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Sind unsere Empfindungen veraltet?

AndreK

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8. März 2015
Beiträge
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Hallo, die folgenden Gedanken sind mir dabei gekommen, als ich Empfindungen aus rein evolutionärer Sicht betrachtet habe. Ich habe mir gedacht, dass ja jede Empfindung nur entstanden ist, weil sie ihrem Träger eine größere Chance verschafft hat sich fortzupflanzen. Wenn man einen Steinzeitmenschen nach dem Sinn des Lebens gefragt hätte, hätte er vermutlich geantwortet, sich fortzupflanzen und seine Gene möglichst weit zu verteilen. Ich bezweifel, dass heutige Menschen das als Sinn ihres Lebens akzeptieren würden und selbst wenn es so wäre, würde uns das vor gewaltige Probleme stellen -> Überbevölkerung. Wenn unsere Empfindungen ja nur dem Zweck dienen einen Lebenssinn zu erfüllen, den wir nicht mehr selbst verfolgen, dann sind unsere Empfindungen ja in gewisser Weise veraltet. Zum Beispiel hat unsere Vorliebe für Süßes in der Steinzeit dazu geführt, dass die Menschen Früchte und bestimmtes Gemüse gesammelt haben, die eine hohe Kaloriendichte hatten. Das hat sie vor dem Verhungern geschützt und die Chance auf Fortpflanzung verbessert. Heute führt unsere Lust auf Süßes dazu, dass wir haufenweise vitaminarme, verarbeitete Nahrung zu uns nehmen die dick und krank macht. Dann ist die Lust auf Süßes doch einfach nur veraltet und unpassend und sogar kontroproduktiv zu ihrem ursprünglichen Ziel. Deswegen kommen mir viele unserer Gefühle leer und ohne jeglichen Sinn vor. Die einzigen Gefühle die mir einfallen, die nicht in dieses Schema passen sind Liebe und Wissensdrang. Wie sind Eure Gedanken zu diesem Thema? Grüße AndreK
 
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Ich seh das nicht so, dass der Sinn des Lebens nur darin besteht, sich fortzupflanzen.
Wozu fortpflanzen, wenn es SONST nix gäbe, was Freude macht? :dontknow:
Wenn es im Leben nur ums Fortpflanzen ginge, hätte es ja gereicht, wenn es einen einzigen Einzeller gäbe, der sich durch Zellteilung vermehrt.
Aber was sollte das wem bringen?
 
Ja, unsere Empfindungen sind in gewisser Weise "veraltet", wenn unser unser kurzlebiger und begrenzter Verstand sie unter dem Aspekt evolutionärer Theorie betrachtet. Die evolutionäre Anpassung hinkt den aktuellen Veränderungen ja naturgemäß hinterher. Also waren Empfindungen schon veraltet, seit es welche gibt.

Außerdem können Empfindungen, Vorlieben und Abneigungen nur gedanklich, nicht aber in der Realität, isoliert werden. Wenn der Konsum von Süßkram jemanden dick, krank und kurzlebig machen würde, hieße das ja noch nicht, daß er/sie deswegen keine oder weniger Nachkommen haben würde.
 
Hallo AndreK !

Ein interessanter Aspekt, den Du hier über das menschliche Gefühlsleben anschneidest.

Nein, ich glaube nicht, dass unsere Empfindungen veraltet sind; wir empfinden auch noch das, was wir am Anfang unserer Evolution empfunden haben. Unser Verstand war aber damals noch nicht voll entwickelt, sodass er - damals - nur einige Empfindungen zuordnen konnte. Heute unterscheiden wir einmal zwischen

Wohlgefühlen (Liebe, Vertrauen, Geborgenheit, Freude, Freiheit, Friede etc) und
unangenehmen Gefühlen (Trauer, Angst, Misstrauen etc.)
Natürlich können wir auch die Triebe (den von Dir erwähnten Fortpflanzungstrieb, Geltungstrieb, Selbsterhaltungstrieb, Nahrungstrieb etc) im weitesten Sinn zu den Empfindungen zählen. Unser Triebleben unterliegt mMn aber anderen Gesetzen als unser Gefühlsleben.

Die konkrete Beantwortung Deiner Frage ist also - nach meinem Empfinden:
Es gibt Empfindungen, die der Mensch mit Hilfe seines Verstandes
  • schon lange zuordnen und bezeichnen konnte,
  • erst in den letzten 200 Jahren erfassen konnte und aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch
  • neue, bis dato unbekannte Empfindungen, die er erst zuordnen muss.
Liebe Grüße

Zeili
 
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