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Sprachzertrümmerung klein geschrieben

Neugier schrieb:
majanna,

könnten diese umanandahupfaden Texte nicht auch ganz einfach ein
systemnonkonformes Spiel mit eigengeistigen Potentialen ohne Eitelkeitsgepränge sein ?

lg nase


Alles ist möglich! :winken1:


Marianne
 
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eine vergilbte photographie

aber freilich braucht alles sein publikum, um sich ins gewühl zu stürzen. die etceteramäßigen verirrungen bleiben in der schreibenden anonymität wie nebensächliche details als gescheiterte missgeburten an meinen händen kleben, während sich die erinnerungsbilder auf mich stürzen.
eigentlich wollte ich als erzählerin die bühne betreten, um eine geschichte aus der luft zu greifen, die sich zu meiner kinderschlafstätte geschlichen hat, mit einem messer zwischen den zähnen. das wüten innerhalb einer kläglichen sprachlichkeit, die sich eine tätowierung in die seele brennt, weil ich gestern am unteren ende der berggasse vor der buchhandlung einen huflattich habe blühen sehen. dort, wo vor langer zeit klammheimlich der freud durch die gardinen spähte, als sei er ein raubvogel, während am heldenplatz sich die wiener die seelen aus den lungen brüllten. obwohl sie doch nur eine haben.
ja, ich kenne mein wien, wie manche ihre westentasche. und die großmutter am kinderbett sitzend, erzählte von ihrer mutter, die uns fortgenommen wurde und zu rauch ins wolkenlose trieb.
als kind habe ich theresienstadt als rubens höllensturz empfunden, den ich aus den büchern meines vaters kannte. ganz oben, nur mit wippenden zehenspitzen zu erreichen.
morgen, liebe urgroßmutter, gehe ich zum judenplatz, um tränen zu weinen. dann lasse ich eine träne über meine wange mäandern. das kolumbarium, wo zu den ghettozeiten die asche gelagert wurde, ist unter schlamm begraben. so wie andere in die westentasche weinen, so werde ich mich ins leben apportieren. eine vergilbte photographie von dir trage ich noch immer in meinem geldbeutel durch deine stadt, die auch die meine ist. nur die menschen scheinen dich schon lange vergessen zu haben.

Copyright © umananda :jump1:
 
Zuletzt bearbeitet:
wortgestrüpp

alle meine vorstellungen habe ich gleichzeitig eingebüßt und das wortgestrüpp hat sich aus mir herausgeschält, so wie sich die hässlichkeit aus dem schlaf windet und ungeschminkt auf der kloschüssel durch das leicht gekippte fenster über den alleebäumen thronend aus der nacht schlendert. der anblick ist mit tränenstürzen geflutet, so wollte die erinnerung aus dem letzten gestern sich über das waschbecken schwebend einen namen verleihen, der sich, während das gebildete flüstern der burgtheaterbewohner im foyer als brandung die spiegelwände umspülte, wortlos ins gewühl begab, um meinen blicken zu entschwinden. ich habe den namen irgendwo auf eine serviette geschrieben, die nun zwischen speiseresten im kübel auf entsorgung wartet und nur noch der glückliche zufall mir einen wink geben kann. letztendlich hat sich die literatur auch ein besseres ziel ausgedacht als das pausenlose hineinhämmern von niederlagen, die der regen sich als eine losung ins fallen auf die abwesende stirn geschrieben hat, die sich von einer haarsträhne befreien möchte, indem ich mit beiden händen über das gesicht greife.
nun werden die vergleiche kommen und das schicksal als zu gering bemessen. manchmal ist das wortgestrüpp der eigenen empfindung viel näher als jeder andere kunstbeflissene vergleich.

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