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Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

Ralle103

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Registriert
28. Februar 2010
Beiträge
1
Ich arbeite momentan an einem Projekt für unseren Ethikunterricht, über die Religionskritiker Jean-Paul Sartre und Bertrand Russel. Wer die beiden sind, sollte wohl jedem bekannt sein.
Ich selbst bin Atheist, und daher würde ich gerne die Meinung über die Auffassung der beiden über Religion und Ethik vor allem von jemandem hören, der gläubig ist.

Ich greife Mal einfach zwei Zitate heraus, von denen ich gerne hören würde, was ihr darüber denkt:
- "Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst." (Russell)
- "Der Mensch ist zur Freiheit verdammt." (Sartre)
 
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AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

Ich bin zwar nicht gläubig im Sinne einer der vorhandenen Religionen oder anderer profaner Glaubens-Systeme, möchte aber dennoch etwas zu den beiden Zitaten sagen/schreiben:
1) Zu B. RUSSELL:
Ich denke, dass das wahr ist! Allerdings ist es auch ein alter Hut, denn F. NIETZSCHE hatte schon vor Russell differenzierte tiefenpsychologische Analysen z.B. zum sog. "Christentum" vorgelegt!
Letztlich ist es wohl die existenzielle Angst, nichts zu sein:
a) im sog. "kleinen Tod" (wie die Franzosen auch den Orgasmus nennen)
b) im "großen" (biologischen) Tod.
2) Zu J.P. SARTRE:
Diesen Satz habe ich noch nie verstanden:
Was hat die Möglichkeit, wählen/Entscheidungen treffen zu können, mit Verdammnis zu tun :confused:
Vielleicht wird der Satz vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges verständlich, in dem der französische Existentialismus entstanden ist:
Wahrscheinlich waren die Widerstandkämpfer gegen die Hitler-Besatzung oft nur in der Lage, zwischen Pest und Cholera wählen zu können - und wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass einer der großen Romane von A. CAMUS "Die Pest" heisst!
Gruß, moebius
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

Aber es gibt noch einen anderen Tod: Der gewöhnliche Tod ist das Ende des Lebens.Während man lebt stirbt man nicht.Dennoch kann man von Tod sprechen während man lebt: Das absolute Dilemma, der absolute Widerspruch, die absolute Qual, die absolute Krise, die Hoffnungslosigkeit.....
Wer diesen absoluten Tod gestorben ist und danach auferstanden, wird beide Zitate widersprechen. Ich kenne diese Erfahrung, es ist eine Befreiung von der Angst, eine große Kraft, und wenn ich in diesem Zusammenhang von Glaube spreche, dann aus dem einzigen Grund, daß es nicht logisch begründbar ist, eben eine göttliche Erfahrung.
M.E. wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Sartres "Bewußtsein und Selbsterkenntnis" hat mir übrigens sehr geholfen, diese Erfahrung zu "entschlüsseln".
Ich habe es für mich folgendermaßen benannt:
Ich bin
Ich bin in der Beziehung zum Ganzen
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

M. E. macht die Aussage Sartres, dass der Mensch zur Freiheit verurteilt sei (es wird heute m.W. nicht mehr mit "verdammt" übersetzt) schon Sinn, denn es bedeutet, dass der Mensch für sein Dasein keinerlei Vorgaben hat, dass er sich entscheiden und wählen muss (und das macht vielen Angst - jedenfalls beobachte ich um mich herum sehr viele Menschen, die mit ihrer Freiheit nichts anfangen können - ); diese Form der Freiheit bedeutet nämlich, Verantwortung zu übernehmen (wer macht das heute schon), eine Konsequenz in sein Dasein zu bringen, die auch sicher Angst machen kann.

Russells Zitat markiert sicher eine Grundbefindlichkeit moderner Existenz. Ohne die Angst vor dem Tod würden wir uns zu keiner Aktivität aufraffen können; Religionen machen sich diese Angst noch zusätzlich zunutze, weil dahinter ja noch die Verdammnis stehen kann (wenn man's denn glaubt, dass es "danach" noch etwas gibt).

Insgesamt finde ich aber auch, dass es ganz andere Denker gibt, die sehr viel gründlicher die Religionen auf den Prüfstand gestellt haben ( Nietzsche wurde erwähnt, Feuerbach und Marx gehören sicher auch dazu).
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

....
1. Ohne die Angst vor dem Tod würden wir uns zu keiner Aktivität aufraffen können;....
2. Insgesamt finde ich aber auch, dass es ganz andere Denker gibt, die sehr viel gründlicher die Religionen auf den Prüfstand gestellt haben ( Nietzsche wurde erwähnt, Feuerbach und Marx gehören sicher auch dazu).

Zu 1.:
Könnte nicht auch das Gegenteil wahr sein:confused::dontknow:
Zu 2.:
Und S. FREUD nicht zu vergessen!
moebius
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

Ich arbeite momentan an einem Projekt für unseren Ethikunterricht, über die Religionskritiker Jean-Paul Sartre und Bertrand Russel. Wer die beiden sind, sollte wohl jedem bekannt sein.
Hallo Ralle,
mir sind die Namen der Beiden bekannt und wohl das eine oder andere Zitat.
Ich werde deswegen nur auf die beiden Zitate hier eingehen und was mir dazu einfällt.
Ich selbst bin Atheist, und daher würde ich gerne die Meinung über die Auffassung der beiden über Religion und Ethik vor allem von jemandem hören, der gläubig ist.
Da muss ich immer schon ein bisschen innerlich grinsen, wenn mir jemand so etwas bekennt. Es kommt bei mir wie ein Glaubensbekenntnis, in dem ich den Wunsch erkenne sich von dem allgemeingültigen abzugrenzen und eine eigene Definition für das eigene selbstständige Denken zu finden. Für einen jungen Menschen eine unabdingbare Notwendigkeit um erwachsen zu werden.
Ich persönlich mache mir öfter mal den Spass, das ich dann antworte: "Sie brauchen nicht an Gott zu glauben. Ich glaub es für Sie mit. Sie können allerdings keinen einzigen Atemzug tun ohne Gott."
Dann fühlt sich der eine oder andere Mensch vereinnahmt. Vernünftige Menschen allerdings können dann mit mir sofort weiter nach den Lösungen suchen für die Probleme die gerade anstehen.
Ich greife Mal einfach zwei Zitate heraus, von denen ich gerne hören würde, was ihr darüber denkt:
1.- "Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst." (Russell)
2.- "Der Mensch ist zur Freiheit verdammt." (Sartre)

1. Naja, wenn das so ist und Religion eigentlich Bindung an... bedeutet. Dann ist einfach zu überprüfen, woran der Mensch sich gebunden fühlt und wovor er Angst hat innerhalb dieser Bindung.
Angst entsteht auch bei sensiblen Menschen denen plötzlich die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit klar wird. Da hilft dann nur die Erkenntnis, dass es gut ist so wie es ist.
Ansonsten klingt der Satz sehr nach mangelndem Urvertrauen und da stecken wir schon seit Adam und Eva drin und dem Glauben an einen Gott, der Erkenntnis verbietet. Erkenntnis hat allerdings immer etwas mit Liebe zu tun und die wird heute ganz oft noch mehr gefürchtet, als der:teufel2: das Weihwasser fürchtet.

2. Ebenso zur Freiheit verdammt. Das ist ein Widerspruch in sich. Entweder bin ich befreit oder verdammt beides zusammen geht ganz einfach nicht. Ich würde es deswegen eher übersetzen zur Verantwortung verpflichtet. Aber das ist mein Lebensthema.
Ich habe aber bei aller Verantwortung und Freiheit regelmäßig die freie Entscheidung, alles was mir begegnet als eine interessante Aufgabe, die ich gerne lösen will oder als eine Problem und ungeheure Belastung anzusehen. Selbst Sisyphus der immer wieder einen schweren Stein den Berg herauf rollen musste und der ihm immer wieder runter rollt, kann sich frei fühlen, wenn er sich umdreht und den Berg wieder herunter geht.
Wenn es heißt, dass die Wahrheit uns frei mach, dann kann sie auch erst einmal erschrecken und wehtun. Aber das sind Erscheinungen, die vorbeigehen und bleiben wird der Glaube, jemand das Glas halb leer oder halb voll sieht. Das ist die freie und einzige Entscheidung die jeder Mensch immer wieder neu in seinem Leben treffen kann.
Wer die Kleinigkeiten in seinem Leben ernst nimmt und liebevoll löst, der wird immer mehr eine beglückende und zufriedene Freiheit entdecken und entwickeln.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

Meine Art Sartre zu lesen und zu verstehen!!

Verurteilt (verdammt) frei......... In die Welt geworfen, ohne mein zutun und
dadurch frei, denn was oder wie auch immer ich bin, wie immer ich handle oder
auch nicht, ich bin für all das selbst verantwortlich, denn ich könnte ja auch
anders. Und jene Freiheit zu Sein, mein eigener Entwurf sein, diese Freiheit
werde ich mein Leben lang nicht mehr los.

meint m.f.g. plotin
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

Zu 1.:
Könnte nicht auch das Gegenteil wahr sein:confused::dontknow:
Zu 2.:
Und S. FREUD nicht zu vergessen!
moebius

... ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgendetwas noch zielstrebig verfolgt, wenn man weiß, man hat eh unbegrenzt Zeit ...

Ja, meine Liste war keineswegs vollständig, nur eine Andeutung...
 
AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

... ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgendetwas noch zielstrebig verfolgt, wenn man weiß, man hat eh unbegrenzt Zeit ...
....

Hat der Mensch überhaupt die Zeit:confused: Oder hat die Zeit den Menschen:confused::dontknow:
Und ist Zeit nur die chronologische, mit Uhren messpare Uhr-Zeit :confused:
Schöne Grüße von MOMO, Kassiopeia und Meister HORA - und natürlich von Meister EINSTEIN:
www.helmut-hille.de/carnap.html
moebius
 
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AW: Religionskritik - Jean-Paul Sarte und Bertrand Russell

M. E. ist Zeit eine Erfindung des Menschen, außerhalb des humanen Bereichs gibt es sie nicht, da gibt es nur Prozesse und Abläufe, die ungemessen und unerkannt bleiben...
 
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