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Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Der Glaube an Gott entsteht nicht in einem moderen Menschen!!! Er entstand nur ein einziges Mal in der Geschichte der Menschheit!
Für die Mehrheit der Menschen mag das gelten, frankie. Ich weiß aber mehrere "Fälle", in denen die Eltern eines Menschen (militante) Atheisten waren, diese Menschen aber trotzdem - wahrscheinlich aus Unzufriedenheit mit ihrem Schicksal - eine Religiosität entwickelt haben. Im 20. Jahrhundert. Das soll jetzt nicht heißen, dass Atheisten zwangsläufig militant sein müssen. Diese Kinder der Atheisten führten zum Teil bis zu ihrem 30., 35. Lebensjahr ein rein triebgesteuertes Leben, erkannten aber dann, dass dies eine sinnleere Einbahn ist. Triebe sind notwendig, machen aber noch keinen Menschen, frankie.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Hallo Asymptotisch!

... Ich, obschon ich mich als Atheist bezeichne, "glaube" auch, dass ein "Gläubiger" für sich das Glauben als Wissen empfindet ...
Damit wir uns nicht missverstehen: ich halte meinen Glauben nicht für Wissen, sondern für Glauben. Was ich nicht beweisen kann, kann ich - unter bestimmten Umständen - "nur" glauben.

...Gott ist ein Teufelskreis - somit die schlechte Erfahrung...
Gott scheint mir eher die einzig sinnvolle Antwort auf die Fragen des Lebens zu sein.
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Damit wir uns nicht missverstehen: ich halte meinen Glauben nicht für Wissen, sondern für Glauben. Was ich nicht beweisen kann, kann ich - unter bestimmten Umständen - "nur" glauben.
Ich glaube, der große Irrtum ist, dass man annimmt, Glauben (im Sinne von vermuten bzw. befürchten) und Wissen (im Sinne einer oder mehrerer Sinneswahrnehmungen) kann nicht nebeneinander bestehen.

Mein liebstes Glaubensbeispiel: ich möchte auf Grund einer oder mehrerer Sehenswürdigkeiten eine Reise buchen. Sagen wir Paris, wegen des Eiffelturms und dem Sacre Coeur. Nehmen wir weiter an, ich war noch nicht in Paris. Ich kenne das Sacre Coeur und den Eiffelturm nur aus Bildern bzw. vom Hörensagen. Ich werde diese Reise buchen, weil ich glaube (auf Grund welcher Überlegungen auch immer), dass es diese Sehenswürdigkeit zu meinem Reisetermin noch gibt. Wissen kann ich es zum Zeitpunkt der Buchung nicht. Da brauchen wir übrigens Gott noch gar nicht bemühen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Der Glaube an Gott liegt in den existentiellen Unzulänglichkeiten des Lebens begründet: Im Leid, im Verlust, in der Unfreiheit, der Ungerechtigkeit und in der Frage nach Sinn und dem "Warum" hinter den Dingen. Gott ist die ganz große alles umfassende Vollkaskoversicherung. Und ohne diese Sicherheit kommen die meisten Menschen nicht aus. Es geht den Gläubigen dabei zumeist um nicht weniger als die endgültige Erlösung.

Deshalb haben Menschen auch seit Anbeginn der Kulturen geglaubt.

Die obigen Fragen und Probleme haben sich auch bis heute nicht aufgelöst, auch wenn sich viele kausale Fragen inzwischen geklärt haben, im Namen Gottes Verbrechen begangen und Blutbäder angerichtet wurden.

Natürlich macht gerade der drängende und durchaus nachvollziehbare Wunsch nach umfassender Erlösung den Glauben auch fragwürdig. Er widerspricht nicht nur jeder Lebenserfahrung, nach der eben nicht alles glatt geht. Nein, wichtiger noch: Die Heilserwartung legt den Verdacht nahe, daß diese ja extrem hochgehängte Intention letztlich auch die Glaubensgrundlagen bestimmt, also die Erzählungen, auf die sich der Glaubende beruft. Um es provokant zu formulieren:

Konnte z.B. Jesu Geschichte überhaupt anders enden, als mit seiner Wiederauferstehung?

Wohl kaum...

Der problematischste Umgang mit Gott ist mMn. zum einen die sogar wieder zunehmende Verquickung von Kausalität mit Glaubensfragen, das Festhalten an Dogmen wider jede Vernunft. Und die nicht selten zu beobachtende Naivität und völlige Gleichgult gegenüber gesellschaftlichen und politischen Fragen gerade auch bei vielen jungen Gläubigen. Nach der Devise: "Gott wird´s schon richten". Gott wird´s überhaupt nicht richten, jedenfalls nicht im Diesseits und das relativ sorglose Leben in Freiheit und Demokratie steht uns nicht in die Bibel geschrieben, wie mir am Wochenende wieder einmal klar wurde, als ich im Fernsehen einen Bericht über die Greueltaten von SS und Wehrmacht im heutigen Weißrußland gesehen habe. Und auch der Blick nach Kenia verdeutlicht dies.

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Gott scheint mir eher die einzig sinnvolle Antwort auf die Fragen des Lebens zu sein.
Ich kann mir das jetzt überhaupt nicht vorstellen, weil das wie eine Ursachenumkehr klingt.

Einen Sinn kann es nur zu einem zufriedenzustellenden Bezugspunkt geben, doch wo siehst du diesen? Wo liegen die Anweisungen?

Dass Gott für dich den einzigen Sinn ergeben könnte - da muss ich frankie recht geben - liegt mE an der unausweichlich religiösen Konditionierung. (Kirchen, Kreuze, Religionsunterricht, Klöster, Geistliche, Religionsfreiheit, usw.) Also keine Logik sondern ein Reflex - ohne dieser Prägung hättest du ganz andere Erwartungen.
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Hallo Asymptotisch!

...
Dass Gott für dich den einzigen Sinn ergeben könnte - da muss ich frankie recht geben - liegt mE an der unausweichlich religiösen Konditionierung. (Kirchen, Kreuze, Religionsunterricht, Klöster, Geistliche, Religionsfreiheit, usw.) Also keine Logik sondern ein Reflex - ohne dieser Prägung hättest du ganz andere Erwartungen.
Gott ergibt sich eigentlich zwangsläufig aus der Benutzung der Vernunft. An ihn nicht zu glauben, halte ich für so unvernünftig wie nicht an die Willensfreiheit zu glauben, die sich ja auch nicht beweisen läßt.

Als moralischer Mensch versuche ich das Gute zu tun. Ich schaffe es aber nicht durch dieses Tun, glücklich zu werden. Meine Vernunft zwingt mir unter anderem ein Gefühl der Gerechtigkeit auf. Gutes Handeln muss auch entsprechend belohnt (mir fällt im Augenblick kein passenderer Begriff ein) werden. Alles andere wäre absurd und mit der Vernunft nicht vereinbar. Nur ein höchstes Wesen wie Gott wäre in der Lage, moralisch gutes Handeln adäquat zu belohnen.
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Gott ergibt sich eigentlich zwangsläufig aus der Benutzung der Vernunft. An ihn nicht zu glauben, halte ich für so unvernünftig wie nicht an die Willensfreiheit zu glauben, die sich ja auch nicht beweisen läßt.
Sorry, aber der Glaube ist keine Vernunft - nie!

Wo siehst du Willensfreiheit, wenn ich bei Gebotsbruch in den Feuerofen komme?

Als moralischer Mensch versuche ich das Gute zu tun. Ich schaffe es aber nicht durch dieses Tun, glücklich zu werden.
Aha, so kommen wir der Sache schon näher. Gutes zu tun ist für dich kein Altruismus sondern ein Egoismus, der in dir das Bedürfnis erweckt glücklich zu werden. Glücklich werden zu wollen finde ich sehr vernünftig, nur ist es halt so, dass das glückliche Ziel keinesfalls automatisch einen redlichen Weg vorbestimmt.

Meine Vernunft zwingt mir unter anderem ein Gefühl der Gerechtigkeit auf.
Zwang und Glück sind nicht vereinbar - somit gibt es keine Gerechtigkeit, weil dazu mindestens zwei Bezugspunkte fehlen.

Gutes Handeln muss auch entsprechend belohnt (mir fällt im Augenblick kein passenderer Begriff ein) werden. Alles andere wäre absurd und mit der Vernunft nicht vereinbar.
Gutes Handel wird belohnt - das ist für mich in Ordnung. Gutes Glauben wird nicht belohnt - was für mich ebenfalls i.O. ist. Es ist ja an sich nur frommes Herumstehen.

Absurd ist anzunehmen, nur ein Glaube an eine Omnipotenz würde Gutes bewirken.

Nur ein höchstes Wesen wie Gott wäre in der Lage, moralisch gutes Handeln adäquat zu belohnen.
Warum der Konjunktiv? Ist ER nicht und dadurch nicht in der Lage?
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Ich weiß aber mehrere "Fälle", in denen die Eltern eines Menschen (militante) Atheisten waren, diese Menschen aber trotzdem - wahrscheinlich aus Unzufriedenheit mit ihrem Schicksal - eine Religiosität entwickelt haben. Im 20. Jahrhundert.

Genau. Ganz genau. Die These, dass atheistische Eltern autom. atheistische Kinder haben, ist völliger Blödsinn. Es haben auch christliche Eltern nicht autom. christliche Kinder.

Aber das Wort "Gott" ist in unserer Sprache. Wegen einer Quelle. Und damit "infiziert" die Idee vom Glauben an einen Gott einen modernen Menschen, egal, ob er das Wort zum ersten Mal bei seinen Eltern hört, oder in der Schule oder im Fernsehen.

Diese "Infektion" kann er überwinden, oder er kann ihr verfallen. Aber sie entsteht in einem modernen Menschen nicht von sich aus durch spontane Mutation.

Und jetzt begreife ich auch die Frage von BelAir besser. Er will ja im Grunde wissen, wie man sich jemals von dieser Idee "infizieren" lassen kann, obwohl man im 21. Jhdt. lebt! Stimmt's?

lg Frankie

P.S.: Echnaton konnte übrigens keine "Diskussion über Gottesmöglichkeiten" führen, weil Aristoteles und Konsorten, die das rationale Diskutieren und damit die Trennung von Vernunft und Gefühl entdeckt haben (übrigens auch nur eine Quelle weltweit), erst weit nach Echnaton lebten und wirkten.
 
AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Echnaton konnte übrigens keine "Diskussion über Gottesmöglichkeiten" führen, weil Aristoteles und Konsorten, die das rationale Diskutieren und damit die Trennung von Vernunft und Gefühl entdeckt haben (übrigens auch nur eine Quelle weltweit), erst weit nach Echnaton lebten und wirkten.
Da es damals schon eine Diktatur gab, so ist doch der Eingottglaube (=Diktatur) auch irgendwie vorstellbar, somit auch die Diskussion darüber.
 
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AW: Wie entsteht Religion oder der Glaube an einen Gott.

Und jetzt begreife ich auch die Frage von BelAir besser. Er will ja im Grunde wissen, wie man sich jemals von dieser Idee "infizieren" lassen kann, obwohl man im 21. Jhdt. lebt! Stimmt's?

S.g. Frankie.
Du hast es ziemlich genau getroffen, nur versteife ich mich nicht auf ein Jahrhundert. :)


Soweit ich eure bisherigen Beiträge verstanden habe, entsteht der Glaube an Gott oder an ein anderes höheres Wesen aus der Suche nach einer Ursache oder Erklärung für unsere Existenz und der unseres Universiums.

Es muss also ein höheres, schaffendes und letztes Wesen existieren da es sonst keine andere logische Erklärung für unser Dasein gibt ?

Entstehen da nicht für einen kritisch Suchenden noch mehr schwierige Fragen,
wer hat warum Gott erschaffen, warum hat dieses höhere perfekte Wesen so unvollkommene Kreaturen wie den Menschen erschaffen, und warum korrigiert er seinen offensichtlichen Konstruktionsfehler nicht sofort ? ( Jede Staubsaugerfabrik tut das sofort, und die sind keine höheren Wesen )

Seht ihr also, die „ Hilfshypothese“ Gott löst nicht nur offene Fragen, nein, es entstehen noch mehr und schwieriger zu beantwortende Fragen.

Darum ist für mich Gott derzeit nicht die erste Wahl zur Erklärung unsers Daseins.

L.G. Belair57
 
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