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Religion und Sexualität

Dann bleibe ich doch lieber beim Kategorischen Imperativ.

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Philosophisch gesehen ist das sicher ganz gut, praktisch ist es nicht, denn es setzt einen anderen Menschen voraus. So sind auch die Rassengesetze eben genau Gesetz geworden, weil das so gewollt war. Frauen werden nach geltendem Recht gesteinigt, weil es so gewollt ist und allgemeines Gesetz wurde. Ist das ausreichend zur Regelung gesellschaftlicher Situationen?

Der kategorische Imperativ ist gut und wurde schon von Plato mit den universellen Werten angedacht. Er ist aber untauglich, wo „normale“ Menschen vor Entscheidungen stehen und er ist immer dann untauglich, wo die Masse sich gegen eine Minderheit wendet und dies auch jederzeit in allgemeinen Gesetzen manifestieren würde.

Deshalb haben wir detaillierte Gesetze und selbst die verstehen die meisten nicht.
 
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louiz30 schrieb:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Philosophisch gesehen ist das sicher ganz gut, praktisch ist es nicht, denn es setzt einen anderen Menschen voraus. So sind auch die Rassengesetze eben genau Gesetz geworden, weil das so gewollt war. Frauen werden nach geltendem Recht gesteinigt, weil es so gewollt ist und allgemeines Gesetz wurde. Ist das ausreichend zur Regelung gesellschaftlicher Situationen?

Der kategorische Imperativ ist gut und wurde schon von Plato mit den universellen Werten angedacht. Er ist aber untauglich, wo „normale“ Menschen vor Entscheidungen stehen und er ist immer dann untauglich, wo die Masse sich gegen eine Minderheit wendet und dies auch jederzeit in allgemeinen Gesetzen manifestieren würde.

Deshalb haben wir detaillierte Gesetze und selbst die verstehen die meisten nicht.

Im Sinne von "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu" fange ich eher etwas damit an. Das setzt allerdings voraus, dass man sich als zur Allgemeinheit gehörig fühlt und sich nicht ausnimmt. Nämlich zu der Allgemeinheit, die die praktische Umsetzung dieses Gesetzes "ausbaden" muss.

Meine Handlungen betrachte ich damit aus dem Blickwinkel des anderen. Ich will sicher nicht gesteinigt werden, damit kann ich mir auch vorstellen, dass es ein anderer auch nicht will.

So wie du das beschreibst, louiz, ist der Gesetzgeber aus seiner Sicht nicht zu der Gruppe gehörig, für die diese Gesetze gelten, sondern er stellt sich drüber. Deine Formulierung "weil es so gewollt ist und allgemeines Gesetz wurde..." weist auf eine dubiose Allgemeinheit hin, die nicht greifbar ist. Aber Gesetze werden von einzelnen Menschen ausgetüftelt und erlassen, die sich hinter dieser dubiosen Allgemeinheit verstecken um nicht angreifbar zu sein.
Das geschieht auch in Religionsgemeinschaften. Wobei hier die dubiose Allgemeinheit "Gott" genannt wird.

Und hier kommen auch die Moralisierer ins Spiel - sie sind diejenigen, die den anderen sagen, wie sie es richtig machen sollen. Aber sie vergessen, sich dabei auch miteinzubeziehen. Sie stehen drüber und urteilen, d.h. sie sehen sich selbst und ihre Rolle, die sie sich anmaßen, gar nicht.

herzlich
lilith
 
Lilith, zunächst alles Gute zum Geburtstag!

Stimme dir weitgehend zu, wobei ich die Sache mit der dubiosen Allgemeinheit nicht ganz nachvollziehen kann. In der Regel zumindest spiegeln die Gesetze einer Gesellschaft auch den Willen der Allgemeinheit wider. Somit ist hier jeder angesprochen.

Eine geistige Landschaft wird durch jeden Einzelnen geschaffen und wenn es allgemeines Gedankengut wird, dann findet es letztlich Eingang in die Gesetze. Auch wenn der Einzelne meint, er sei daran nicht beteiligt, so ist er es eben doch.

Ich will nur sagen, dass eine allgemeine Formel nicht ausreicht und man den Menschen einfache Grundregeln mitgeben muss. „Du sollst nicht töten“ ist zwar einfach zu verstehen und doch werden hunderte von Ausnahmen konstruiert. Wie „durchlässig“ ist dann ein kategorischer Imperativ?

Menschen werden nur durch die Gesellschaft und die darin verankerten Werte in ihrem Verhalten geprägt und Gutes kommt nur durch entsprechende gesellschaftliche Werte. Verliert man diese Grundlage, dann ist auch dieses Wertesystem nicht mehr vorhanden.
 
Zeilinger schrieb:
Ich kann die 100 Euro leider nicht annehmen; wenn ich einmal nach Bremen komme, kannst Du mir allerdings ein Bier zahlen.
Klar, das mache ich doch gerne! :bier:
Die Wahrheit - riechst Du sie, siehst Du sie, hörst Du sie oder fühlst Du sie ?
Tja. Als Atheist und Wahrheitsbekenner glaube ich eben auch an Dinge, die nicht sinnlich - also unmittelbar - erfahrbar sind, sondern über den Umweg der logischen Ableitung.
In der Wissenschaft wird aber stets dem Zweifel ein Platz eingeräumt. In ihr muss man zu jeder geschriebenen These die "Ceteris-Paribus-Klausel" mitdenken, die "unter angenommenen Bedingungen" aussagt.

Gysi
 
Gysi schrieb:
Tja. Als Atheist und Wahrheitsbekenner glaube ich eben auch an Dinge, die nicht sinnlich - also unmittelbar - erfahrbar sind, sondern über den Umweg der logischen Ableitung.
Mit diesem Satz steigst Du in meiner Achtung; nicht wegen des Wortes "Atheist", sondern weil Du - meines Wissens das erste Mal - dem Glauben an und für sich einen Platz einräumst. Bis jetzt machtest Du mir eher den Eindruck, Du willst nur mit dem Verstand allein die Welt retten.

In der Wissenschaft wird aber stets dem Zweifel ein Platz eingeräumt. In ihr muss man zu jeder geschriebenen These die "Ceteris-Paribus-Klausel" mitdenken, die "unter angenommenen Bedingungen" aussagt.
Hättest Du nur einen nicht-fanatischen Vertreter des Klerus in Deinem Leben kennengelernt, so wüsstest Du, dass es auch unter den Religionsvertretern (sage ich einmal generell ohne Spezifikation auf das Christentum) Menschen gibt, die offen zugeben, dass sie auch zweifeln. Den Zweifel betrachtet man als Herausforderung und nimmt ihn in Angriff oder man geht langsam aber sicher an ihm zugrunde. Kennst Du einen (tauglichen) link zur "Ceteris-Paribus-Klausel" ? Ich lese diesen Begriff das erste Mal.

Gibt es da nicht eine Brücke zur Theologie ? Kann man nicht auch sagen: Man will (unter anderem) das 7. Gebot halten, weil es einen allmächtigen Gott gibt, der mich im Sündenfall irgendwann einmal bestraft, egal, wie fähig die irdische Polizei und Gerichtsbarkeit ist ? Halten wir uns da nicht auch "unter angenommenen Bedingungen" zurück ?

Liebe Grüße

Zeili
 
Zeilinger schrieb:
sondern weil Du - meines Wissens das erste Mal - dem Glauben an und für sich einen Platz einräumst. Bis jetzt machtest Du mir eher den Eindruck, Du willst nur mit dem Verstand allein die Welt retten.
Ich habe immer explizit gesagt, dass Glaube da ist, wo man wissen will und nicht wissen kann. Aber Glaube ist generell gepaart mit Zweifel. Der Glaube, der sich über jeden Zweifel erhaben wähnt wendet sich von der Wirklichkeit ab. Der Glauben aus Wissensmangel sollte aber auch ein Ergebnis (der logischen Ableitungen) des Verstandes sein.

Kennst Du einen (tauglichen) link zur "Ceteris-Paribus-Klausel" ? Ich lese diesen Begriff das erste Mal.
Ist so ein Grundsatz der Wissenschaftstheorie: http://de.wikipedia.org/wiki/Ceteris_paribus

Gibt es da nicht eine Brücke zur Theologie ? Kann man nicht auch sagen: Man will (unter anderem) das 7. Gebot halten, weil es einen allmächtigen Gott gibt, der mich im Sündenfall irgendwann einmal bestraft, egal, wie fähig die irdische Polizei und Gerichtsbarkeit ist ? Halten wir uns da nicht auch "unter angenommenen Bedingungen" zurück ?
Ja, gewiss. Nur sind diese Bedingungen alles andere als bewiesen, und im Vergleich aller Erfahrung auch nicht glaubwürdig. Es gibt doch alternative Erklärungen, die einfach schlüssiger sind.

Gysi
 
scilla schrieb:
um sich von der Pornographie abzuheben
kann man komplett auf den Eros verzichten
oder die Erotik zelebrieren (auf Gemälden, im Ballett, am FKK-Strand)

Ist es möglich, daß Dir FKK nur zufällig in die Aufzählung gerutscht ist? Was ist an einer 70jährigen so toll erotisch? Auch wenn sie Federball spielt, manches schwabbelt und hüpft? Ich kenne FKK mit ausschließlich Foto - Modellen nicht......
Was Religionen gegen Sex haben? Falsche Frage! Das Christentum, besonders die katholische Variante, IST sexfeindlich! Wenn ich mir das Jenseits im Islam mit den Huris (NICHT Huren!!), den 4 Ehefrauen vorstelle sehe ich nicht wirklich die Sexfeindlichkeit.:blume1:

Buddhismus und Hinduismus als Sexfeindlich zu bezeichnen ist wohl nicht möglich! Sieh Dir mal die Tempel an. Tantra, das BEIDE kennen ist zwar nicht die >exotische Bumsmethode< als die sie im Westen verkauft wird, HAT aber AUCH Sex als Bestandteil.....

Es gibt nach meiner Meinung, zwei Erklärungen, wenn Du die Religionsgründer nicht für die Fehler und Machtgelüste der Nachfolger verantwortlich machst!

Macht läßt sich so schön ausüben, wenn man etwas verbietet, und dann sagt, ICH bin der jenige, der dich von dieser Sünde erlösen kann... :teufel2: Besonders wirksam ist es natürlich, wenn sogut wie JEDER in diese Falle stolpert!! Essen, Trinken und Atmen wäre noch zielführender, aber da ist die Absicht zu vordergründig....:wut1:

Die andere Variante: Sprituelle, mystische, esoterische Erfahrungen werden in besonderen Geisteszuständen gemacht. Diese KANN man über den Körper unterstützen. Fasten, Erschöpfung (tanzende Derwische!!) Rückzug in die Einsamkeit gehören dazu. Bei MANCHEN, bei denen der sexuelle Druck groß genug ist, kann auch der totale Sex-Verzicht zu aussergewöhnlichen Erfahrungen führen.

MEINE Meinung: Sexverzicht als Weg zur Spiritualität gefällt mir noch immer besser, als LSD oder CO² "Narkose" mit Plastiksack über dem Kopf....

Vielleicht ist ja was dabei für Euch?
 
Gysi,

Zitat von mir:
Gibt es da nicht eine Brücke zur Theologie ? Kann man nicht auch sagen: Man will (unter anderem) das 7. Gebot halten, weil es einen allmächtigen Gott gibt, der mich im Sündenfall irgendwann einmal bestraft, egal, wie fähig die irdische Polizei und Gerichtsbarkeit ist ? Halten wir uns da nicht auch "unter angenommenen Bedingungen" zurück ?

Ja, gewiss. Nur sind diese Bedingungen alles andere als bewiesen, und im Vergleich aller Erfahrung auch nicht glaubwürdig. Es gibt doch alternative Erklärungen, die einfach schlüssiger sind.
Ich will angenommen und bewiesen nicht gleichsetzen.

Zeili
 
Sunnyboy schrieb:
Hallo an alle.

Im Zusammenhang mit Religion ist mir heute wieder eine Frage eingefallen, die ich mir schon oft gestellt habe:

Warum haben soviele Religionen eine extreme Einstellung zur Sexualität?

Bei den einen darf man nicht vor der Ehe den Geschlechtsverkehr ausführen, bei den anderen darf man selbst wenn man verheiratet ist nur in bestimmten Stellungen miteinander schlafen (echt wahr, die Missionare in der Südsee haben den eingeborenen erzählt, dass nur die Missionarsstellung die einzig gottgefällige Stellung sei, daher der Name.), die andern haben etwas gegen Homosexualität. Bei anderen Religionen gehörten wiederum sexuelle Feste zu ihrer Religion (Beispielsweise das Erntefest der Kelten, ich glaube es war Beltane, bin mir aber nicht sicher.).

Warum können manche Religionen nicht einfach nur sagen: Solange ihr niemanden schadet könnt ihr in euren Schlafzimmern tun und lassen was ihr wollt?

Was denkt ihr darüber?

Mfg,
Sunnyboy

Hat doch alles nichts mit religion zu tun sondern beruht auf den moralischen werten einiger religiösen Führern.Vor kurzem sprach sich der papst gegen die Schwulenehe aus!ich denke das Christ sein toleranz beinhalten sollte.Zumal die Schwulen sich doch sowiso in einer nichsagenden Minderheit befinden und praktisch nur am CSD Ihre Existens zu vermitteln in der Lage sind.
 
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Jamguy schrieb:
Hat doch alles nichts mit religion zu tun sondern beruht auf den moralischen werten einiger religiösen Führern.Vor kurzem sprach sich der papst gegen die Schwulenehe aus!ich denke das Christ sein toleranz beinhalten sollte.Zumal die Schwulen sich doch sowiso in einer nichsagenden Minderheit befinden und praktisch nur am CSD Ihre Existens zu vermitteln in der Lage sind.

Vertu dich da mal nicht, von wegen Minderheit.
Es gibt mehr Homosexuelle, als du dir vorstellen kannst. Um mit den Worten des Berliner Bürgermeisters zu sprechen: Und das ist gut so!!!
Und wenn sie auch nur am CSD ihre Präsenz zeigen, was sowieso nur die Schwulen tun, die ihr "Andersein" einfach mal zur Schau stellen wollen, dann vergiss nicht all diejenigen, die seit vielen Jahren in einer festen partnerschaftlichen Beziehung leben und keinerlei Aufhebens davon machen.
Homosexuelles Gehabe empfinde ich genauso störend, wie heterosexuelles Geknutsche, das in der Öffentlichkeit demonstriert wird.

Fruchtbarkeitsfeste, wie Beltane, haben seit langem Bestand und niemand, der sie nicht miterleben durfte ( ich durfte) , weiß, wie sie sich wirklich abspielen. Mit Homosexualität haben sie überhaupt nichts zu tun, und zum Glück auch nicht mit den Gesetzen der Kirche.

Mein Gott, nehmt doch die Homosexualiät nicht immer als Aufhänger dafür, dass die Kirche mit der gesamten Sexualität auf dem Kriegsfuß steht.
Gerade die alten Religionen gehen mit der Sexualität ganz anders um. Sie mit den christlichen der heutigen Zeit zu vergleichen, ist absoluter Humbug, weil Monotheismus bei den alten Religionen keine Rolle spielte.

Die heute noch in vielen Köpfen vorherrschende Ablenhnung der Homosexualität beruht ganz sicher nicht auf der Lehre der Kirche, sondern einfach auf den Glauben, dass der "normale" Mensch nicht schwul ist. Es ist aber nun mal so, dass ein Großteil der "Normalen" trotzdem so ist, und das ist einfach das Problem. Das Anzuerkennen, zu tolerieren, das fällt einfach schwer, weil sich Homos außerhalb des von uns geschaffenen und damit (selbst)gerechten Menschen- und Lebensbildes befinden.
Wir, die "Normalen" müssen umdenken, und nicht die Schwulen oder Lesben.

Wir wollen mit wilden Tieren, siehe "Bruno- der Bär ist tot"-Thread zusammenleben, aber wir schaffen es noch nicht mal, mit Menschen die sich sexuell eben anders orientieren, nach dem Motto " Leben und leben lassen" zusammen zu leben.
Aber weint ihr nur um Gaga-Bären, die völlig durchgeknallt durch die Gegend laufen. Klar, die könnten zwar uns oder spielende Kinder anfallen, das ist klar, aber besser wildwütende Bären, als Schwule in der Nachbarschaft.

Rhona
 
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