Hallo,
in der Geschichte war es immer ein dunkles Kapitel wenn jemand versucht hat, seine Pläne für eine "ideale Welt" in die Tat umzusetzen. So ein Ansinnen ist mit seinem top-down Ansatz in der Tat das Gegenteil einer Demokratie, wo das Gesellschaftssystem bottom-up gestaltet wird.
Und in der Tat, die Meisten denken mehr oder minder nur an sich, nicht so wie vom verblendeten scriberius behauptet, nur eine Minderheit. Man braucht sich ja nur fragen, warum die Wähler genau jene Partei wählen die sie eben wählen und nicht eine andere. Und ein gesellschaftliches System wird umso stabiler, je mehr man den Menschen erlaubt bzw erlauben kann, an sich zu denken. Die Geschichte lehrt ja im Großen wie im Kleinen was herauskommt wenn man Menschen dazu zwingt, auch gegen ihre eigenen Interessen für jemand anders (sei es die Gemeinschaft insgesamt, sei es eine Gruppe oder eine einzelne Person) zu handeln. Dieser Zwang lässt sich mit Gewalt, in welcher Form auch immer, in einem gewissen Maße und für eine gewisse Zeit ausüben. Wird aber dieser Zwang zu groß, kommt es zur Revolution.
Mehr zu bekommen als man braucht, reicht dem Menschen in der Regel nicht. Erstens, ist es nicht klar zu definieren, was "man braucht". Denn ein "ich brauche" ohne Kontext gibt es nicht. "Ich brauche" ist nämlich nur eine Kurzform für "Ich brauche ... um zu ...". Und je mehr man hat, desto mehr fordert man. Schau dich nur in unseren Ländern um. Wir haben mehr als wir brauchen UM ZU überleben und mehr als wir brauchen UM SATT ZU SEIN und viele mehr. Aber wie zufrieden sind wir ? Es gibt immer noch solche Typen wie scriberius, die im Schlaraffenland im Honigtopf sitzen und sich beklagen, wie schlecht es um die Welt steht.
Untersuchungen haben gezeigt, dass "viel zu haben" Menschen weniger befriedigt als "mehr zu haben als andere". Sprich, ein Szenario in dem man selbst 5000 Euro hat und alle anderen nur 2000 Euro gefällt mehr als eines, indem man selbst 10000 Euro hat und alle anderen 20000. Das ist der Natur geschuldet, denn mehr zu haben als die anderen hilft in der Konkurrenzwelt weiter als lediglich viel zu haben. Ersichtlich am Gedankenspiel, wenn wir davon ausgehen, dass sie attraktivsten Weibchen sich den Platzhirsch, also den, der am Meisten hat, aussuchen. Hat man also das Meiste, kriegt man die besten Weibchen und der Nachwuchs prospieriert. Wenn man selbst viel hat, aber die anderen haben noch mehr, geht man hingegen leer aus.
Solche natürlichen, gegeben Umstände lassen sich durch politische Ideen nicht außer Kraft setzen. Menschen haben eine natürliche Neigung, ihre Situation verbessern zu wollen. Das Ziel eines politischen Systems kann also nur sein, diese natürliche Neigung möglichst zum Vorteil aller zu nutzen. Dieser Versuch geschieht bei uns. Hat jemand finanziellen Erfolg, profitieren alle anderen über das Steuern- und Abgabesystem.
Und siehe da, in unseren Breiten wird jemand, der materiellen Erfolg hat, nicht nur dankbar begegnet, sondern eher angefeindet. Selbst, obwohl man selbst mitprofitiert. Einfach, weil der Aspekt "der hat mehr als ich" gegenüber dem Aspekt "ich profitiere in geringen Umfang von seinem Erfolg" überwiegt.
Die Vorstellung, dass alle glücklich und zufrieden wären, wenn man doch nur zusammenarbeitet und "die Macht" fair aufteilt, ist eine ideale. Sie ignoriert aber essentielle Aspekte der Realität.
Auch, was "fair" ist, ist eigentlich nicht fest zu machen - betrachten wir dazu Steuersysteme.
Fair wäre doch, wenn jeder betragsmäßig gleich viel Steuern zahlen müsse (=fixer Steuerbetrag), denn jeder hat den gleichen Anteil am Staat und den staatlichen Einrichtungen.
Fair wäre doch, wenn jeder anteilsmäßig von seinem Einkommen Steuern zahlen müsse (=flat tax), denn jemand mit höherem Einkommen tut ein bestimmter Betrag weniger weh.
Aber, in der Realität wird von den Meisten ein Steuersystem als am Fairsten empfunden, wenn die Steuer nicht konstant bleibt oder linear mit dem Einkommen steigt, sondern überproportional ansteigt (= progressive Steuer). Das heißt, jemand mit doppeltem Einkommen zahlt nicht doppelt so viele Steuern, sondern das Drei- oder gar Vierfache (oder was auch immer).
Alle drei Versionen habe ihre plausiblen Hintergründe, warum sie jeweils "fair" gelten können. Je nach Aspekt finden sie auch ihre Zustimmung.
Aber alle drei Systeme beinhalten eines: Je mehr man selbst tut und verdient, desto mehr bleibt einem auch selbst, auch nach Abzug der Steuern. Und das ist es, was Menschen bei Laune hält, ökonomisch "mehr" zu leisten. Die Aussicht, dass die eigene Leistung die eigene Situation (sprich: mehr Nettoeinkommen) verbessert. Steuersysteme gewährleisten, die Gemeinschaft am Erfolg des Einzelnen Teil haben zu lassen. Ein System, das aber diesen Aspekt zu Gunsten eines gewünschten Gemeinwohls zu ignorieren oder gar zu verbieten, ist in der Realität zum Scheitern verurteilt.
Und geht es heute nicht deswegen so gut, weil wir so selbstlos und sozial wären. Sondern weil wir in einem System leben, in dem die Gemeinschaft vom Egoismus des Einzelnen mitprofitiert. Dieser Umstand ist prinzipiell naturgegeben, aber die konkrete Ausformung bzw implementation in den geschaffenen gesellschaftlichen Strukturen ist Aufgabe der Politik. Menschen haben eine natürlich Neigung zur Kooperation. Allerdings nur so lange, wie sie sich selbst davon einen Vorteil versprechen. Ein prosperierendes System ist also nicht eines, das zum Altriusmus zwingt sondern eines, indem Kooperation möglichst immer zum allseitigen Vorteil führt. Das ist natürlich nicht immer möglich - wenn das System in dem Falle aber nicht erlaubt zum eigenen Vorteil zu handeln entsteht Unzufriedenheit entweder bei dem der nicht handeln darf oder bei Anderen, wenn jener dann dennoch handelt.
lg,
Muzmuz