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Wie geht Ihr mit Menschen um, die stolz auf ihre Gleichgültigkeit sind ?

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.501
Hallo Psychologen !

Bitte um Eure Ratschläge, ich bin in dieser Hinsicht hilflos.

Zeili
 
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Ich bin kein Psychologe, aber - Menschen, die sich in ihrem Mauseloch wohl fühlen,
wird man dort nur schwer herausbekommen - am besten wohl man begegnet ihnen
mit derselben Methode - Gleichgültigkeit. Ein Problem ist's dann, wenn ein Dritter
an dieser Gleichgültigkeit leidet. Ich erinnere mich da an eine Zugfahrt in meiner
Studentenzeit - ich fuhr von Wien nach Innsbruck, und in dem Abteil saß ein Vater
mit seinem kleinen Sohn. Bis zum Aussteigen wiederholte sich die Szene andauernd -
"Du, Papa, warum ruckelt denn der Zug alle paar Sekunden?" "Is ma wuascht."
"Du, Papa, was wachsen denn da für grüne Büsche auf den Bäumen?" "Woaß i ned."
"Du, Papa, was ist denn das für ein Vogel auf der Wiese?" "Is ma wuascht."
etc. etc.
[Es fehlte nur noch die Pointe aus dem Witz -
"Du, Papa, stört's Dich, wenn ich was frage?"
"Naa, Bua, fråg nur - sollst' jå wås learna!"]
Damals habe' ich mich nur fremdgeschämt; heute würde ich dem Buben antworten,
ob's dem Papa passt oder nicht... :mad:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie willst Du einen Denkfaulen zu geistiger Beweglichkeit bringen?
 
Bedarf nicht jede Gleichgültigkeit einer Gegengleichgültigkeit?

Wie willst Du einen Denkfaulen zu geistiger Beweglichkeit bringen?

Hallo Walter, die Antwort auf deine Frage scheint mir vordergründig im Verstehen der Psyche in ihrer (Umkehr-)Logik an sich besonders einfach zu sein:

Man müsste dazu Denkfaulheit 'nur so' als Zersetzungsvorgang definieren, dass diese Faulheit - für jedermann erkennbar - zum Himmel stinkt und doch als Attraktion eines Attraktors von den dafür sensiblisierten Geschöpfen Gottes sinnlich umworben werden darf:

Es scheint schon seltsam, dass sich das menschliche Gehirn „in der Gleichgültigkeit jeden Mist“ merken kann und doch oft nichts Sinnvolles damit anzufangen weiß, weil die Funktionseinheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft „im Leben nie“ wahrnehmungstechnisch als eigenständige Erkenntis erkannt zu werden scheint.

von Bernhard Layer, Erstveröffentlichung 14.10.2004 in phil-talk:

Treffen sich zwei gestorbene Schmeißfliegen im Paradies.......
schreit die eine die andere an und brüllt wie am Spieß,

verdammt noch mal, was warst du im Leben mieß
wie kommst du nur hierher, ich find das äußerst fieß.

Ja, wo glaubst du denn, sagt die andere, wo du hier bist?
und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen - Mist!

Es macht keinen Sinn sich "im Beschiss" noch zu bekriegen,
und so wurde der Misthaufen zum Paradies für Fliegen.

Da krähte der Hahn auf dem Mist: "key carry key",
die Fliege hinterfragte:
"trug in sich" diesen Schlüssel der Erkenntnis nicht auch Sie?

Bernies Sage
 
Bedarf nicht jede Gleichgültigkeit einer Gegengleichgültigkeit?



Hallo Walter, die Antwort auf deine Frage scheint mir vordergründig im Verstehen der Psyche in ihrer (Umkehr-)Logik an sich besonders einfach zu sein:

Man müsste dazu Denkfaulheit 'nur so' als Zersetzungsvorgang definieren, dass diese Faulheit - für jedermann erkennbar - zum Himmel stinkt und doch als Attraktion eines Attraktors von den dafür sensiblisierten Geschöpfen Gottes sinnlich umworben werden darf:

Es scheint schon seltsam, dass sich das menschliche Gehirn „in der Gleichgültigkeit jeden Mist“ merken kann und doch oft nichts Sinnvolles damit anzufangen weiß, weil die Funktionseinheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft „im Leben nie“ wahrnehmungstechnisch als eigenständige Erkenntis erkannt zu werden scheint.



Bernies Sage
Kann das Sie (großgeschrieben) am Ende des von Dir zitierten Beitrags von Bernhard Layer stimmen ?

Zeili
 
Ich bin mir nicht sicher, ob [zur Schau getragene] Gleichgültigkeit auch notwendig Denkfaulheit bedeutet.
In dem alten Thread von 2008 wird die oft zitierte Geschichte von Hakuin Ekaku erzählt -
Der Zen-Meister Hakuin (1685-1768) wurde ob seines untadligen Lebenswandels allenthalben gepriesen.
Ein schönes japanisches Mädchen, Tochter eines Lebensmittelhändlers, wohnte in der Nachbarschaft.
Eines Tages entdeckten die Eltern, daß ihre Tochter schwanger war. Über den Vater schwieg sich das
Mädchen aus, machte dem Ärger aber schließlich ein Ende, indem sie Hakuin benannte. Zornig eilten
die aufgebrachten Eltern zu dem Meister. “Ist es so?” Das war alles, was er sagte.
Das Kind wurde geboren und zu Hakuin gebracht, der seinen guten Ruf schon verloren hatte, was ihn
aber nicht weiter störte. Rührend sorgte er für das Baby. Ein Jahr später beichtete die reuige Mutter
ihren Eltern, daß der echte Vater des Kindes ein junger Mann sei, der auf dem Fischmarkt arbeitete.
Die Eltern eilten sofort zu Hakuin, fragten ihn nach dem Kind und sagten, sie wollten es wieder zurück
haben. “Ist es so?” Das war alles, was er sagte, als er ihnen das Kind reichte.
Mit dieser Story [die mit großer Sicherheit nicht historisch ist] wird Hakuin eben nicht nur Gleichmut,
sondern Gleichgültigkeit, ja Lieblosigkeit zugeordnet. Wer 'ein Jahr lang rührend für ein Baby gesorgt'
hat, der hatte auch im Japan des 18. Jh. eine Beziehung zu diesem entwickelt, und hätte es wohl kaum
mit einer oberflächlichen Frage denen zurückgegeben, die es ein Jahr vorher einfach über den Zaun
gereicht hatten. Die Erfinder und Erzähler dieser Story müssen also in dieser Haltung etwas Positives
gesehen haben (was mich bei der Rezeption des [persönlich etwas gespaltenen, aber grundsätzlich
warmherzigen]
Hakuin in der Nachwelt allerdings auch wenig wundert), wollten ihm also Gutes
nachsagen - sie waren damit alles Andere als denkfaul...
 
Kann das Sie (großgeschrieben) am Ende des von Dir zitierten Beitrags von Bernhard Layer stimmen ?
Ja, - jedenfalls orthografisch kann das so nicht stimmen und das ist sehr aufmerksam von Dir richtig erkannt.

Es gibt aber auch noch andere Sichtweisen, welche dem Anspruch auf künstlerische Freiheiten gerecht zu werden versuchen.

Da es sich hier im Gedicht um ein Stilmittel der Verstärkung in der Rückbezüglichkeit zu einer gedachten Nachbestimmung in der Nachdenklichkeit einer dem Leser zugedachten stillen Gedankenaufforderung handeln könnte: Hey, tragen Sie diesen Schlüssel der Sprache nicht auch in sich? (gedacht als personensprachbezogener Fingerabdruck), könnte es sich bei dem Autor um einen Menschen handeln, der es mit der Höflichkeit der Anrede bewusst an der falschen Stelle etwas übertrieben haben könnte, quasi als psychologisch erklärbarer, unbewusster Kompensationsversuch das 'gleich Gültige' mit der Gleichgültigkeit gleichzusetzen, um einfach nicht als Pedant zu erscheinen. :D

Jedenfalls gehe ich so mit einen Menschen um, der stolz auf seine Gleichgültigkeit sein könnte, wenn er einfach nur wollte……

Eine nette Geschichte dazu am Rande: Einer meiner Söhne hatte in der Grundschule, als ihm der Lehrer tags zuvor erstmals erklärt hatte, was eine Gleichung sei, dies wohl falsch gedeutet, denn er meinte anfangs das Gleichheitszeichen als kreative Gleichsetzung in der Beliebigkeit 'gleich gültig' verstehen zu sollen! :)

Bernies Sage
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, - jedenfalls orthografisch kann das so nicht stimmen und das ist sehr aufmerksam von Dir richtig erkannt.

Es gibt aber auch noch andere Sichtweisen, welche dem Anspruch auf künstlerische Freiheiten gerecht zu werden versuchen.
Sollte eigentlich in demokratischen Gesellschaften, zu denen ja ein Maß an Liberalismus dazugehört, selbstverständlich sein.

Zeili
 
Groß-und Kleinschreibung haben sich mit der neuen Rechtschreibung geändert.
Aber auch die die alte Rechtschreibung ist noch erlaubt.
Der Duden kann helfen.
 
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Gleichgültigkeit ist auf die Umwelt weniger bedrohlich als Fanatismus oder der manische Höhenflug,
wer gleichgültig ist kann den Ist-Zustand der Gegenwart so hinnehmen wie er ist, das ist kein so großer Problem.
Wer jedoch ständig etwas ändern muss weil er es sonst nicht aushält verbreitet Panik und schafft Unmut im Leben.
Gleichgültige Menschen sind weniger Therapie bedürftig als unruhige ständig unzufriedene Menschen die Schmerzen haben.
Gleichgültigkeit ist der Gelassenheit und Ausgeglichenheit ähnlich, mit die besten Zustände die im Dasein möglich sind.
 
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