auch ein 6. einstellen.

Das vorzeitige Auspowern von Arbeitskräften passt auch nicht in eine gute Rentenpolitik, nach der das Normalrentenantrittsalter ja jetzt schon 67 Jahre beträgt.

Laufend schafft natürlich auch die Automation Arbeitslosigkeit. Berufe der Zukunft sind wahrscheinlich
Maschinen-Konstukteure,
Maschinenbauer,
Maschinenbediener und
Maschinenreparierer​
selbstverständlich alle mit EDV-Kenntnissen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Vielleicht müssen diejenigen unter uns, die schon einmal vom informellen Mitarbeiter der Staatssicherheit zum demokratischen Presse- und Statistikbeauftragten umschulen mussten, bald täglich nach Washington und New York pendeln. Kuckt mal, wer da Klartext spricht...
 
AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Einer von Euch ist von der Maßnahme direkt betroffen?
Oder geht's hier eher um sattsam entferntes Jammern auf hohem Niveau?

Welches Niveau meinen Sie ? Hartz IV ? 1-Euro ? Arbeit für Vierfuffzig pro Stunde ? Praktika für feuchten Händedruck ? Sogenannte "Überqualifikation" und 200 Bewerbungen ohne 1 Vorstellungsgespräch ??
Ach, Sie kennen niemanden, der in diese Kategorie paßt ? Auf welcher Insel leben Sie ?

Perivisor
 
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AW: Arbeitsplätze: woher sollen sie kommen ?

Ich stelle es mir schierig vor.
Die Masse versteht es aus meiner Sicht noch nicht, dass man keine 8-Stunden-Vollbeschäftigung mehr braucht. Ebenso wie es zu Römerzeiten nicht denkbar war, dass Sklaverei vielleicht "nicht so ganz gut" sei. Der Arbeitsfetischismus und die Identifikation mit der Arbeit ....ich "bin" Konditorin... (noch nicht in den Katalog der psychischen Störungen aufgenommen) sind noch Zeitgeist.

Natürlich verbreiten sich die Gedanken um eine freie Gesellschaft mit freiwillig, sich einbringenden Menschen, aber es geht m.E. so langsam, dass man immer wieder mit Rückschlägen rechnen muss. Wie bei der Abstimmung der Schweizer über ihren Mindestjahresurlaub, wo sie kürzlich die Erhöhung auf 6 Wochen ablehnten. Sie sind noch nicht so weit.

Die Frage könnte sein. Kann man diese Entwicklung überhaupt beschleunigen.

Selbst dem wilhelmiertesten unter uns müsste doch auffallen, dass selbst heute, wo bereits vielleicht 2 von 10 Menschen überhaupt eine für die Gesellschaft sinnige Tätigkeit ausüben, bereits 10 (incl. Kinder, Rentner, Kranke, Studenten...) versorgt werden. Und sie werden nicht vom Geld versorgt, sondern von den Gütern...das Geld ist nur der Schmierstoff, der Verteilungsschlüssel, die Möhre vor dem Hasen. Was also soll schlimmes geschehn, wenn die sinnlosen Tätigkeiten einfach gestrichen werden und der Pharmareferent, der Beamte, der Werbefachmann, der Unternehmensberater, der Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer, der UBootbauer oder der Fördermittelreferent einfach ihre Gelder bekommen und zuhause blieben. Alles läuft wie vorher. Keiner wird gefährdet.


Bernd
 
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