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Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

Hartmut

Well-Known Member
Registriert
15. August 2005
Beiträge
3.007
Hallo,

wie wir aus dem Thread "Jubiläen 2006" bereits wissen, ist morgen der 100. Todestag des berühmten österreichischen Physikers und Philosophen Ludwig Eduard Boltzmann. Am 5. September 1906 setzte er seinem Leben in Duino bei Triest ein Ende.

Was wisst ihr über Boltzmann als Wissenschaftler und Menschen?

Ganz besonders ansprechen möchte ich die "Ösis" hier im Forum. Schliesslich gibt es in Österreich zahlreiche Boltzmann-Institute und auch eine Boltzmann-Gesellschaft.

Und nicht zu vergessen, liebe Ösis: In Wien lebt noch ein Enkel L. Boltzmanns, Dieter Flamm, emeritierter Professor für Theoretische Physik.

Auf eure Beiträge neugierig ist
Hartmut
 
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AW: Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

Was wisst ihr über Boltzmann als Wissenschaftler und Menschen?

Kein Interesse am Thema, Leute? Nicht einmal der User "Entropie" hat sich gemeldet! Schade.

Na gut, zwei Damen haben sich ja bereits früher geäussert:

Céline schrieb:
Und der Herr Boltzmann hat sicher ganz tolle Sachen erfunden, aber sein Bart war eine einzige Katastrophe!

Britt schrieb:
Auf meinem Zettel steht ja auch, dass der gute Herr Boltzmann am 5.9.1906 starb - und zwar in Duino (bei Triest)! Vermutlich hat mir der Bart und das grimmige Gesicht auf dem Wikipedia-Bild so einen Eindruck hinterlassen, dass ich mich verängstigt und verschüchtert vertippt hatte.

Céline schrieb:
Ludwig Boltzmann (der "Jubilar" 2006) wollte gern stets mit frischer Milch versorgt werden. So kaufte er sich kurzentschlossen eine Kuh und trieb sie auch eigenhändig durch "ganz" Graz nach Hause.

Seine Suche nach der Wahrheit, in der Physik wie im Leben, hat Boltzmann in seinen Vorlesungen so ausgedrückt:

"Bring vor, was wahr ist, schreib so, dass es klar ist und verficht's, bis es mit dir gar ist."

Ist das nicht ein guter Spruch für unsere Forumsdiskussionen?

Gruss
Hartmut
 
AW: Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

An die physikalisch Interessierten im Forum,

ich habe einen Artikel gefunden, der die wissenschaftlichen Verdienste Boltzmanns sehr gut darstellt und würdigt. Den Artikel verfasste ein Physik-Professor von der Uni Leipzig (Nebenbei: Dort habe ich vor fast vierzig Jahren mein Physikstudium beendet):

Ludwig Boltzmann

Zum 100. Todestag am 5. September 2006

Ludwig Boltzmann ist einer der bedeutendsten Physiker des 19. Jahrhunderts und Hauptvertreter der mechanischen Wärmetheorie, die Wärmephänomene durch die ungeordnete Bewegung von Atomen erklärt. Herauszuheben ist seine atomistische Begründung des Entropiebegriffs und sind seine Ideen, wie irreversible, d. h. nur in eine Richtung ablaufende, Vorgänge aus reversiblen, d. h. zeitumkehrinvarianten Naturgesetzen entstehen.

Geboren am 20. Februar 1844 in Wien, war Boltzmann zeit seines Lebens auf Wanderschaft: nach seiner Promotion 1866 an der Universität Wien und der Habilitation 1867 dort Assistent, 1869 Ordinarius für Mathematische Physik in Graz, 1873 für Mathematik in Wien, 1876 für Experimentalphysik in Graz, dann für Theoretische Physik ab 1889 in München, ab 1894 in Wien, ab 1900 in Leipzig, ab 1902 wieder in Wien.

Boltzmann war ein sehr vielseitiger Wissenschaftler, unter anderem auch ein hervorragender Experimentator. Zum Zeitpunkt seiner Berufung nach Leipzig war Boltzmann der führende theoretische Physiker im deutschen Sprachraum, und der Lehrstuhl für Theoretische Physik wurde auf Initiative Ostwalds eigens für ihn geschaffen. Obwohl Ostwald wissenschaftlich die Energetik, einen zu Boltzmanns Ideen völlig gegensätzlichen (und falschen) Ansatz vertrat, war das persönliche Klima in Leipzig gut. Boltzmanns Aufenthalt in Leipzig stand aber bereits unter dem Schatten seiner wachsenden Selbstzweifel und Depressionen, die schließlich dazu führten, dass er sich 1906 das Leben nahm.

Nachdem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannt worden war, dass Wärme kein unzerstörbarer Stoff, sondern eine Form der Energie ist, also insbesondere mechanische Arbeit in Wärme umgewandelt werden kann, versuchten die Atomisten, die Wärmeerscheinungen durch die ungeordnete Bewegung der Atome zu erklären. Arbeiten von Clausius 1857/58 folgend, führte Maxwell 1860 den Begriff der Verteilungsfunktion für die Geschwindigkeiten von Gasteilchen ein und leitete für ein räumlich homogenes Gas aus allgemeinen Symmetrieüberlegungen deren Form im thermodynamischen Gleichgewicht ab – die Maxwellverteilung. Boltzmann verallgemeinerte sie 1871 auf Situationen, in denen die Verteilung auch vom Ort abhängt. Sein Resultat, die Maxwell-Boltzmann-Verteilung, gibt ihr auch die physikalisch natürliche Form: Die Verteilungsfunktion nimmt mit der Energie des Zustandes exponentiell ab. Die wahrscheinlichkeitstheoretische Beschreibung durch die Verteilungsfunktion war eine wesentliche Wende in den Grundkonzepten.

1872 leitete Boltzmann die nach ihm benannte Transportgleichung für die zeitliche Entwicklung der Verteilungsfunktion eines verdünnten Gases abseits des Gleichgewichts, aus der Mechanik ab. Er zeigte, dass ihre einzige zeitunabhängige Lösung die Maxwell-Boltzmann-Verteilung ist und dass unter der durch die Boltzmanngleichung gegebenen Zeitentwicklung eine von ihm definierte Funktion H niemals zunimmt (H-Theorem), sodass S = – H als Entropie interpretiert werden kann. Die H-Funktion Boltzmanns ist (bis auf das Vorzeichen) nichts anderes als die der Verteilungsfunktion zugeordnete Informationsentropie (die unter diesem Namen allerdings erst etwa 70 Jahre später von Shannon eingeführt wurde). Damit schien der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, der Satz von der Zunahme der Entropie, mechanisch begründet.

Boltzmanns Freund Josef Loschmidt brachte jedoch 1876 den schwerwiegenden Umkehreinwand gegen die Gültigkeit der Boltzmanngleichung vor: Die Gesetze der Mechanik sind reversibel, d. h. die Umkehrung der Bahnen von Teilchen sind ebenfalls Lösung der Newtonschen Gleichungen (ein Film über Bewegung der Planeten um die Sonne zeigt auch, wenn er rückwärts läuft, mechanisch erlaubte Planetenbahnen). Gibt man jedoch einen Tropfen Tinte in ein Glas Wasser, so breitet sie sich aus, bis sie gleichmäßig verteilt ist. Wenn dieser Vorgang, wie von Boltzmann behauptet, ebenfalls aus der Newtonschen Mechanik erklärbar sein sollte, wäre der umgekehrte Vorgang der spontanen Entmischung ebenfalls möglich, wird aber nie beobachtet. Boltzmanns Antwort ist einfach: Die Entmischung ist tatsächlich möglich, aber nur dann, wenn die Anfangsbedingung für die Orte und Geschwindigkeiten der einzelnen Tintenpartikel perfekt eingestellt wird. Dies ist aber nicht machbar, und die geringste Abweichung von der perfekten Einstellung führt bereits nicht mehr zu einer Entmischung. – Ein späterer Einwand von Zermelo basiert auf dem Wiederkehrsatz Poincarés: Die mechanische Bewegung im endlichen Volumen ist quasiperiodisch und kommt somit jeder Anfangsbedingung nach ausreichend langer Zeit wieder beliebig nahe. Demnach müssten sich Wasser und Tinte nach der Wiederkehrzeit von selbst wieder entmischen. Boltzmann argumentierte dagegen, indem er eine Schätzung für die Wiederkehrzeit gab – für den Tintentropfen im Wasserglas wäre diese Zeit um Größenordnungen länger als das Alter des Universums.

Diese Einwände führten dazu, dass Boltzmann sich wieder mit der Entropie beschäftigte. 1877 zeigte er, dass die Entropie S eines thermodynamischen Gleichgewichtszustands mit seiner thermodynamischen Wahrscheinlichkeit W anwächst. Dies gibt dem Gesetz der Zunahme der Entropie die einfache Bedeutung, dass thermodynamische Prozesse in ihrer überwiegenden Mehrheit in Richtung eines wahrscheinlicheren Endzustands verlaufen. In ihrer Kombination aus Prägnanz und Bedeutung ist Boltzmanns Formel S = k log W vergleichbar mit Einsteins E = m c2. Boltzmann betonte danach in seinen Arbeiten immer wieder, dass der zweite Hauptsatz ein Wahrscheinlichkeitssatz ist: Eine Abnahme der Entropie ist möglich, aber für Systeme sehr vieler Teilchen sehr unwahrscheinlich, ebenso wie die spontane Entmischung von Tinte und Wasser prinzipiell möglich, aber extrem unwahrscheinlich ist. Für kleinere Teilchenzahlen sind Schwankungen beobachtbar, und Boltzmann erwähnte bereits 1896, dass sie die Brownschen Bewegung erklären. Er führte diese Idee jedoch nie quantitativ durch; dies tat erst Einstein im Jahr 1905.

Heute sind Boltzmanns Resultate und Ideen ein zentraler Teil des Lehrgebäudes der Physik. Zu seiner Zeit waren sie vor allem in Deutschland äußerst kontrovers. Der zweite Hauptsatz galt als Grundgesetz der Physik, und im 19. Jahrhundert schien es undenkbar, dass ein solches nur im probabilistischen Sinn gelten könnte. Dazu kamen die Gegner des Atomismus insgesamt, an ihrer Spitze Ernst Mach, nach dessen positivistischer Auffassung Atome – da (damals) unbeobachtbar – in der Begriffsbildung der Naturwissenschaft keinen Platz hatten. Aus heutiger Sicht mag dieser Einwand lächerlich erscheinen, damals jedoch erlaubte er den Gegnern der Atomistik die unkritische Ablehnung der kinetischen Theorie insgesamt.

Dazu kam, dass Boltzmanns Argumente zwar intuitiv überzeugend, aber technisch gesehen nicht immer streng waren. Seine Erwiderungen auf die oben genannten ernsthaften Einwände ließen z. B. offen, welchen Status seine „Ableitung“ des H-Theorems aus dem Jahr 1872 hatte. Die British Association for the Advancement of Science hielt 1894 eine Konferenz mit dem Zweck ab, das H-Theorem besser zu verstehen. Boltzmann wurde eingeladen und beteiligte sich an der Diskussion, und seine daraus resultierende Arbeit 1895 ist eine seiner klarsten zur Entropie und zum H-Theorem. Im Laufe der Konferenz erklärte Bryan, dass die Ableitung der Boltzmanngleichung aus der Mechanik eine zusätzliche Annahme (den Stoßzahlansatz) enthält, die die Zeitumkehrinvarianz der mechanischen Gleichungen verletzt. Obwohl dieser Ansatz im Kontext, in dem Boltzmann ihn verwendete, in der Tat beinahe selbstverständlich erscheint, ist seine strenge Rechtfertigung ein sehr schwieriges, großteils offenes Problem. Erst 1976 bewies Lanford die Gültigkeit der Boltzmanngleichung auf einer gewissen Zeitskala für typische Anfangsbedingungen; für lange Zeitskalen ist das Problem mathematisch offen.

Trotz seines berühmten Ausspruchs „Eleganz ist für Schneider und Schuster“ zum Thema Eleganz wissenschaftlicher Argumente hatte Boltzmann eine Neigung zur Ästhetik, spielte selbst gut Klavier und liebte Theater und Literatur. Er war bekannt für seinen Humor, seine Menschenfreundlichkeit und Offenheit. Auch mit Größen wie Clausius ging er ohne falschen Respekt um. Ebenso behandelte er seine Studenten immer als gleichberechtigte Kollegen. Er war ein hervorragender Lehrer. Lise Meitner, die Boltzmann 1902 – 1905 als Dozenten erlebte, schreibt:

"Er war ein guter Vortragender, in meiner Erinnerung sind seine Vorlesungen die schönsten und anregendsten, die ich jemals gehört habe. […] Er war selbst von allem, was er uns lehrte, so begeistert, dass man aus jeder Vorlesung mit dem Gefühl wegging, es werde einem eine ganz neue und wunderbare Welt eröffnet."

Die scharfe Kritik an seinen Ideen, die er als feindselig empfand, machte ihm sehr zu schaffen. Ob dies wirklich der Hauptgrund für seine Depression und sein tragisches Ende war, wird unklar bleiben.

Boltzmanns Einfluss auf nachfolgende Generationen war groß. Max Planck verwendete seine Methode, den Phasenraum in Zellen zu unterteilen und die wahrscheinlichste Verteilung zu suchen, zur Ableitung der Strahlungsformel, die am Anfang der Quantentheorie stand. Seine Einsichten zur Frage, wie Irreversibilität aus reversiblen Grundgesetzen entsteht, sind weit über die klassische Mechanik hinaus von Bedeutung, und die Beschreibung von deterministischem, aber chaotischem Verhalten mit wahrscheinlichkeitstheoretischen Konzepten und Methoden, begonnen von Maxwell und Boltzmann, ist heute in der Theorie der dynamischen Systeme selbstverständlich. Boltzmanns Ideen haben die Physik geprägt, und sie bleiben bis heute faszinierend und fruchtbar für die physikalische, mathematische und philosophische Forschung.

Prof. Dr. Manfred Salmhofer
Professor für Theoretische Physik/Statistische Physik am Institut für Theoretische Physik der Universität Leipzig
 
Danke Hartmut!
Gern gelesen und dabei was gelernt. Ich muss nämlich leider gestehen, dass ich (trotz österreichischer Staatsbürgerschaft) das wenigste davon schon wusste, obgleich ich mich als Physik-Begeisterter, ja eigentlich Physik-Liebhaber bezeichnen würde. :kuss5:
Na ja, aber jetzt weiß ich schon wieder ein bisschen mehr.

liebe Grüße ruft über die Berge;)

Ben
 
AW: Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

Tja, ich würde mich auch gerne wie Ben bedanken, Hartmut, aaaaaaaber

WIE SOLL ICH??? Wo du doch soooo uncharmant allen Neuen verraten hast, dass ich kein Denkwurm, sondern eine Dumpfbacke bin? Jetzt stehe ich halt so da, und bleib dabei! Herrn Boltzmanns Bart sah nicht nur katastrophal, sondern direkt verlaust aus! Betrachtet frau sein Bild, kann sie gar nicht an Physik denken, weil sie sich kratzen muss. So! Und noch besser: seine Schrift war auch gleich "verlaust"!
Allerdings muss ich anerkennend sagen, Hartmut, du reichst mir gleichzeitig auch die Hand:

"Bring vor, was wahr ist, schreib so, dass es klar ist und verficht's, bis es mit dir gar ist."

Ist das nicht ein guter Spruch für unsere Forumsdiskussionen?

Es ist nicht nur ein guter Spruch, es ist sogar einer der besten *loool*.
Ich werde den verlausten Bart verfechten, bis es mit mir gar ist.

Um aber Herrn Boltzmann auch zu ehren, habe ich was gefunden:

J.C. Maxwell erlebte den Durchbruch seiner Theorien in der Elektrotechnik nicht mehr, aber L. Boltzmann sagte in Anerkennung seiner Leistungen und in Anlehnung an Goethe:
"War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb? Warum also sollte ich diese Zeichen verstehen?"

Tja, vielleicht sind alle Physiker Götten, warum also sollte ich ihre Zeichen verstehen? So einfach ist das, :danke: , Herr Boltzmann.

Da bliebe aber noch die Frage offen: Sind Götter auch manchmal fies? Ich neige fast schon zur positiven Antwort *looool*.
Hartmut, ich hätte ohne "deinen" Artikel auch glänzen können! Hätte geschrieben (ohne einen Funken wirklicher Ahnung zu haben), dass Herr Boltzmann der mit bedeutendste Physiker vor 1900 war, dass "alle" sagen, dass Vieles von ihm bis heute noch wirksam und wahr sei... Dann schliesse ich mich halt den allen andern an, nicht zuletzt, weil er sich auch mit den (damals noch nicht ganz nackten) Teilchen beschäftigte, obwohl ich (wie Herr Mach) auch noch nie eins gesehen habe... von den atomaren, die anderen natürlich schon des Oefteren... *loool*
Aber dass mir der Artikel sogar das S = k.log W klaute, das verkrafte ich echt kaum! Das kenn ich nämlich und hätte es ebenfalls sagen können *heuuuuul*! Meine Friedhofsaffinität verhilft mir manchmal sogar zu physikalischen Erleuchtung. S = k.log W steht nämlich auch auf seinem Grabstein in Wien :zunge3: .

Aber, vielleicht etwas Neues? Lieber Hartmut, weisst du denn, dass L. Boltzmann in der Nacht zu Aschermittwoch auf die Welt kam? Das ist Omen!
Das heisst nämlich: Fertig mit lustig, jetzt kommt die Physik! :banane:
Aber er war natürlich auch ein sympathischer Zeitgenosse (wenn man Phantasie genug hat, sich den Bart wegzudenken!). Fünf Kinder (dachte und handelte also nicht nur in und nach Formeln *loool*), Klavierspiel (hatte also vermutlich schöne Hände *looool*) und ein abgelehnter Adelstitel (war also kaum sehr eitel)...

Und zum Schluss noch aktuell zum Thread "Wen will ich persönlich treffen" *loool*:

Herr Boltzmann begegnete im Himmel (in einem Gedicht) Beethoven und lauschte dort einem für die Engelchen von Beethoven komponierten Lied. Schön, nicht?

Und zum Schluss, um dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen, und um gleich alle zu verärgern, noch der ultimative Spruch von L. Boltzmann:

"Die Philosophen haben Sprachmängel, ihren Mangel an Gedanken zu verbergen. Das Drama der Philosophie ist, sie ist wie der Brechreiz bei Migräne, der etwas auswürgen will, wo nichts ist. Es wäre aber die Aufgabe der Philosophie, die Menschheit von dieser Migräne zu heilen."

Ja! Der Brechreiz bei Migräne ist echt ne Plage!

:clown3: wünscht allen einen wunderschönen Tag.
 
AW: Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

Céline ist wieder da, wie schön! Und sie traut sich, emanzipiert und gescheit wie sie ist, auch gleich ins Unterforum "W & T".

Das Thema wollte ich nicht nur unter physikalischem Aspekt sehen. Deshalb habe ich nur gefragt, was den Usern zu Boltzmann einfällt. Ich diskriminiere keinen/keine, der/die Boltzmann als männliche Erscheinung sieht. Dumpfbacke hin oder her, Céline: Du hast deine Meinung kund getan, und dafür sage ich Dankeschön! :blume1:

Hartmut, ich hätte ohne "deinen" Artikel auch glänzen können!

Davon bin ich überzeugt!

Dann schliesse ich mich halt den allen andern an, nicht zuletzt, weil er sich auch mit den (damals noch nicht ganz nackten) Teilchen beschäftigte, obwohl ich (wie Herr Mach) auch noch nie eins gesehen habe... von den atomaren, die anderen natürlich schon des Oefteren... *loool*

Dem Herrn Mach fehlte es halt ein bisschen an der (auch frivolen) Phantasie, die du, Céline, eben hast.

Aber dass mir der Artikel sogar das S = k.log W klaute, das verkrafte ich echt kaum! Das kenn ich nämlich und hätte es ebenfalls sagen können *heuuuuul*!

Ja, diese Formel ist ähnlich berühmt wie die Einsteinsche (E = m c^2). Aber kennen und verstehen sind eben zwei Paar Schuhe. Es fängt schon an bei der Grösse "W". Wäre das eine mathematische Wahrscheinlichkeit, dann wäre W < 1 und log W < 0 und die Entropie S < 0. Na lassen wir das ...


Meine Friedhofsaffinität verhilft mir manchmal sogar zu physikalischen Erleuchtung. S = k.log W steht nämlich auch auf seinem Grabstein in Wien :zunge3: .

Diese Affinität teile ich mit dir, Céline; vielleicht, weil wir am selben Tag geboren wurden?:zauberer2

Lieber Hartmut, weisst du denn, dass L. Boltzmann in der Nacht zu Aschermittwoch auf die Welt kam? Das ist Omen!
Das heisst nämlich: Fertig mit lustig, jetzt kommt die Physik! :banane:

Nein, das wusste ich bis "anhin" (schweizerisch für: "jetzt") nicht. Ein Omen ist es allemal. Nun verstehe ich, warum Boltzmann von Selbstzweifeln und Depressionen geplagt war.

J.C. Maxwell erlebte den Durchbruch seiner Theorien in der Elektrotechnik nicht mehr ...

Bin mir nicht sicher, ob von Boltzmann das Analoge bzgl. seiner statistischen Interpretationen zu sagen ist.

"War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb?

Es ist wohl so: Wer solche Zeichen schrieb wie E = m c^2 oder S = k log W, der hat zumindest Gottes Eingebung verstanden. Gott muss er deshalb aber nicht sein!

Und zum Schluss, um dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen, und um gleich alle zu verärgern, noch der ultimative Spruch von L. Boltzmann:

"Die Philosophen haben Sprachmängel, ihren Mangel an Gedanken zu verbergen. Das Drama der Philosophie ist, sie ist wie der Brechreiz bei Migräne, der etwas auswürgen will, wo nichts ist. Es wäre aber die Aufgabe der Philosophie, die Menschheit von dieser Migräne zu heilen."

Boltzmann war auch Philosoph, was weniger bekannt ist. Karl Popper schätzte Boltzmann und schrieb 1984:

"Boltzmann ist als Philosoph kaum bekannt; bis vor ganz kurzer Zeit wusste auch ich sehr wenig über seine Philosophie, und ich weiss noch immer viel weniger darüber, als ich eigentlich wissen sollte. Doch mit allem, was ich davon weiss, stimme ich überein; vielleicht mehr noch als mit irgendein einer anderen Philosophie."

Liebe Grüsse von
Hartmut
 
AW: Entropie

Hallo Physikfans,

das Jubiläum Boltzmann wäre ohne die Grösse "Entropie" undenkbar. Was aber stellt diese geheimnissvolle Grösse dar?

Die Entropie S ist eine Zustandsgrösse. Sie wurde von R. Clausius um 1850 eingeführt.

Das Wort „Entropie“ bedeutet soviel wie „Verwandelbarkeit“.

Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik lautet:

„Bei den wirklichen Vorgängen nimmt die Entropie eines nach aussen abgeschlossenen Systems zu.“

Auf diese Weise wird durch den zweiten Hauptsatz dem Weltgeschehen ein bestimmter Richtungssinn vorgezeichnet, der dem mechanischen Weltbild fehlt.

Welches ist nun der Stellenwert der Entropie im Vergleich zur Energie?

Betrachten wir mal das einfache Beispiel des Heizens.

Auf die Frage: "Warum heizen wir im Winter?" wird der Laie antworten: "Um das Zimmer wärmer zu machen."
Ein Kenner der Thermodynamik wird es vielleicht so ausdrücken: "Um die fehlende Energie zuzuführen."
Dann hat der Laie recht und, der Gelehrte unrecht.

Unter der realistischen Annahme, dass der Luftdruck im Zimmer dem der Aussenluft gleicht, ist der Energieinhalt des Zimmers nämlich unabhängig von der Temperatur und allein durch den Luftdruck bestimmt. Die ganze Energie, die wir durch Heizung ins Zimmer gebracht haben, ist durch die Poren der Wände ins Äussere geschlüpft.

Ich hole mir eine Flasche Rotwein aus dem kalten Keller und bringe sie zum Temperieren ins warme Zimmer. Sie wird wärmer, aber ihr vermehrter Energieinhalt ist nicht der Luft im Zimmer, sondern der Aussenluft entnommen.

Warum heizen wir nun aber eigentlich? Weil unsere Lebensbedingungen eine gewisse Körpertemperatur verlangen, und um diese aufrechtzuerhalten, braucht es nicht Energiezufuhr, sondern Entropieerniedrigung.

In der riesigen Fabrik der Naturprozesse nimmt das Entropieprinzip die Stelle des Direktors ein, denn es beschreibt die Art und den Ablauf des ganzen Geschäftsganges vor. Das Energieprinzip spielt nur die Rolle des Buchhalters, indem es Soll und Haben ins Gleichgewicht bringt.

Gruss
Hartmut
 
AW: Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

Lieber Hartmut, denkst du wirklich, ich merke nicht, wie du agierst? Zuckerbrot und Peitsche! Und jetzt haste dir noch einen Verbündeten zugelegt? War das wirklich nötig? Aber so was vergesse ich natürlich nie, notier's in der einen Hirnzellewindung und irgendwann... aber dann!!!


Ja, diese Formel ist ähnlich berühmt wie die Einsteinsche (E = m c^2). Aber kennen und verstehen sind eben zwei Paar Schuhe. Es fängt schon an bei der Grösse "W". Wäre das eine mathematische Wahrscheinlichkeit, dann wäre W < 1 und log W < 0 und die Entropie S < 0. Na lassen wir das ...

Muzmuz schrieb:

Ist ja OK, ihr beiden, ich mag euch auch sehr :sekt: .

L. Boltzmann sagte mal (angeblich): "Wenn die Studenten wüssten, wie man als Prüfer leidet und wie ungern man sie reprobiert, sie würden aus Mitleid mit uns mehr lernen."
Na, dann sag ich doch glatt: Wenn die Herren Physik-Professoren wüssten, wie Frau leidet, und welche Aengste sie auszustehen hatte, würden sie sich mit den paar Formeln zufrieden geben und nie weiter bohren!
So!

Daran ändert natürlich auch die Flasche Rotwein nicht, die du aus dem Keller geholt hast, Hartmut. Du hast sie nicht entkorkt und fachmännisch dekantiert. Da hilft doch die ganze Entropie dem Wein Null und Nix! So!

Wie gut war doch Else Fasol-Boltzmann dran, die Enkelin von L.B., der es sogar gelungen ist, die Mehrheit Boltzmännschen Hieroglyphen zu entziffern.
Ihr wurde die Entropie folgendermassen (von ihrem Vater) erklärt: Wenn ihr in einem Wald die Blätter am Boden zu einzelnen Stapeln von z.B. je 20 Stück ordnet, dann ist dies ein völlig unwahrscheinlicher Zustand. Jeder Windstoss stellt den wahrscheinlichsten Zustand grösster Unordnung wieder her. Die selbständige Umkehrung dieses Vorgangs ist unmöglich.

Also pädagogisch gesehen, war dieser Tipp eher kontraproduktiv, denn wie hat der Vater dann die Kinder zum Aufräumen des Kinderzimmers gebracht, bleibt mir schleierhaft, aber fürs Leben hat das was! Da man ja fast überall Durchzug herbeiführen kann, ist Aufräumen echt für die Katz'. Ja hasst mich ruhig, ich brauche so was *loool*. Ich schenke dafür Hartmut wieder mal ein Jubiläum als Zuckerbrot (hab ich auch hier gelernt :zunge3: ) für unsere virtuellen Friedhofsbesuche, wo wir doch verwandte Seelen sind.

Nun verstehe ich, warum Boltzmann von Selbstzweifeln und Depressionen geplagt war.

Ludwig Boltzmann selbst betrachtete den Zeitpunkt seiner Geburt als Erklärung seiner Stimmungsschwankungen.
Dass er daraufhin von Selbstzweifeln geplagt wurde, überrascht mich nicht, denn wissenschaftlich ist eine solche Erklärung doch auch nicht gerade, oder?

Es ist wohl so: Wer solche Zeichen schrieb wie E = m c^2 oder S = k log W, der hat zumindest Gottes Eingebung verstanden. Gott muss er deshalb aber nicht sein!

Richtig. Muss nicht, aber... *lol* Hartmut, schau dir nur einige der gaaaaanz alten Bilder an, wie wurde Gott dargestellt? Ich sage nur lange hässliche Bärte :haare:

Was aber ganz neu sein dürfte: Herr Boltzmann war ein begnadeter Freund aller Würmer. Leider fand ich nicht, wer diesen Spruch fabrizierte, finde ihn aber genial!

Tritt ein gewöhnlicher Mensch auf einen Wurm, dann krümmt sich dieser. Ludwig Boltzmann tritt auf: siehe, es krümmt sich der Raum.

Einen schönen Sonntag, Hartmut und Muzmuz, wünscht der, von euch gekrümmte Wurm :schmollen
 
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AW: Was fällt euch zu Ludwig Boltzmann ein?

Lieber Hartmut, denkst du wirklich, ich merke nicht, wie du agierst? Zuckerbrot und Peitsche!

Aber, Célinchen, wer wird denn gleich so empfindlich sein! Verglichen mit Herrn F. Nietzsche ("Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht") bin ich doch geradezu harmlos.

Aber so was vergesse ich natürlich nie, notier's in der einen Hirnzellewindung und irgendwann... aber dann!!!

Vor deinem Gedächtnis habe ich wirklich Angst, Céline. Ich weiss, wovon ich rede, denn in deinem Alter hatte ich ein ähnlich gutes Gedächtnis. Was aber die eine Hirnzellenwindung angeht: wenn sie nur lang genug ist, dürfte eben auch eine einzige ausreichen *loooool*.

Wenn die Herren Physik-Professoren wüssten, wie Frau leidet, und welche Aengste sie auszustehen hatte, würden sie sich mit den paar Formeln zufrieden geben und nie weiter bohren!

Ja, meine Frau hat ähnlich gelitten wie du. Noch heute taucht das ganze Grauen ihrer Physikprüfung auf, wenn sie nur den Namen Bernoulli hört!:haare:

Jeder Windstoss stellt den wahrscheinlichsten Zustand grösster Unordnung wieder her. Die selbständige Umkehrung dieses Vorgangs ist unmöglich.

Also pädagogisch gesehen, war dieser Tipp eher kontraproduktiv, denn wie hat der Vater dann die Kinder zum Aufräumen des Kinderzimmers gebracht, bleibt mir schleierhaft,

Also mit dieser Hausfrauenschläue hast du bewiesen, dass du das Wesen der Entropie begriffen hast. Überlässt man ein System (hier Kinderzimmer) sich selbst, dann geht es in den wahrscheinlichsten Zustand (den der Unordnung) über. Die Entropieerniedrigung ist Sache der Autorität des Hausherrn oder der Hausfrau. Pädagogisch gesehen ist die Sache durchaus produktiv: Die Kinder lernen, dass nichts von selbst geht, die Beseitigung des Chaos im Kinderzimmer erfordert "Energie".

Was aber ganz neu sein dürfte: Herr Boltzmann war ein begnadeter Freund aller Würmer. Leider fand ich nicht, wer diesen Spruch fabrizierte, finde ihn aber genial!

Tritt ein gewöhnlicher Mensch auf einen Wurm, dann krümmt sich dieser. Ludwig Boltzmann tritt auf: siehe, es krümmt sich der Raum.

Also die Raumkrümmung hätte ich eher A. Einstein zugeschrieben als L. Boltzmann.

Einen schönen Sonntag, Hartmut und Muzmuz, wünscht der, von euch gekrümmte Wurm :schmollen

Wir latschen doch nicht einfach auf Würmer, Céline, insbesondere nicht auf dich.

Ist ja OK, ihr beiden, ich mag euch auch sehr :sekt: .

Das hebt unsere Stimmung kolossal! Ich mag dich nämlich auch sehr und nehme an, dass Muzmuz auch so denkt.

Eine Woche voll schöner Diskussionen hier im Forum wünscht
Hartmut
 
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