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Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

pazifismus als grundhaltung

Wenn das dein Verständnis von "Pazifismus" ist, Ben,......

Mit den Übermächtigen zu kooperieren anstatt sich zu wehren, sich zu arangieren statt zu agieren, klein beigeben, sich fügen, alles dulden und bloß nicht aufbegehren, das ist kein Pazifismus, das ist in meinen Augen Feigheit und nichts anderes.

Rhona
rhona, da hast du recht.................. - doch ihr wisst doch ALLE (so hoffe ich doch!), dass ben etwas gaaaaaaaaaaanz anderes meint!

er meint eine ganz andere grundhaltung, die allerdings mMn nicht im geringsten damals - als leider auch heute - vorhanden ist. eine grundsätzliche friedliche und friedliebende einstellung einer personengruppe zu einer anderen.

doch ben, augenblicklich ist diese möglichkeit noch sehr unterentwickelt.
zu viel schwarz und weiß, rechthaberei und schuldzuweisung spaltet die einzelnen personengruppen voneinander ab. du siehst ja selbst an den reaktionen hier, dass die zeit für so etwas noch nicht da ist.

das wäre ungefähr so, als wenn man zu grünen fisolen (=grüne bohnen) sagte: "ihr wisst doch, dass ihr alle rossbohnen seid!" - aber die fisolen sind zur zeit nur schlank und grün. und innen drinnen haben sie nur kleine kugerln.

fusselhirn schrieb:
Was ist an der Gewalt schlimmes? Gewalt ist neutral.
Man kann sie im Guten und im Schlechten benutzen. Es kommt auf den Kontext an.
doch auch fussel muss ich recht geben. eine friedliebende grundhaltung ist sicher ein wünschenswertes gut und eine auf jeden fall erstrebenswerte vision und letztlich auch möglichkeit !
doch im einzelfall kommt es auf den gesamtkontext an, in dem sich das geschehen befindet.

zumindest kann ich einer wilden horde buben sicher nicht müt süßem gesäusel klarmachen, was nun ansteht und sache ist. da bedarf es schon stärkeren hämmern! - und die (in friedliebender und annehmender haltung) einzusetzen, darf und sollte man sich nicht scheuen.

der knackpunkt ist mMn die grundlegende haltung, die einer handlung zugrundeliegt. doch die...siehe grüne fisolen... :(

kathi
 
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AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

Ben, ich denke nicht gerne hypothetisch, sondern stelle mir Situationen lieber "alltagstauglich" vor. Daher dieses Szenario:

Du gehst mit deiner Freundin spazieren. Auf einmal steht eine Gruppe Jugendlicher vor dir, die massivst auf Streit aus ist. Ihren Pöbeleien begegnest du vielleicht noch ruhig und versuchst durch Reden an ihre Vernunft zu appellieren. Die Typen haben aber keinen Bock auf Vernunft, sondern nur auf Randale. Irgendwann grabscht einer deine Freundin an, der das ganz sicher nicht gefällt. Du redest weiter, und einer der Typen geht deiner Freundin an den Busen, ein anderer hält sie fest, während der Rest die Stimmung durch obszöne Bemerkungen anheizt.
Was machst du dann???
Da du dir denken kannst, gegen diese Übermacht nicht anzukommen und sie dein "give peace a chance"-Geseibere sowieso nicht interessiert, drehst du dich achselzuckend weg und gehst nach Hause, oder versuchst du nicht deiner Freundin zu helfen, indem du den Typen, der sie anfasst, bestenfalls nur zur Seite stößt? Das wird nicht viel bringen, denn das stachelt sie nur an. Und dann?? Reichst du ihnen die Hand, heißt sie willkommen??? Überlässt du ihnen als Zeichen deines guten Willens deine Freundin?? Schreibst du Tage später ein Gedicht für sie?? (sorry, das ist fies, ich weiß - aber irgendwie würde es zum Bild passen, dass du hier von dir abgeliefert hast.)

Sorry, Ben, aber dein Bild vom Pazifismus halte ich einfach nur für naiv und für völlig welt- und realitätsfremd.

Rhona
 
AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

Du gehst mit deiner Freundin spazieren. Auf einmal steht eine Gruppe Jugendlicher vor dir, die massivst auf Streit aus ist. Ihren Pöbeleien begegnest du vielleicht noch ruhig und versuchst durch Reden an ihre Vernunft zu appellieren. Die Typen haben aber keinen Bock auf Vernunft, sondern nur auf Randale. Irgendwann grabscht einer deine Freundin an, der das ganz sicher nicht gefällt. Du redest weiter, und einer der Typen geht deiner Freundin an den Busen, ein anderer hält sie fest, während der Rest die Stimmung durch obszöne Bemerkungen anheizt.
Was machst du dann???

Hey Rhona, woher weißt du, was die mich damals bei meiner "Gewissensprüfung" gefragt haben...:haare:
 
AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

@rhona
Wenn du das Mädchen in deinen Szenario wärest, wie sollte deine Freund idealerweise reagieren?
 
AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

Pazifismus kann nur dann glaubwürdig und wirksam sein, wenn er den Ursachen der Gewalt auf den Grund geht.

Wenn ein Kind "gewalttätig" ist und auf andere losschlägt, dann hat es Probleme mit sich selber und seiner Umwelt, denen man nachgehen müsste, anstatt es zu schlagen. Gewalt mit Gegengewalt bringt hier nichts.

In der Nazidiktatur gab es auch viele Gandhis wie Pater Kolbe, aber sie starben nur einen Heldentod. Hitler war nur mit Gewalt zu stoppen.

Wenn chinesische Studenten mit einem gewaltlosen Aufstand ihr Leben riskieren, dann tun sie es, weil der Staatsterror ihr persönliches Leben betrifft. Im Westen gab es damals dagegen kaum nennenswerte Demonstrationen auf den Straßen.

Wenn Demonstranten im goldenen Westen gegen den angeblichen israelischen Terror demostrieren (aber kaum gegen den palästinensischen), dann ist das bequem und wirkungslos. Weil es an den Ursachen vorbeigeht, natürlich ohne jedem persönlichen Einsatz und Risiko. Pazifismus und Antiamerikanismus gehen oft einher, wodurch dem echten Pazifismus Schaden und Unglaubwürdigkeit erwächst.
 
AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

Frieden ist die tiefe Sehnsucht danach, ein Leben ohne Bedrohung zu führen; Ein Leben, in dem man nicht ununterbrochen erst seinen Platz in der Welt verteidigen muss. Frieden ist die Gewissheit, hier und jetzt anerkannt zu sein. Frieden ist ein Zustand, wo nichts und niemand meine Anwesenheit und meine Person mit allem was mich ausmacht, in Frage stellt.

Wenn ich so leben kann, dann erst ist es mir möglich, mein in mir angelegtes Potential ganz zu entfalten. Denn ein großer Teil unserer Energien wird derzeit, auch von uns hier, zur Verteidigung und zur Absicherung aufgewendet.

Wir haben noch nicht gelernt, wie sich Frieden anfühlt. Wir wissen, wie wir mit Bedrohung umgehen, aber nicht, wie wir miteinander in Frieden leben könnten. Denn nicht nur dort, wo Krieg oder Terror herrschen, gibts keinen Frieden, auch bei uns, wo wir einem Dauerfeuer von Forderungen ausgesetzt sind, wie wir leben müssen, um existieren zu können. Kein Frieden weit und breit.

Wer wie Ben, wirklich aus ganzem Herzen Frieden sucht, der stößt andauernd auf das Unverständnis der Angst, es würde sicher nicht funktionieren. Wir können ja nicht einfach Frieden verordnen, aber der Wunsch, Frieden zu finden, ist der Motor, der uns vielleicht zu Lösungen führen kann. Diesen Motor sollten wir nützen, mit Blickrichtung FRIEDEN von der jetzigen Situation ausgehend neue Methoden der Konfliktlösung zu (er)finden und auszuprobieren.

Es gibt einige Organisationen, die das schon tun und die auch Informationen und Workshops zum Thema Gewaltfreiheit und Frieden anbieten. Eine davon ist der Internationale Versöhnungsbund, der auch in Österreich und Deutschland Zweige hat.

:blume1:

herzlich
lilith
 
AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

Ja gut, waren beide (gemeint sind Chamberlain und Canaris, Anm. von Zwetsche) keine Pazifisten, wie ich sie verstehe - überhaupt nicht sogar. Worauf willst du also hinaus?

Lieber Benjamin,

gern erkläre ich Dir, worauf ich damit hinaus will:

Zunächst zu den Personen:

Chamberlain war der nette englische Pemier, der 1938 nach der Münchner Konferenz aus dem Flugzeug stieg und optimistisch das Dokument vor der Presse flattern ließ, das den Frieden sichern sollte. Er hatte sich zuvor mit "Herrn Hitler" verständigt und so - so meinte er - den Frieden gesichert.

Admiral Canaris war Chef des deutschen Geheimdienstes.

Zum Hintergrund:

Hitler benutzte die sog. Sudetenfrage, um einen Krieg gegen die Tchechen zu beginnen. ER war zum Krieg bereits zu der Zeit fest entschlossen. Die Stimmung war aber gar nicht danach und es ist historisch erwiesen, daß bereits damals eine Gruppe ranghoher Offiziere plante, Hitler für den Fall eines Angriffs (notfalls mit Gewalt) abzusetzen. Einer der federführenden war Canaris. Außerdem war das Deutsche Reich noch lange nicht so gut gerüstet wie ein Jahr später, die durchaus nicht schlecht bewaffneten Tchechen hingegen zum Widerstand entschlossen. Zudem standen England und Frankreich (noch) auf Seiten der Tchechen und Gewehr bei Fuß. Nicht einmal Göring hatte Lust, einen Krieg zu beginnen.

Kurzum: Alle Zeichen standen gut, daß Hitlers Karriere ein Ende haben sollte.

Doch da kam ausgerechnet Chamberlain Hitler zur Hilfe. Beeinflußt u.a. vom WK I betrieb dieser eine "Apeasement-Politik" und wollte den Krieg mit allen Mitteln verhindern. Unter Vermittlung von Mussolini wurde die Münchner Konferenz zum "vollen Erfolg", Hitler wurde das Sudetenland zugesprochen, (den Rest der Tchechei bekam er anschließend ohne großen Aufwand noch dazu).

Chamberlain ließ sich feiern, auch Daladier (Fr.) wurde gefeiert, mußte aber noch während der Feier resigniert eingestehen, daß seine begeisterten Landsleute ihren eigenen Untergang priesen.

Die Tchechen mußten ihre Wafffen niederstrecken angsichts dieser Apeasement-Regelung und wurden ohne Aufhebens kassiert (schau Dir mal die Bilder aus Prag an, als die Deutschen einzogen). Sie fühlten sich verraten, zu Recht wie ich meine.

Hitler war zunächst sauer wie ein trotziger Rotzlöffel, daß man ihm seinen Krieg versaut hatte. Schnell fand er sich aber damit ab, kassierte die Tschechen zur Genugtuung und grinste sich einen in der Erkenntnis, daß die Engländer und Franzosen so dämlich waren und ihm scheinbar alles gäben, was er sich wünschte. Zudem nutzte er das darauffolgende Jahr, um die Wehrmacht fit zu machen für den - dann nicht mehr vermeidbaren Krieg. Den Rest setze ich eigentlich als bekannt voraus.

Und Canaris und die Offiziere: Wie sollte man einen Mann absetzen, der nun im eigenen Land dafür gefeiert wurde, daß er - friedlich und ohne Blutvergießen - die Tchechei bekam. Der aufkeimende Widerstand fiel zusammen.

Ach ja: Soweit Du der Auffassung bist, daß Chamberlain kein Pazifist war, kann ich Dir nur bedingt zustimmen. Bis 1938 war er es durchaus, erst danach mußte er wohl oder übel einsehen, daß mit Hitler keine Apeasement-Politik zu betreiben war. Er wurde bekanntlich durch Churchill abgelöst.


Mit klugscheißerischen Grüßen
Zwetsche
 
AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

seltsamer Beitrag von Andreas61

Pazifismus kann nur dann glaubwürdig und wirksam sein, wenn er den Ursachen der Gewalt auf den Grund geht

das war die Grundaussage
und jetzt kommen die Beispiele

Wenn ein Kind "gewalttätig" ist und auf andere losschlägt, dann hat es Probleme mit sich selber und seiner Umwelt, denen man nachgehen müsste, anstatt es zu schlagen. Gewalt mit Gegengewalt bringt hier nichts.

Israel hat also Probleme mit sich selber und seiner Umwelt

In der Nazidiktatur gab es auch viele Gandhis wie Pater Kolbe, aber sie starben nur einen Heldentod. Hitler war nur mit Gewalt zu stoppen.

Israel ist also nur mit Gewalt zu stoppen

Wenn chinesische Studenten mit einem gewaltlosen Aufstand ihr Leben riskieren, dann tun sie es, weil der Staatsterror ihr persönliches Leben betrifft

Israel hört also nur auf Demonstrationen israelischer oder palästinensischer Studenten

Wenn Demonstranten im goldenen Westen gegen den angeblichen israelischen Terror demonstrieren (aber kaum gegen den palästinensischen), dann ist das bequem und wirkungslos

Israel verzichtet also auf die bequeme Forderung nach einer Sonderbehandlung durch die Europäer

....

was jetzt?
 
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AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung

seltsamer Beitrag von Andreas61

das war die Grundaussage
und jetzt kommen die Beispiele

Israel hat also Probleme mit sich selber und seiner Umwelt

Israel ist also nur mit Gewalt zu stoppen

Israel hört also nur auf Demonstrationen israelischer oder palästinensischer Studenten

Israel verzichtet also auf die bequeme Forderung nach einer Sonderbehandlung durch die Europäer
....

was jetzt?

Hi Scilla,

ich bin offengestanden etwas amüsiert darüber, daß ausgerechnet Du den Beitrag von Andreas seltsam findest. Wie wär´s, wenn Du anstatt lyrische Gedankenfetzen zu präsentieren, zur Abwechslung mal Roß und Reiter bennenst?

Gruß
Zwetsche
 
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