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Sollte die Metaphysik überwunden werden oder ist das gar nicht möglich?

Freund der Sophisterei,
nimmt man "Metaphysik" der Einfachheit halber wörtlich
(wie das inzwischen von EarlGrey in Erinnerung gebracht wurde),
dann wird sie sich wohl erst dann überwinden lassen,
wenn unser Verständnis der Realität so umfassend ist,
dass es nichts mehr gibt, das darüber hinausgeht,
bzw. "hinter der Physik liegt".

Davon wären wir aber derzeit noch sehr weit entfernt.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <


Ja ich danke dir für den Hinweis. Bei Nietzsche wird ja Metaphysik zur "Hinterwelt", zu der beispielweise Platon zu Flucht nehmen wollte aus Nietzsches Sicht,

Ein Verständnis von Metaphysik setzt natürlich voraus, dass man auch auch einen Begriff von Physik hat ;) Denn dadurch wird verständlich , was es dann heißt hinter der Physik zu sein.
 
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Um die Frage (Sollte....) beantworten zu können müsste man sich zunächst vorstellen was passieren würde bzw was der Benefit wäre. Danach müsste man abwägen, ob sich der Aufwand und etwaige Nebenwirkungen rechnen, um jenen erwarteten Benefit zu erlangen.
Dies ist Voraussetzung für die Frage. Entweder sind die Voraussetzungen explizit zu erfüllen, oder sie sind a priori selbstredend oder bekannt und unstrittig. Hier aber sind sie nicht erwähnt und (zumindest mir) auch nicht bekannt, was sich der Fragesteller erhofft, falls die Metaphysik überwunden wäre.


Ja das denke ich ist ein guter Punkt. Aber das ist auch wie ich finde schwierig vorstellen, wie es wäre , wenn Metaphysik , bzw. metaphysisches Denken überwunden wäre.. Es gibt aber glaube ich Beispiele aus neuerer Zeit von Denkern, wie so ein "nachmetaphysisches" Denken bzw. Denkgebäude vermutlich aussehen könnte. Man lese halt nur Heidegger, Foucault, Derrida, u.a.
 
"alle menschen streben von natur aus nach wissen" aristoteles.
das lösen von probleme bzw hier das ausfüllen von erkenntnislücken ist als menschlicher trieb selbstbeglückend und benötigt kein weiteres benefiz - ist ähnlich wie bei der sexualität wo der benefiz eines orgasmus oder sexueller betätigung im allgemeinen auch nicht weiter hinterfragt wird.
wir sind also im allgemeinen bestrebt unseren erkenntnishorizont zu erweitern bzw unser sein zu vergrössern. eine methode hier ist das erstellen von logischen wahrheitssätzen. nach wittgenstein sind diese die substanz der "realen welt". so besteht unsere welt aus elementaren gedachten bzw gesprochenen wahrheitsfunktionen - siehe tractatus. gleichzeitig aber sieht wittgenstein auch bereiche die nicht einer logisch-wissenschaftlicher betrachtung bzw bedenkung zugänglich sind. trotz ihrer offensichtlichen existenz (als frage) gilt hier:
ähnlich auch heidegger - wenn er im zusammenhang der metaphysik von überwindung spricht so meint er keinesfalls eine problemlösung nach klassischer wissenschaftlicher art in wahr und unwahr sondern eine problemlösung durch wahl einer anderen geeigneten methodik als der technisch/wissenschaftlichen .
hierzu skizierte er die sinetik als schweigelehre mit ihren mitteln zb der kunst und der mystik.


Ja ich denke auch , dass es beim Menschen eigentlich auch einen Willen zum Wissen gib, der ähnlich wie andere menschliche Triebe ist (die du nanntest). Der Hinweis auf Aristoteles, Heidegger oder Wittgenstein finde ich jedenfalls passend. Diesen Trieb zum Wissen von dem Aristoteles spricht würde ich als einen transzendieren Trieb sehen, da er ja hilft das bisherige (physische) Wissen zu übersteigen.
 
Hinter der Physik stehend wäre also das, was schon Parmenides vor den Sokratikern er- und verdichtete (5):

»4. Wohlan, so will ich denn verkünden (Du aber nimm mein Wort zu Ohren), welche Wege der Forschung allein denkbar sind: der eine Weg, daß [das Seiende] ist und daß es unmöglich nicht sein kann, das ist der Weg der Überzeugung (denn er folgt der Wahrheit), der andere aber, daß es nicht ist und daß dies Nichtsein notwendig sei, dieser Pfad ist (so künde ich Dir) gänzlich unerforschbar. Denn das Nichtseiende kannst Du weder erkennen (es ist ja unausführbar) noch aussprechen.

5. Denn [das Seiende] denken und sein ist dasselbe.

[152] 6. Dies ist nötig zu sagen und zu denken, daß [nur] das Seiende existiert. Denn seine Existenz ist möglich, die des Nichtseienden dagegen nicht; das heiß' ich Dich wohl zu beherzigen. Es ist dies nämlich der erste Weg der Forschung, vor dem ich Dich warne. Sodann aber auch vor jenem, auf dem da einherschwanken nichts wissende Sterbliche, Doppelköpfe. Denn Ratlosigkeit lenkt den schwanken Sinn in ihrer Brust. So treiben sie hin stumm zugleich und blind die Ratlosen, urteilslose Haufen, denen Sein und Nichtsein für dasselbe gilt und nicht für dasselbe, für die es bei allem einen Gegenweg gibt.

7. Denn unmöglich kann das Vorhandensein von Nichtseiendem zwingend erwiesen werden. Vielmehr halte Du Deine Gedanken von diesem Wege der Forschung ferne.«

(http://www.zeno.org/nid/20009262040)

Sein ist Wahrgenommenwerden und denkend wird verbunden, was im Wahrgenommenwerden besteht. Das steht hinter aller Physik und mehr ist auch überhaupt nicht nötig.

Meta ta physika- das hinter der Physik sich befinde, mit Nietzsche gesprochen die "Hinterwelt".

Vielleicht war er ja auch der größte Hinterwäldler, den man so gerade noch der Philosophie zurechnen könnte, denn bedeutsam war er doch eigentlich nur als Religionskritiker, der von seiner pfäffischen Prägung nicht lassen konnte.
 
Hinter der Physik stehend wäre also das, was schon Parmenides vor den Sokratikern er- und verdichtete (5):

»4. Wohlan, so will ich denn verkünden (Du aber nimm mein Wort zu Ohren), welche Wege der Forschung allein denkbar sind: der eine Weg, daß [das Seiende] ist und daß es unmöglich nicht sein kann, das ist der Weg der Überzeugung (denn er folgt der Wahrheit), der andere aber, daß es nicht ist und daß dies Nichtsein notwendig sei, dieser Pfad ist (so künde ich Dir) gänzlich unerforschbar. Denn das Nichtseiende kannst Du weder erkennen (es ist ja unausführbar) noch aussprechen.

5. Denn [das Seiende] denken und sein ist dasselbe.

[152] 6. Dies ist nötig zu sagen und zu denken, daß [nur] das Seiende existiert. Denn seine Existenz ist möglich, die des Nichtseienden dagegen nicht; das heiß' ich Dich wohl zu beherzigen. Es ist dies nämlich der erste Weg der Forschung, vor dem ich Dich warne. Sodann aber auch vor jenem, auf dem da einherschwanken nichts wissende Sterbliche, Doppelköpfe. Denn Ratlosigkeit lenkt den schwanken Sinn in ihrer Brust. So treiben sie hin stumm zugleich und blind die Ratlosen, urteilslose Haufen, denen Sein und Nichtsein für dasselbe gilt und nicht für dasselbe, für die es bei allem einen Gegenweg gibt.

7. Denn unmöglich kann das Vorhandensein von Nichtseiendem zwingend erwiesen werden. Vielmehr halte Du Deine Gedanken von diesem Wege der Forschung ferne.«

(http://www.zeno.org/nid/20009262040)

Sein ist Wahrgenommenwerden und denkend wird verbunden, was im Wahrgenommenwerden besteht. Das steht hinter aller Physik und mehr ist auch überhaupt nicht nötig.



Vielleicht war er ja auch der größte Hinterwäldler, den man so gerade noch der Philosophie zurechnen könnte, denn bedeutsam war er doch eigentlich nur als Religionskritiker, der von seiner pfäffischen Prägung nicht lassen konnte.


Nun wenn man so will , kann man Parmenides als Vor-Sokratiker zur metaphysischen Tradition zählen. Parmenides kann man insofern als metaphysisch ansehen, da er einen Gegensatz zwischen dem Sein und dem Nichtsein aufmacht. Und Metaphysik besteht nach meiner Auffassung in dem Glauben an Gegensätzen (z.B. an gut und böse). Parmenides metaphysische Dimension zeigt sich für mich auch darin, dass er an sowas wie einem Prinzip glaubt, was sich physisch nicht erkennen lässt. Anders : das Sein ist für ihn oberstes Prinzip. Gott im Bereich der religiösen Metaphysik ist ein Beispiel für ein nicht physisches oberstes Wesen, woran auch geglaubt wird.

Gorgias hat in seinem Text über das Nichtseiende sich auf Parmenides eher kritisch bezogen und dessen Annahmen hinterfragt. Gorgias ist somit kein Anhänger einer Seinsmetaphysik.

Nun es kommt ja darauf an wie man zu Nietzsche steht. Meine philosophische Meinung ist die, dass er genialer Denker und aus der Philosophiegeschichte nicht mehr wegzudenken. Nietzsche hat sich ja mit verschiedenen philosophischen Bereichen beschäftigt: z.B. mit Platon und dem Platonismus , der Religionskritik (siehe seinen "Antichrist"). Für mich ist er auf jedenfall ein Philosoph und er spricht ja selbst von seiner Philosophie und dass sein philosophischer Lehrer eben Schopenhauer war. Als "Hinterwäldler" würde ihn so philosophisch nicht einordnen. Er ist nicht nur Religionskritiker, sondern auch Metaphysikkritiker, Dichter und auch politischer Denker, Sprachdenker usw. usf. Er hat über verschiedene philosophische Themen nachgedacht und sich eben mit der antiken Philosophie beschäftigt. Ich denke heutzutage ist sein Ruf als Philosoph unbestritten. Er hat übrigens auch seinen eigenen Begriff von Philosophen und hat darüber nachgedacht , was Philosophie ausmacht. So gesehen kann ich deine Ansicht nicht teilen und mittlerweile ist ja Nietzsche philosophisch anerkannt wie auch Heidegger.
 
Zur Frage einer möglichen Überwindung der Metaphysik zitiere ich mal Heidegger aus den Schwarzen Heften (Gesamtausgabe Band 97, 1940er Jahre, S.131; 2015) in diesem Zusammenhang:

"Die Überwindung der Metaphysik, die seynsgeschichtliche nämlich, nicht irgendeine vermeintliche gelehrtenhafte, auch nicht eine <philosophische> Widerlegung- ist die Überwindung, die seynsgeschichtliche, der Philosophie. Die Philosophie ist zum Ende gegangen. (...) Die Metaphysik ist das Wesen der <Philosophie>; beiden Namen sagen das Selbe, daß hier das Sein wahrlos bleibt, weil nach dem Sein des Seienden gefragt und dieses auf das Sein hin vorgestellt wird. Die Metaphysik ist das Wesen der Philosophie, aber diese ist auch nie das aus dem Seyn ereignete Denken des Seyns selber in den Unterschied. Welche Folgen hat das Ende der Philosophie für einen, der noch als <Philosoph> gilt, von dem man meint, er meine, einzig darnach zu trachten, als ein solcher zu gelten? (...) Das Ende der Philosophie ist der An-fang in das Denken. Das Denken betrachtet nicht die <Welt> , aber es verändert die Welt, indem es ihr erst die Gelassenheit zu ihrer Wahrheit bereitet."

Nun wie mir scheint gibt Heidegger hier auch eine Begründung , warum überhaupt eine Überwindung der Metaphysik aus seiner Sicht erforderlich ist. Die Metaphysik bzw. die bisherige Philosophie so führt er weiter kann nicht das Sein adäquat denken. Und er versucht ja mit seinem "seinsgeschichtlichen" Denken, das Sein auf ädaquate Weise zu denken. Interessant ist wie ich finde, dass er Philosophie und Metaphysik gleichsetzt. Kann man aber so einfach gleichsetzen? Da bin ich nicht so sicher. Jedenfalls scheint mir Heidegger eine nachvollziehbare Begründung zu geben, warum es gilt die Metaphysik zu überwinden.
 
Ist die Philosophie des Philosophen zu dem Ende gegangen, zu dem es denkorganisch kommen kann, ist es ein Ende und zu bestimmen wäre, wieviele davon möglich sind. Zu unterscheiden ist das denkorganisch Seiende in Hinsicht auf die Sinne und da kommen nur die Sinnesideen in Betracht. Von Interesse wäre dann zu wissen, welche überhaupt möglich sind und welche nicht gedacht werden können.

Als Filter kann das folgende Argument dienen.

(x) Von etwas, das nicht existieren kann, kann man keine Ideen haben.

(xi) Abstrakte Ideen wären Ideen von etwas, das nicht existieren kann.

(xii) Also kann es keine abstrakte Ideen geben.

Wie kann man die Gesamtheit dessen, was nicht existieren kann, sicher bestimmen? Das wäre eine sinnvolle metaphysische Fragestellung.
 
Ist die Philosophie des Philosophen zu dem Ende gegangen, zu dem es denkorganisch kommen kann, ist es ein Ende und zu bestimmen wäre, wieviele davon möglich sind. Zu unterscheiden ist das denkorganisch Seiende in Hinsicht auf die Sinne und da kommen nur die Sinnesideen in Betracht. Von Interesse wäre dann zu wissen, welche überhaupt möglich sind und welche nicht gedacht werden können.

Als Filter kann das folgende Argument dienen.

(x) Von etwas, das nicht existieren kann, kann man keine Ideen haben.

(xi) Abstrakte Ideen wären Ideen von etwas, das nicht existieren kann.

(xii) Also kann es keine abstrakte Ideen geben.

Wie kann man die Gesamtheit dessen, was nicht existieren kann, sicher bestimmen? Das wäre eine sinnvolle metaphysische Fragestellung.

Selbsterfahrung wäre für mich das wichtigste Argument, dann filtert sich die Spreu vom Weizen von alleine. (s. Nietzsche)

Ansonsten sind es 'kalte' Konstrukte wie bei Heidegger und fruchten nicht wirklich. Jedenfalls bei mir nicht.
 
Hallo zusammen,
in der Philosophiegeschichte war es ja bisher so, dass es Bestrebungen gab (und gibt), die Metaphysik zu überwinden. Als Beispiele kann man da Nietzsche oder Heidegger ( er spricht glaube ich auch von "Verwindung " derselben; bei den deutschsprachigen Philosophen ) nennen , auf französischer Seite gab es glaube ich soweit ich sehe Bestrebungen diese kritisch anzugehen. Dafür scheint mir als Beispiel der französische Philosoph Derrida in der Tradition von Nietszche oder Heidegger zu stehen, soweit ich sein Projekt der "Dekonstruktion" verstehe. Auf der anderen Seite gibt es einen französischen Philosophen wie Alain Badiou , der glaube ich an sowas wie Metaphysik festhält...Mir scheint daher das französische philosophische Lager eher uneins zu sein...

Was meint ihr (unabhängig davon auf welchen Philosophen man sich bezieht). ist es möglich die Metaphysik zu überwinden, wie das beispielweise Heidegger versucht hat, oder sind solche philosophische Bestrebungen von vornherein eher sinnlos? Bleibt man immer Metaphysiker, auch wenn man versucht das philosophisch zu ändern?

Ich bin gespannt was ihr dazu meint... Und natürlich hängt das auch davon ab, was man unter Metaphysik versteht....

( PS: Zudem sind vielleicht die Sophisten mit ihrer Hinterfragung von Wahrheit eher anti-metaphysisch in Vergleich zu Platon als den sog. Begründer der Metaphysik?)


Hallo Philosophisticus!

Was willst du da eigentlich überwinden?
Das Bedürfnis des Menschen Fragen nach dem Woher, Wohin, Wieso etc zu stellen?
Was soll das bringen?
Entweder man hat das Bedürfnis oder man hat es nicht.
Und wenn man Antworten findet, hört das Bedürfnis von selbst auf - da muss nichts überwunden werden.
 
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Hallo Philosophisticus!

Was willst du da eigentlich überwinden?
Das Bedürfnis des Menschen Fragen nach dem Woher, Wohin, Wieso etc zu stellen?
Was soll das bringen?
Entweder man hat das Bedürfnis oder man hat es nicht.
Und wenn man Antworten findet, hört das Bedürfnis von selbst auf - da muss nichts überwunden werden.

Der Mensch hat aber viele Wünsche, sprich Bedürfnisse. ;)
 
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