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Weisheit als Lebensziel?

Gwendolyn

New Member
Registriert
7. Dezember 2002
Beiträge
9
Nur mal so ne Frage...
Inwiefern ist es möglich, weise zu werden? Was bedeutet Weisheit genau? Alles zu wissen und zu verstehen? Oder nur "weise" mit dem eigenen Leben umgehen zu können?
Bin gespannt auf eure Meinungen...

Ciao, Gwendolyn
 
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Weisheit ist auf keinen Fall "alles zu wissen und zu verstehen". Weisheit kann erst ansatzweise dort beginnen wo der Betreffende eingesehen hat wie wenig er eigentlich weiss und versteht.
 
da goethe

habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
und bin so klug als wie zuvor.....
goethe:faust
ja da hast du recht walter, allerdings glaube ich, dass zu weisheit noch die bereitschaft zu erklären, was man weiß kommt.
 
Weisheit

Original geschrieben von Gwendolyn
Inwiefern ist es möglich, weise zu werden? Was bedeutet Weisheit genau? Alles zu wissen und zu verstehen? Oder nur "weise" mit dem eigenen Leben umgehen zu können?

Liebe Gwendolyn,

Ganz schön knifflige Fragen, fast wie bei einer Prüfung. Sei´s drum ein Forum lebt vom Fragen und Antworten.
Natürlich kann man weise werden, dazu muss man die Wahrheit finden. (Kannst natürlich gleich fragen: Was ist Wahrheit? - Später!) Wenn man selbst schon ein bisschen was von Wahrheit versteht, kann man auch Weise erkennen und von ihnen lernen, wie man denn weise werde. Die Antworten dazu können je nach Individuum sehr unterschiedlich ausfallen: Die einen glauben, sie müssten schweigend von der Wahrheit reden, die anderen reden dauernd davon. Diogenes (der in der Tonne) war einer der skurillsten Weisen, der mir bekannt ist. Obwohl Weisheit sich individuell unterschiedlich ausgeprägt zeigt, ist doch allen Weisen die Weisheit gemeinsam, wenn sie die Suche zum richtigen Ziel geführt hat. Das ist ein wichtiges Merkmal von Weisheit: nämlich Persönlichkeit. Bestimmt kann kein Weiser alles wissen und alles verstehen. Auch Weise sind bloß Menschen. Der Weiseste aller Weisen, der gute Sokrates hat noch etwas weiteres herausgefunden: Der ist weise, und zwar weiser als alle anderen, der weiß, dass er nichts weiß. Diese Tiefe an Wissen ist heute nur noch selten in personam anzutreffen. Heute schreien ja alle gleich: ich weiß, um zu dokumentieren, dass sie auch up to date sind, sprich in einer Informationsgesellschaft leben und ein bestimmtes Basiswissen kennen. Ein bekannter Kabarettist hat den falschen Weisen humorvoll so charakterisiert: Das ist jemand, der auf die Frage nach dem ihm unbekannten Weg zu einem bestimmten Ort, bereitwillig Auskunft gibt und erklärt und erklärt und erklärt ...Man muss selbst auf der Hut sein vor solchen falschen Weisen, die vielleicht einen Weg beschreiben und ihn gar nicht kennen! Schließlich: Weisheit braucht man zum Leben und die erwirbt man sich, indem man sich selbst um Wissen bemüht, das man durch Erfahrung gewinnt und deren Wert im Lichte der Weisheit betrachtet.

Was meinst du dazu?
Grüße von manfred
 
Ich möchte nicht näher auf das oben Stehende eingehen, sondern eine unbeantwortbare Frage zu dem Thema in den Raum stellen, die mich schon oft fasziniert hat (...mir ist sie leider noch nicht anderswo ausgesprochen begegnet):

Ist der natürliche Tod der Moment echter Weisheit?

Ist das Erreichen eines der elementaren archetypischen Ziele, gleichzeitig das Ende der physischen Existenz?

(...was könnte sonst das Pendant zum Erlöschen der physichen Lebensfunktionen im Geistigen sein?)

Natürlich, wie schon oben gesagt, wäre auf derartige Frage keine verifizierbare (im weitesten Sinne) Antwort zu finden, -die Antwort kann dadurch rein im Metaphysischen liegen...



Gruß, Jonathan
 
Weisheit und Tod.

Original geschrieben von Jonathan
Ist der natürliche Tod der Moment echter Weisheit?
Ist das Erreichen eines der elementaren archetypischen Ziele, gleichzeitig das Ende der physischen Existenz?

Jonathan, zum letzteren kann ich eine Antwort geben, wie jeder andere auch: Der Tod ist, das Vergehen meines leiblichen Daseins. Hast du noch nie einen Toten gesehen? Falls nicht, glaub mir ruhig, ich habe schon einige gesehen und angefasst: Die waren wirklich tot.

Ob man dann, wenn man physisch tot ist, der echten Weisheit begegnet und vielleicht sogar ihrer teilhaftig wird, ist mehr ein ahnendes Hoffen und ein hoffendes Abwarten. Ein bisschen ist es ja möglich einen Blick "um die Ecke" zu tun, aber dabei habe ich noch nichts genaues erfahren können.

Ich grüße dich, du Junior! :D
mwirthgen
 
Mein erstes Problem bei dem Thema beginnt mit Sokrates. Es ist bestimmt klug, zu erkennen , dass man nichts weiss. Will ich nicht bestreiten. Aber das ist doch wie gesagt erst das Erkennen des Problems. Das macht ihn für mich nicht weise.
Hier wurde erwähnt, Weisheit sei ein zum-Ziel-Kommen. Aber das Erkennen von Nicht-Wissen kann doch nicht das Ziel sein?!
Aber trotzdem noch ne Frage: Was passiert, wenn man weise ist? Was ändert sich dann?
Wie kommt man darauf, Diogenes als einen Weisen zu bezeichnen? Was zeichnete ihn aus?
Gibt es einen Weisesten der Weisen? Das hieße doch, die Weisheit wäre nicht vollkommen, sondern könnte immer noch gesteigert werden...
Schon wieder so viele Fragen...:(
Hoffe trotzdem erneut auf eure Hilfe.

Gruß, Gwendolyn
 
Ich bin der Ansicht, daß die Entscheidung, ob jemand weise ist oder nicht, allein eine individuelle Sichtweise desjenigen ist, der darüber seine Be-Wertung oder sein Ur-Teil abgibt. Ob ich mich dazu erdreiste zu urteilen oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, daß der Mensch, über den ich mein Ur-Teil fälle, ist wie er ist, ob ich ihn als weise oder nicht weise betrachte. Er ist und bleibt ein Mensch mit allem, was ihn gerade ausmacht und wie er gerade ist und genau so sollte man ihn nehmen. Sollten seine Ansichten mit meinigen konform laufen, hätte ich einen idealen Gesprächspartner, wenn nicht auch gut, finden er und ich einen anderen, deshalb hat noch jeder seine individuelle "Weisheit".

Gruß - Chaotin -
 
Ist Sokrates weise?

Original geschrieben von Gwendolyn
Mein erstes Problem bei dem Thema beginnt mit Sokrates. Es ist bestimmt klug, zu erkennen , dass man nichts weiss. Will ich nicht bestreiten. Aber das ist doch wie gesagt erst das Erkennen des Problems. Das macht ihn für mich nicht weise.

Da hast du recht, das wäre zu wenig. Diese Einsicht des Sokrates entwickelte sich aus einem lebenslangen Bemühen um die Weisheit und bezieht sich auch auf seine Auseinandersetzung mit der antiken Religiosität seiner Zeitgenossen. Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen wurde ihm klar, dass die Vertreter der vorherrschenden Staatsreligion von Werten, die sie ihm gegenüber als unverzichtbar ansahen, inhaltlich keine oder nur oberflächlichliche Vorstellungen hatten, aber vorgaben sie wüssten z.B. was Frömmigkeit sei. Da er selbst nie behauptet hatte, zu wissen, sondern immer nur auf der Suche nach Wissen und Weisheit war, legte sich ihm in diesem Dialog der Schluss nahe, den anderen immerhin etwas vorauszuhaben: Das Wissen um das eigene Nicht-Wissen. Gwendolyn, es gibt über Sokrates ein leicht lesbares Taschenbuch: Romano Guardini: Der Tod des Sokrates. Es gibt dir vielleicht eine Ahnung von sokratischer Weisheit.

mfg manfred
 
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Was ist Weisheit für dich?

Original geschrieben von Chaotin
Ich bin der Ansicht, daß die Entscheidung, ob jemand weise ist oder nicht, allein eine individuelle Sichtweise desjenigen ist, der darüber seine Be-Wertung oder sein Ur-Teil abgibt.

hi chaotin,

Subjektivität ist ein wichtiges Charakteristikum von Erkenntnis.
Urteile fällen wir auf Grund von Kriterien. Was ist Weisheit für dich?

mfg mwirthgen
 
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