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Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

Englisch ist schon längst Wissenschaftssprache

Hallo Sunnyboy!

Ich hoffe, du nimmst mir jetzt nicht übel, wenn ich ganz konkret das schreibe, was ich von diesem Vorschlag halte, auch wenn es ein wenig schroff klingen mag.

Ich halte diese Idee für einen Riesenschwachsinn. (sorry wegen der Ausdrucksweise)
Lateinunterricht sollte meines Erachtens überhaupt aus der Schule entfernt werden. Seien wir doch ehrlich, das, was Schüler in Österreich an Latein lernen, brauchen 95% der Schüler zu 95% in ihrem späteren Leben nie wieder. Latein ist eine tote Sprache. Und das soll sie bleiben. Es ist völlig sinnlos, sie noch für irgendetwas zu verwenden, weil es der Mühe und Kosten einfach nicht Wert ist. (Ausgenommen für historische Untersuchungen, wo Latein freilich von großem Nutzen ist.) Die Vorteile, der toten Sprache Latein, die du aufzählst, verstehe ich nicht, weil ich darin keinen Vorteil sehe.
Außerdem- verhält es sich nicht genau andersherum? In einer lebendigen Sprache muss man sich an Sprachkonventionen halten- bestimmte Wörter sind mit bestimmten Bedeutungen, Interpretationen und Gefühlen belegt. Das Lateinische bietet einem mehr Freiheiten.
Das ist bei jeder Sprache so, die gesprochen wird. Eine dem Menschen vertraute Sprache, wird immer mit Emotionen und Interpretationen behaftet sein. Würde man Latein zur Wissenschaftssprache der Welt erklären, würde es sich mit ihr genauso verhalten, wenn sie erst einmal benutzt wird.

Das zweite Argument ist das, dass Englisch leichter zu erlernen sei als Latein, mit seinen vielen Deklinationen, Konjugationen, AcIs und Abl.Abs'.

Das ist lediglich ein typisches Schülerargument- in Wahrheit ist es doch so, dass Latein zwar eine komplexere Grammatik hat, aber gerade diese Grammatik macht es doch erst möglich, diese Sprache vernünftig zu erlernen, da hinter ihr ein System steckt. Englisch, wenn man es richtig beherrschen will, erfordert im Endeffekt mehr Lernanstrengung, da es in dieser Sprache hunderte von Ausnahmen und Abweichungen gibt.
Das glaube ich nicht. Ich denke, Latein ist schwerer als Englisch zu erlernen.

Das letzte wichtige Argument für Englisch ist das, dass Englisch ja weltweit gesprochen und verstanden wird- Latein dagegen nirgendwo.

Ja, stimmt, und das ist wohl auch das beste Argument, das für Englisch als Weltsprache und Wissenschaftssprache steht.
Den kulturellen Konflikt, den du darin siehst, den gibt es meiner Ansicht nach nicht. Es gibt auf der Welt keine ernsthaften Gegenbewegungen, die dem Englischen seine Stellung absprechen wollen. Araber haben Englisch als Wissenschaftssprache genauso akzeptiert wie Chinesen oder Russen. Die größten wissenschaftlichen Treffen der Welt werden immer auf Englisch abgehalten und es ist mir bis dahin nicht bekannt, dass es deshalb jemals einen Streit gegeben hätte. Kultureller und wissenschaftlicher Austausch geschieht schon längst auf Englisch und erleichtert die Kommunikation der Wissenschaftler aller Welt. Zudem war die Englische Sprache, als sie sich begann durchzusetzen (und sie hat sich bereits durchgesetzt), gewiss nicht weniger umstritten als heute. Vor allem das Image Englands als Kolonialmacht war auf der Welt sehr angeschnitten. Man darf aber auch nicht vergessen, dass England selbst große wissenschaftliche Leistungen hervorgebracht hat, um die es auf der Welt auch beneidet und angesehen wurde. Mahatma Gandhi zum Beispiel, der Indien von der Kolonialherrschaft Englands befreien wollte, bezeichnete England in seiner Jungend als des Zentrum aller menschlichen Zivilisation.

Außerdem wäre Latein nie und nimmer eine Sprache, die kulturell gesehen geeigneter wäre. Warum sollten Chinesen auf die Idee kommen und Latein als Wissenschaftssprache akzeptieren? Oder Inder? Oder Russen? Oder Araber? Genauso gut könnte man Sanskrit einführen. Gerade hier würde ich einen kulturellen Zwist für möglich halten.
Englisch ist bereits weltweit als Wissenschaftssprache anerkannt. Und diesen Rang wird man Englisch auch nicht so schnell abnehmen, zumal ja die größten wissenschaftlichen Errungenschaften auf "westlichen Boden" gemacht werden und in den letzten 400 Jahren gemacht wurden. Und hier hat sich Englisch nun einmal durchgesetzt, was historisch auch nicht grundlos so gekommen ist.

Ich sehe diesen Umstand als Bereicherung an und bin froh, dass sich daran sobald nichts ändern wird.

mfg

Ben
 
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AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

"Das glaube ich nicht. Ich denke, Latein ist schwerer als Englisch zu erlernen." (Benjamin)

Der Meinung bin ich auch.
 
AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

hallo, robin!

Könnte mir vorstellen, dass z.B. beim Ingenieursstudium in Asien nicht nur aus Gründen der Internationalität auf Englisch zurückgegriffen wird. Sondern weil man mit der Symbolsprache auf wissenschaftlicher Ebene einfach nichts vernünftig ausdrücken kann.
Daher würde ich meinen Hintern verwetten, dass Chinesisch Englisch in den nächsten 1000 Jahren nicht ablöst, selbst wenn bald 50% aller Menschen Chinesen sind...

da hast du natürlich recht. solche symbolsprachen sind denke ich mir unseren schriftsprachen hinsichtlich verwendbarkeit unterlegen. allerdings darf man nicht vergessen, dass es mal maos betreiben war, die lateinische schrift in china einzuführen.
 
AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

Ich wundere mich nur ob dem Vorschlag.

Millionen Gläubigen empören sich, dass Latein wieder Einkehr in die Kirchen findet...die Kirche sich noch mehr von den Menschen distanziert... sollte sich auch die Wissenschaft dem anschliessen, noch elitärer werden?
 
AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

ja, dem stimme ich zu

eine wissenschaftliche maxime ist "teile dein wissen", daher ist es auch wissenschaftlicher usus, seine fortschritte zu publizieren
(leider werden fast ausschließlich fortschritte publiziert; es wäre insgesamt vielleicht sinnvoller, erkenntnisse zu publizieren, also auch "ich habe dies & das versucht, aber es geht nicht")
der sinn dahinter ist, dass man auf dem schon erlangten wissen aufbauen kann, und das rad nicht immer und immer wieder neu erfunden werden muss

daher ist kommunikation essentiell, und auch archivierung ist hier ein teil davon
je leichter eine wissenschaftliche arbeit verstanden wird, desto besser
ich sehe keinen vorteil darin, eine "künstliche sprache" einzuführen

ebenso ist es wichtig, dass wissenschaftlichen von außenstehenden zumindest ansatzweise verstanden wird, denn letztendlich sind sie es, die forschung finanzieren und von den ergebnissen profitieren

lg,
Muzmuz
 
AW: Englisch ist schon längst Wissenschaftssprache

Lateinunterricht sollte meines Erachtens überhaupt aus der Schule entfernt werden. Seien wir doch ehrlich, das, was Schüler in Österreich an Latein lernen, brauchen 95% der Schüler zu 95% in ihrem späteren Leben nie wieder. Latein ist eine tote Sprache. Und das soll sie bleiben.

Hallo Ben,

diese Ansicht teile ich, der ich der älteren Generation angehöre, nicht.

Auch wenn Latein eine sog. "tote Sprache" sein mag, so ist es doch die Grundlage aller romanischen Sprachen. Deshalb habe ich auf dem Gymnasium Ende der 1950er Jahre im naturwissenschaftlichen Zweig bewusst Latein dem Englisch vorgezogen, auch wenn ich da als Exot betrachtet wurde (Die englischen Schlager ...). Aber ich habe es nie bereut. Es hat mir beim Erlernen der englischen Sprache sehr geholfen, und es ist mir auch in anderen Sprachen, die ich nicht spreche, ein gewisser Wegweiser zum Verständnis.

Salve, Salute, Salü, ....
Hartmut
 
AW: Englisch ist schon längst Wissenschaftssprache

Hallo Ben,

diese Ansicht teile ich, der ich der älteren Generation angehöre, nicht.

Hallo Hartmut,

ich denke, deine Ansicht zu verstehen, ich bin aber dennoch einer anderen.

Ich muss aber auch gestehen, dass ich überhaupt das gesamte Schulsystem in Österreich mehr als nur kritisch beäuge. Ich bin der Meinung, dass das, was wir weithin als Allgemeinbildung bezeichnen, größtenteils für das wirkliche Leben unwichtig ist. Es ist Verschwendung von Zeit und Mittel, einen großen Teil der Bevölkerung so etwas wie Zwangsbildung auszusetzen. Ich würde sagen, deutlich mehr als die Hälfte von dem Aufwand, den ich in meiner Schulzeit aufgebracht habe, war umsonst. Viel Zeit und Energie habe ich damit verbracht, Dinge auswendig zu lernen, die mich nie interessiert haben und ich auch nie wieder brauchen werde.
(Was nicht heißen soll, dass es jedem so gehen muss. Wer Latein lernen möchte, dem soll die Gesellschaft die Möglichkeit bieten.)

schönen Abend-wünschend

Ben
 
AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

Benjamin schrieb:
Wer Latein lernen möchte, dem soll die Gesellschaft die Möglichkeit bieten.
Das ist allerhand. Der Gute König Benjamin I. weist die Gesellschaft an, mir die Möglichkeit des Erlernens möglicherweise toter Sprachen zu ermöglichen, auch wenn seine Interessengebiete ganz anders gelagert sind (z.B. in der Ausmerzung von Fremdwörtern in seiner eigenen Rede.) Danke, Guter König!

ps schrieb:
du meinst also, dass englisch nur deshalb im vormarsch ist bzw. war, weil es einfacher ausdrückt, was gemeint ist!?!
Nein, Peter, ich würde die Präponderanz des Englischen eher an einen Wissenschaftsbegriff koppeln, der im 20. Jh. in den neuformulierten positiven, experimentellen Erfahrungswissenschaften entstanden ist und der hauptsächlich im angelsächsischen Sprachraum theoretisch fundiert wurde (Popper). Deutsche Wissenschaft hat sich erst unter diesem Einfluß von ihren metaphysischen Begriffsvoraussetzungen gelöst, in der Musikwissenschaft (um den von Dir aufgezählten Disziplinen eine weitere hinzuzufügen) verhält man allerdings bis heute spröde gegen objektiv Meßbares, wie man es doch in jeder Sprache darstellen können müßte.

ps schrieb:
du begründest also eher das vorherrschen der speziellen sprache als sprachimmanentes problem, während ich meine, dass es vom äußeren, sozial-politischen umfeld abhängt!
Ich verstehe das Problem nicht. Ist denn die Eigenbrötlerei irgendwelcher wissenschaftlicher Spezialdisziplinen, in denen Deutsche einmal groß waren, dem Common Sense - zu Deutsch: dem allgemeinen Verstand - vorzuziehen?

Aber hier im thread erregt man sich ja über das Lateinische. Ich halte es für sinnvoll, Latein zu lernen, da die meisten szientifischen Begriffe (gerade die im englischen gebrauchten!) auf lateinische Wörter zurückgehen. In den "modernen" Theorien des 20. Jahrhundert wurde es dann sogar zur Vorgabe, "neue" Begriffe zu formulieren; aber man hat sich der alten Wörter bedient. "Information" ist ein schönes Beispiel dafür. Wie aber soll man den abweichenden Gebrauch dieses Wortes in Biologie, Kybernetik, Semiotik etc. überhaupt sich erklären, wenn man die klassische Stammbedeutung und deren Konnotationen nicht kennt?

Benjamin schrieb:
Englisch ist bereits weltweit als Wissenschaftssprache anerkannt.
Na eben. Und wenn im Chinesischen (das alles andere als eine "Symbolsprache" ist) neue Schriftzeichen gebildet werden, weil es neue Erkenntnisse gab, nehmen die eine neue Bedeutung auf, aber sie werden nicht durch genuin chinesische Silben wiedergegeben. Das neue Schriftzeichen repräsentiert dann ein ursprünglich englisches Wort, das so gut es geht in einer der chinesischen Zunge angepassten Weise ausgesprochen wird.
 
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AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

Also ich finde das sich einige Fachworter auf latein tausendmal besser anhören wie auf englisch .. ich weiß nicht aber für mich fehlt da so ein bisschen das feeling ^^

Naja ich habe mir fest vorgenommen einmal Leitein zu lernen lol^^ obwohl ich schon mit englisch meine Probleme habe . aber aus irgenteinen Grund finde ich Latein schön hört sich toll an ( meine freundin hat das genommen ) .

Englisch naja irgentwie find ich die sprache hässlich außer zum singen aber man singt nicht den ganzen tag .Außerdem finde ich es mies dann man gezwungen wird diese Sprache zu lernen kein wunder das es die weltsprache ist wenn man es umbedingt in der schule haben muss . Ich persönlich würde viel lieber andere sprachen lernen aber nein du musst dich an dieses greusliche englisch setzen noch dazu mit lehrern die diese Gummie sprache selbst nicht richtig aussprechen können .
 
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AW: Latein statt Englisch als Wissenschaftssprache

La Lingua pura...

englisch als universelle Sprache ist schon ok, denn es geht nicht nur ums schreiben (von wissenschaftlichen artikeln), sondern auch ums Sprechen, z.B. auf Tagungen, in Seminaren, und da erreicht man mit Englisch, so denke ich, immer noch mehr Zuhörer als mit Latein, das so gut wie nirgends mehr gesprochen wird (im Vatikan vielleicht noch).

Lateinische/griech. Einflüsse gibts in der Wissenschaft sowieso in den ganzen "Fremd"wörtern. Wenn man die Fachbegriffe beherrscht, ist Englisch ziemlich einfach zu lesen. Ohne Fachbegriffe nützt das Schulenglisch allerdings nichts.

Übrigens sind viele englische Lehrbücher didaktisch besser als im Deutschen aufgebaut...

so long,
Nachmittagsphantast
 
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