Man sollte "Werkzeuge" an sich nicht einfach verdammen, nur weil sie vielleicht von jemanden missbraucht werden könnten.
Manchmal trage ich - als Koch - in einer verschlossenen Tasche meine Kochmesser herum und bewege mich mit diesen, da auch ich gern nach der Arbeit mal ein Bier trinke, schon mal im Nachtleben. Bislang bin ich noch nie in eine Kontrolle geraten, ich bezweifle aber, dass ich die Polizei ggf. mit dem Argument: "Das sind meine Werkzeuge. Ich bin Koch, kein Messerstecher." so ohne Weiteres abfertigen könnte.
"Missbrauch" ist m.E. weniger der Punkt, eher "Gebrauch".
Praktisch jede neue Technologie ist uns bei ihrem Erscheinen zunächst als
Erleichterung, als
Entlastung verkauft worden. Das könnte sie auch sein, unter der Bedingung, dass wir das Verhalten beibehalten, das wir
vor der Einführung dieser Technologie mit der zugrundeliegenden Sache hatten.
Das ist aber faktisch nie der Fall. Vielmehr
ändert die neue Technologie unser soziales Verhalten. Die Technologie wird zum
Standard und ändert unser Verhalten und nicht etwa umgekehrt.
Man hat uns den Computer, das Handy mit dem Versprechen verkauft, sie würden uns entlasten. Tatsächlich haben diese Technologien aber dazu geführt, das noch weniger Menschen noch hektischer und unter noch mehr Druck arbeiten, um noch mehr umzusetzen und einen geringeren Lebensstandard zu haben.
Technologien, die früher Fans, Nerds und Wichtigtuern vorbehalten waren, sind so sehr zum Standard geworden, dass jemand der sie nicht benutzen kann oder will sich dabei sozial isoliert. Wir haben uns zu
Sklaven dieser Technologien gemacht, sie haben unser
Verhalten geändert.
Wir sind nicht einmal mehr in der Lage, uns ohne Handy in einem Biergarten oder auf einem Volksfest zu treffen. Und wenn mich meine Bekannten mal ein paar Stunden nicht erreichen können, weil ich gerade in einer Bibliothek sitze, dann gibt es anschließend Stunk.