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Hanna

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Goethe und das Judentum

Noch bis zum 9. September dauern die „Jüdischen Kulturtage“ in Berlin. Dort wurde nun die Synagoge an der Rykestraße in Prenzlauer Berg, das größte jüdische Gotteshaus Deutschlands, nach mehr als zwei Jahren Restaurierungszeit wieder eingeweiht. Wünschen möchte man, daß es ungestört und unbeschädigt den in Deutschland lebenden Juden nach all der üblen deutschen Vergangenheit nun erhalten bleibt. „Wir werden nicht zulassen, dass jüdisches Leben angegriffen wird, und werden Antisemitismus und Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen.“ (Berlins Innensenator Körting bei der Einweihungsfeier)

Anläßlich der Mitteilung von dieser Einweihung las ich wieder einmal in meinem Buch „Außerdem waren sie ja auch Menschen. Goethes Begegnung mit Juden und Judentum.“ (herausgegeben 2000 von Annette Weber nach einem Symposium zum Goethejahr 1999 in Frankfurt am Main ). Sieben Aufsätze zur Person Goethes und der Sozialgeschichte seiner Zeit. Goethes Aussagen zu Juden und ihrer Religion sind "ambivalent und schwankend" meint Wilfried Barner, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Göttingen. Aber eine eindeutige Interpretation der tatsächlichen Haltung des Dichters hätte auch dieses Symposium nicht leisten können, heißt es.

Goethe sei den Juden gegenüber „ambivalent“ gewesen? Und dennoch haben viele jüdische Dichter, die sicherlich großes Feingefühl für so etwas haben, den „Meister“ verehrt und sich von ihm inspirieren lassen. Bereits kurz nach der Entstehung des „Faust“ inspirierte er andere, z.B. den Dichter Adalbert Chamisso ('Wundersame Geschichte vom Peter Schlehmil', 1814). Heinrich (Harry) Heine („Rabbi von Bacherach“) besuchte ihn anläßlich seiner Harzreise von Göttingen aus 1824 in Weimar (hier im Forum in anderem Zusammenhang erwähnt), und nach der Harzreise Goethes 1877 („Harzreise im Winter“) entstand nun Heines Gedichtband „Die Harzreise“, obwohl Heine angeblich sich bei Goethe wegen seines verhaltenen Wesens nicht allzu beliebt gemacht haben soll.


Die Literaturwissenschaftler seien sich also nicht einig über Goethes Einstellung gegenüber dem Judentum. Man fragt sich, ob in seinem Satz „außerdem waren sie ja auch Menschen“ die Betonung auf „auch“ liegt oder aber auf „Menschen“. Beides klingt jedenfalls in meinen Ohren tatsächlich etwas herablassend.



Übrigens:
Man kann nun „Faust“ als Rockoper auf dem Brocken erleben:
http://www.brocken-im-harz.de/faust-auf-dem-brocken.html
 
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