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Manipulativ erzeugte Bluthochdruck-Angst

Neugier

Well-Known Member
Registriert
29. März 2004
Beiträge
3.687

Manipulativ erzeugte Bluthochdruck-Angst


Die Grenzwerte für normalen Blutdruck und Beginn von pathologischen
Formen von Bluthochdruck (Hypertonie) wurden im Laufe der Jahrzehnte
deutlich nach unten verschoben und werden vor allem für Senioren
auch heute noch kontroversiell diskutiert.

Unter anderem wird für Senioren der Nutzen eines medikamentösen
Therapiebeginns bei einem Blutdruck von unter 160 mm Hg angezweifelt !

In der häufig zitierten HYVET-Studie wird beispielsweise
als Therapieziel eine Einstellung auf systolische Werte von 150 mm Hg
angegeben.


Die weitestgehend von der Pharma-Industrie gesteuerte Informationspolitik
über Blutdruck kann bestenfalls als irreführend bezeichnet werden.

Das soll in nachfolgenden Beiträgen
an zwei Beispielen illustriert werden:

1. Verwirrung und Verunsicherung durch unterschiedliche Messmethoden

2. Selektive Berichterstattung über die Vorbeugung vor Schäden
durch blutdrucksenkende Medikamente.


>Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.<

 
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Verwirrung und Verunsicherung.


Eine beträchtliche Verwirrung und Verunsicherung gerade älterer Personen
entsteht durch Veröffentlichung von Statistiken über die Verbreitung
von Bluthochdruck, bei deren Messung nicht das in allen Arztpraxen,
Kliniken und handelsüblichen Messgeräten eingesetzte Riva-Rocci Verfahren
mit Beobachtung der Korotkoff-Geräusche verwendet wird,
sondern das (präzisere ???) oszillatorische Verfahren.

Das oszillatorische Verfahren weist beispielsweise bei älteren Personen
um ca 20 mm Hg niedrigere Werte aus, als das übliche Verfahren.

Z.B. die Mittelwerte (in Klammer Standarabweichung)
für Männer in Deutschland in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren,
gemessen mit dem üblichen Verfahren:

153 (23) mm Hg systolisch
83 (12) mm Hg diastolisch

Im Gegensatz dazu die Mittelwerte der gleichen Kohorte,
gemessen mit dem oszillatorischen Verfahren:

130,27 mm Hg systolisch
73,29 mm Hg diastolisch

Wenn nun nach einer Blutdruckmessung einer älteren Person
mit der üblichen Methode der gemessene Wert
mit den veröffentlichten Statistiken verglichen wird,
entsteht der völlig falsche Eindruck,

dass ein um 20 mm Hg überhöhter Blutdruck vorliegt,


und die Anwendung von blutdrucksenkenden Medikamenten angezeigt ist.

Diese Angstmache mit irreführender Information ist eine RIESEN-SAUEREI !

>Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.<

 

Selektive Berichterstattung über die Vorbeugung vor Schäden
durch blutdrucksenkende Medikamente.


In der Berichterstattung über die positive Wirkung von
blutdrucksenkenden Medikamenten werden häufig Studien zitiert,
die eine deutliche Reduktion des Risikos für verschiedene
Schadensvorfälle aufzeigen.

Beispielsweise bei der HYVET-Studie eine Reduktion des Risikos
für Schlaganfall um 21 %,
für Herzinfarkt um 23 %,
sowie bei weiteren Risiken eine Reduktion in der gleichen Größenordnung.

Diese Argumentation wirkt auf den ersten Blick zweifellos überzeugend.

Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch zweierlei heraus:

1. Diese Ergebnisse wurden mit (80-jährigen) Patienten erzielt

deren mittlerer Blutdruck bei 173 mm Hg lag.


Das heisst, in diese Untersuchung war eine große Zahl von Patienten
mit einem Blutdruck von 180, 190, oder 200 mm Hg eingeschlossen.

Bei einem derart hohen Blutdruck zweifelt kaum jemand daran,
dass eine Blutdrucksenkung diverse Risiken senken kann.


2. Das mit der Medikation angestrebte Therapieziel war 150 mm Hg.

Das heißt im Klartext, für Personen über 80 Jahre

wird ein Blutdruck von 150 mm Hg als unbedenklich betrachtet.


Dieses Therapieziel von 150 mm Hg für 80-Jährige
steht in starkem Kontrast zur Verschreibungspraxis
von blutdrucksenkenden Medikamenten bei Blutdrücken ab 130 mm Hg.


>Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.<

 
Zuletzt bearbeitet:

Bluthochdruck-Angsterzeugungs-Religion ?


Einem notariell beglaubigten Verschwörungstheoretiker drängt sich
nun die Frage auf:

Könnte es eventuell sein, dass Missionare einer
Bluthochdruck-Angsterzeugungs-Religion im Dienste der Pharma-Industrie
verwirrende selektive Informationen über Zusammenhänge
zwischen Blutdruck und Krankheitsvorfällen verbreiten,
die darauf abzielen, möglichst viele Personen zu verunsichern,
damit sie sicherheitshalber blutdrucksenkende Medikamente einnehmen ?

Wenn diese Missionare im Hauptberuf als
Allgemeinmediziner, Internisten oder Apotheker auftreten,
dann macht das die Sache nicht einfacher.

>Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.<

 

Und die Moral von der Geschicht ?


Welche Schlussfolgerungen sind also
aus diesen Beobachtungen zu ziehen?

Allem voran ist darauf zu achten,
dass zu einem Vergleich der eigenen Messwerte
mit statistischen Daten über die Gesamtgesellschaft
eine Statistik herangezogen wird,
die mit der selben Messmethode erstellt wurde,
wie die Messung der eigenen Werte.

Glücklicherweise ist ja eine quasi amtliche Statistik
über die Verteilung der Blutdrücke in Deutschland verfügbar,
die mit der am häufigsten verwendeten Messmethode
nach Riva-Rocci erstellt wurde.

Der veröffentlichte Bundes-Gesundheitssurvey-1998 (BGS98)
enthält unter anderem das Kapitel
"Blutdruck in Deutschland – Zustandsbeschreibung und Trends"

https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final
/de/dokumente/zw_das-gesundheitswesen/gesu-suppl_klein.pdf

In diesem Bericht werden auf PDF-Seite 37, Tabelle-1,
die mittleren Blutdruckwerte und die Standardabweichung
nach Altersklassen, Geschlecht und West/Ost ausgewiesen.
Für diese Gesundenuntersuchung wurden die Blutdruckwerte von
rund 7100 Probanden nach dem Riva-Rocci Verfahren gemessen.
Diese Statistik eignet sich deshalb sehr gut für Vergleiche
mit den üblichen Messungen.


Für Messungen des eigenen Blutdrucks, die mit
dem oszillatorischen Verfahren vorgenommen wurden,
steht zum Vergleich ebenfalls eine quasi amtliche Statistik
zur Verfügung.
Der im Jahr 2013 veröffentlichte Bericht über Ergebnisse
der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)
enthält unter anderem die Abhandlung
"Blutdruck in Deutschland 2008–2011"

http://edoc.rki.de/oa/articles/re8KOEo8EndiU
/PDF/27o1T5kanfuvA.pdf

Bei der Gesundenuntersuchung DEGS1 wurden die Blutdruckwerte
mit dem oszillatorischen Verfahren gemessen.


Nach dem Vergleich der eigenen Messwerte
mit einer geeigneten Statistik

kann die Interpretation der Ergebnisse
dem Missionar des Vertrauens überantwortet werden
[... der dann hoffentlich zwischen Korrelation und Kausalität
unterscheiden kann].

>Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.<

 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Neugier für diesen Thread. Nach dem Lesen deines Threads habe ich sofort meinen Ruhepuls (mit einer Handmanschette) gemessen und eine erfreuliche Feststellung wie nach einem leichten Dauerlauf gemacht: Puls leicht erhöht und Blutdruck überraschend in einem - für Ärzte leider - "stinknormalen" Bereich...
:lachen:
 
Im Seniorenheim gabs immer das "Phänomen" des hohen Butdrucks( oder Puls) aufgrund von Aufregung bei Messung. Besonders wenn ein Arzt da war.
"Ohnein mein Blutdruck ist bestimmt wieder viel zu hoch."Ich gb zu, da hab ich schon gschwindlt, um ihn nch höhr zu jagn. Di näcst Msung passt sich dann der genannten Zahl an.
Trotzdem war das Messen Pflicht und auch in der ersten Maßnahmen bei Stürzen.
Ich zieh da Pulsfühlen vor- also spüren wie er sich in Verbindung des Allgemienzutands anfühlt.
Bzw spürt man ja selbst wenn man Probleme hat und muss da auf den Körper hören.
Kriegt man zB nen roten Kopf und spürt den Puls hämmern, ist am ende eine Pause angebracht, nn der man mal dann die Füße hochlegt, in Glas Wasser trinkt usw.
Allerdings sind Medikamte auch nicht immer böse und abzulehnen.
 
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Rücksichtsloses Konsumentenverhalten.

5Zeichen schrieb:
... Ich messe einen Blutdruck nicht.
5Zeichen,
du bringst es also tatsächlich übers Herz,
deinen möglicherweise, vermutlich, wahrscheinlich
weit überhöhten Blutdruck gar nicht erst zu messen?

Und wie bei einem derart egoistischen Konsumentenverhalten
die notleidenden Unternehmen wie Bayer, BASF, Ratiopharm,
GL-Pharma, etc., ihr nagendes Problem der nicht und nicht
explodieren wollenden Profite lösen sollen,
daran verschwendest du keinen Gedanken?

Ts..., ts..., ts... ! :)

>Das musste auch einmal in aller Klarheit gefragt werden.<

 
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