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Seelenleben - über Ich, Es und das Gehirn

Muzmuz schrieb:
neugier:

die extremfälle sind unrealistisch, aber anschaulich und passend wären langgezogene rechtrecke (dünn und lang)
um damit bei dieser veranschaulichung zu bleiben, kann man ein besonders großes rechteck erschaffen, indem man viele dieser langen, dünnen rechtecke (die sich bisweilen überschneiden können) nebeneinander legt

somit wäre das rechteck so lang, wie das spezialistentum ausgereift ist und so breit, wie es die kommunikation erlaubt

Muzmuz,

das Bild das du uns zur Veranschaulichung bietest ist zwar faszinieren - ich weiss aber nicht ob es auch stimmt. Einer meiner spontanen Gedanken: diese nebeneinander liegende Rechtecke, überschneiden sich ja nicht. Und in den Wissenschaften sind Überschneidungen häufig anzutreffen und auch wichtig.

Ich bleibe eher beim Bild von Ernst Peter Fischer:

"Das Beispiel der Münze kann das erklären. Bei der Münze weiß ich, wenn ich auf eine Seite schaue, dass ich eine andere Seite nicht sehe. Aber diese andere Seite gibt es. Der Weg, den ich gehe ist auch dadurch symbolisiert: Gefühl und Verstand sind zwei Seiten einer Münze."

Auch interessiert mich dieses von Fischer aufgezeigte Dilemma, dieses künstliche Weglassen der anderen Seite der Münze, denn ich denke dies ist heute das grosse Problem in der Art wie Wissenschaft betrieben wird.

Mit anderen Worten die ich den Interview das ich zitiert habe, entnehme:

die Synthese von Wissenschaft und Ästhetik, von Begriff und Anschauung ... die Verbindung von Wissenschaft und Kunst...
um auf dieser Weise
das wissenschaftliche Vorgehen um die ästhetische Dimension der Wahrnehmung erweitern zu können.

Was mich ausserdem beschäftigt: sogar im privatem Leben, in ihrer alltäglichen Existenz, scheinen mir die meisten Menschen von diesem Weglassen einer der Seiten der Münze heute geprägt zu sein. Man ist Rationalist - oder aber von Gefühlen geleitet. Beides scheint nicht zusammen zu gehn.

Warum eigentlich nicht?
 
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scilla schrieb:
das ist die gängige Unterscheidung zwischen den beiden Gehirnhälften!

ps

schöner Text von mir zum Thema


Hallo scilla,

dein Text - ich konnte ihn jetzt nur ein wenig überfliegen - interessiert mich sehr. Lass mich etwas pragmatisch (oder kleinlich?) sein: gibt es eine Möglichkeit ihn etwas zu vergrössern? Ich bin in solchen technischen Fragen etwas überfordert, wird wohl an der dafür zuständigen Gehirnhälfte liegen...

Zu deiner Anmerkung betreffend die beiden Gehirnhälften: das ist ja auch was ich ansprechen wollte. Wieso sparen die meisten die eine Gehirnhälfte aus? Die Evolution hat es sicherlich nicht so gemeint: entweder - oder
Und wieder frage ich mich in wie weit wir determiniert sind, keinen freien Willen haben, oder ob wir uns entschieden haben für die eine oder die andere Gehirnhälfte? (Bitte dies nicht zu absolut zu verstehen, es geht hier eher um ein Überwiegen des einen oder des anderen...)

Die Diskussion über zentrale Steuerung, Determinismus und freier Wille ist ja hochaktuell...

mfG

Miriam
 
die Theorie der beiden Gehirnhälften,
sofern sie überhaupt stimmt,
bezieht sich nur auf das Großhirn

ein Stammhirn bzw. das Reptilienhirn ist in unserem Kopf ebenfalls vorhanden

..........


zur Theorie der beiden Gehirnhälften:

Julian Jaynes (The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind) behauptet,
daß die Menschen, die zeitlich vor der der Antike gelebt haben,
im Gegensatz zum modernen Menschen
mit der rechten Gehirnhälfte gedacht haben
und deshalb Götterstimmen gehört haben

Ivanov (rechts und links) behauptet, daß die rechte Gehirnhälfte für das Kino im Kopf zuständig ist.

Ivanov (Indo-European and the Indo-Europeans) fällt auf, daß die Indogermanische Sprache dualistisch aufgebaut ist.

Haarmann (Die Geschichte der Sintflut) behauptet,
daß Menschen vom Schwarzen Meer nach der Sintflut
die Donau hochgezogen sind und eine Kultur mit eigener Schrift entwickelt haben.
Die Indogermanen kamen erst später, brachte eine neue Sprache und führten männliche Götter ein. Die Schrift ging verloren und musste von den Phönizieren? neu erfunden werden.

.........


meiner Meinung führt das Denken mit der linken Gehirnhälfte (Rechtshänder) zu einem Dualismus

der philosophische Versuch, den Dualismus zu überwinden klappt nur im Rückgriff auf das verschüttete Denken der rechten Gehirnhälfte (Linkshänder)

es gibt eine Linie:
Matriarchat - Theater - UrChristentum

die dualistische Linie wäre:
Patriarchat - Mysterienkulte - Kirche

philosophiehistorisch ist auffällig,
daß die extremsten Vertreter des Dualismus
Probleme mit Frauen hatten

.............

Frauen wird nachgesagt,
daß ihre beiden Gehirnhälften stärker miteinander vernetzt sind,
als dies bei den Männern der Fall ist

ich habe in einem anderen thread spekuliert,
daß vielleicht Männer dank ihres 'beschränkten' Hirns die geborenen Spezialisten sind
 
@Muzmuz

Die von mir angesprochene Entscheidung zwischen einem sehr breiten aber seichten, oder einem
sehr tiefen aber schmalen Rechteck, hat sich auf Einzelpersonen bezogen.

Das nahezu explosionsartige Wachstum der Informationsmenge in den verschiedenen Disziplinen lässt es
als unrealistisch erscheinen, dass eine Einzelperson in vielen Disziplinen die ganze Tiefe ausloten kann.

Wir erleben sogar innerhalb einiger Disziplinen eine weitere Spezialisierung,
und das nicht etwa wegen zu eng gefasstem Interesse der involvierten Personen,
sondern aus purer Notwendigkeit zur Bewältigung der Informationsmenge.

Als realistisches "Werdebild" für eine Einzelperson würde ich ein T-förmiges oder ein Π(Pi)-förmiges
Profil bezeichnen, bei dem an ein seichtes sehr breites Rechteck an einer oder zwei Stellen ein schmales
sehr tiefes Rechteck angefügt ist.
Das breite Rechteck stellt dabei die wünschenswerte Kommunikationsfähigkeit mit anderen Disziplinen sicher.


Das wurde bereits einmal gedacht.
 
neugier:

ja, ja....welche geometrische form die einzelfläche hat, darüber lässt sich streiten oder auch nicht....ist auch nicht so wichtig

wichtig ist jedoch zu erkennen, dass die spezialisierung vorhanden ist, dass sie die menschheit als ganzes weiter gebracht hat, und dass es sehr wahscheinlich ist, dass sich die spezialisierung noch weiter ausprägen wird

die schmalen, langen rechtecke überschneiden sich nicht, meinst du
ich denke schon, denn es gibt so gut wie keine disziplin, auf der es nur einen einzigen experten gibt
aber dies ist auch nicht so wichtig

die spezialisierung ist mitunter schon so weit fortgeschritten, dass die meisten menschen einzeln nicht mehr überlebensfähig sind
wer würde ohne zivilisation selbst für nahrung sorgen können ? sich eine unterkunft schaffen ? wer wüsste, was man in der wildnis essen/trinken darf und was nicht ?
und doch ist die spezialisierung für die gesamtheit nützlich

lg,
Muzmuz
 
.

Muzmuz schrieb:
die schmalen, langen rechtecke überschneiden sich nicht, meinst du ...
Der guten Ordnung halber möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Einwand nicht von mir gekommen ist
(da dürfte Beitrag #11 von Miriam gemeint sein).

Davon abgesehen, fahren wir in dieser Frage anscheinend ja ohnehin auf der selben Schiene,
das musste auch wieder einmal gesagt werden.
 
ja, stimmt....das posting war von miriam, das zitat begann mit "neugier:"
das habe ich dann in der eile als name des postschreibers übernommen
sorry für die verwexlung

lg,
Muzmuz
 
Neugier schrieb:
.


Der guten Ordnung halber möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Einwand nicht von mir gekommen ist
(da dürfte Beitrag #11 von Miriam gemeint sein)


Danke dir Neugier,

in der Tat der Einwand kam von mir, wollte dies auch richtig stellen, hatte erst keine Zeit, etc..etc...

Aber da wir nun etwas zurückgreifen in dieser Diskussion - die übrigens m.E. sehr interessant ist:

Nun zitiere ich tatsächlich Neugier:

Das nahezu explosionsartige Wachstum der Informationsmenge in den verschiedenen Disziplinen lässt es
als unrealistisch erscheinen, dass eine Einzelperson in vielen Disziplinen die ganze Tiefe ausloten kann.


Das stimmt natürlich - und nicht dies ist der Schwachpunkt, sondern die Tatsache, dass zu selten diese Erkenntnisse der Einzeldisziplinen zusammengefügt werden, dass es an Bewusstsein (oder Gefühl?) des Gesammten mangelt. M.E. verlieren die Vertreter der Einzeldisziplinen das Gespür für das Ensemble, sie vergessen ihr eigenes Fach genau zu orten.
Es ist ja menschlich zu verstehen, dass jeder für sich den Eindruck hat, oder haben möchte, sich gerade dem Hauptaspekt zu widmen.

Kurz gesagt: Spezialisierung ja, aber bitte nicht vergessen dass Spezialgebiete Teilgebiete eines Ganzen sind.
 
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@ Miriam

Ich habe garnicht den Eindruck, dass der Blick für das Ganze auf breiter Basis verlorengeht.

Sicher gibt es auch Spezialisten, die so stark in ihrem Spezialbereich versinken, dass sie die Fähigkeit
zum Blick über den eigenen Tellerrand verlieren und ihre Kommunikationsfähigkeit auf den allerengsten
Spezialistenkreis beschränkt wird.

Aber solche Spezialisten geniessen nur eine sehr eng begrenzte gesellschaftliche Anerkennung.
Sie werden sehr oft belächelt und als "Fachidiot" qualifiziert. Solche Extremausprägungen gelten
demnach einem gesunden Geist wohl nicht wirklich als erstrebenswert, sie "passieren" ihm eher.

Ich erwarte, dass zwar die Spezialisierung weiter zunimmt (zur Bewältigung der Informationsmenge),
aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit von fachbereichsübergreifenden Sichtweisen und Denkweisen
immer deutlicher in den Vordergrund des Bewusstseins rückt.

Die von mir bereits angesprochenen Kenntnisprofile (T- oder Π-förmig) als Werdebild
sollten diese Erwartung ausdrücken.

Das musste auch einmal mit aller Klarheit gesagt werden.
 
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