Joachim Stiller
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Kritische Anmerkungen zum Begriff der Supervenienz
Beispiel: Das Photo in einer Tageszeitung besteht als Rasterbild aus vielen einzelnen Punkten Ändere ich die Punkte, ändert sich auch das Gesamtbild. Wenn ich aber das Gesamtbild ändern will, muss ich auch die Punkte ändern. Das wäre dann Supervenienz. Kontraintuitiv wäre dann für mich nur das "über" in der Definition. Denn supervenieren nun die Punkte über das emergente Bild, oder superveniert das emergente Bild über die Punkte? Das Abhängigkeitsverhältnis zweier Eigenschaftsfamilien deutet doch gerade auf ein "gegenseitiges" Abhängigkeitsverhältnis hin. Da gibt es keine Über- und Unterordnung. Im
Wiki-Artikel lesen wir:
„Die Grundidee des Supervenienzkonzepts lautet wie folgt: Eine Eigenschaftsfamilie A superveniert genau dann über einer Eigenschaftsfamilie B, wenn es nicht möglich ist, A zu ändern, ohne B zu ändern. Ein Beispiel: Ein Bild hat etwa die Eigenschaft, einen Hasen darzustellen. Diese Eigenschaft lässt sich nicht ändern, ohne die physischen Eigenschaften des Bildes zu ändern. In diesem Sinne supervenieren die darstellenden Eigenschaften über den physischen Eigenschaften des Bildes. Umgekehrt supervenieren die physischen Eigenschaften allerdings nicht über den darstellenden Eigenschaften, da es möglich ist, mit einer anderen Anordnung von physischen Teilchen ein Hasenbild zu erstellen.“ (Wiki)
Und eben das scheint mir en mehr als gefährliches Missverständnis zu ein. Eine Eigenschaft A superveniert nicht "über" eine Eigenschaft B, sondern "mit" ihr. Und in gleichem Maße superveniert dann auch die Eigenschaft B "mit" der Eigenschaft A. So wäre es meines Erachtens korrekt. So ist es jedenfalls intuitiv. Es besteht also immer ein Verhältnis der Gegenseitigkeit...Zumindest für den gesunden Menschenverstand.
Nun dürfte klar sein, dass mentale Zustände grundsätzlich und immer mit den neuronalen Korrelaten supervenieren. Und zwar gegenseitig. Das Missverständnis der Leugner einer solchen (gegenseitigen) Supervenienz ist, dass sie fälschlicher Weise glauben, dass das den Antireduktionismus aushebelt. Und in der Tat wird die ganz offensichtlich zu konstatierende Supervenienz von mentalen Zuständen "mit" den physikalischen Zuständen im Gehirn als starkes Argument für die reduktionistischen Modelle in der Philosophie des Geistes gesehen. Das muss aber gar nichts heißen.
Also: 1. gehe ich in Bezug auf das Argument der Supervenienz sogar noch einen Schritt weiter, indem ich ein Abhängigkeitsverhältnis auf "Gegenseitigkeit" postuliere, und 2. halte ich dieses Argument durchaus nicht für ein Argument allein für irgendeinen Reduktionismus. Ganz im Gegenteil. Ich halte die Supervenienz im Sinne einer von mir postulieren definitorischen Gegenseitigkeit durchaus vereinbar mit dem von mir mindestens vertretenen Geist-Gehirn-Dualismus. Die Tatsache der doppelten Supervenienz ist also nach beiden Seiten offen. Si ist sowohl verträglich mit dem Reduktionismus, als auch mit dem Antireduktionismus.
Joachim Stiller Münster, 2014
Beispiel: Das Photo in einer Tageszeitung besteht als Rasterbild aus vielen einzelnen Punkten Ändere ich die Punkte, ändert sich auch das Gesamtbild. Wenn ich aber das Gesamtbild ändern will, muss ich auch die Punkte ändern. Das wäre dann Supervenienz. Kontraintuitiv wäre dann für mich nur das "über" in der Definition. Denn supervenieren nun die Punkte über das emergente Bild, oder superveniert das emergente Bild über die Punkte? Das Abhängigkeitsverhältnis zweier Eigenschaftsfamilien deutet doch gerade auf ein "gegenseitiges" Abhängigkeitsverhältnis hin. Da gibt es keine Über- und Unterordnung. Im
Wiki-Artikel lesen wir:
„Die Grundidee des Supervenienzkonzepts lautet wie folgt: Eine Eigenschaftsfamilie A superveniert genau dann über einer Eigenschaftsfamilie B, wenn es nicht möglich ist, A zu ändern, ohne B zu ändern. Ein Beispiel: Ein Bild hat etwa die Eigenschaft, einen Hasen darzustellen. Diese Eigenschaft lässt sich nicht ändern, ohne die physischen Eigenschaften des Bildes zu ändern. In diesem Sinne supervenieren die darstellenden Eigenschaften über den physischen Eigenschaften des Bildes. Umgekehrt supervenieren die physischen Eigenschaften allerdings nicht über den darstellenden Eigenschaften, da es möglich ist, mit einer anderen Anordnung von physischen Teilchen ein Hasenbild zu erstellen.“ (Wiki)
Und eben das scheint mir en mehr als gefährliches Missverständnis zu ein. Eine Eigenschaft A superveniert nicht "über" eine Eigenschaft B, sondern "mit" ihr. Und in gleichem Maße superveniert dann auch die Eigenschaft B "mit" der Eigenschaft A. So wäre es meines Erachtens korrekt. So ist es jedenfalls intuitiv. Es besteht also immer ein Verhältnis der Gegenseitigkeit...Zumindest für den gesunden Menschenverstand.
Nun dürfte klar sein, dass mentale Zustände grundsätzlich und immer mit den neuronalen Korrelaten supervenieren. Und zwar gegenseitig. Das Missverständnis der Leugner einer solchen (gegenseitigen) Supervenienz ist, dass sie fälschlicher Weise glauben, dass das den Antireduktionismus aushebelt. Und in der Tat wird die ganz offensichtlich zu konstatierende Supervenienz von mentalen Zuständen "mit" den physikalischen Zuständen im Gehirn als starkes Argument für die reduktionistischen Modelle in der Philosophie des Geistes gesehen. Das muss aber gar nichts heißen.
Also: 1. gehe ich in Bezug auf das Argument der Supervenienz sogar noch einen Schritt weiter, indem ich ein Abhängigkeitsverhältnis auf "Gegenseitigkeit" postuliere, und 2. halte ich dieses Argument durchaus nicht für ein Argument allein für irgendeinen Reduktionismus. Ganz im Gegenteil. Ich halte die Supervenienz im Sinne einer von mir postulieren definitorischen Gegenseitigkeit durchaus vereinbar mit dem von mir mindestens vertretenen Geist-Gehirn-Dualismus. Die Tatsache der doppelten Supervenienz ist also nach beiden Seiten offen. Si ist sowohl verträglich mit dem Reduktionismus, als auch mit dem Antireduktionismus.
Joachim Stiller Münster, 2014