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Wachstum

fusselhirn

Well-Known Member
Registriert
16. Februar 2005
Beiträge
1.705
Hi !

Ich hoffe, ihr könnt mir bei einem kleinen Problemchen helfen.
Kennt jemand die systemtheoretische Definition von Wachstum bzw. gibt es in der Systemtheorie den Begriff überhaupt oder verwendet man dort andere Begrifflichkeiten.

Bin für jede Idee, Anmerkung oder Definition dankbar.

lg,
fusselchen
 
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AW: Wachstum

Hallo fusselhirn!

Ich habe da nur eine Idee:
Wachstum ist auch Entwicklung.
Ein Kind wächst heran und entwickelt sich. Oder besser Wachstum ist ein Bestandteil der Entwicklung.

Grüsse
Pedro
 
AW: Wachstum

Hi Pedro,

erstmal willkommen im Forum, dann danke für Gedanken.

Wachstum ist auch Entwicklung.
Da gebe ich dir recht. Wachstum ist ein aktiver Prozess.

Mit ging es damals um die Wechselwirkung des wachsendem Systems mit anderen System (vielleicht übergeordneten).

lg,
fussel
 
AW: Wachstum

Hallo Fussel !

Ist zwar keine eigene Idee, aber ein Auszug aus meinem Philosophielexikon.

Für den Begriff Wachstum brauche ich selbst keine semantische Definition, diesen Begriff fühle ich.

System (griech. systema, die Zusammenstellung, das Zusammengesetzte). 1. Komplex von Elementen, die miteinander verbunden und voneinander abhängig sind und insofern eine strukturierte Ganzheit bilden (vgl. Struktur); ein geordnetes Ganzes, dessen Teile nach bestimmten Regeln, Gesetzen oder Prinzipien ineinandergreifen. In dieser allgemeinen Bedeutung steht S. in den Einzelwissenschaften für eine Vielzahl unterschiedlichster Zusammenhänge. Eine besondere Rolle spielt das S. in der strukturalen Linguistik (vgl. Strukturalismus). S. meint hier eine Ganzheit von Elementen, die sich zueinander in einem inneren
Abhängigkeitsverhältnis befinden, und zwar so, daß ein einzelnes Element nicht durch sich selbst, sondern nur durch die Unterschiede zu anderen Elementen definiert ist. 2. Die Wissenschaft besteht nicht aus einer Anhäufung von Erkenntnissen; vielmehr läßt sich nach Kant erst dann von Wissenschaft sprechen, wenn ihre verschiedenen Erkenntnisse ein S. ausmachen. S. bedeutet hier die "Einheit der mannigfaltigen Erkenntnisse unter einer Idee" oder einem Vernunftprinzip. In dieser systematischen Einheit, die Erkenntnis zur Wissenschaft erhebt, liegt das eigentlich Wissenschaftliche (Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 860ff.). Das S., als Begründungszusammenhang verstanden, ist das Ziel der wissenschaftlichen Arbeit. 3. In der neueren Philos. mit und seit Descartes steht das Problem im Vordergrund, wie sie sich selbst, wie sie ihren eigenen Ausgangspunkt begründen könne. In diesem Rahmen wird der Begriff des S. als Begründungszusammenhang aufgenommen. Philos. ist Streben nach S. in einem radikalen Sinn: Sie soll einen letzten Grund oder eine begründende Instanz für das menschliche Wissen aufzeigen. Damit will die Philos. zugleich das Fundament der Einzelwissenschaften freilegen. Descartes und seine Nachfolger entdecken den letzten Grund der Erkenntnis im Selbstbewußtsein (vgl. Bewußtsein).

Daß Philos. S. sein müsse, diese Forderung erhebt der dt. Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel) ausdrücklich zum Programm, und zwar auf dem Hintergrund einer Zweideutigkeit innerhalb der kritischen Philos. Kants. Für Kant liegt es im Charakter der Vernunft, nach systematischer Ganzheit zu streben; ob eine umfassende systematische Erkenntnis der Wirklichkeit überhaupt möglich sei, stellt er aber in Frage. Die Idee eines solchen umfassenden Zusammenhangs ist für ihn nur regulativ.
Der philos. S.begriff des dt. Idealismus hat zwei Seiten: Zum einen wird das S. als umfassende Begründung aus einem einzigen absoluten Prinzip entfaltet. Zum anderen gilt die Wirklichkeit selbst als S., insofern das Ganze das Wahre oder Wirkliche ist. Dieser S.begriff besagt also, daß die Wirklichkeit ein zusammenhängendes sinnvolles Ganzes darstellt und, weil sie von einem einheitsstiftenden Prinzip durchdrungen oder geformt ist (dem Absoluten), nur im Zusammenhang verstanden werden kann (s. auch Fichte, Schelling und Hegel).

Seiner Doppelung entsprechend wird der radikale philos. S.begriff des dt. Idealismus in der nachhegelschen Zeit in zweifacher Weise in Frage gestellt. Einerseits weist man die Forderung und die Behauptung zurück, Philos. solle und könne zum S. werden. Wohl bildet die Wirklichkeit für Gott ein S., nicht aber für den Menschen in seiner endlichen Existenz (Kierkegaard). Auf der anderen Seite wird der Begriff der Wirklichkeit als S. gänzlich aufgegeben, und das S. verliert jeden ontologischen Stellenwert. Die Frage nach dem S. wird zur Frage nach systematisierenden, klassifizierenden Verfahrensweisen und nach einem methodischen Prinzip. S.theorie ist eine Theorie über die gemeinsamen S.prinzipien in den verschiedenen Wissenschaften, wobei S. als Komplex von wechselseitig wirkenden Elementen verstanden wird. S.theorie hat insbesondere in der Analyse der Gesellschaft als ganzer ein fruchtbares, aber nicht unumstrittenes Anwendungsfeld gefunden (N. Luhmann u. a.).


Lit.: A. Diemer (Hg.): S. und Klassifikation in Wissenschaft und Dokumentation, 1968. J. Habermas/N. Luhmann: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie - Was leistet die S.forschung?, 1971. I. G. Fichte: Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, 1794. G. W. F. Hegel: Enzyklopädie der philos. Wissenschaften im Grundriß, 1830, §§ 1-18. F. Kambartel: "S." und "Begründung" als wissenschaftliche und philos. Ordnungsbegriffe. In: Ders.: Theorie und Begründung, 1976. I. Kant: Kritik der reinen Vernunft, 2. Abt., 3. Hauptstück. H. Lenk: S.theorie. In: Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe III, 1980. O. Ritschl: S. und systematische Methode in der Geschichte des wissenschaftlichen Sprachgebrauchs und der philos. Methodologie, 1906.

Philosophielexikon/Rowohlt-Systhema

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Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Wachstum

hallo, fussel!

meine meinung zum wachstum und einer bestimmung davon, also wovon es abhängt, habe ich schon im thread "Wissenschaftlicher Fortschritt..." geleistet.

für mich ist bisher wachstum die fortschrittsfunktion nach der zeit abgeleitet, also die zweite ableitung der gesellschaftsdichte nach der zeit. dieser wert ist positiv > wachstum
 
AW: Wachstum

Verursacht ein wachsendes System immer ein negatives Wachstums eines anderen Systems?
 
AW: Wachstum

hallo fussel!

zu deiner frage: nicht unbedingt. das kommt auf verschiedene parameter an und wie sie mit den werten anderer systeme korrelieren.
Das wachstum eines sozialen systems wie z.b. die usa nach dem zweiten weltkrieg beförderte auch das wachstum der brd und anderer west-staaten!
wenn man also bei dipol-problemen bleibt, kann man deine frage teilweise verneinen. wenn man allerdings mulitpol-probleme untersucht, also wie das wachstum eines systems das vieler anderer beeinflusst, dann ist mit einem wachstum eines systems gleichzeitig ein rückgang in einem anderen verbunden.
diese problematik lässt sich aber überbrücken, indem man mehrere kleinerer systeme zu großen zusammenfasst, z.b. das system nato und das system oas und viele andere zum system erde.
diese fragen genauer zu erörtern, bedarf es einer verbesserten systemtheorie.
 
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AW: Wachstum

Sicher wird man mir wieder Größenwahn bescheinigen, aber meine aktuelle Definition ist folgende:

Ein lebender Organismus scheint sich durch eine Art pulsierende Bewegung auszudrücken, die eine unvorhersehbare Rhythmik besitzt (anders als z.B. ein Pendel). Sofern dieses Pulsieren nicht in einem undefinierbar großen Maße gehemmt oder beeinflusst wird, scheint der Prozess automatisch mit Wachstum verbunden zu sein. Jedes ungehinderte Pulsieren, was von einem lebenden Organismus ausgeht, scheint von Wachstum nicht zu trennen zu sein. Im „mythologischen Sinne“ könnte man vielleicht sagen, dass das Pulsieren bereits das Wachstum IST. Das Wachstum scheint nicht zwangsläufig in unserem Verständnis damit einerzugehen, dass das System sich räumlich ausdehnt. Meiner Auffassung nach findet man im „sich ausdehnen“ wieder meine sicht von Liebe wieder. Der Organismus geht auf das äußere zu, vom Zentrum ausgehend...das Zentrum verschmelzend mit dem außen. Vermutlich müsste man sämtliche, auch bislang unbekannte „Bewegungen“ einbeziehen, die der Organismus benutzt, (beispielsweise er kommuniziert), um mit ihr verbunden zu sein. Warum auch immer.

Jede Beeinflussung des Pulsierens, beispielsweise mechanischer Art (der Baum wird abgeschlagen) oder psychischer Art ( der Organismus wird gelenkt...geleitet, gelehrt... ), scheint das natürliche Wachstum zu hemmen, ein ausweichendes Wachstum wird jedoch den Organismus überleben lassen (sekundäre Natur). Der (Laub)-baum treibt dann neue Zweige aus dem Stamm oder das Kind überlebt, trotz gutmeindender Eltern irgendwie. ]


vom fussel: Verursacht ein wachsendes System immer ein negatives Wachstums eines anderen Systems?

Aus meiner Sicht nicht. Eine Zelle kann pulsieren, sich entwickeln und teilen ohne einen anderen Organismus dabei zu verdrängen oder zu schädigen. Bis der Platz zu eng wird. *schmunzel *

Ich kann es mir nicht ganz vorstellen, aber denkbar wäre es, dass unsere Vorstellung von „Wachstum“ das „Werdende“ des Verstandes in das Leben hineindeutet, was dort seinerseits nicht existiert...allenfalls im Pulsieren (Geburt-Leben-Tod und von vorn). Der Verstand vergleicht pausenlos. Vielleicht entwickelt er einfach eine Art Illusion, die dem Seienden ein Ziel beiseite stellt, was das Sein zum Werden macht und damit „Wachstum“ als eine Art Zielrichtung der Bewegung (Pulsation) erkennen will. Mancher würde es Sinn nennen. Aber ist dieses Ziel überhaupt existent? Ich weiß es nicht.

Wir glauben immer, dass Wachstum etwas mit „größer werden“ oder „mehr werden“ oder „mehr wissen“,“ mehr erfahren“ oder „besser werden“ zutun hat. Gäbe es das ohne den vergleichenden Verstand? Könnte etwas besser werden, wenn es keine vergleiche gäbe? Vielleicht ist das Denken der Geburtsort des Wachsens. Vielleicht kennt Leben gar kein wachsen, sondern NUR Pulsieren. Tag Nacht, Sommer-Winter, Geburt und Tod.. Ein alter Mensch wächst vermutlich immernoch...nur kommt das Denken mit dem körperlichen und geistigen Verfall eines alten Menschen m.E. nicht ganz klar. Er wächst nicht im Sinne des steigerns, sondern im Sinne des Pulsierens. Und dort geht es halt leider auch mal zum Tod zurück.

So jetzt wird es etwas wirr....und ich bekomm Kopfschmerzen.
Liebe Grüße
Bernd
 
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