• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

-Super short stories- Folge 5

fuel.

New Member
Registriert
23. Mai 2005
Beiträge
85
-Super short stories-
Folge 5



Vorwort: Die Einleitung liest sich etwas bedeutungschwach, intepretationsarm, übertrieben blumenreich, zäh.
Der Mittelteil besitzt aber einige gute Beschreibungen. Der Schlussteil wurde nur geschrieben, weil mir nichts Brauchbares mehr einfiel und die Sache beendet werden musste. Insgesamt ist es eine Kombination aus Terminator2 und Kafka*.


Wüste

Wir alle haben den Drang in die Wüste zu fahren. In die Wüste der Endlosigkeit, der Einsamkeit des Bewusstseins und hell jeah, der Wüste der einzigen Farbe, des einzig Wahren zwischen Himmel und mir. Da ist nicht nicht viel Platz. Die Wüste mit 40 Grad im Schatten und den 200 Grad unter meiner Schädeldecke. Mein Hirn kocht in der Sonne und ein Dutzend seltsamer Wüstenkäfer läuft mir übers Gesicht. Sie trippeln im Gleichschritt über mein linkes Auge. Siebzehn davon finden den Eingang in meine Stirnhöhle über meine Nase. Sie drücken sich vorwärts, Meine Nase platzt wie ein Stück Gummi im Feuer, Die Nasennebenhöhle dehnt sich wie ein Ballon im Vakuum und als die Käfer mein Gehirn erreichen schwindet auch der letzte Gedanke an sie.

Sie wurden ein Teil von mir. Mit ihrem leichten, trippelnden Schritt zogen sie ein, in meine Realität. Sie sind ich und ich bin sie. Eine Armee von Achtbeinern im stampfenden Schritt in die die letzte Bastion. Immer hatte ich mein Fort geschützt, verteidigt und gehofft, es könnte nicht eingenommen werden. Wie ich hier liege, könnte mir niemand helfen. Neben mir sehe ich kilomerweit nur Sand. Unter mir spüre ich den Druck dessen, was der Gravitation widersteht, hundert Meter Sand. Über mir, was mich hineindrückt. Wüstensonne und fahler Himmel. Der Himmel ist gelb. Ich glaube, das war er schon immer. Schal, wie eine unbenutzte Leinwand. Doch er verliert leider nicht an Gewicht. Nachwievor dräut er über allem Lebendigem. Er drückt auf meine Lungen und meine Glieder, die ich nicht mehr bewegen kann. Ich bin ein Stempelkissen und liege auf Sand.
Ich spüre den immerwährenden Schlag des Lichts auf meiner Haut. Meine Haut schlägt Blasen und ich schreie. Ich verbrenne und nicht mal schnell. Langsam, wie erhitztes Papier in Zeitlupe, wird meine Haut gelb, dann bräunlich um schließlich wie Puffreis erst einzelne Blasen zu schlagen, dann viele. Dann weitere, die meine Arme bedecken, meine Beine daran hindern,sich zu bewegen und schließlcih mein Gesicht zu bedecken. Nun bin ich außerstande ein Wort zu sagen. Meine Lippen wurden in glühender Hitze miteineinader verschweißt. Ich liege da wie ein schmorendes Stück Plastik, die Extremitäten verlaufend in wirren Richtungen und mein Gesicht hat nichts menschliches mehr. Das Fleisch meiner Knochen verdampft in der heißen Wüstensonne. Wie Margarine schmilzt das Fett zwischen meinen Rippen und tropft aus dem Käfig meines Skeletts. Ich versuche mich zu bewegen und jeder Impuls an die restlichen Muskeln meiner Übereste ist wie ein Ruf in diese kochende Wüste der Endlosigkeit. Nutzlos und sinnlos. Unvorstellbar, wie ein menschlicher Körper, einer Kerze gleich, schmelzen kann. Wenn die Temperatur knapp unter 80 Grad liegt und kein Wind weht, dann zerlaufen Proteine und Fett wie Wachs. Meine Haare hatten Feuer gefangen, als ich ich fiel. Nun sind sie mit der Kopfhaut verschmolzen und laufen in einer gelblichen, schweligen Substanz über mein Gesicht. Über meine offenliegenden Wangenknochen und meine Zunge, welche einem ausgedörrderten Ast gleicht.
Ich versuche meinen Kopf herumzudrehen. In der Ferne sehe ich die harte Linie zwischen Himmel und Erde. Weiße Fläche über dem Horizont in der Farbe meiner bleichenden Knochen und darunter die gelbe Endlosigkeit, mit der ich eine Einheit bilde.
Ich verschmolz mit der Wüste der Endlosigkeit und das wars’. Für einen Moment vergesse ich meine Schmerzen und denke daran, wie ich hierher kam, doch der Gedanke verkocht in der Hitze. Meine Oberschenkelmuskeln sind mittlerweile freigelegt und zucken in der Sonne, wie lebendiges Dörrfleisch. Muskelfleisch verliert seine Zähigkeit, sobald sich langkettige Proteine zersetzen. Und wenn sie vertrocknet ihre Festigkeit verlieren, ziehen sie sich zusammen. Muskelkontraktion bei 80 Grad im Schatten. Dann reißen die Bänder und ein lauter Knall hallt durch die Wüste. Als die Bänder in meinen Beinen rissen, spürte ich den Ruck im Unterkörper und sah wie Sand um mich herum aufgewirbelt wurde.
Er schwebte in einer heißen Wolke zu Boden. Ich versuchte die Sonne zu sehen. Doch ich sah nur weiß und gelb um mich herum. Wenn man stark genug an eine Wirklichkeit glaubte, wird sie wahr werden. Doch die Wirklichkeit war schon da. Sie hatte mich gepackt und drückte mich zu Boden, presste den letzten Tropfen Blutes aus meinen zischenden Knochen, einem Geysir gleich lag ich da in der stechenden Hitze der Wüste.
Als der weiße Himmel auf mich zukam, fühlte ich mich wie in einer gigantischen Presse. Eine Presse, welche alles Unwirkliche herauspressen würde. Ich hatte das Ende erreicht, ohne darum gebeten zu haben. Ich war bereit, ohne Frage. Niemand, der in der Wüste liegt, mit blanken Knochen im Sand und Schmerzen jenseits der weltlichen Vorstellungskraft, hätte die Kraft weiterzumachen.
Als mein Gehirn anfing zu kochen, konnte ich noch immer den Himmel sehen. Wie das Weiße immer heller wurde. Die Substanzlosigkeit der Sphäre über mir verdichtete sich über meinem Gesichtsfeld. Immer weißer und heller brannte sie sich in meine Wahrnehmung. Viel mehr war auch nicht mehr übrig um die Geschehnisse wahrzunehmen. Mein Gehirn war eine brutzelnde, bräunliche Masse auf Silikatgestein. Meine Augen platzen wie Popcorn aus einem vertrockneten Schädel und flossen zu meinen Schläfen herunter.

Früher einmal war ich frei, konnte die Distanz wahren und das Gelb nicht in mein Blickfeld geraten lassen. Gelb ist eine schreckliche Farbe. Sie ist hart, heiß und widersteht nichts. Sie steht für das Brennende in der Nacht und das Erstickende am Tage. Umrahmt von trockenem Staub der sich, einem Käfig gleich um meine Brust schnürte. Wie wollte ich doch alles andere: neutrales Grau, duftiges Grün und vor allem das schöne, Vertrauen erweckende Blau. Das Blau des Himmels und der Sicherheit. All das verschmolz in diesem Crescendo der kreischendem Obertöne. Denn Gelb war alles was ich sah, über mir, unter mir und zuletzt auch in mir.
Ich wurde zu einer Farbe. Unendliche Zeiten liege ich im Sand. Keiner würde verstehen können, was mich bewegte oder was mich antrieb. Ich liege im regungslos da. Verblasst im Licht der bleichenden Sonne und ich versande. „Sie kennen diese Spielzeuge aus Plastik, mit denen ihre Kinder spielen. Sie sollten sie anzünden und ihren Rauch einatmen, wenn sie auch nur einen Teil dessen verspüren wollten was mich strafte. Wenn ihnen bewusst wird, daß der Rauch nicht dem taiwanesischen Plastik entweicht , sondern den schreienden Mündern ihrer Geliebten, wenn Flammen und gelber Rauch, schweflig, hart und unaufhaltsam ihre Kehle verrußt, sind sie noch nicht einmal nahe dran.“
Die Rauchschwaden drangen in meine Lunge und hinter meine Augen wie eine Klinge aus brennendem Phosphor.
Die Schmerzen waren schon längst nicht mehr mit Worten beschreibbar, glichen sie doch mittlerweile einem endgültigen Zustand. Einer Umschreibung dessen, was Satans Offenbarung gleicht. Die unendliche Qual von kochendem Fleisch, lodernder Persönlichkeit und verkohltem Bewusstsein getragen auf der Klinge einer plank’schen Einheit. Unendlich kurz und bis ans Ende der Zeit. Die Hölle musste eine Erholung sein, derer ich nicht würdig war. Ich durchlitt Qualen in Raum und in Zeit, deren Ursprung ich mich nicht mehr entsinnen konnte und dessen Ende nur ein abstrakter Begriff war.
Ich lag auf gelbem Sand und über mir der weiße Himmel.



Meine Überreste schmorten im Gestein und über mir presste der Himmel seine gelben, von Logik und Sachlichkeit geprägten Ergebnisse aus sich raus. Ich verging in der Wüste. Trug meinen Körper in die Hitze und lieferte mich aus. Keiner da oder um mich herum, der Trost spendete. Denn das Weiß war über mir und Gelb in mir. Das Gelb der Wüste, des Sands, der Ewigkeit. Der trockene Wind blies Sandkörner in meine Gelenke, welche schon vor Urzeiten vor sich hinrosteten.

Achtuhrdreißig, aufstehen! Ich schreckte hoch, konnte mich aber nicht bewegen. Mein Körper war naß, die Laken klebten an mir und die Bettdecke schnürte mir die Luft ab. Ich konnte nicht atmen. Ich schlug um mich, traf mit dem Ellenbogen das Bettgestell, das daraufhin zu Seite klappte. Ich verlor in meinem Schwung das Gleichgewicht, rollte über die metallene Kante und fiel aus einem Meter Höhe. Keine Ahnung, was ich in diesem Moment träumte, doch als ich mit meiner Stirn gegen das dreibeinige Gestell des Tropfhalters fiel, war ich definitiv wach.
Meine Beine zitterten und als ich Luft holte, verschluckte ich mich und spürte einen warmen Druck in meiner Nase. Als das Blut erst auf den Linoleumboden und dann auf meinen Unterarm schoss, wusste ich, daß ich wach war. Ein simples Bluten aus der Nase konnte ja auch nur ein Produkt der Realität sein.

Röchelnd und um mich schlagend versuchte ich mich in eine aufrechte Position zu begeben. Ich schlug mit dem rechten Arm gegen den Tropfständer und er rollte durch den Raum. Irgendwo zerbrach Glas und ich sog schleimiges Blut in den Rachen. Hustend stand ich auf. Als ich mit wackeligen Knien im Raum stand, muß ich ein erbärmliches Bild abgegeben haben. Zitternd, nicht ganz beieinander, gekleidet in weißen Tüll und mit blutiger Nase. Unwiderstehlich.
So bemitleidenswert es auch war, zumindest war es real. Die Ärzte lassen dich irgendwann aufwachen, um zu sehen, wie es dir ohne Medikation geht.
Ich ging ein paar Schritte auf den Knien, schwankte und fiel seitlich gegen einen Schrank. Als ich aufstand überkam mich ein heftiger Brechreiz. Ich schluckte und Magensäure stieg mir in den Rachen. An dem Schrank hochziehend und mit seltsam bewegenden Beinen schaffte ich es mich aufzurichten.
Ich schlurfte durch den Raum und steuerte auf die Tür zu. Die Türklinke schillerte in bläulichem Licht und ich streckte meinen Arm danach aus. Als meine knöchernde Hand sich um das kalte Metall des Türknaufs schmiegte, beruhigte ich mich für einen kurzen Moment.

Es war real. Friedfertig und ohne Qual. Ich wollte den Türknauf nicht loslassen, spürte ich doch seine kühle, heilende Wirkung. Er war kalt, erfrischend und real. Ich hatte so großen Durst.
Ich brauchte die Tür nur aufzumachen. Dahinter würde ein blauer Gang sein, der in zwei Richtungen verliefe. Egal in welche Richtung ich liefe, es würde dort Wasser geben. Wasser, das ich mir ins Gesicht spritzen würde, kühl und klar, das ich trinken würde wie ein Kamel.
Ich öffnete die Tür.
Neonbeleuchtung und verlassenen Gänge. In scheinbarer Ferne war Husten und Jammern zu hören. Ich torkelte den Gang entlang. Neben mir Türen wie die zu meinen Zimmer. Mit silbernen Klinken und mit Nummern dran. Alles schimmerte bläulich, kalt aber real. Ich ging zitternden Schrittes voran. Die Umgebung verschwamm immer noch, eine Nachwirkung der Medikation. Diese logischen Gedanken konnte ich fassen, ein Patient, das war ich. Eine Medikation für den Patienten, der ich war. Ein behandelter Patient in einer Anstalt. Ich war in der Realität, oder nicht?
Meine Schmerzen hatte ich in meinem Zimer zurückgelassen und ich fühlte mich frei. Frei von Schmerz und Pein. Ich musste in der Realität sein. Ich wollte die kalten Wände küssen und den Boden fühlen. Kalt war er, blau und real. Ich schaute in ein weißes, längliches Licht. Die Enden flackerten in unendlicher Schönheit und ich errinnerte mich an die Neonröhren im Gang. Ich stand in diesem Gang und konnte gehen wohin ich wollte. War es die brachiale Präsenz der noch schwach vertrauten Realität oder die Nachwirkungen des Torazins? Ich war in blauem Licht eingehüllt, das Neonlicht streichelte meine Netzhaut und die kühle Luft erfrischte meine Lungen.
Ich stieß gegen eine Wand des Ganges. War es rechts oder links? Ok, also rechts ist,.. rechts. Und links? Ich tat einen Seitwärtschritt nach links und taumelte, kaum wissend, in welche Richtung als ich die linke Wand des Ganges rammte. Die hellen Flächen der Neonröhren verschwammen in meinem Gesichtsfeld und ich versuchte das Ende des Ganges zu fokussieren. Alles verschwamm und ich unterdrückte den erneuten Brechreiz. Das aufrechte Gehen forderte seinen Attribut und mich prickelte es im gesamten Körper. Meine Beine wurden schwächer und meine Arme schienen wie nicht vorhanden. Ich ruderte mit ihnen, ohne sie zu spüren. Heftig atmend ging ich zu Boden.
Dann packten mich kräftige Hände und ich wurde in die falsche Richtung getragen.

Ich zitterte am ganzen Leib. Nicht zum ersten Mal, denn ich war schon mehrere Male aus meinem Zimmer entflohen. Jedesmal bekam ich danach einen Spezialbehandlung, welche mich endgültig ans Bett fesseln sollte. Damit ich nicht wieder aufwachte. Es würde auch diesmal geschehen. Ich versuchte noch einmal das Blau des Ganges zu sehen. Es gelang mir nicht. Als ich wieder ans Bett gefesselt wurde, verlor sich mein Zittern. Ich wurde ruhig, meine Muskeln entspannten sich und ich konnte nicht mehr aus meinem Zimmer entfliehen, weder konnte ich aufstehen, noch meine Glieder bewegen. Der Raum um mich herum wurde gelb und ich lag auf Sand.

*und fuel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
Zurück
Oben