antje
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Dies sind Auszüge aus dem Tagebuch eines Spinners, der nicht weiß, daß seine Gedanken Verworrenheit, Trauer, Scham und Nörgelei ausdrücken. Das wissen nur seine Leser, die er ebenso wenig kennt wie die Normen dieser Welt.
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vom März 1978
Zur Zeit bereite ich meinen Abstieg vor. Ich streiche im Keller einen leerstehenden Raum mit heller Lackfarbe, ohne mich darum zu kümmern, ob die Lackfarbe die Bausubstanz schädigen könnte. Meines Bleibens in diesem Haus wird nicht ewig sein. Und nach mir?
Vor ein altes Vorrats-Regal hänge ich schwere, dunkelrote Samtdecken -, vor das Fensterchen den Rest einer bizarren Gardine. Ich stelle ein Bett hinein, ein fahrbares Tischchen, einen alten Schrank ..., und lege ein paar Decken für meine Hunde am Fußende des Bettes auf den Boden. Ein verstellbarer Gartenstuhl wird mit Lumpen gepolstert, ein Mini-Fernseher zur technischen Überprüfung gebracht, ein Öl-Radiator zum Heizen gekauft.
Sobald alles fertig ist, werde ich den Abstieg vollziehen. Was über mir passiert, bleibt denen überlassen, die dort außer mir noch wohnen. Ich werde ihre Trampeleien ertragen, ihr Gekreisch vor meinem Fensterchen und ihre Telefonate, die bei mir im Keller ankommen und die ich jeweils nach oben an den gewünschten Teilnehmer weiterleite. Möchte ich kontrollieren?
Bin ich ein Aussteiger? Nur ein Umsteiger? Ein Einsteiger in eine andere Welt? Ein Bergabsteiger, dessen Kniegelenke knacken und schmerzen? Ein Übersteiger über Kadaver und vergessene Mitmenschen?
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vom März 1978
Zur Zeit bereite ich meinen Abstieg vor. Ich streiche im Keller einen leerstehenden Raum mit heller Lackfarbe, ohne mich darum zu kümmern, ob die Lackfarbe die Bausubstanz schädigen könnte. Meines Bleibens in diesem Haus wird nicht ewig sein. Und nach mir?
Vor ein altes Vorrats-Regal hänge ich schwere, dunkelrote Samtdecken -, vor das Fensterchen den Rest einer bizarren Gardine. Ich stelle ein Bett hinein, ein fahrbares Tischchen, einen alten Schrank ..., und lege ein paar Decken für meine Hunde am Fußende des Bettes auf den Boden. Ein verstellbarer Gartenstuhl wird mit Lumpen gepolstert, ein Mini-Fernseher zur technischen Überprüfung gebracht, ein Öl-Radiator zum Heizen gekauft.
Sobald alles fertig ist, werde ich den Abstieg vollziehen. Was über mir passiert, bleibt denen überlassen, die dort außer mir noch wohnen. Ich werde ihre Trampeleien ertragen, ihr Gekreisch vor meinem Fensterchen und ihre Telefonate, die bei mir im Keller ankommen und die ich jeweils nach oben an den gewünschten Teilnehmer weiterleite. Möchte ich kontrollieren?
Bin ich ein Aussteiger? Nur ein Umsteiger? Ein Einsteiger in eine andere Welt? Ein Bergabsteiger, dessen Kniegelenke knacken und schmerzen? Ein Übersteiger über Kadaver und vergessene Mitmenschen?