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Vertrauen und Hoffnung

Preuschoff

New Member
Registriert
4. Januar 2007
Beiträge
10
Hallo,
"Vertrauen" und "Hoffnung" liegen dicht beieinander. Aber wie lassen sich diese beiden Begriffe voneinander abgrenzen?
Man kann auf Vertrauen hoffen. Man findet durch Vertrauen wiederrum Hoffnung. Lassen sich diese beiden Wörter überhaupt klar unterscheiden?

mfg
Preuschoff
 
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AW: Vertrauen und Hoffnung

hallo, preuschoff!

für mich besteht der unterschied zwischen beiden begriffen in dem wort, das danach folgt. hoffen hat für mich den klang des rufes nach etwas unbestimmtem, z.b. hoffen auf irgendwas!
beim vertrauen geht es um eine bestimmte person, auf die man sich beruft, z.b. Vertrauen auf jemand bestimmten.
 
AW: Vertrauen und Hoffnung

Grüß dich Preuschoff - willkommen im Denkforum!

Wie lassen sich Vertrauen und Hoffnung abgrenzen? Ich habe es nicht so sehr mit Definitionen, Hoffnung ist eher eine allgemeine positive Erwartungshaltung, Vertrauen bezieht sich oft auf zwischenmenschliche Beziehungen, für manche bedeutet es auch das Gefühl, dass Ereignisse einen positiven Verlauf nehmen werden. Da sind tatsächlich beide Begriffe eng miteinander verbunden.

Ich möchte das Thema ein wenig anders angehen, denn mich interessiert eher der zweischneidige Aspekt, die Ambivalenz mit der beide Begriffe benutzt und auch genutzt werden.
Meiner Meinung nach wird beides, sowohl Vertrauen als auch Hoffnung, gerne auch manipulativ eingesetzt. Und dies nicht nur von der Politik, sondern auch von der Kirche.

Die Erkenntnis, dass der Mensch ein starkes Bedürfnis hat nach Vertrauen und nach Hoffnung, ist sehr alt. Man kannte es in frühen Zeiten und die Feststellung an sich war und ist sicher richtig – nur hat man dies gerne mit einem gewissen Zweck auch eingesetzt - also als Manipulation.

Vielleicht ist es auch eines der großen Verdienste der Säkularisierung, dass der Gedanke des Vertrauens und der Hoffnung in eine höhere Macht, langsam in Frage gestellt wurde - oder wird.
Es kommen mir da assoziativ die Verse von Heinrich Heine im Sinn:

Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben.

Ein neues Lied, ein bess‘res Lied,
O Freunde, will ich euch dichten:
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.​

Welchem Gedanken setzt Heine diese Worte entgegen? Dem Vertrösten, dem Hoffnung machen aber auch dem Vertrauen in ein Glück welches dem Menschen im Jenseits erwartet.

Wenn auch die Verse Heines in erster Linie auf Soziales (oder auch Politisches) zielen, es ist mit Hilfe der Kirche, dass aufs Jenseits vertröstet wurde – und in manchen Religionen findet dies weiterhin statt. Dies der Fall nicht nur in manchen der islamischen Länder, sondern auch in manchen westlichen Kulturen, wie zum Beispiel in den USA in den letzten Jahren – hauptsächlich unter Bush.

Doch der Grundgedanke an und für sich, dass wir ohne Hoffnung und Vertrauen eigentlich nicht gut existieren können, behält seine Gültigkeit.
Nur wird diese Erkenntnis nicht mehr an eine höhere, äußere Macht delegiert – der Mensch selber muss in sich die Quellen für Hoffnung und Vertrauen entdecken.

Diesbezüglich hat mich besonders Boris Cyrulnik* beeindruckt und auch überzeugt – sein langer und schwieriger Weg bis zu seiner Theorie der Resilianz (seelische Widerstandskraft), die er an Hand seiner Forschungen und der psychotherapeutischen Arbeit mit gewesenen Deportierten, später mit Traumatisierten der neueren Kriege (z.B. Bosnien), aber auch der Opfer von Missbrauch und Gewalt, entwickelte.

Hier geht es im großen Ganzen auch um die Wiederherstellung des Vertrauens – eigentlich des Selbsvertauens, um auch um die Hoffnung in den eigenen Kräften.

Gruß von Miriam

*Boris Cyrulnik ist ein französischer Neurologe, Ethologe und Psychotherapeut.

Von ihm sind unter anderem erschienen: "Die Kraft, die im Unglück liegt" und "Ein wunderbares Unglück"
 
AW: Vertrauen und Hoffnung

hallo, miriam!

wenn preuschoff nicht dagegen hat, werde ich auf deine schiene mal aufsteigen. du schreibst, dass hoffnung und vertrauen manipulativ eingesetzt werden kann und hast das auf gott und das jenseits bezogen. das ist gut und richtig. mit deinem zitat hast du dir dann aber selber eine falle gestellt. weil ist dies nicht auch manipulationsanfällige einsetzung von hoffnung auf eine besseres leben im diesseits. es weckt genauso vertrauen auf führer, denen man eigentlich nicht vertrauen sollte, extreme konsequenz: sozialismus und seine versprechungen, deren führern folgen die sympathien der meisten arbeitnehmer zu, aber ihre hoffnungen wurden auch enttäuscht!
 
AW: Vertrauen und Hoffnung

Hallo, bellende Katze,

du meinst wohl das Heinezitat? Das würde ich entschieden verneinen, denn du mußt natürlich den ganzen Versepos "Deutschland - eine Wintermärchen" lesen, um genau die politische Gesinnung von Heine zu verstehen.
Er war ja sooo Regierungsfreundlich in seinen Schriften, dass er im französischen Exil leben musste - übrigens hat man sein Werk danach in Deutschland auch verboten. Und das sicherlich nicht weil er den alten Goethe so geärgert hatte*, sondern weil er ein scharfer Kritiker des damaligen politischen Systems war (es handelt sich dabei um die Restauration).
Übrigens kanns du so manches in Bezug auf seine extrem skeptische Meinung in Bezug auf Deutschland, im Thread "Fluch der Moderne" erfahren.

*Gehört nicht zum Thema, aber ist so schön, dass ich es erzählen möchte. Als Heine in Weimar Goethe besuchte (1924), fragte dieser an was er eben arbeiten würde - darauf der freche Heine: "An einen Faust." Nein vor Obrigkeit oder Berümtheiten hatte er tatsächlich kein Respekt.

Liebe Grüße

der laute Baum
 
AW: Vertrauen und Hoffnung

hallo

ich hoffe im vertrauen auf dich, das du mir hilfst.

soll ein beispiel sein wie ich es definiere.Hoffnung heisst noch eine Chance zu erkennen bzw. zu sehen. Chance zur Besserung, bessere Welt etc.

Man hat also noch einen glauben an diese Sache, von der man hofft das sie eintritt.

Vertrauen ist respekt, treuevoll. Ich vertraue Dir, heisst für mich, ich kann mich auf dich verlassen, du bist mir treu, du bist mein langjähriger Freund, deswegen denke ich, das du das richtigte machst, ich vetraue darauf.

Es ist ein Respektzeugnis, wenn ich zu jemanden sage ich vertraue dir. Vertrauen tut man in erster Linie Menschen die man schon lange kennt Freunde, Eltern, Kindern, Verwandte, Bekannte.

Es hat eine gewisse Stärke, eine Bindung zwischen 2 Personen.

gruss vom Ronald
 
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AW: Vertrauen und Hoffnung

Hallo, bellende Katze,

du meinst wohl das Heinezitat? Das würde ich entschieden verneinen, denn du mußt natürlich den ganzen Versepos "Deutschland - eine Wintermärchen" lesen, um genau die politische Gesinnung von Heine zu verstehen.
Er war ja sooo Regierungsfreundlich in seinen Schriften, dass er im französischen Exil leben musste - übrigens hat man sein Werk danach in Deutschland auch verboten. Und das sicherlich nicht weil er den alten Goethe so geärgert hatte*, sondern weil er ein scharfer Kritiker des damaligen politischen Systems war (es handelt sich dabei um die Restauration).
Übrigens kanns du so manches in Bezug auf seine extrem skeptische Meinung in Bezug auf Deutschland, im Thread "Fluch der Moderne" erfahren.

hallo, guter baum!

ich meinte tatsächlich das heine-zitat. allerdings weiß ich, dass heine sehr regierungskritisch war, er war ja auch der vorreiter des "jungen deutschlands"! das ist mir schon klar. ich glaub auch nicht, dass heine mit diesem zitat genau wusste, was darauf kommen würde, dass es auch fanatische hingabe und hoffnung auf ein paradies in dem diesseits gab. das konnte er auch so nicht. die ganze arbeiterbewegung war noch nicht etabliert zu seiner zeit, auch theoretisch nicht gefestigt.
 
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